Beiträge von Schneelöwin im Thema „Zufluchtnahme“

    Meine Erfahrung ist die: ich lese (für mein Befinden) immer wieder grossen Unfug von "anerkannten Lehrern".

    Das wundert mich jetzt nicht wirklich:grinsen:

    Manchmal legt sich der große Unfug nach meiner Erfahrung in ein paar Jahren :tee:



    Es gibt vermutlich meist eine Art Deutungsfreiheit,

    Aber ja, schön dass Du diese Freiheit noch einmal erwähnst und diese Freiheiten können, je nach Blickwinkel, total variieren


    Kleine Zugabe: Als Kind hockte ich gerne lange Zeit auf dem Rasen, auch im Winter, und nahm dann wahr, als die ersten grünen Grashalme auftauchten.

    Einmal kam mein Großvater vorbei und meinte lächelnd, schau genau hin; irgendwann wirst Du das Gras wachsen sehen.

    So ein kleiner Nebensatz und über die Jahre zig verschiedene Deutungen wie er diese Passage damals wohl gemeint hat:oops::?

    Lese ich sicherheitshalber noch in einer buddhistischen Historiographie über die Entstehung der Sangha nach,

    wird über "verschiedene Buddhas" aus verschiedenen Quellen berichtet.

    Jedenfalls lohnt sich das Lesen, im Hinblick auf eine Verwirrung, wenn von unterschiedlichen Quellen ausgegangen wird.


    Im Kontext also zum buddhologischen Hintergrund, also wenn man nicht nur einen historischen Blick, mit wenig vorhanden Eckdaten schaut, sondern "die dogmatische Sicht" hinzuzieht schreibt Oliver Freiberg folgendes:


    Zitat

    Vielen frühbuddhistischen Lehrtexten zufolge gehört der Saṅgha aus dogmatischer Sicht zum Wesen eines Buddha: Ein vollkommen erleuchteter Samyaksambuddha (Pāli: Sammāsambuddha) lehrt den Dharma und schart einen Saṅgha um sich. In der Konzeption des Buddha als einem ungewöhnlichen („großen“) Menschen (Sanskrit: mahāpuruṣa, Pāli: mahāpurisa), besitzt dieser zweiunddreißig besondere Kennzeichen, an welche nach dieser Vorstellung ein großes und reines Gefolge geknüpft ist.Das Gefolge sei diesem Buddha zugeneigt, es erfreue sich an ihm, komme zu ihm und höre seine Rede.



    Dann liest man in der Historie aber auch, dass in einigen Quellen der Gründung einer Sangha keine besondere Beachtung geschenkt wurde und historisch nur sehr wenige Eckdaten darüber existieren.


    Freiberger_Gruendung_des_Sangha-AKAR_5.pdf



    Der Überlieferung zufolge erteilte der historische Buddha selbst den Mönchen den Auftrag seine Lehre zu überliefern

    und zu verbreiten:


    Zitat

    "Geht, Dir Mönche, und macht Euch auf den Weg zum Wohle und zum Glück der Menschen, aus Mitleid mit der Welt, zum Wohle und zum Glück von Göttern und Menschen! ... Predigt die Lehre, ihr Mönche, ... und verkündet das reine, heilige Leben!"


    Dieser Text mutet für mich zwar von der Sprache etwas "religiös" an, jedoch steht wohl in den Schriften auch:


    Zitat

    die Sprache der Überlieferung wurde zu Beginn ausdrücklich nicht festgelegt, da der Buddha selbst angeordnet hatte, daß die Tradierung der Lehre in der Sprache des Überliefernden erfolgen sollte


    bd1-k03huesken.pdf

    PDF-Seite 4 (Buchseite 55)


    Und das glaube ich, dass der historische Buddha die Sprache nicht festgelegt hat und somit alle Wortgebungen nur eine Formulierung ist, die nachträglich entstanden ist.

    Für mich dann also Alles von der Wortgebung im Kanon bis zu den 3 Juwelen etc.etc.etc.

    Also macht es für mich keinen Sinn mehr, sich über "Formulierungen" den Kopf zu zerbrechen; es sei denn, der Kontext der Übertragung fühlt sich nicht stimmig an.


    Wenn die Mönche also tatsächlich gesandt wurden, um die Lehre zu verbreiten, dann macht wahrscheinlich doch eine Sangha auch Sinn?

    Man kann in eine Sangha gehen - wenn man meint, man schafft es nicht allein oder diese aus sonstigen Gründen benötigt oder man geht seinen Weg allein, im Kontext mit der Lehre und seinen Schriften.


    Überall kann ich in Abhängigkeiten geraten, selbst Bücher und Schriften können falsche Formulierungen/ Überlieferungen enthalten - ich meine, dass das nicht unbedingt ein Ausschluss-Kriterium für eine Sangha darstellen dürfte.

    Jetzt bin ich in der Uni "fündig" geworden. Dort spricht man ebenso von den 3 Juwelen aber auch mit dem letzten Satz wird betontt - aus eigener Kraft -.


    Zitat

    Der kleinste gemeinsame Nenner der vielfältigen Ausprägungen des Buddhismus dürfte wohl die Zuflucht zu den drei Juwelen Buddha, Dharma und Samgha sowie die vier edlen Wahrheiten darstellen, zunächst einmal der Auffassung also, dass unsere Existenz im Daseinskreislauf immer wieder mit Leid verbunden ist. Darüber hinaus ist dieses Leid verursacht. Es kann daher aber auch beendet werden, und es gibt einen Weg zu diesem leidfreien Zustand. Der Buddhismus geht also von einer existenziellen Unheilsituation aus, in der sich der Einzelne befindet (die ersten beiden Wahrheiten), und bietet ein Heil an, das in erster Linie durch eigene Leistung und in manchen Formen des Mahāyāna-Buddhismus auch durch Gnade erworben werden muss. Nach Mensching sind das die entscheidenden Kriterien für eine Universalreligion. Das Gegenstück dazu wäre die Volksreligion, in der das Heil oder der positive Kontakt mit einer göttlichen Überwelt durch Pflege (lat. cultus) erhalten werden muss. Solche volksreligiösen Elemente werden z.b. im indo-tibetischen Vajrayāna greifbar. Bei dieser allgemeinen religionswissenschaftlichen Einordnung scheint mir noch wichtig, dass es im Buddhismus im Gegensatz zum Christentum, das einen Weg Gottes zu den erlösungsbedürftigen Menschen kennt, darauf ankommt, dass jeder einzelne sein Glück in die Hand nimmt und eigenverantwortlich und vor allem aus eigener Kraft den aufgezeigten Weg geht. Der Buddha spielt dabei in erster Linie die Rolle eines Wegweisers.


    bd10-k14mathes.pdf

    Buddha selbst lehrte aber ganz klar, dass man zu sich selbst (!) und zu der Lehre "Zuflucht", also Schutz und Sicherheit suchen soll. Seine Worte: "Nehmt nicht (!) andere "Zuflucht".

    Genauso würden sich diese Zeilen, sogar ohne Prüfung, für mich auch richtig anfühlen.

    Eine weitere Seite wäre, die drei Juwelen schließen diese Punkte ja nicht aus.


    Von drei Juwelen spricht man im Zusammenhang einer Lehre oder Lehraussagen doch nur, um diese zu beschönigen.


    :grinsen: Ja, stimmt, dieser gesamte Text "Zuflucht" wirkt auf mich sehr beschönigt.

    Die andere Seite ist, vielleicht benötigt man "anfänglich" diese Juwelen, um diese später getrost loszulassen.

    Ich stimme Dir jedoch zu, dass Buddha diese "Juwelen" eher nicht erwähnt hat; werde jedoch versuchen herauszufinden, was die Uni HH dazu meint.

    Natürlich suchen alle nach Glück und Zufriedenheit. Aber eben diese Suche führt zumeist in das Leid.

    Kommt darauf an, ob man das Glück im Inneren oder im Äußeren sucht.

    Natürlich tendieren wir im "Westen" eher nach äußerem Glück - welches dann kurzfristig im Inneren verweilt.

    Umgekehrt, das Glück von Innen nach Außen kehren, wäre nachhaltiger.

    Buddha selbst lehrte aber ganz klar, dass man zu sich selbst (!) und zu der Lehre "Zuflucht", also Schutz und Sicherheit suchen soll. Seine Worte: "Nehmt nicht (!) andere "Zuflucht".

    Genauso würden sich diese Zeilen, sogar ohne Prüfung, für mich auch richtig anfühlen.

    Eine weitere Seite wäre, die drei Juwelen schließen diese Punkte ja nicht aus.

    Eben nicht die Zuflucht zu "3 Juwelen" (was eine eitle und so auch erkennbare Formulierung btw).

    Da ich gerade etwas tiefer in das Dr. Berzin Archiv eintauche, habe ich das so auch in Erinnerung und habe sicherheitshalber noch einmal nachgeschaut.



    Zitat

    Aber warum sollten wir das tun? Wenn wir die menschliche Natur verstehen, dass wir alle nach Glück und Zufriedenheit trachten und niemand von uns leiden möchte, sollten wir uns nach etwas umsehen, was uns dabei hilft. Im Buddhismus nehmen wir daher Zuflucht in die Drei Juwelen.


    Was ist Zuflucht? — Study Buddhism

    Hier noch ein Ausschnitt "Was ist Zuflucht" aus dem Dr. Berzin Archiv (v. Matt Lindén )


    Wobei ich gestehen muss, dass ich bereits den ersten Satz anzweifel. Die Wortgebung klingt mir etwas zu viel versprechend.



    Zitat

    Haben wir Zuflucht in Buddha, Dharma und Sangha genommen, sind wir nicht länger verwirrt. Wir müssen nicht mehr nach anderen spirituellen Wegen suchen und obwohl wir natürlich trotzdem eine gewisse Ebene materieller Annehmlichkeiten und Dinge benötigen, stützen wir uns nicht mehr auf sie und denken, sie würden uns ewig glücklich machen. Durch die Verpflichtung, die wir gegenüber buddhistischen Prinzipien eingehen, werden wir im Grunde von Stress befreit werden und mehr Zeit dafür haben, an dem zu arbeiten, was wirklich wichtig ist: uns selbst emotional glücklicher und gesünder zu machen.


    Daher ist die Zuflucht ein fortwährender, aktiver Prozess. Sie ist etwas, woran wir unaufhörlich arbeiten müssen. Es ist nicht so, dass wir einfach nur zum Buddha beten und an ihn glauben, als wäre er eine Art Gott. Und auch unsere buddhistischen Freunde werden die Arbeit nicht für uns machen können. Daher wird gesagt, dass die höchste Zuflucht die Lehren Buddhas, die Dharma-Lehren sind. Auch wenn wir starken Glauben in den Buddha haben und über eine Menge von weisen und mitfühlenden buddhistischen Freunden verfügen, werden wir keinen Nutzen aus der Zuflucht ziehen können, wenn wir nicht selbst den Dharma-Lehren folgen und sie umsetzen. Unser Leben wird zweifelsohne sinnvoller werden, wenn wir den grundlegenden Ratschlägen folgen, die darin bestehen, andere nicht zu verletzen, nützlichen Tätigkeiten nachzugehen und unseren Geist zu zähmen.