Beiträge von void im Thema „Vermischung / Hauptpfeiler des Buddhismus“

    Diese Welt der Produkte unsereres Geistes - ist das was ich "unsere Realität" nennen würde. Auch unser "ich" gehört natürlich zu den Produkten des Geistes uns wird beständig neu generiert.

    Meinst du dies im Sinne einer kausalen Ursache-Wirkungs-Beziehung? Der Geist ist die Ursache der Produkte so wie ein Gerstenkorn die Ursache für eine Gerstenpflanze ist?

    Ich sehe "Geist" nicht als etwas von geistigen Zuständen verschiedenes sondern eher als Sammelbegriff für geistige Zustände und die sie erzeugenden Prozesse. Diese Prozesse können sehr komplex sein und oft merken wir ja nur das Produkt. Wenn z.B in uns auf einmal ein Gefühl der Bedrohung aufsteigt, müssen wir uns vielleicht umschauen, was da dieses Gefühl ausgelöst hat. Ein Knarzen, eine Erinnerung, ein Flackern.


    Während aus einem Gerstenkorn einfach eine Gerstenplanze wächst.

    Da dir meine Begriffsunterscheidung (Wirklichkeit, Realität) die auf den Unterschied Ding-Wirkung weisen sollen, nicht liegt, muss ich da anscheinend noch mehr Trennschärfe hineinbringen: Letzendliche geht es mir um den Unterschied zwischen Prozessen und Produkten.


    Wie der Name sagt, ist "Bedingtes Entstehen" ja zu allererst ein Netz von Wirkungen. Es beinhaltet all die Prozesse (z.B Dürsten, Ergreifen, Anhaften) des Festhaltens an einem Selbst. Innerhalb dieses Prozesses enstehen - als Zwischenprodukte - unsere Wahnemungssobjekte (die Dharmas) . Im Abidhamma und auch im Herzsutra werden diese Bestandteile unserer Welt ja schön aufgezählt: Farben, Gerüche, Emotionen, Gedanken, Empfindungen, Wohl und Wehe usw. Weil die Produkte abhängig entstanden sind, sind sie Knoten im Netz. Diese Welt der Produkte unsereres Geistes - ist das was ich "unsere Realität" nennen würde. Auch unser "ich" gehört natürlich zu den Produkten des Geistes uns wird beständig neu generiert. So wie die Maschen nicht vom Netz verschieden sind, sind die Produkte (als Ergebnis und als Basis) Teil von Prozessen.


    "Leerheit" bedeutet, dass die Produkte nicht für sich selber stehen sondern beständig von Prozessen erzeugt werden. Der Prozess des Sehens erzeugt als Produkte Sehobjekte, der Prozess des Riechens Riechobjekte und der Prozess des Denkens "Denkobjekte". Und nur aus den Produkten, kann man auf die Existenz der sie hervorbringenden Prozesse zurückschließen. Auf der Wiese blühen die Blüten, weil unter der Erde ein feines Geäst an Wurzeln existiert, das sie mit Wasser und Nährstoff hervorbringt, Und während unsere "Realität" dinghaft ist, weil es in ihr von Objekten und Eigenschaften wimmelt, beinhaltet die "Wirklichkeit" eben nicht nur die Produkte sondern auch die hervorbringenden Prozesse. Die Blüten, die bei oberflächlcher Betrachtung als das eigentliche und wichtige gelten, sind in Wiklichkeit nur die Momentaufnahme eines Prozesses. Die Dinghaften Knoten des Netzes sind eine Teilmenge, so wie die Blüten Teil der Blumen sind.

    Ja, das macht man halt so in Foren und im Alltag - alles sinnloses Gebrabbel. Sätze kommen sowieso nicht so an, wie ich sie meine, und umgekehrt auch, da gibt es hier diesbezüglich keine Illusion, dass man "sich versteht".

    Ich glaube, das Problem ist sehr oft, das unsere Wörter zu grob sind. Und gerade das Wort "Realität" ist sehr vieldeutig. Nimm folgenden Beitrag von Rudolf:


    Zitat

    Wenn du es endlich mal genau nehmen würdest, könntest du formulieren: jedes Lebewesen nimmt aufgrund seiner unterschiedlich subjektiven Eigenschaften eine andere Realität wahr (1.). Es gibt also unzählig viele Parallelen.

    Aber diese sind nicht unabhängig voneinander. Diese in wechselseitiger Beziehung stehenden Parallelen, dieses verwickelte Netz des Abhängigen Bestehens ist die Realität. (2.) Und das ist nur eine, ein Netz.


    Das kommt ja deinem "Überlagern" einerseits schon viel näher. Bei der Metapher des Überlagern ist das Problem eher, dass da "Samsara" und "Nirvana" auf eine gelche Stufe gestellt werden. Auch Rudolf verwendet ins einem Beitrag das Wort "Realität" zweimal - unterschiedlichem Sinne:

    1. für die subjektive Realität der Wesen und
    2. für das "erwickelte Netz des Abhängigen Bestehens" verwendet ist.


    Natürlich ist klar, dass es sich um zwei verschiedene Ebene handelt, aber weil bedes so verschieden ist (und so eine Symmetrie suggeriert wird) würde ich da einfach zwei unterschiedliche Wörter verwenden ( auch wenn das nicht dem deutschen Sprachgebrauch entspricht)


    Für letzteres (2) das Wort "Wirklichkeit" - da gerade das Wirken - das Enstehen in Abhängigkeit das einzig Wirkliche ist.


    Während für ersteres (1) das Wort "Realität" sehr gut passt. "Res" ist ja lateinisch das Ding. Von daher eignet sich das Wort "Realität" sehr gut für unsere Erfahrungswelt- die ja als Summe der dharmas gesehen werden kann.:


    dharma – hier klein geschrieben und meist im Plural verwendet – auf die grundlegenden, nicht weiter reduzierbaren Elemente, aus denen sich die menschliche Erfahrungswelt mit ihren mentalen und materiell-physischen Gegebenheiten zusammensetzt. Diese ‚Bausteine der Realität‘, für die sich in der buddhistischen Terminologie im deutschsprachigen Raum der von Helmuth von Glasenapp vorgeschlagene Fachausdruck ‚Daseinsfaktoren‘ weitgehend durchgesetzt hat

    Wenn man die Begriffe sauber trennt, dann kann man doch die Überlagerung von der du sprichst gut ausdrücken, ohne dabei Rudolf widersprechen zu müssen. Die "Wirklichkeit" bringt die "Realitäten" der Wesen hervor und es enthält sie auch. Es gibt nur eine "Wirklichkeit". . Und man kann sogar die Art und Weise deiner Überlagerung genau angeben: "Dinge" verdecken das wofür sie zu stehen vorgeben.


    Was dagegen oben noch unklar war, ist, wie ein Buddha wahrnimmt. Ich denke, auch bei ihm gibt es "Dinge" ( also Dharmas - also eine Realität) aber wie Rudolf sagt, ist er sich dieser Fata Morgana jederzeit bewußt. Seine Realität ist in der Wirklichkeit verankert. Aber ich glaube, ohne das man sagen würde für ihn gäbe es keine Realität sondern nur Wirklichkeit.

    Ich vestehe, worauf du hinauswillst. Es gibt ja im Zen (und auch schon früher) die schöne Metapher vom Polieren des Spiegels. Jeden Moment weider treten im Geist Verblendungen ( Klesha) auf, und nur indem kräftig poliere, dh. sie schon im Enstehen verhindere, gelange ich zur ursprünglichen Reinheit.


    Da haben wir ja die ganzen Element von denn du sprichst. Die Aufgabe des Schülers ist es, die Überlagerung (Klesha) aufzugeben und so zum klaren Spiegel vorzudringen. Allerdings ergänzt daraufhin Hunineng, dass dies ja noch eine subtile Unterscheidung (eben die zwischen Spiegel und Staub beinhaltet)


    Hier gibt es keine Überlagerung mehr, sodnern Form und Leere Fallen ins ein. Ich verstehe dich jetzt so, dass du zu Sudhana sagst, dass er mit der Ansicht Hui Nengs daneben liegt und zu einer Sicht der Überlagerung ( wie sie Shenxiu schrieb) fortgeschreiten sollte.


    Es ist die Frage, in welcher Bezihung diese beiden Sichten stehen. Denn die Sicht von Shenxiu ist natürlich für einen Praktizierenden "praktikabler". Während die Sicht von Hu Neng eher allen zeigt, dass er Befreiung schon erreicht hat, es für ihn also keinen Staub mehr gibt.


    Ich glaube, dass das Herzsutra auch aus der letzteren Sicht geschrieben ist.

    Im Vedanta wird die komplette Welt als Illusion bezeichnet - der Buddhist scheut sich davor, darum nimmt er Leerheit und vermeidet Extreme. Trotzdem kann man dies verbinden, wenn wir es psychologisch betrachten - denn die Welt ist tatsächlich maya, Illusion, weil wir die Realität durch unsere persönlichen Filter wahrnehmen, die wiederum unser persönliches Samsara und Karma erschaffen. Nirvana wäre dementsprechend der Wegfall der persönlichen Filter, welche die Realität überlappen (!)

    Von Überlappung könnte man gut sprechen, wenn es bei den Kleshas um eine Art Filter handeln würde, also in dem Sinne wie ein optischer Filter z.B nur Licht einer bestimtmen Wällenlänge druchlässt und alles andere "ausblendet".


    1. Gier, Begierde (lobha)
    2. Hass (dosa/dves)
    3. Verblendung (moha, avijjā)
    4. (Ich-)Dünkel (asmi-mana)
    5. (falsche) Ansichten (micchādiṭṭhi)
    6. Zweifel, Zweifelsucht (vicikicchā)
    7. Starrheit, Trägheit (thīnaṃ)
    8. Aufgeregtheit, Anmaßung (uddhaccaṃ)
    9. Schamlosigkeit (ahirikaṃ)
    10. Gewissenlosigkeit, Rücksichtslosigkeit (anottappaṃ).

    Wenn man sich die Liste so ansieht, geht das teilweise gut;:

    1. Gier -> Reduzierung auf das Begehrenswerte z.B ein anderes Lebenwesen als Nahrungsmittel.
    2. Hass -> Reduzierung auf das Feindliche
    3. Verblendung-> Ausblendung von allem was mich nicht betrifft.


    Aber bei den anderen Punkten fällt es mit schwer die als Filter zu sehen, weil sie eher Prozesse mit einer starken Eigegengesätzlichkeit sind.

    Philosophie ist der verzweifelte Versuch, mittels des Denkens, Wahrheit zu finden. Ein Ding der Unmöglichkeit. Genauso gut könnte ich in der Erde buddeln, um Fische zu finden.

    Bei uns wird, man wenn man in der Erde gräbt keinen Fisch finden, aber in Lybien gibt es den afrikanischen Lugenfisch, der sogar vier jahre im Boden überleben kann. In seltenen Fällen kann durch Graben an Fische gelangen!


    Aber - und das ist der Punkt - nur an eine bestimmte Art von Fische. Und so wie mit den Fischen ist das auch mit den Wahrheiten. Nur weil es einige Sachen gibt, denen man mit Denken nicht beikommt, bedeutet das nicht, dass es nicht auch sehr konkrete Wahrheiten gibt, die man auf philophischen Weg ergründen kann. Philosophen sind Denker und natürlich gab es in der Geschichte viele Leute die ganz "unsinnig" gedacht haben und bizarren Gedankegebäuden aufgehäuft haben.


    Daneben geb es aber auch Philosophen die sich viel bescheidenere und deswegen erreichbarere Aufgaben gestellt haben. So untersuchte John Searle, wie Sprache funktioniert und was genau gesellschaftliche Wirklichkeiten konstruiert werden. Wenn Karl Popper sich mit der "offene Gesellschaft" und damit wie man sie bewahren kann beschäftigt, dann ist das doch ebenfalls eine ganz konkrete Sache. Ich finde es gut, dass Hannah Arendt sich mit dem dritten Reich beschäftigt hat und Simone de Beauvoir hat mit ihren feministischen Ideen bestimmt das Leben vieler Frauen beinflußt. Philosophen können genauso nützliche Sachen machen wie Soziologen und Historiker. Nur weil jemand Philosoph ist, sollte man doch nicht das Lebenswerk als unnötig entwerten.


    Du schreibst, dass du Philosophie studiert hast. kann es sein, dass du von dir selbst sprichst? Also dass Du große Erwartungen an die Phiosophie hattest - gerade als junger Mensch kann man da ja hoffen zu erfahren, "was die Welt im innersten zusamnenhält" - die dann sehr ernüchtert wurden?

    Verloschen sein und in irgendeiner Weise weiter existieren stehen genauso in einem direkten logischen Widerspruch zueinander. Entweder das eine oder das andere. Weiteres gibt es nicht.

    Ob etwas weiterexistiert hängt sehr von dem Identitätskriterium ab, das man verwendet.Erst da wo man druch Identitätskriterien Klassen von Objekten geschaffen hat, kann man mit diesen logische und mathematische Spiele treiben ohne Angst haben zu müssen Äpfel mit Birnen zu vergleichen.


    Fragt man sich z.B "hat Deutschland vor 200 jahren exisitiert" dann ist das eine Frage, die einen zu einem simplen "ja "oder "nein" führt, sondern zu den unterschiedlichsten Arten "Deutschland" zu definieren. Auf die Frage, ob ich vor 40 jahren exitsiert habe, würde ich mal "ja" antworten, während der Physiker sich fragt ob man wirklich zwei Personen von denen die eine doppelt so viel wiegt wie die andere, von denen die eine ein Kind und die andere ein Erachsener ist, von denen der eine braune und der ander graue Haare hat, gleichsetzt kann. Ein Biologe könnte einwenden dass der zu untersuchende Gegenstand zu einem großen Teil aus Wasser besteht und auch dieses Wasser sichtlich ausgetauscht wurde. Während ein Beamter damit zufrieden wäre, dass die Ausweisnummer und bestimmte biometrische Daten die gleichen sind. Auf die Frage "Ist der diensthabene Polizist im

    Raum" ist es sogar erlaubt dass zwischendurch der eine rausgeht und ein anderer reinkommt und sie ihre Identität tauschen. Mittendrinnen wird aus dem nicht-diensthabenden Polizist der dienthabende und umgekehrt. Der diesthabende Polizist blieb aber vom Anfang bis Ende im Raum ohne ihn jemals verlassen zu haben. Dem Nicht-Beamten ist sowas natürlich ein sher okkultes Mynisterium.

    Mag sein, aber beliebige Lesarten gibt es nicht.

    In den beiden Sutren über Karma im Majjhima Nikaya hat der Buddha eindeutig gelehrt, dass man erst den Tod erfahren muss und man nach diesem Leben wiedergeboren wird.

    Die Säkularen "Buddhisten" verbiegen sich nicht nur bei dem Begriff "Wiedergeburt", sondern verstehen anscheinend auch "Tod" und "nach diesem Leben" anders als es in der konventionellen Sprache unter gesunden Menschen üblich ist.

    Während man im Theravada sehr genau schaut, was der historische Buddha gesagt hat und nur dieses gelten läßt, sieht man im Mahayana budhitische Lehren als pragmatisch als geschicktes Mittel (upaya) zum Zweck - ein wenig so wie es in der Medizin der Grundsatz "Wer heilt hat recht" gibt.,


    Und da gibt es doch gute Gründe, warum es sinvoll sein kann, sich vorzustellen/zu vergegnwärtigen dass die eignen Taten auf einen zurückfallen. Wenn ich einen Bettler schlecht behandle kann ich mir vergegenwärtigen dass auch ich einmal der Bettler sein könnte. Wenn ich Fleisch esse, ändert sich meine Einstellung, wenn ich ir denke auch ich könnte Schwein werden oder gewesen sein. Es ist insgesamt eine gutes Mittel.


    Aber so wie ein gute Arzt, wenn man gegen ein bestimmte Arznei Unverträglichkeiten hat, eine Alternative sucht, so kann man doch auch im Buddhismus , wenn jemand Problem hat über vegangene und zukünftige Leben nachzudenken, einen "Buddhismus für Ungläubige" anbieten.

    Gegen so einen ergänzenden "Buddhismus für Ungläubige" - andere Arzneien für Metaphysik-Allergische ist meines Erachtens nichts zu sagen.


    Ein Problem besteht doch erst dann, wenn jemand dem anderen seine Medizin streitg macht. Wenn man nicht sagt, dass für den anderen ein sehr wörtliches Verständnis von Widergeburt heilsam sein kann, sondern von allen Buddhisten fordert, das als antiquiert hinter sich zu lassen. Und ich glaube genau dass macht Batchelor ja mit seinem "Buddhismus 2.0".

    Ich verstehe auch nicht, warum der Glaube an Wiedergeburt etwas Metaphysisches oder Magisches oder Lametta sein soll.

    Mein Beitrag war eine Antwort auf die Stelle mit der "überirdische reiche Heiltum der Wissensklarheit" und ich habe dem gegenüber betont, dass da mit "überirdisch" nicht übersinnlich oder magisch gemeint ist, sondern das Samsara hin auf Nibbana überstiegen wird. Das ist für mich der zentrale Punkt im Buddhismus, während z.B so etwas wie der Berg Meru, Asuras oder Nagas Beiwerk (Lametta) sind, das man auch weglassen kann.


    Der zentralste Begriff ist wohl "Samsara". Zu Samsara gehört für mich, das wir uns dauerhaft in einem Zustand des Leidens und Ungenügens (Dukkha) befinden und auch der Tod da keinen Ausweg bietet. Es gibt ja buddhitische Schulen wie Zen in der vorherige und zukünftige Leben weniger wichtig sind, weil man Samsara als etwas sieht, was Augenblick für Augenblick passiert. Die menschliche Grundsituation ist die, das bestänndig Gier, Hass und Verblendung auftauchen und deswegen Friede und Freiheit abwesend sind.


    Von daher finde ich es nachvollziehbar, dass Batchelor mit seinem ersten Buch "Buddhismus für Ungläubige" beim Existentialismus ansetzte. Auch bei Camus ( im Mythos des Sisyphos) ist der Mensch wie der antike Sisyphos in einer absurden Situation. So wie Sisyphos in einer Situation festhängt in dem er beständig den Fels den Berg hochrollt er aber dann jedes mal wieder runterollt, ist ja auch der Mensch in einer absurden Situation, wo seine Wünsche beständig und immer wieder scheitert und er kein Glück und keinen Frieden findet. Man kann Samsara also - ohne sich zu fragen wer wann und warum wieder auftaucht - als eine Endlosscheife von Dukkha ( wie in dem Film "Täglich grüßt das Murmeltier") sehen. Der Murmeltier-Existentialismus ist so für mich der Extrempunkt, bis zu dem man den "Begriff" Sasmara entkleiden kann.


    Aber es kommt mir so vor, als habe sich Batchelor dann von dieser doch recht "negativ" existentialistischen Sicht hin zu etwas weniger optmistischeren und weltzugewanderen weiterbewegt. Aber wenn die Welt so toll ist, kann man dann überhaupt noch zu einem Begriff von Samsara kommen?

    Zitat

    "Der Asket Gotamo besitzt nicht das überirdische reiche Heiltum der Wissensklarheit"


    Unter AcessToInsight wird das so übersetzt:

    The recluse Gotama does not have any superhuman states, any distinction in knowledge and vision worthy of the noble ones.[2]


    [2] Superhuman states (uttari manussadhamma) are states, virtues or attainments higher than the ordinary human virtues comprised in the ten wholesome courses of action; they include the jhanas, direct knowledges (abhiñña), the paths and the fruits. "Distinction in knowledge and vision worthy of the noble ones" (alamariyañana-dassanavisesa), an expression frequently occurring in the suttas, signifies all higher degrees of meditative knowledge characteristic of the noble individual. In the present context, according to Comy. it means specifically the supramundane path, which Sunakkhatta is thus denying of the Buddha.

    Manussadhamma ist anscheind die "condition humana"- die normale (leidvolle) menschliche Situation und uttari manussadhamma deren Überwindung. Das direkte Wissen (abhiñña) das damit in Verbindung steht ist doch, dass man das Wirken der Khandas, das Anhaften die Begierde und jede Illusion durchschaut und abgeworfen hat und so nicht mehr gefesselt sondern befreit ist:


    Die Tranzendenz ( das "Überirdische") von der die Rede ist , ist also die Tranzendenz von Samsara (Manussadhamma) hin auf Nibbana.


    Natürlich galten damals auch viele andere Sachen als höheres Wissen (chalabhiññā): Auf dem Wasser laufen; Durch Wände gehen ; Telephatie; Einblick in frühere Leben ;Mehfachmenifestation des Köpers. Dies gilt als insofern "Höher" ist als es das gewohnte Wirken der Welt übersteigt. Aber man darf doch nicht vergessen, das so etwas damals auch als "weltliche" höhere Kräfte galten. Jedes Lottegespenst wabert druch die Luft ohne dass ihm besondere Weisheit eigen wäre und auch Jahrmarktszaubereren wurde zugestanden Gedanken zu lesen, und Mehrfachköper auszubilden.


    Man erhebt Buddha doch nicht , wenn man ihn unter die Zauberer stellt und man nimmt ihm nichts Wesentliches, wenn man nicht an das Gehen durch Wände und auf dem Wasser glauben mag.


    Während es Religionen gibt, bei denen, wenn man das Metaphsysische, das Magische, das Übersinnliche und das Lametta wenimmt, nichts mehr übrig bleibt funktioniert Buddha auch ganz ohne Lametta. Er tranzzendiert nicht die Physik sondern das Leiden.

    Ich werde den Begriff «säkular» in drei sich überlappenden Bedeutungen verwenden:


    (1)...

    (2)...

    (3) Zugleich verstehe ich den Begriff in seinem westlichen, historisch-politischen Sinne, indem ich (in Don Cupitt’s Definition) auf «die Verlagerung der Herrschaft über einen gewissen Lebensbereich von der Kirche zur ‹diesseitigen Macht› des Staates» Bezug nehme. Cupitt weist darauf hin, wie über die letzten zwei-, dreihundert Jahre ein «umfangreicher und langfristiger Säkularisierungsprozess schrittweise unsere ganze Kultur transformiert, während der religiöse Bereich allmählich schrumpft, bis letztendlich die Mehrheit der Bevölkerung beinahe ihr ganzes Leben verbringen kann, und es auch tut, ohne an Religion auch nur einen Gedanken zu verschwenden,» (Cupitt 2011, 100).

    Wenn man sich den "Säkularisierungsprozess" anschaut, den Batchelor bei Punkt (3) anspricht, dann kann man ja schauen, was die Religion (hier die christliche Kirche) vor dreihundert Jahren alles für Aufgaben hatten. So waren die Kirchen einerseits mächtige Grundbesitzer, sie spielten eine wichtige Rolle in der Politik, sie kontrolierten das Bildungssystem, sie kontrollierten die Sozialsysteme, sie gaben der Gesellschaft viel von ihrem Werten vor, der Staat sah sich als christlicher Staat und einige Herrscher (z.B der österreichische) sahen sich als von Gott eingesetzt. Weiterhin kontrollierten sie die Gemeinden und konnten einzelne Mitglieder sozial ächten. Die Säkulariserung hat dazu geführt, dass die Kirchen viele dieser Funktionen verloren haben, also sich auf ihre religiösen Aufgaben (z.B Seelsorge) im engeren Sinn konzentrierten.


    Der Säkulaisierung war also eine Entflechtung von weltlichen Aufgaben und religiösen Aufgaben. Während ein christlicher Mönch früher die zum Klöster gehörenden Bauern zur Arbeits anspornen, die Ehebrecherin dissen, den Grafen schleimen, die Kinder verbläuen und die Armen speisen mußte, war er später numehr für Gott und Religion zuständig. Wenn man nach der Definition von (3) geht, macht Säkularsierung Religion religiöser.


    Im Bezug auf den Buddhismus hiesse das doch nur, dass der Buddhismus einfach nur die von Buddha aufgestellt Ziel Befreiung zu erlangen widmet, und andere Ziel sein lässt. Punkt 3 gefällt mir und ich sehe nichts was dagegen spricht.

    Mir kommt es so vor, als sagt er hier nahzu das Gegenteil und statt Entfkechtung wird Verflechtung gefordert: Der Buddhismus soll eben nciht in seiner spearten religiösen Spähre vebleiben sondern in die Welt kommen und uns bei unseren "Anliegen in dieser jetzigen Welt" helfen. Also dass er z.B uns in unseren wichtigen Fragen (Umweltschutz Klimaschutz) untertützt. Da man ja die eigenen Anliegen und die eigne Kultur bejaht, sieht man nicht, was das für ein zweischneides Schwert ist? IM japanischen Zen waren ja einige Protagonisten die sich nach dem zweiten Weltkrieg für eine zeitgemäßen ( modernen, westlichen) Buddhismus einsetzten, genau die, die sich vor dem zweiten Weltkrieg auch schon für einen zeitgemäßen Buddhismus eingesetzt hatten. Nur dass damals zeitgemäß war, dass er dem japanischen Nationalismus und Imperialimus diente. Tenno über alles und Kamikaze. Und was war vor der Aufklärung? War das Christentum im Mittelalter nicht ziemlich "zeitgemäß" in dem es feudalistisch und dunkel war? War Luther mit seinem Antisemitismus nicht perfekt zeitgemäß um nicht zu sagen, der Hipster der dem Mainstream vorraus war? Ich denke, Buddha hat mit der Hauslosgkeit ein Ideal gesetzt, in dem man eine Distanz zwischen sich und die herrschende Stimmung und die herrschende "zeitgemäße. Machtstruktur setzt. Von daher sehe ich Punkt 2 kritisch.

    Von daher heben sich Punkt 3 und Punkt 2- der Ruf nach Verflechtung und Entflechtung auf. Übrig bleibt Punkt 1, der sich so auf eine landläufige Definition von "säkular" bezieht. Und da sind es ja gerade die Werte der Aufklärung und der Moderne: Rationalismus, Individualismus, Materialismus und Fortschritt verbindetEin "säkularer Buddhismus" wäre hier schlicht ein "aufgeklärter Buddhismus". Aber hält diese Begriffe etwas zusammen? Muss man materialistisch sein um aufgeklärt zu sein? Muss man vom Individuum ausgehen?


    Wie sähe die modernste Religion aus, die man sich vorstellen könnte? Sie wäre sehr technisch, würde auf wissenschaftlich machen, auf das Individuum fokusieren, kapialismusfreundlich sein und und die Technik nutzten. Also eine Mischung zwischen Raumschiff Enterprise, Donald Trump, Disneyworld, McDonalds und Facebook - also Scientology? Nein eher nicht? Dann sollte sie eher humanistisch-aufklärerisch sein - ein Hauch von evanglischem Kirchentag? Oder ein Alt-68iger Traum mit Esoterik, Bärten und freier Liebe dran? Die Definition von Moderne sind so verscheiden, weil es so viele Idee gibt, wo diese Moderne hingehen soll. Will man sich an diesen Kuhschwanz binden und über den Acker geschleift werden um dann erschöft in einem Kufladen zu landen?


    Also ich nehme 3.