In Vers 24.8 schreibst er:
"Die Dharmalehren der Buddhas
beruhen auf den zwei Wahrheiten:
die konventionelle Wahrheit der Welt und
die letztendliche Wahrheit." (Übersetzung Geshe Kelsang Wangmo)
Die konventionelle Wahrheit besteht darin wie uns die vielfältigen Phänomene erscheinen. Da die Phänomene aber nicht so bestehen wie sie uns erscheinen, gibt es eben auch die Ebene der letztendlichen Wahrheit oder die Ebene der tatsächlichen Bestehensweise der Phänomene.
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Zunächst mal möchte ich bemerken, dass der Buddha nie von "zwei Ebenen" spricht, oder einen ähnlichen Ausdruck benutzt.
Ich finde diese Terminologie irreführend. Selbst von "zwei Wahrheiten" zu sprechen ist nicht besonders förderlich, der Buddha macht das auch nicht, außer vielleicht einmal in einem kleinen Sutta, glaube ich.
Es ist einfach so, dass die existierenden Phänomene alle in Abhängigkeit entstehen und bestehen und vergehen, und kein "Selbst", kein Eigenwesen haben. Wenn wir nun die verschiedenen abhängigen Phänomene benennen, soll das die sogenannte "konventionelle" Wahrheit sein, wenn wir erkennen, dass diese so und so benannten Phänomene kein unabhängiges Eigenwesen haben, soll das die "endgültige" Wahrheit sein.
Was soll das? Warum werden aus diesem Sachverhalt zwei Wahrheiten gemacht? Und dann noch zwei Ebenen?
Und wenn jemand die dann noch trennt ........
Nagarjuna kommt mit dieser Terminologie erst im 24. Kapitel an, und zwar deswegen weil manche seiner Zuhörer seine Ausführungen in den Kapiteln 1-23 immer noch nicht verstanden hatten, nämlich die bloße Relativität der Dinge. Sie protestieren am Anfang des 24.Kapitels: "Dann existiert ja gar nichts, wenn alles leer ist..... auch keine Vier Wahrheiten usw. ....."
Der Buddha kann halt von Leiden und Personen in Abhängigkeit von gegebenen Ursachen und Umständen sprechen (so wie wir es auch tun), auch wenn es an sich und essentiell keine Leiden und Personen gibt, erklärt Nagarjuna. Das ist alles.
Man kann auf die Idee kommen, dass er quasi als letztes Mittel es noch mal versucht hat, Verstehen bei anderen zu erzeugen. Diese Terminologie (zwei Wahrheiten) ist aber nicht notwendig den Buddha und Nagarjuna zu verstehen: es reicht, wenn man Kapitel 1-23 liest und meditiert.
Im Mulamadhyamakakarika argumentiert Nagarjuna auf beiden Wahrheitsebenen ohne jedes Mal ausdrücklich zu formulieren auf welcher Ebene er gerade argumentiert. Das erschwert die Lektüre und das Durchdringen des Werkes.
Er argumentiert eben nicht auf zwei Ebenen, weil es die gar nicht gibt.
Er erklärt die ganze Zeit nur, wie die Dinge, die wir benennen, tatsächlich existieren.
Es erschwert die Lektüre, wenn man dabei nach zwei Ebenen sucht.