Zurück zum Thema. Das mit den Lehrern jedenfalls ist eine Interpretation - im Text steht kein Wort davon, obwohl selbst Garfield, den ich durchaus schätze, da was von Lehrern schreibt. Ich will diese Lesart Niemandem ausreden, aber ich für meinen Teil traue Nagārjuna schon etwas mehr Tiefe zu. Eine simple Aussage 'wenn kein Lehrer da ist, geht's auch ohne' als Höhepunkt und Abschluss des ātma-dharma Kapitels?
Es ist wohl objektiv eine simple Aussage, aber wer entscheidet hier, ob sie tief oder flach ist oder mittel? Das wäre wohl nur eine sehr subjektive Benennung.
Die Aussage bedeutet, dass der Buddha selbst - ohne dass zeitgleich ein anderer Buddha in der Welt war und ohne dass Hörer den Buddhismus schon praktizierten - die Erleuchtung erlangt hat. Nicht, dass er ohne Praxis, Nachdenken und Meditation das geschafft hätte. Das würde seinem Lebensbericht widersprechen. Gemeint ist, dass er es ohne Buddhas und Hörer geschafft hat.
Deswegen heißt es ja in der Zeile:
"Wenn vollendete Buddhas (sambuddha) nicht erstehen, die Hörer (śrāvaka) auch schwinden,"
Was ist einfacher als dass zu verstehen?
Und andere Lebewesen können auch Buddhas werden, bedeutet das. Wenn dir das nicht tief genug ist, dann suche nach etwas anderem.
Zitat Wenn vollendete Buddhas (sambuddha) nicht erstehen, die Hörer (śrāvaka) auch schwinden,
Dann tritt aus Beziehungslosigkeit (asaṃsarga) die Kenntnis (jñana) der Einzelbuddhas (pratyeka-buddha) hervor. (XVIII.12.)
Wenn die Hörer (śrāvaka) sich nicht bemühen (abhyasta), so ist entweder Nicht-Entstehen von vollendeten Buddhas (sambuddha), oder ein Schwinden der Hörer (śrāvaka); wenn dann auch Beziehungslosigkeit vorhanden ist, so entsteht infolge von deren vorangehenden[sic] Bemühung der Einzelbuddhas Wissen (pratyekabuddha-jñana), von anderem unabhängig (a-para-pratyaya, eig. von anderem aus nicht zu erkennen), lediglich aus Abhängigkeit von Nicht-Beachten (anupāsanā-mātra-pratyayāt).
"Wenn dann auch Beziehungslosigkeit vorhanden ist" kann sich ja nur auf das vorherige beziehen (wenn es ein guter Kommentar ist): also ohne Beziehung zu Hörer und Buddhas. Wenn anderes gemeint sein soll, hätte der Kommentator das erwähnen müssen, falls er keine Schlafmütze war. - Jeder Vers, jede Zeile Nagarjunas steht in einem Kontext.
"so entsteht infolge von deren vorangehenden[sic] Bemühung der Einzelbuddhas" - na, das muss ja wohl zeitlich gemeint sein und es ist wohl Bemühung um Erleuchtung gemeint, oder etwa Bemühung um leckeres Essen oder was?
"Wissen (pratyekabuddha-jñana), von anderem unabhängig (a-para-pratyaya, eig. von anderem aus nicht zu erkennen)," so wie wir auch nicht das Wissen der Buddhas erkennen können, sondern nur sie selbst.
"lediglich aus Abhängigkeit von Nicht-Beachten (anupāsanā-mātra-pratyayāt)." - das hast du ja schon erklärt. Dies ist das Aufgeben der Leidenschaften, das zur Ruhe kommen. Dieses muss nun im letzten Leben vollendet werden, nachdem in vorherigen Leben die Bemühungen stattfanden.
Ich finde diesen Kommentar also ok.
Wir werden wahrscheinlich nicht zusammenkommen, wenn es darum geht, ob das Nicht-beachten, das Anhalten, das zur Ruhe kommen, kausal herbeigeführt wird oder ob dies akausal eintritt. Ersteres ist wenigstens vorstellbar, wenn man schon etwas praktiziert hat. . Letzteres wird man nur erfahren können, wenn es soweit ist, werden alle Befürworter von Akausalität wohl sagen.