Bedingtes Enstehen

  • Leerheit ist das Gegenmittel zur Unwissenheit.

    Mal eine blöde Frage: Was gibt es denn zu Wissen beim Erkennen der Leerheit?

    Oh da beißt sich die Schlange ich den eigenen Schwanz und das Erkennen der Leerheit ist, das Erkennen der, Unwissenheit.

    Wo lässt die Schlange los, na dann wenn es weh tut.

    Also wie jedes Ego das Festhalten will weiß die Schlange nicht, dass sie selber das Leiden verursacht und glaubt weiter daran das es irgendein anderer ist. Sie lässt los und sucht den anderen und findet ihren eigenen Schwanz. Hab ich dich. Wann erzeugt Unwissenheit Leiden? Wenn ich nach Wissen suche, um meine Unwissenheit zu überwinden.

    Also genau so lange bin ich unwissend wie ich nicht weiß das Leerheit gefunden wurde und dann weiß ich, dass ich unwissend bin und bleiben werde.

  • Zurück zum Thema. Das mit den Lehrern jedenfalls ist eine Interpretation - im Text steht kein Wort davon, obwohl selbst Garfield, den ich durchaus schätze, da was von Lehrern schreibt. Ich will diese Lesart Niemandem ausreden, aber ich für meinen Teil traue Nagārjuna schon etwas mehr Tiefe zu. Eine simple Aussage 'wenn kein Lehrer da ist, geht's auch ohne' als Höhepunkt und Abschluss des ātma-dharma Kapitels?


    Es ist wohl objektiv eine simple Aussage, aber wer entscheidet hier, ob sie tief oder flach ist oder mittel? Das wäre wohl nur eine sehr subjektive Benennung.

    Die Aussage bedeutet, dass der Buddha selbst - ohne dass zeitgleich ein anderer Buddha in der Welt war und ohne dass Hörer den Buddhismus schon praktizierten - die Erleuchtung erlangt hat. Nicht, dass er ohne Praxis, Nachdenken und Meditation das geschafft hätte. Das würde seinem Lebensbericht widersprechen. Gemeint ist, dass er es ohne Buddhas und Hörer geschafft hat.

    Deswegen heißt es ja in der Zeile:

    "Wenn vollendete Buddhas (sambuddha) nicht erstehen, die Hörer (śrāvaka) auch schwinden,"

    Was ist einfacher als dass zu verstehen?

    Und andere Lebewesen können auch Buddhas werden, bedeutet das. Wenn dir das nicht tief genug ist, dann suche nach etwas anderem.


    Zitat

    Wenn vollendete Buddhas (sambuddha) nicht erstehen, die Hörer (śrāvaka) auch schwinden,

    Dann tritt aus Beziehungslosigkeit (asaṃsarga) die Kenntnis (jñana) der Einzelbuddhas (pratyeka-buddha) hervor. (XVIII.12.)


    Wenn die Hörer (śrāvaka) sich nicht bemühen (abhyasta), so ist entweder Nicht-Entstehen von vollendeten Buddhas (sambuddha), oder ein Schwinden der Hörer (śrāvaka); wenn dann auch Beziehungslosigkeit vorhanden ist, so entsteht infolge von deren vorangehenden[sic] Bemühung der Einzelbuddhas Wissen (pratyekabuddha-jñana), von anderem unabhängig (a-para-pratyaya, eig. von anderem aus nicht zu erkennen), lediglich aus Abhängigkeit von Nicht-Beachten (anupāsanā-mātra-pratyayāt).


    "Wenn dann auch Beziehungslosigkeit vorhanden ist" kann sich ja nur auf das vorherige beziehen (wenn es ein guter Kommentar ist): also ohne Beziehung zu Hörer und Buddhas. Wenn anderes gemeint sein soll, hätte der Kommentator das erwähnen müssen, falls er keine Schlafmütze war. - Jeder Vers, jede Zeile Nagarjunas steht in einem Kontext.

    "so entsteht infolge von deren vorangehenden[sic] Bemühung der Einzelbuddhas" - na, das muss ja wohl zeitlich gemeint sein und es ist wohl Bemühung um Erleuchtung gemeint, oder etwa Bemühung um leckeres Essen oder was?

    "Wissen (pratyekabuddha-jñana), von anderem unabhängig (a-para-pratyaya, eig. von anderem aus nicht zu erkennen)," so wie wir auch nicht das Wissen der Buddhas erkennen können, sondern nur sie selbst.

    "lediglich aus Abhängigkeit von Nicht-Beachten (anupāsanā-mātra-pratyayāt)." - das hast du ja schon erklärt. Dies ist das Aufgeben der Leidenschaften, das zur Ruhe kommen. Dieses muss nun im letzten Leben vollendet werden, nachdem in vorherigen Leben die Bemühungen stattfanden.


    Ich finde diesen Kommentar also ok.

    Wir werden wahrscheinlich nicht zusammenkommen, wenn es darum geht, ob das Nicht-beachten, das Anhalten, das zur Ruhe kommen, kausal herbeigeführt wird oder ob dies akausal eintritt. Ersteres ist wenigstens vorstellbar, wenn man schon etwas praktiziert hat. . Letzteres wird man nur erfahren können, wenn es soweit ist, werden alle Befürworter von Akausalität wohl sagen.

    :rainbow:

  • Während es ja klar ist, das sich das Leben Moment für Moment aus den vorlegenden Ursachen ergibt, muss daran nichts mechanisches und nichts vorhersehbares sein:

    Durch das Aufkommen der Chaosforschung zerbröckelte die lineare Vorstellung der Naturprozesse. Erkenntnisse aus der Chaosforschung ergaben, dass Naturprozesse nicht linear verlaufen, d. h., dass Prozesse in der Regel an einen Punkt gelangen, an dem sie in verschiedene, nicht vorhersehbare Richtungen umschlagen können. Aufgrund der Einsicht, dass selbst einfache Naturprozesse nicht linear verlaufen, musste man die Hoffnung, künftige Entwicklungen der Natur exakt voraussagen zu können, aufgeben: damit war dem Determinismusendgültig der Boden entzogen.

    Wenn es für so etwas einfaches wie ein Pendel gilt, dann ist doch klar, dass das umso mehr für Lebewesen gilt. Das Buch des Lebens ist nichts was unverändert und vorbestimmt daliegt, sondern etwas, in dem sich alles ergibt, indem Moment für Moment Ursachen zusammenwirken.


    Ich sehe, dass du hier zwei Begriffe verwechselst: 1) "vorhersehbar" (oder "voraussagbar" und 2) "vorbestimmt" (oder determiniert)


    Das ganze Zitat aus WIKI sagt nur, dass selbst bei einfachen mechanischen Vorgängen der nicht lineare Prozess mit der Zeit so kompliziert wird, dass er "nicht voraussagbar" (von Menschen natürlich) ist.

    Und du machst daraus "nicht vorbestimmt". Dies ist nicht in Ordnung. Dies ist eine Verwechslung unterschiedlicher abstrakter Begriffe.



    m Visuddhi Magga , schreibt Buddhagosa an einer Stelle, wo es um die Vergenwärtigung der Vergänglichkeit geht, sich zu vegenwärtigen, dass wir letzenlich nur Jetzt leben:


    Ich meine, es müsste zum Schluss heißen: ".... dass wir letztendlich immer nur jetzt leben". Morgen wirst du auch jetzt leben.

    Das Leben dauert nicht nur einen Augenblick. Es dauert schon seit anfangsloser Zeit (sagt der Buddha) .

    Aber verständlich ist dabei, dass das "Erlöschen der Welt" wohl in einem Augenblick passieren muss, im jetzt natürlich.

    Während ein mechanisches Denken dieses Wirken auf einen Pfeil zwischen A und B reduziert.


    Ich hatte schon geschrieben, dass jede Wirkung B tatsächlich Millionen A (Ursachen und Bedingungen) hat.

    Lebewesen unterscheiden sich durch ihr Bewusstsein in erheblichem Maß von bloßer Materie, aber ich kann nicht erkennen (auch nicht in der Lehre Buddhas), dass ein jeweiliges Bewusstsein etwas anders sein soll als ebenfalls ein Produkt aus Millionen Ursachen und Bedingungen.

    Aber ich denke, wir reden aneinander vorbei. Mir kommt es so vor, als vermutest du bei mir, dass ich irgendeiner Akausalität das Wort rede. Also dass da nicht einfach Enstehen in Abhängigkeit ist sondern irgendwas außerhalb dazu kommt. Was ich ja gerade nicht sage.


    Ja, dann haben wir aneinander vorbeigeredet. :)

    Ich denke, es liegt an einem unterschiedlichen Verständnis des Begriffs "determiniert". Ich finde diesen Begriff nicht schlimm und nicht fatalistisch. Beim Fatalismus kommt immer auch das "ich kann ja nichts machen dagegen" hinzu. Während man beim Determinismus genau das machen kann, was aus unserem Charakter und Wissen usw. entspringt - und es dann macht.

    :rainbow:

  • Die Erkenntnis der Leerheit ist das Gegenmittel gegen die Unwissenheit, weil beide in einem diametralen Widerspruch zueinander stehen. Das eine schließt das andere aus.


    ok. dann kann also das bedingte Entstehen nur an der Wurzel gekappt werden, beim ersten Glied.

    Es geht nicht darum, das bedingte Entstehen als Ganzes an der Wurzel zu kappen, sondern nur darum, eine bestimmte Form des bedingten Entstehens zu überwinden.


    Es geht nur um die Überwindung des bedingt entstandenen Samsara. Dessen Wurzel ist unsere Unwissenheit. Und die Einsicht in die Leerheit ist das einzige Gegenmittel, das diese Unwissenheit in unserem Geisteskontinuum vollständig überwinden, beseitigen kann.


    Wenn wir mittels der wahren Pfade die wahren Beendigungen verwirklicht haben, hören wir als Person nicht auf zu existieren und auch abhängige Entstehen, Bestehen und Vergehen hört dann nicht auf.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

    • Offizieller Beitrag

    Ich sehe, dass du hier zwei Begriffe verwechselst: 1) "vorhersehbar" (oder "voraussagbar" und 2) "vorbestimmt" (oder determiniert)


    Das ganze Zitat aus WIKI sagt nur, dass selbst bei einfachen mechanischen Vorgängen der nicht lineare Prozess mit der Zeit so kompliziert wird, dass er "nicht voraussagbar" (von Menschen natürlich) ist.

    Und du machst daraus "nicht vorbestimmt". Dies ist nicht in Ordnung. Dies ist eine Verwechslung unterschiedlicher abstrakter Begriffe.

    Ich selber bin geneigt der Haltung der modernen Wissenschaft an, die von einem Determinsmus abgerückt ist. Ich weiß jedoch nicht, ob das im Buddhismus auch so gesehen wird. Es gibt da glaube ich Stellen, wo Buddha nicht nur das Wissen über vergangene Wiedergeburten sondern auch über zukünftige Wiedergeburten unterstellt wird.

  • Es geht nur um die Überwindung des bedingt entstandenen Samsara. Dessen Wurzel ist unsere Unwissenheit. Und die Einsicht in die Leerheit ist das einzige Gegenmittel, das diese Unwissenheit in unserem Geisteskontinuum vollständig überwinden, beseitigen kann.


    Wenn wir mittels der wahren Pfade die wahren Beendigungen verwirklicht haben, hören wir als Person nicht auf zu existieren und auch abhängige Entstehen, Bestehen und Vergehen hört dann nicht auf.


    So viel ich weiß hat der Buddha mit dem "Bedingten Entstehen" die Zwölf Glieder gemeint, so wie sie bekannt sind. Und wenn die Unwissenheit beseitigt ist, fällt dieses bedingte Entstehen ganz aus - ohne Ersatz. Siehe z.B. Kaccayangottasutta.

    :rainbow:

  • Ich selber bin geneigt der Haltung der modernen Wissenschaft an, die von einem Determinsmus abgerückt ist. Ich weiß jedoch nicht, ob das im Buddhismus auch so gesehen wird. Es gibt da glaube ich Stellen, wo Buddha nicht nur das Wissen über vergangene Wiedergeburten sondern auch über zukünftige Wiedergeburten unterstellt wird.


    Ja, daran habe ich auch schon gedacht, der Buddha hat etliche Voraussagen gemacht, im Lankavatarasutra z.B., dass einer namens Nagarjuna bald erscheinen und seine Lehre richtig darlegen wird, von Fehlern frei.

    :rainbow:

    • Offizieller Beitrag

    Ich selber bin geneigt der Haltung der modernen Wissenschaft an, die von einem Determinsmus abgerückt ist. Ich weiß jedoch nicht, ob das im Buddhismus auch so gesehen wird. Es gibt da glaube ich Stellen, wo Buddha nicht nur das Wissen über vergangene Wiedergeburten sondern auch über zukünftige Wiedergeburten unterstellt wird.


    Ja, daran habe ich auch schon gedacht, der Buddha hat etliche Voraussagen gemacht, im Lankavatarasutra z.B., dass einer namens Nagarjuna bald erscheinen und seine Lehre richtig darlegen wird, von Fehlern frei.

    Das ist eben so eine Sache, die ich für eine fromme Hinzudichtung halte. Ich denke, es gibt die Zukunft einfach noch nicht - sie ist noch nicht da. Durch großartige Kentnis der Wesen kann man einiges richtig vorraussagen - wenn ein guter Kardiologe oder ein Bewährungshelfer die Zukunft seiner Klienten gut vorraussagen kann, kann das ein Buddha mit seiner überlegenen Menschenkenntis und seiner Einsicht bestimmt noch viel besser. Aber an Orakel und Prophezeiungen glaube ich nicht.


    Andere Leute sehen keinen Grund solchen Stellen ( wie die von dir genannte im Lankavatarasutra) da zu misstrauen und weissen darauf hin, dass sogar jemand wie der Dalai Lama ein Staatorakel befragen. Von daher habe ich vielleicht auch einfach unrecht.

  • Ein Buddha jedenfalls ist ja nicht normal. :)

    Wie groß ist der Unterschied zwischen uns gewöhnlichen Menschen und dem Buddha?


    Das ist natürlich Glaubenssache.

    Wenn - wie es manche im Westen heutzutage versuchen, glaube ich - wir den Buddhismus auf rationales, für jeden nachvollziehbares Denken reduzieren, dann geht uns viel verloren von dieser Religion.

    :rainbow:

  • Die zwölf Glieder des anhängigen Entstehens existieren ja nicht losgelöst von unseren Skandhas, sondern sie sind eng mit ihnen verbunden.

    Die pañca upādānaskandhāḥ sind natürlich eines der dvādaśanidānāni (12 Elemente) des pratītyasamutpāda, konkret das 4., nāmarūpa. Pratītyasamutpāda beschreibt den weiteren und vollständigen Bedingungszusammenhang (pratītyasamutpāda ist kein Kausalnexus, sondern ein Konditionalnexus) der Ich-Illusion, die sich wiederum in der Analyse in die skandhāḥ zergliedern lässt, wobei sich eben dieser nāmarūpa als leer von einem Für-Sich-Sein (svabhāva) zeigt, als śunya.


    Weder die zwölf Glieder als Ganzes noch irgendein einzelnes Glied dieser Kette ist ein handelnder Akteur.

    Jein. Nāmarūpa mag leer sein, mithin kein "Akteur". Nichtsdestotrotz ist es die Instanz des pratītyasamutpāda, die seiner Dynamik die Impulse liefert. Durch den Willen (cetana), dem der samskāraskandha durch seine 'Zusammensetzungen' zu Willen ist und so das erschafft, was Nagārjuna prapañca nennt, die 'entfaltete Vorstellung'. 戯論 xilun / keron. Dieses 'Erschaffen' oder 'Entfalten' hat keinen 'Akteur', aber es zeigt sich nicht zuletzt in dem, was man in konventioneller Sprache als das Handeln eines nāmarūpa bezeichnet. Dreifaches Handeln mit Geist (manas), Körper (kaya) und Sprache (vac). cetanaham bhikkhave khammam vadami


    Was - um zur Frage des Determinismus zurückzukommen - eben diese Frage auf den Punkt bringt, ob der Wille frei ist oder determiniert. Die Empirie sagt uns, er müsse - wie alles - determiniert sein, da sich keine Wirkung ohne Ursache und keine Ursache ohne Wirkung findet. Wo man dann, wenn man den endlosen Regress dieser famosen Idee bemerkt, flugs eine erste Ursache erfindet. Eine Wirkung ohne Ursache. Bloß, um sich weiteres Nachdenken zu sparen.


    Zurück zum Thema. Dieser Wille hat das erstaunliche Merkmal, alles zu können. Zum Beispiel das Universum zu erschaffen - er kann sogar sich selbst aufheben. Der Wille mag nicht frei sein - der Unwille ist es.


    Nochmals den Verweis auf Kant, der in diesem Zusammenhang recht erhellend aufgedeckt hat, dass Kausalität lediglich eine Form der Anschauung (in Nagārjunas Sprache: prapañca) ist, nichts a priori Existierendes. Und gnadenlos die Macken dieser Form aufgedeckt hat, die schon angesprochenen Antinomien der reinen Vernunft. Wäre ich so paranoid zu glauben, lediglich ein Programm in einer Computersimulation zu sein, dann wären genau das die glitches, die mich in dieser Auffassung bestärken würden - wo Pfusch ist, dahinter muss ein Programmierer stecken. So viel zur göttlichen, 'perfekten' Schöpfung. Kant kann man lediglich vorwerfen, dass er die Leere dieser Form nicht erkannte sondern meinte, sie mit einem 'Ding an sich' füllen zu müssen. Der Theismus als Klotz am Bein der abendländischen Philosophie ... In der Bibel steht halt nicht 'Form ist Leere, Leere ist Form' sondern 'am Anfang schuf Gott Himmel und Erde'. Und wenn man in der revidierten Fassung daraus ein 'am Anfang war der Logos' macht, macht's das auch nicht besser.


    _()_

    OM MONEY PAYME HUNG

  • ...Theismus als Klotz am Bein der abendländischen Philosophie..

    Ich gehe noch weiter indem ich auch die Philosophie als Klotz am Bein der Erkenntnisfähigkeit betrachte.

    Die Welt mit Philosophie zu erklären führt immer auf die eine oder andere Weise in die Irre, denn Philosophien werden aus subjektiven Gedanken gesponnen, Ideen werden "erfunden" und Wirklichkeiten erschaffen.


    Insofern bewundere ich die Zen/Daoisten, die es schaffen einfach nur hinzuschauen ohne zu interpretieren.

  • Zitat

    Was - um zur Frage des Determinismus zurückzukommen - eben diese Frage auf den Punkt bringt, ob der Wille frei ist oder determiniert. Die Empirie sagt uns, er müsse - wie alles - determiniert sein, da sich keine Wirkung ohne Ursache und keine Ursache ohne Wirkung findet. Wo man dann, wenn man den endlosen Regress dieser famosen Idee bemerkt, flugs eine erste Ursache erfindet. Eine Wirkung ohne Ursache. Bloß, um sich weiteres Nachdenken zu sparen.


    Man braucht eine erste Ursache, um Komplett(vorher)Bestimmung beschreiben zu können. Anders gesagt: es ist unsinnig, Komplettdetermination zu behaupten, weil mans anders (setzte man nicht eine erste Ursache voraus) ja nicht im Detail mal eben so :) aufzeigen könnte.


    Das halte ich argumentativ für entscheidend. Und so ein erster Punkt, auf den alles zurückführbar ist, der müsste dann doch klar als Vorstellung über ein Selbst, also ein wirkliches wirkendes Wesen erkennbar sein.


    Für mich läufts (die ausschließlich gemeinte Aussage: kein freier Wille) auf Vernichtungsglauben hinaus. Das heisst vage auch: äussere Kräfte sind die Ursache für die Bewusstsein und Gefühl und natürlich Wille und was man da noch alles für entsprechende Begriffe nennen kann.

  • Zurück zum Thema. Dieser Wille hat das erstaunliche Merkmal, alles zu können. Zum Beispiel das Universum zu erschaffen - er kann sogar sich selbst aufheben. Der Wille mag nicht frei sein - der Unwille ist es.


    Zufällig :) sagt das auch Schopenhauer: der Wille kann sich selbst verneinen. Nach ihm ist der Wille nicht im Handeln, sondern im Sein frei. Hat der Wille sich metaphysischerweise einmal in einem bestimmten Charakter in Raum und Zeit und Kausalität manifestiert, muss er so weiter machen wie er ist. Für ihn gibt es nur ja oder nein.

    Die Erkenntnis steht in der Regel immer in seinen Diensten, bis auf dieses Ereignis, wenn die Erkenntnis ihm mitteilt, dass es besser wäre nicht mehr zu wollen.

    Wie der an sich "blinde" Wille (der Wille in det Natur) zur Erkenntnis kommt, diese Erklärung habe ich bei Schopenhauer nicht gefunden, der aber im allgemeinen sehr lesenswert ist.

    Aber selbst der Buddha erklärt ja nicht alles.

    Wenn der Wille sich nun selbst aufhebt: ist das akausal? Aber er hebt sich ja nur auf, aufgrund der starken Empfehlung der Erkenntnis. Alleine könnte er sich gar nicht aufheben. 8)



    Mir scheint nun, dass der Buddha dagegen das Bewusstsein (denn Unwissenheit ist ja Bewusstsein) als das Primäre erklärt oder zumindest Unwissenheit und Wille (oder Tat) als zeitgleich setzt. Aber zuerst nennt er Unwissenheit als Bedingung und dann erst die Karmaformationen. Und durch "nichts mehr tun" kann man die Unwissenheit nicht aufheben, aber umgekehrt geht es.

    :rainbow:

  • Insofern bewundere ich die Zen/Daoisten, die es schaffen einfach nur hinzuschauen ohne zu interpretieren.


    Das hat Buddha Skakyamuni wahrscheinlich auch geschafft.

    Allerdings hat es ihn nicht davon abgehalten, uns philosophische Belehrungen über Anatman, Zwölf Glieder, Fünf Aggregate, die Person, Achtsamkeits-Meditation, Rechte Sicht, weder Existenz noch Nicht-Existenz usw. zu geben und seinen Mönchen hat er 256 oder so Gelübde erklärt, die einzuhalten sind.

    Ein Irrweg?

    :rainbow:

  • Insofern bewundere ich die Zen/Daoisten, die es schaffen einfach nur hinzuschauen ohne zu interpretieren.


    Das hat Buddha Skakyamuni wahrscheinlich auch geschafft.

    Allerdings hat es ihn nicht davon abgehalten, uns philosophische Belehrungen über Anatman, Zwölf Glieder, Fünf Aggregate, die Person, Achtsamkeits-Meditation, Rechte Sicht, weder Existenz noch Nicht-Existenz usw. zu geben und seinen Mönchen hat er 256 oder so Gelübde erklärt, die einzuhalten sind.

    Ein Irrweg?

    Was weiss ich, manche sagen "alle Wege führen nach Rom"

  • hört sich so ziemlich nach Wellness Buddhismus an, was manche da sagen.

    Durchaus, durchaus ! Was soll Buddhismus bewirken, wenn nicht Befreiung, Beenden von Leid, das ist doch genau "Wellness"


    Wellness ist, in seinem Grundverständnis, ein ganzheitlich ausgerichteter Lebensstil, der Körper, Geist, Seele und Umwelt umfasst

  • So viel ich weiß hat der Buddha mit dem "Bedingten Entstehen" die Zwölf Glieder gemeint, so wie sie bekannt sind. Und wenn die Unwissenheit beseitigt ist, fällt dieses bedingte Entstehen ganz aus - ohne Ersatz. Siehe z.B. Kaccayangottasutta.

    Derartiges steht aber nicht im Kaccayanagottasutta (SN 12.15)

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Manchmal versteht man sich nicht weil man Dingen und Wörtern verschiedene Bedeutungen zuschreibt:

    Meine Zuschreibung war:


    Wellness und Selbstoptimierung (wellnessverband.de): selbstoptimierung nicht der Perfektionierung unseres Aussehens oder unserer Gesundheit dient, sondern dem humanistisch sinnvollen Streben nach Verbesserung unserer menschlichen Eigenschaften entspricht. Im Sinne der Wellness-Philosophie führt Selbstoptimierung auf den Weg zu einem gelingenden, langfristig glücklichen Leben, im Einklang mit uns selbst.


    Wellness: Was ist Wellness wirklich? Definition und Erklärung (wellnessverband.de)


    Ich bin nicht etwa ein "Wellness-Jünger" habe Deine Aussage nur relativieren wollen, sodass eben wirklich alle Wege nach Rom führen und man sich für einen entscheiden aber nicht auf diesen versteifen soll :)

    2 Mal editiert, zuletzt von Punk ()

  • Punk

    Nachdem ich mir deine Zuschreibung durchgelesen habe, passt aber nicht mehr "Alle Wege führen nach Rom".

    Denn da muss man sich ja intensiv informieren, damit man "Wellness" richtig versteht und nichts verkehrt macht, nicht den falschen Weg einschlägt, der dann doch nicht nach Rom führt. ;)

    :rainbow:

  • So viel ich weiß hat der Buddha mit dem "Bedingten Entstehen" die Zwölf Glieder gemeint, so wie sie bekannt sind. Und wenn die Unwissenheit beseitigt ist, fällt dieses bedingte Entstehen ganz aus - ohne Ersatz. Siehe z.B. Kaccayangottasutta.

    Derartiges steht aber nicht im Kaccayanagottasutta (SN 12.15)


    Ich finde kein ersatzweises Bedingtes Entstehen im Kaccayanagottasutta (SN 12.15). So sehr ich auch analysiere.

    Und was man unter Analyse nicht findet, gibt es nicht, so wie das Atman.


    Aber vielleicht findet man diesen Ersatz in einem anderen Sutta?

    :rainbow:

  • Du gehst von einer falschen Voraussetzung aus, nämlich dass der Buddha stets abhängiges Entstehen mit dem zwölf Glieder des abhängigen Entstehens gleich gesetzt hat. Dies hat er aber nicht getan, auch im Kaccayanagottasutta nicht.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.