Beiträge von Leonie im Thema „Allen Wesen dienen“

    Noreply


    Es geht nicht um mich oder um meinen Sinn - es geht um den Sinn der Lehrrede M 22 - . Daraus wurde ein Abschnitt zitiert und ich habe auf den korrekten Zusammenhang hingewiesen.

    Sie wirft dir Eitelkeit und Selbstbewunderung für dein Engagement vor.

    Ja, das dachte ich mir fast. :grinsen:

    Zur Erinnerung, worum es bei meiner Kritik ging - Beitrag 73 - es ging um deine sinnentstellende Wiedergabe einer Lehrrede - aus der sich herleiten lässt, dass du den Inhalt nicht verstanden hast.

    Also ich denke ...... du engagierst dich vor allem hier, indem du uns deine Vorstellungen mitteilst, die dir durch anregende Lektüre gekommen sind.


    Ob du dich im alltäglichen Leben in irgendwelchen Vereinen, Gruppen oder dergleichen betätigst, hast du hier noch nicht erwähnt.


    Ja, ich engagiere mich in einigen Bereichen – buddhistischen und nicht buddhistischen. Das ist aber nicht das Thema. Du sagst, Engagement ist Ausdruck von Ergreifen. Habe ich das richtig verstanden?

    Nein. Das hast du falsch verstanden.

    Wenn es "mein" Engagement ist, ist es Ausdruck von Ergreifen.

    also, erkenn mal, wie stark du im Begehren hängst und dass von daher auch keine Rede vom "alle Wesen dienen" sein kann, geschweige davon irgendwas zu befreien.

    Ok, Du denkst also, der Impuls, mich bezüglich verschiedener Herausforderungen der Gegenwart zu engagieren, ist Dukkha, ist Ergreifen?

    Also ich denke ...... du engagierst dich vor allem hier, indem du uns deine Vorstellungen mitteilst, die dir durch anregende Lektüre gekommen sind.


    Ob du dich im alltäglichen Leben in irgendwelchen Vereinen, Gruppen oder dergleichen betätigst, hast du hier noch nicht erwähnt.

    Thorsten Hallscheidt


    Der Abschnitt aus der Lehrrede M22 sollte doch bitte auch in dem Zusammenhang hier gebracht werden, in dem dieser Abschnitt von der Überdrüssigkeit steht. Im übrigen übersetzt Zumwinkel "ernüchtert" satt überdrüssig.


    Zitat

    27. "Daher, ihr Bhikkhus, sollte jegliche Art von Form, ob vergangen, zukünftig oder gegenwärtig, ob innerlich oder äußerlich, grob oder subtil, niedrig oder hoch, entfernt oder nah, alle Form sollte mit angemessener Weisheit der Wirklichkeit entsprechend erkannt werden: 'Dies ist nicht mein, dies bin ich nicht, dies ist nicht mein Selbst.' Jegliche Art von Gefühl, ob vergangen, zukünftig oder gegenwärtig, ob innerlich oder äußerlich, grob oder subtil, niedrig oder hoch, entfernt oder nah, alles Gefühl sollte mit angemessener Weisheit der Wirklichkeit entsprechend erkannt werden: 'Dies ist nicht mein, dies bin ich nicht, dies ist nicht mein Selbst.' Jegliche Art von Wahrnehmung, ob vergangen, zukünftig oder gegenwärtig, ob innerlich oder äußerlich, grob oder subtil, niedrig oder hoch, entfernt oder nah, alle Wahrnehmung sollte mit angemessener Weisheit der Wirklichkeit entsprechend erkannt werden: 'Dies ist nicht mein, dies bin ich nicht, dies ist nicht mein Selbst.' Jegliche Art von Gestaltungen, ob vergangen, zukünftig oder gegenwärtig, ob innerlich oder äußerlich, grob oder subtil, niedrig oder hoch, entfernt oder nah, alle Gestaltungen sollten mit angemessener Weisheit der Wirklichkeit entsprechend erkannt werden: 'Dies ist nicht mein, dies bin ich nicht, dies ist nicht mein Selbst.' Jegliche Art von Bewußtsein, ob vergangen, zukünftig oder gegenwärtig, ob innerlich oder äußerlich, grob oder subtil, niedrig oder hoch, entfernt oder nah, alles Bewußtsein sollte mit angemessener Weisheit der Wirklichkeit entsprechend erkannt werden: 'Dies ist nicht mein, dies bin ich nicht, dies ist nicht mein Selbst.'"


    28. "Indem er so erkennt, wird ein wohlunterrichteter edler Schüler ernüchtert der Form gegenüber, ernüchtert gegenüber dem Gefühl gegenüber, ernüchtert der Wahrnehmung gegenüber, ernüchtert den Gestaltungen gegenüber, ernüchtert dem Bewußtsein gegenüber."


    Was du hier machst, ist nichts anderes als Ergreifen - du siehst oder stellst dir vor, das Leiden von Tieren und willst das ändern - nennst das "alle Wesen befreien" oder allen Wesen dienen.


    Wenn du mal erkennst, dass das Gefühl, nicht dein Gefühl ist, sondern einfach nur Gefühl - weil Gefühl durch Berührung ausgelöst wird - oder Bewusstsein, ist nicht dein Bewusstsein, sondern einfach nur Bewusstsein, weil da auch ein Körper ist, der eben wahrnimmt, denkt etc.


    Wirklichkeit, zu der du meinst dich hinwenden zu müssen, und bei der du meinst, man könne sich von ihr abwenden, ist auch deine Wirklichkeit, weil du hier ergreifst, was du für Wirklichkeit hälst - aber niemand kann sich von so etwas wie "Wirklichkeit" abwenden oder zuwenden - also, erkenn mal, wie stark du im Begehren hängst und dass von daher auch keine Rede vom "alle Wesen dienen" sein kann, geschweige davon irgendwas zu befreien.

    anattā

    Zitat

    Wer die Unpersönlichkeit des ganzen Daseins nicht durchschaut hat und nicht erkennt, daß es in Wirklichkeit nur diesen beständig sich verzehrenden Prozess des Entstehens und Vergehens geistiger und körperlicher Daseinsphänomene gibt, aber keine Ich-Wesenheit in oder hinter diesen Daseinserscheinungen, der ist außerstande, die vier Edlen Wahrheiten (siehe sacca) im richtigen Lichte zu erfassen. Er wird glauben, daß es eine Ichheit, eine Persönlichkeit sei, die das Leiden erfahre; eine Persönlichkeit, die böses oder gutes siehe Karma verübe und gemäß ihres Karma wiedergeboren werde; eine Persönlichkeit, die ins Nirwana (siehe nibbāna) eingehe; eine Persönlichkeit, die auf dem Achtfachen Pfade (siehe magga) wandle.


    Das Problem liegt nicht an der Thematik, sondern am mangelnden Verständnis, was Buddha gelehrt haben mag.

    Wenn nicht erkannt wird, was mit Wirklichkeit gemeint ist, dann kommen solche merkwürdigen Ansichten zustande:


    Zitat

    Thorsten Hallscheidt

    Die Wirklichkeit, zumindest unsere Menschen-Wirklichkeit, entsteht aus unseren Entscheidungen. Wie sollte sich die Wirklichkeit ändern, wenn wir keine Vorstellung davon haben, wie es sein oder nicht sein sollte?


    Mal wieder Watzlawick lesen?

    Tja -

    Die Lehre Buddhas ist eben nicht dazu gedacht, die Welt zu verändern, sondern der Weltling soll seine Vorstellungen von der Welt lassen und seine Gier, seine Aversion und seine Verblendung erkennen. Dann - so die Hoffnung - könnte sich was ändern ....... aber der Mensch ist seit 2500 Jahre doch derselbe geblieben.


    Das mit dem Plastik, dem Benzin und dem Tiny-House sind alles Dinge, die pragmatisch gelöst werden können.

    Mit der Sparsamkeit sollte man da zunächst bei sich selbst anfangen und nicht den anderen die Laune verderben.

    Auch mit dem Vergnügen - fahr mal nach Japan, da gibt es nur die bunte Plastikwelt und ein paar ästhetische Inseln, den Tempeln, in denen Tradition gepflegt wird. Aber der Weg zur Nachhaltigkeit ist weit.

    In wenigen Jahren bist du um Jahre gealtert, vielleicht krank und hast dir alle diese Vorstellungen, was denn so sein sollte, abgeschminkt. Deine Tochter findet Plastik Mist, weil sie Freundinnen hat, die das auch so sehen.

    Dennoch denkt sie nicht über die Probleme tiefer nach, das sie doch auch Internet und Smartphone nutzt bzw. nutzen muss.


    Du kannst nur dich und deine Sicht ändern und wenn du ein kleineres Haus haben willst, dann warte eine Weile, bis du allein mit deiner Frau lebst und dann kannst du vielleicht betreutes Wohnen in Betracht ziehen. Letztlich kommt das ja auf jeden zu.


    Ich glaube, uns wird unser Lebensstil auf die Füsse fallen und wir können da wenig ändern, denn die Größenordnungen sind einfach nicht unsere Hausnummer.

    Wir wollen das Klima retten? Nö - wir wollen uns retten. Das ist es und die Armen, zu denen ich gehöre, sind da Kollateralschäden. Es wird ein ziemlich harter Überlebenskampf und falls da irgendeiner Krieg anzettelt, ist das Klimaproblem getilgt.


    Wenn man die Dinge aus der Sicht der Vergänglichkeit betrachtet, der eigenen Sterblichkeit, die ja schon morgen oder sogar jetzt eintreten kann, wird es vielleicht einfacher sich von Vorstellungen über das Morgen zu verabschieden. Und wenn man dann bedenkt, dass der Horizont, also das Bewusstsein eines Menschen nicht sehr weit reicht, dann kommt evtl Bescheidenheit oder gar Demut auf hinsichtlich der Möglichkeiten.

    Wie beschränkt wir ja sind, hat doch die Pandemie gelehrt - und lehrt es noch immer.

    Thorsten Hallscheidt


    Hat die Definition von Tillich über die Suche nach dem Unbedingten was mit Religion zu tun? Im Grunde schafft er lediglich eine Korrelation zweier Begriffe und bildet sich ein, die Gottesfrage damit beantworten zu können. Das Unbedingte, Gott, Leere sind Begriffe, die nicht getrennt sind, vom Bedingten, Nicht-Gott, Form. Das bedinge Wesen Thorsten kann seine Unbedingtheit nicht erfahren, nicht erkennen. Das erzeugt eine Spannung und auch eine Energie, die auszuhalten ist und auch im Tätigsein eingesetzt werden soll.


    Im Zen geht es immer um die Frage "wer bin ich?" das ist das persönliche Koan und das führt nicht zur Erfahrung eines unbedingten Selbst, sondern zum Nicht-Selbst. Offen Weite, nichts von Heilig - .

    Auch bei Buddha stand am Anfang seiner Reise eine Frage: Was ist Leiden? Wie kann ich Leiden auslöschen? Geht das überhaupt? Was ist der Ursprung von Leiden.

    Mit seiner Lehre hat er die Antworten geliefert - ohne einen Gott zu belästigen.


    Wenn einer nicht weiss, was der Sinn seines Lebens ist, dann hat er noch nicht lange genug gelebt - und diese Frage zeigt auch, dass er sich um die Führung seines Lebens selbst bemühen sollte. So was wie rechte Anstrengung - das ist auch ein Teil des achtfachen Pfades. Diese Frage ist auch die nach einem Lehrer - doch das ist ein Ausweichen, wie das Vorbild, oder die Spur, der man nur nachgehen kann - für dich, als unverwechselbares, einmaliges Wesen, gibt es kein Vorbild, keinen Lehrer. Die Spur musst du selbst ziehen auf deinem offenen Feld und nur du kannst den nächsten Schritt machen - selbst Buddha kann dir die Verantwortung nicht abnehmen.

    Religion ist eben Opium des Volkes

    Religion ist (nach Lactantius) auch die Rückverbindung zum Urgrund des Seins. (-> Paul Tillich)

    Bei Tillich und anderen mag da ja ein Sein und ein Urgrund sein - bei Karl Barth ist Religion Unglaube. Die Kontroverse zwischen Tillich und Barth kennst du sicherlich.


    Zitat

    "...Viele Menschen sind von etwas ergriffen, was sie unbedingt angeht; aber sie fühlen sich jeder konkreten Religion fern, gerade weil sie die Frage nach dem Sinn ihres Lebens ernst nehmen. Sie glauben, dass ihr tiefstes Anliegen in den vorhandenen Religionen nicht zum Ausdruck gebracht wird und so lehnen sie Religion ab 'aus Religion'.

    Diese Erfahrung lehrt uns, zu unterscheiden zwischen Religion als Leben in der Dimension der Tiefe und den konkreten Religionen, in deren Symbolen und Einrichtungen das religiöse Anliegen des Menschen Gestalt gewonnen hat. Wenn wir die Situation des heutigen Menschen verstehen wollen, müssen wir von dem Wesensbegriff der Religion ausgehen und nicht von einer spezifischen Religion, auch nicht dem Christentum."

    P. Tillich, Die verlorene Dimension, Stuttgart 1969


    Das Christentum ist aber nach Kierkegaard keine Religion, sondern eine Existenzweise.


    Aber was soll's im Buddhadharma geht es um Leiden und Leidenserlöschung.


    Um noch mal dein Thema aufzugreifen - auch ein Leben in der Hauslosigkeit ist ein Leben im samsara und wenn einer die Lebensverhältnisse wechselt, dann wandert er nur in den Daseinsbereichen umher auf der Suche nach dem Ausgang.

    Das Leben als Haushälter ist kein Hindernis - die Hindernisse sind körperlich-geistige Zustände, die durch Unachtsamkeit und Unbesonnenheit ernährt werden, die wiederum durch unweises Nachdenken ernährt werden.

    Die ganze Kette dieses Zusammenhangs findet sich nicht in dem Roman über Buddhas Leben, sondern im Anguttara Nikaya 10. Buch

    Anguttara Nikaya X.61-70

    @svea

    Es ging um eine Kritik an einem Roman und dessen Autor.


    Plum Village ist eine Blase, sowie jedes Retreatcenter. Es war nicht meine Absicht, deine Gefühle der Verehrung von Personen zu stören, von denen du dir ein schönes Bild gemacht hast.

    Ansonsten betrachte ich solche Personen als Projektionsflächen von Wünschen, Sehnsüchten und Hoffnungen. Religion ist eben Opium des Volkes - was THN als ausgebildeter Marxist auch weiss.

    Solange einer über die Dualität von gefangen und befreit grübelt, kommt er nicht aus dieser Situation.

    Die gesamte buddhistische Lehre handelt von dieser Dualität. Was Du mit Deinem Satz sagst, ist einen Tautologie: Wenn jemand nicht befreit ist, ist er nicht befreit. Dem kann ich zustimmen.

    Wenn sich jemand für nicht-befreit, also gefangen hält, wird er nach Befreiung suchen. Wenn sich jemand für Leidend hält, wird er nach Nicht-Leiden suchen. Dieser Gegensatz ist vergleichbar mit Zenon's Paradox - er lässt sich nicht lösen.

    Erst wenn man eine Meta-Ebene einnehmen kann und erkennt, dass es sich um Vorstellungen über ein anderes Leben handelt und die Ursache in den Ich-Vorstellungen zu suchen sind, findet man den Ausgang - vielleicht - aus dem Escape-Room.


    Zitat

    Es gibt, ihr Mönche, einen Bereich, wo weder Festes noch Flüssiges ist, weder Hitze noch Bewegung, weder diese Welt noch jene Welt, weder Sonne noch Mond. Das, ihr Mönche, nenne ich weder ein Kommen, noch ein Gehen, noch ein Stillestehen, weder ein Geborenwerden, noch ein Sterben. Es ist ohne jede Grundlage, ohne Entwicklung, ohne Stützpunkt: das eben ist das Ende des Leidens' Udānapāḷi VIII.


    Da kommt man nur hin, wenn man durch die Mauern seines vorgestellten Hauses, Netzes, ein-und ausgehen kann.

    Wenn einer, der befreit ist, seine Freiheit nicht realisieren kann, sondern leidet, dann ist doch das Leiden, von dem Dogen sagte, es sei Empfinden, ein ausgezeichneter Kompass für die Richtung und für die weitere Verwirklichung.

    Solange einer über die Dualität von gefangen und befreit grübelt, kommt er nicht aus dieser Situation.


    Die Beziehung zwischen den arbeitenden Massen und den lehrenden religiösen Führern, die segnend und sonst was spendend herumlaufen und die produktiven Überschüsse aufhäufen hat mit Buddhas Lehre nichts zu tun. Aber Thich lebt auch in so einer Blase und kann dann über Buddhas Leben schwadronieren.