Beiträge von mukti im Thema „Die Welt als Ansammlung von Gebrauchsgegenständen“

    Wo gibt es eine kollektive Vereinbarung darüber, dass mit Gegenfragen auf Fragen antworten 'nicht ziemlich (unhöflich)' ist?


    Dazu möchte ich noch bemerken dass der Buddha vier Möglichkeiten anführt auf eine Frage zu reagieren:


    Zitat

    An der Art, wie er das Gespräch führt (kathā-sampayogena; wtl: am Gesprächszusammenhang), erkennt man, ihr Mönche, ob ein Mensch zum Gespräch geeignet ist oder nicht.


    Wenn ein Mensch,

    dem eine Frage gestellt wird, die eine direkte Antwort erfordert, darauf keine direkte Antwort gibt;

    wenn ihm eine Frage gestellt wird, die eine erläuternde Antwort erfordert, darauf keine erläuternde Antwort gibt;

    wenn ihm eine Frage gestellt wird, die eine Gegenfrage erfordert, darauf keine Gegenfrage stellt;

    wenn er eine abzuweisende Frage nicht abweist, so gilt ein solcher Mensch als ungeeignet zum Gespräch.


    Wenn aber ein Mensch

    auf eine direkt zu beantwortende Frage eine direkte Antwort gibt;

    wenn er auf eine erläuternd zu beantwortende Frage eine erläuternde Antwort gibt;

    wenn er auf die eine Gegenfrage erfordernde Frage eine Gegenfrage stellt;

    wenn er eine abzuweisende Frage abweist, so gilt ein solcher Mensch als geeignet zum Gespräch.

    A.III.68


    Dazu gibt es einen Kommentar mit vier Beispielen für Fragen und Antworten:


    Zitat

    1. Ist das Auge vergänglich? - Ja.


    2. Was vergänglich ist, ist also das Auge? - Nicht nur das Auge, sondern auch das Ohr usw.


    3. So sind also Auge und Ohr identisch? - Fragst du im Hinblick auf beider Sehfähigkeit? [Dann ist die Antwort: Nein.] Oder fragst du im Hinblick auf beider Vergänglichkeit? [Dann ist die Antwort: Ja.]


    4. Sind Leib und Seele identisch? - Darüber hat der Erhabene nichts ausgesagt. Subk: Dies ist eine abzuweisende Frage, weil die beiden Begriffe, nach deren Identität gefragt wird, keinen Wirklichkeitsgehalt im höchsten Sinne haben, es ist, als wollte man die Mutterliebe des Enkels einer unfruchtbaren Frau diskutieren.

    Alles gut, ich befasse nicht mit den Quellen die du angibst und weiß auch nicht was es über dieses Paradoxon noch weiter zu diskutieren gäbe.

    Du verstehst also das Salla Sutta und kannst es anwenden, stille Meditation gilt dir als Flucht vor dem Leben. Da wünsche ich weiterhin viel Erfolg auf diesem einfachen direkten Weg zur Entfesselung von Dukkha, falls du noch nicht angekommen bist.

    Ja in Wirklichkeit gehört uns nichts, nicht einmal der Körper und der Geist, was zu sprechen von Gebrauchsgegenständen. Das immer mehr tatsächlich einzusehen ist der wahre Fortschritt und der ist unabhängig davon ob man arm ist oder reich und welche Position man in der Gesellschaft hat. Man kann sich einfach unter einen Baum setzen und darüber meditieren. Unglücklicherweise ist das nicht sehr bekannt und populär, man lebt in einer Gesellschaft mit einem ziemlich verkehrten Wertesystem das viel Stress erzeugt.

    Dazu braucht es keine große Philosophie, nur etwas Einsicht und weltliche Achtsamkeit.

    Ja, wenn man genug im Hier und Jetzt sich verwurzelt fühlt, dann man erscshafft selbst die notwendige Bedingungen/ Voraussetzungen/ , frei von Dukkha zu leben. Einfach Wachsam zu sein! Klar, dafür man braucht keine Philosophie.

    Die ganze Praktiken machen doch dasselbe, die führen uns im Jetzt, und man verheddert sich dran automatisch nichts weiter in der Welt der Gegenstände... So wie ich es sehe, lieber Mukti.

    Naja es fällt viel unnötiges Dukkha weg wenn man mehr in der Gegenwart lebt aber ganz frei von Dukhha? Etwa beim Radfahren ein Salto auf den Asphalt wenn man von einem Auto gerammt wird, ist das dann nicht Dukkha hier und Jetzt? Du denkst da wohl schon einen Schritt weiter, das Hier und Jetzt in Bezug zur vollkommenen Loslösung von den Khandha.

    Ein weiterer Aspekt zu diesem Thema ist dass man sich beim "Instrumentalisieren der Gegenwart um in der Zukunft etwas zu erreichen" der Achtsamkeit beraubt. Ich ertappe mich immer wieder dabei dass ich bei dem was ich tue mehr das Resultat im Auge habe als das was gerade stattfindet. Mit einer inneren Unruhe macht man etwas um möglichst bald damit fertig zu sein. Die Gegenwart wird sozusagen unscharf, allenfalls ist eine Freude an der Dynamik, der "Action" gegenwärtig und dabei hat man keine Achtung vor den Dingen, der Umwelt und den Lebewesen, die nur Mittel zum Zweck sind. In der oberflächlichen Hektik unserer Zeit entsteht viel Schaden und Dukkha in uns und um uns herum. Wenn man zur Ruhe kommt und mehr im Gegenwärtigen lebt braucht man gar nicht viel, fühlt sich wohler und zufriedener und die gequälte Umwelt wird von unserer Gier verschont, was sich wiederum heilsam auf uns selbst auswirkt. Dazu braucht es keine große Philosophie, nur etwas Einsicht und weltliche Achtsamkeit.

    @ mukti

    Mir scheint, wir meinen größtenteils das Gleiche und drücken es in Folge unterschiedlicher Denkweise und Erfahrung lediglich unterschiedlich aus.

    Ja kann sein. Ich finde es manchmal schwierig das subtile Empfinden mit verständlichen Worten auszudrücken. Es kommt dann so eine gedankliche Analyse dabei raus wo es sehr ungewiss ist ob die das Erleben im Leser entstehen lässt das man zu beschreiben versucht hat. Dazu kommt die Frage ob die Perspektive von der aus man etwas betrachtet nicht zu einer Abweichung vom Thema führt.


    Hier geht es ja im Allgemeinen darum das Glück in die Zukunft zu verlegen und kein Genügen am Gegenwärtigen zu haben. Wie entsteht dieses Gefühl des Mangels, diese Unzufriedenheit mit dem was ist?


    Eine sinnvolle Übersetzung von Dukkha ist ja "Unzufriedenheit". Nach der ersten edlen Wahrheit ist das Leben unbefriedigend weil man zwangsläufig mit Unangenehmen konfrontiert ist und Angenehmes auf Dauer nicht erlangen kann. Die Ursache dieser Unzufriedenheit liegt nach der zweiten edlen Wahrheit eben gerade im Begehren nach Angenehmen.

    Wie soll man aber mit der Gegenwart zufrieden sein wenn sie gerade nicht angenehm ist? Man versucht natürlich die Situation zu ändern und macht Pläne für die Zufriedenheit in der Zukunft. Da scheint es dass der Mangel an Zufriedenheit auf einem Mangel an Gebrauchsgegenständen beruht. Z.B. will man den Winter lieber an einem warmen sonnigen Meeresstrand verbringen und dazu braucht man ein Verkehrsmittel, eine Unterkunft usw. Also arbeitet man in der Gegenwart daran und wenn man dann am Strand liegt langweilt man sich und macht Pläne für allerhand Vergnügungen. Vielleicht macht man einen Bootsausflug zu einer Insel aber das Meer ist unruhig und es wird einem furchtbar übel, usw. usw. Die Zufriedenheit ist immer nur zeitweilig und die Unzufriedenheit kommt mit Sicherheit wieder.

    Die zweite edle Wahrheit besagt dass man bei dieser endlosen Flucht vor der Unzufriedenheit nie ans Ziel kommt und die dritte edle Wahrheit sagt daher dass diese Suche nach äußeren Annehmlichkeiten der falsche Weg ist. Um Zufriedenheit zu erlangen die nicht von Dingen und Gebrauchsgegenständen abhängt ist der achtfache Pfad der geeignete Weg, die vierte edle Wahrheit. Das Glück ist nicht irgendwo da draußen zu finden, der rechte Weg führt nach innen durch die Ent-wicklung von Erkenntnis, Weisheit, Geistesruhe, Tugend, Achtsamkeit, Sammlung. Bis das Glück der Loslösung immer gegenwärtig ist.


    Aber warum erzähle ich euch das, ihr wisst es besser als ich. Ich muss mich halt immer wieder daran erinnern, steter Tropfen höhlt den Stein (der Verblendung).

    Zitat

    Das von unserem Selbstsinn empfundene Gefühl des Mangels

    Dieses Gefühl des Mangels wegzubekommen ist nur nicht so ganz einfach. Man will ständig diesen Mangel ausgleichen und das Leben mit Inhalt füllen.

    ....


    Ich will mir sagen können was sinnvolles gemacht zu haben, wenn der Zug des Lebens für mich an der letzten Haltestelle angekommen ist. Aber ich weiß nicht so recht was.

    Dieses Gefühl des Mangels wegzubekommen scheint mir das Sinnvollste zu sein was man tun kann. Wenn man sich bemüht den achtfachen Pfad der Befreiung zu gehen hat man ja jede Menge zu tun.

    Ja so stimmt das natürlich mit dem Gegenwartsbegriff. Wie ist das nun, wenn man eine Teetasse betrachtet dann vergeht dabei Zeit. Z.B. entsteht eine Sekunde und wenn die Sekunde vorbei ist entsteht die nächste Sekunde. Die nächste Sekunde gleicht der vorigen weil die Teetasse sich nicht verändert hat, aber es ist nicht dieselbe Sekunde wie die vorige. Eine Sekunde ist eine messbare Zeiteinheit, man kann sie weiter unterteilen in 1000 Millisekunden. Wenn man eine Millisekunde in tausend Einheiten unterteilt und eine Einheit davon wieder in tausend, davon wieder eine Einheit in tausend Einheiten usw., kommt man dann irgendwann auf einen unteilbaren Moment? Im Abhidhamma werden solche winzigen Bewusstseinsmomente beschrieben aber ich bezweifle dass das auf Wahrnehmung beruht, es wird wohl nur ein Erklärungsversuch sein, weil Zeit als eine Aufeinanderfolge von Momenten begriffen wird. Die Erfahrung von Zeit gleicht aber eher einem Fluss, an einer bestimmten Stelle ist immer das gleiche Wasser da, aber es ist nicht immer dasselbe Wasser, es ist nur immer von gleicher Beschaffenheit.


    Ebenso die Teetasse, die jetzige Teetasse gleicht der vorigen, aber es ist nicht dieselbe. Sie besteht aus Atomen die ständig in Bewegung sind, sie ist sozusagen verdichtete Energie, nicht etwas Statisches. Es scheint überhaupt nichts Statisches zu geben, Bewegung ist eine Bedingung für das Entstehen und Bestehen von Phänomenen. Es gibt wohl nichts das unveränderlich aus sich selbst heraus besteht, auch nicht für den kleinsten Moment.


    So habe ich das gemeint: "Ich kann keinen Punkt erkennen der genau jetzt ist".

    Bewußt-sein setzt ja zwangsläufig voraus, daß ein ETWAS (ein "ICH") da sein muß, dem etwas bewußt ist.

    Ein "ICH" existiert aber nur durch Wahrnehmung - oder vielleicht richtiger (für)Wahrnehmung. Wahrnehmung ist der dritte Aspekt der fünf Aneignungen (Form, Gefühl, Wahrnehmung, Aktivität, Erfahrungssuchlauf), aus denen nach dem Buddha das "ICH" besteht, bzw erzeugt wird.

    Also ich kann das alles nicht so erkennen wie es wirklich ist, aber Bewusstsein scheint mir etwas Unpersönliches zu sein, eine bloße Funktion des Erfahrens. Es erfährt Bilder mit Form und Farbe durch den Sehsinn, Klänge durch den Hörsinn usw. Nachdem das Ich auch bewusst ist, ist es ebenfalls eine Erfahrung des Bewusstseins, nämlich mittels des Geistsinns, es ist eine geistige Gestaltung die aufgrund von Identifikation mit den khandha entsteht, das "Ichmachen" dem das Begehren zugrundeliegt.


    Wahrnehmung setzt eine (gesehene, gehörte u.s.w.) Form voraus, aus denen solche und solche Gefühle hervorgehen, die zu diesen und jenen Wahrnehmungen führen u.s.w. Wahrnehmen kann das "Ich" aber doch immer nur jetzt, in diesem Augenblick. Die Zukunft kann erst wahrgenommen werden, wenn sie da ist, also jetzt nicht, denn sie ist noch nicht da und die Vergangenheit auch nicht, die ist schon vergangen. Ist die Gegenwart aber etwas Reales, hat sie eine Dimension oder ist sie nur eine Vorstellung des "ICH"? Mir scheint, daß eher letzteres zutrifft, denn wo beginnt und endet der scheinbare Augenblick des Gegenwärtigen? Wenn die Gegenwart aber nur ein Konstrukt in der Wahrnehmung des "ICH" ist, muß man dann nicht für Vergangenheit und Zukunft das gleiche annehmen?

    Sicher sagen kann man nur, daß etwas vor sich geht, nämlich die fünf Aneignungen.

    Mit zunehmender Lebenszeit kann "ich" mehr und mehr erkennen, daß vieles von dem, was "ich" scheinbar einst in die sogenannte Vergangenheit hineingewirkt habe, aus der sogenannten Zukunft wieder an "mich" herangekommen ist, entweder freud- oder leidvoll. Manches schnell, manches erst nach langer Zeit und vermutlich sind die scheinbar nicht in Zusammenhang zu bringenden Erlebnisse zum großen Teil lediglich das Ergebnis eigener Vergeßlichkeit. :) Oder, wie auch vom Buddha beschrieben, das Resultat von Gewirktem aus vergangenen Existenzen.

    Nicht nur Gottes Mühlen mahlen langsam :)

    Die Gegenwart lässt sich anscheinend gar nicht festmachen, was jetzt ist, ist im nächsten Augenblick schon wieder Vergangenheit. Ich kann keinen Punkt erkennen der genau jetzt ist, wenn ich es versuche ist er schon wieder weg. Es lässt sich dieser Strom ununterbrochener Veränderung nicht anhalten, es ist eine Reise durch Raum und Zeit. Raum und Zeit sind wohl ein Konstrukt der Wahrnehmung wie du sagst, bzw. eine Vorstellung. Hm, das ist schon ziemlich far out.


    Dass man Ursachen setzt die sich irgendwann auswirken, damit kann man jedenfalls praktisch was anfangen. Irgendwie hat man ja so ein intuitives Gefühl dass man für alles selbst verantwortlich ist (Erbe ihrer Taten sind die Wesen), auch wenn man den Mechanismus (noch) nicht zur Gänze durchschauen kann.


    Ist das noch im Rahmen des Themas? Jedenfalls wird das Ansammeln von Gebrauchsgegenständen unwichtiger wenn man sich um rechte Erkenntnis bemüht. Rechtes Bemühen lässt sich aber nicht auf das geistige Ansammeln von Wissen oder dem Gestalten einer Philosophie beschränken, die man dann ebenso besitzt wie etwas Grobmaterielles und dann etwa stolz drauf wird und gegen andere Ansichten zu Felde zieht.

    Sammlung und Geistesruhe sind ja nötig für tiefe Einsichten und die Einsicht soll zum Loslassen von Angesammelten führen und neues Ergreifen und Ansammeln verhindern.

    Aha. die haben sich also einige Gedanken darüber gemacht. Vijñānavāda (Bewusstseinslehre) wird das auch genannt lese ich in Wikipedia, hab schon mal gehört davon.

    Mir scheint allerdings dass man nicht wissen kann ob die Dinge außerhalb des Bewusstseins existieren oder nicht, weil man eben nicht über das Bewusstsein hinaus bewusst sein kann. Dass etwas da ist weil man darüber bewusst ist sei dahingestellt, jedenfalls ist etwas da wenn man darüber bewusst ist. Und da sind eben diese zwei: Bewusstsein und Inhalt. Ohne Inhalt bzw. Objekt kein Bewusstsein, sagt der Buddha, Bewusstsein hängt ab vom Objekt, ist bedingt durch das Objekt über das es bewusst ist. Ob das umgekehrt nun auch gilt oder nicht, jedenfalls gibt es diese sechs Bewusstseinsklassen gemäß der sechs Wahrnehmungssinne, Seh-, Hör, Riech-, Schmeck-, Tast- und Geistbewusstsein.


    Eine Wahrnehmung des Geistsinns ist u.a. die Persönlichkeit als die man sich eben wahrnimmt, das ist das Ich-Bewusstsein und mittels dessen wird alles zum Ich-Erlebnis - Ich sehe, höre usw. Dann kommt das Begehren und man will mehr oder angenehmeres sehen, hören usw, möglichst lange oder für immer. Das ist die Aufwertung der Person z.B. durch das Ansammeln von Gebrauchsgegenständen, um noch beim Thema zu bleiben. Die Wurzel allen Übels ist demnach die Verblendung der Identifikation, das Ich macht sich irgendwo fest 'das bin ich und das gehört mir'.

    Was soll ich denn nun wieder sein und wenn alles eins ist, was ist die Ursache dieses Einen?

    Anders gesagt, alle Dinge sind Inhalt des Bewusstseins. Dort entstehen sie und der Geist empfindet und begreift sie, er ergreift die Welt mit der Absicht sie entsprechend den damit verbundenen Gefühlen zu ordnen.

    Würden die Dinge nur in Deinem Bewusstsein entstehen, gäbe es keine Probleme mit Artensterben, schwindenden Ressourcen und Ausbeutung.

    Ja das würde ich sofort stoppen, wenn die Dinge in meinem Bewusstsein entstehen würden. Nachdem ich aber nicht das Bewusstsein bin und auch die übrigen khandha nicht, habe ich keine Kontrolle über den Tod und und nicht über den Willen anderer Menschen. Allenfalls einen kleinen Einfluss auf manche Entscheidungen, wenn jemand dafür zugänglich ist. Andernfalls hat nicht mal der Buddha jemanden gegen seinen Willen von etwas überzeugen können.

    Kennst Du "Indras Netz"? Eine tolle Metapher – auch für den "Ort" an dem "Dinge" entstehen:


    Zitat

    Weit weg in der himmlischen Wohnstätte des großen Gottes Indra gibt es ein wunderbares Netz, das von einem geschickten Kunsthandwerker so aufgehängt wurde, dass es sich unendlich in alle Richtungen ausdehnt. Gemäß dem besonderen Geschmack der Götter hat der Kunsthandwerker in jedes "Auge" des Netzes ein einzelnes glitzerndes Juwel gehängt, und da das Netz selbst unendlich groß ist, sind die Juwelen unendlich zahlreich. Dort hängen die Juwelen, glitzernd "wie" Sterne der ersten Größenordnung, ein wunderbarer Anblick. Wenn wir nun willkürlich eines dieser Juwelen auswählen und es genau betrachten, werden wir entdecken, dass sich in seiner polierten Oberfläche alle anderen Juwelen des Netzes spiegeln, unendlich viele. Und nicht nur das: Jedes der Juwelen, das sich in diesem einen Juwel spiegelt, spiegelt auch alle anderen Juwelen, so dass ein unendlicher Reflexionsprozess stattfindet.

    Das ist eine Metapher aus dem Veda die nachher auch im Mahayana Buddhismus verwendet wurde. Es bedeutet wohl das Entstehen und Vergehen der Dinge in unendlichen Zusammenhängen. Wo ist da jetzt der Ort an dem "Dinge" entstehen?

    Was ich gemeint habe ist dass Bewusstsein vorhanden sein muss damit überhaupt irgendein Entstehen von irgendwas erkennbar ist. Und was da entsteht, ist eben Inhalt des Bewusstseins. Man könnte sich das Bewusstsein von Indra allumfassend vorstellen, etwa entsprechend der buddhistischen "Bewusstseinsunendlichkeit". Dann wäre es nicht lokalisiert sondern überall und alles wäre sein Inhalt. Indra wäre dann die Identifikation mit allem, also "Ich bin alles, ich bin Brahman". Das wäre nach Buddha auch nicht die höchste Wirklichkeit, denn in Nibbana kommt ja alles zur Ruhe, kein Entstehen und Vergehen mehr, auch nicht in einem unendlichen kosmischen Netz. Oder?

    Dass Vergangenheit und Zukunft in Wahrheit das Gleiche sind kann ich nicht erkennen, ich komme da höchstens ins Grübeln und damit lässt es sich erst recht nicht erkennen. Einigermaßen erkennbar ist dass die Welt dort entsteht wo sie wahrgenommen wird. Ein Gegenstand ist da indem er wahrgenommen wird, ob oder wie er unabhängig von der Wahrnehmung existiert kann man nicht wissen, weil das eben außerhalb der Wahrnehmung ist. Anders gesagt, alle Dinge sind Inhalt des Bewusstseins. Dort entstehen sie und der Geist empfindet und begreift sie, er ergreift die Welt mit der Absicht sie entsprechend den damit verbundenen Gefühlen zu ordnen. Es entwickelt sich eine Persönlichkeit die sich in der Welt behaupten und alles nach ihrem Begehren arrangieren will. Sie meint der Körper zu sein oder im Körper der mit der Welt interagiert, in Wahrheit ist das aber alles immer noch Inhalt des Bewusstseins und kann nichts anderes sein. Die Person ist ebenso ein "Bild", ein dreidimensionaler Eindruck der sich an Bildern und Gefühlen erfreut, sie gestaltet und darunter leidet, weil alles zeitweilig ist und letztlich unkontrollierbar.

    All dieses Ansammeln dient nur dazu die Vorstellung der Persönlichkeit zu füttern, sie zu formen, etwas zu sein und zu haben, zu genießen und etwas darzustellen. Es ist wie ein sehr real wirkender, aber letztlich unwirklicher Traum aus dem es zu erwachen gilt, wenn das so einfach wäre.

    Was ist jetzt? Jetzt ist der Körper, die Körpersinne, die Sinnesobjekte, das Denken, das Fühlen, das Wollen, das Bewusstsein. Das ist so etwas wie ein unfassbares Wunder: Das Sehen von Formen und Farbe durch das Auge, das Hören von Klängen durch das Ohr, das Riechen durch die Nase, das Schmecken durch die Zunge, das Fühlen von Gegenständen, das Begreifen, das geistige Fühlen, das willentliche Handeln, und das alles ist Erfahrung im Bewusstsein.


    Am Anfang des Lebens ist ein großes Staunen, dann spielt man, dann muss man lernen sich in der Welt zurechtzufinden, lernt das Manipulieren der Wesen und Dinge zu seinem Vorteil. Man verliert sozusagen die Unschuld, macht sich die Erde untertan. Das Dasein an sich ist nicht mehr beseligend, es ist zur Selbstverständlichkeit geworden und man sucht das verlorene Glück in der Zukunft um es wieder in die Gegenwart zu holen. Und dabei kann man leicht maßlos werden.


    Man macht ja auch von Anfang an die Erfahrung dass diese erstaunliche Welt nicht nur Schönes, sondern auch Unangenehmes bereithält. Mit dem Heranwachsen, der Entwicklung von Körper und Geist stellt sich zunehmend die Fähigkeit ein das Angenehme zu behalten und zu vermehren, das Unangenehme loszuwerden und zu vermeiden. Damit verbringt man dann das ganze Leben, ständig auf der Flucht vor Leiden ohne je einen sicheren Ort zu finden.


    Der Buddha hat in seiner Kindheit nicht nur das sinnliche Glück des bloßen Daseins erfahren, einmal hat sich sein Geist bis zum ersten Jhana gesammelt und vertieft. Diese Spur hat er später weiterverfolgt bis er schließlich aus dem unheilvollen Kreislauf von Glück und Leid erwacht ist.


    Ohne erwacht zu sein kann man nicht immer in der Gegenwart sein glaube ich. Sobald es irgendwie unangenehm wird trachtet man danach das zu ändern. Als Kleinkind ist man dabei auf die Erwachsenen angewiesen was man durch lautes Geschrei kundtut, später macht man es soweit wie möglich selber. Wenn man aber der sinnlosen Suche nach äußerem Glück überdrüssig wird und sich mehr nach innen wendet, erfährt man etwas von einem Glück das in der bloßen Gegenwart liegt, eine Art restlose Zufriedenheit ohne mehr zu wollen und zu brauchen. Man erkennt dass Genügsamkeit der rechte Weg ist und nicht Begierde und erlangt allmählich seine Unschuld wieder, diesmal gepaart mit Weisheit. Und je mehr man die Irrwege der Untugend und der Zerstreuung verlässt, desto gegenwärtiger wird der innere Frieden der Loslösung.