Dann erkläre doch mal, warum du glaubst, dass die Lehre Buddhas noch dualistisch war. Was meinst du denn, wenn du von Dualismus sprichst und inwieweit findest du deine Auffassung von Dualität in Buddhas Lehre?
Der ganze Vinaya ist dualistisch. Tu dies, lasse dies. Nur wenn du diese Voraussetzungen erfüllst, darfst du beitreten. etc. Letztlich ist alle formale Ethik dualistisch.
Leiden vs. Leidlosigkeit ist dualistisch.
Samsara vs. Nirvana.
(Samsara=Nirvana bzw. "Selbst der Gute wird erlöst, um so vielmehr der Böse" kamen ja sehr viel später).
Weltlichkeit vs. Überweltlichkeit.
Arya vs. gewöhnlich.
Erwacht vs. Nicht erwacht.
Das Bedingte vs. das Nicht-Bedingte.
(Auch wenn die Vorstellung, dass es Bedingungen braucht, um das Nicht-Bedingte zu erlangen, zutiefst unlogisch ist).
Das Wahre (der ganze 8-fache Pfad) vs. das Nicht wahre.
Wissen vs. Nichtwissen.
Da scheint mir Zen zum Teil andere Ansätze zu wählen.
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Diese Beispiele sind keine Dualismen, auch wenn Formulierungen wie Leiden versus Leidlosigkeit usw. diesen Eindruck erwecken können. Derartige Formulierungen blenden tendenziell die gegenseitige Abhängigkeiten aus.
Von Leiden kann man nur im Zusammenhang von Leidlosigkeit sprechen, so wie man von Gesundheit nur im Zusammenhang mit Krankheit sprechen kann und umgekehrt. Leiden und Leidlosigkeit kann man voneinander unterscheiden, aber deshalb sind sie noch keine Dualitäten. Das kann man auf die meisten anderen Beispiele übertragen
Zu "Das Bedingte vs. das Nicht-Bedingte (Auch wenn die Vorstellung, dass es Bedingungen braucht, um das Nicht-Bedingte zu erlangen, zutiefst unlogisch ist)"
Das Bedingte sind alle Phänomene die durch Ursachen und Umstände entstanden sind. Das Nicht-Bedingte ist nicht durch Ursachen, aber durch Bedingungen entstanden. Hier muss man sich klar machen, dass das abhängige Entstehen im Buddhadharma nicht gleichbedeutend ist mit Ursache-Wirkungs-Beziehung. Diese ist nur ein Aspekt des abhängigen Entstehens.
Das Bedingte ist abhängig von
- Ursachen und Umständen
- seinen Teilen
- begrifflicher Benennung
Das Nicht-Bedingte ist auch vom Umständen abhängig: nämlich von seinen Teilen und von der Benennung.
Das Bedingte und das Nicht-Bedingte sind also abhängige Phänomene und sie sind abhängig von Bedingungen, die nicht das Bedingte oder Nicht-Bedingte sind. Der entscheidende Unterschied zwischen beiden ist: Das Bedingte ist unbeständig und wandelt sich deshalb von Moment zu Moment, während das Nicht-Bedingte beständig ist und sich nicht von Moment zu Moment wandelt
Und auch das Bedingte und das Nicht-Bedingte sind gegenseitig voneinander abhängig wie Leiden und Leidlosigkeit.