Statt des belasteten Differenz religiös-nicht religiös finde ich eine andere Differenz viel wichtiger:
Nämlich ob man ein Leben aus der "Ich Perspektive" führen will, und alles danach beurteilt, was es "für mich bedeutet", "was es mir bringt" , "ob es mir schaded" oder ob man einen Ausgangspunkt wählt, der diese "Ich-Perspektive" transzendiert und wo dann umgekehrt die Frage stellt , wofür man selber nützlich sein kann und wo man selber helfen kann. Diese Haltung ist eine, wo man sich selber nicht so wichtig nimmt weil es was "Größeres" gibt und natürlich erfordert das Demut, Vertrauen und Hingabe -ein Umlenken des Bezugspunktes.
Dies rein mit dem Begriff der Religion zu bezeichnen passt nicht, da man ja alles Mögliche als was etwas "Größeres" wählen kann. Einen Gott, eine Partei, die Revolution, die Vernunft, das Wohl aller Menschen, die Freheit, die Nation, das Klima usw. All dem kann man sein "kleines Ego" opfern. Und umgekehrt gibt es auch viel Religiöses das gar keine das Ego transzendierende Perspektive hat sondern wo das Übernatürlich angerufen wird, um der Ich-Perspektive zu dienen.
Das Hinausgehen über das beschränkte Ich (Demut, Hingabe ) mit dem Religiösen zu identifizieren, ist also nicht so zielführend und es tut auch denen Unrecht die mit Bescheidenheit, Demut und Entsagung einer Sache dienen ohne dass dies mit Übernatürlichen assoziiert wäre.
Prinzipiell ist es ja schon mal eine große Leistung, wenn Leute es schaffen ihr kleines Ego zu zügeln und sich einer guten Sache verschreiben. Die Umweltschützer die ihre Samstage für die Reinigung eines Flusses opfern oder auch die Zeugen Jehovas die da in Treue zu ihrem Gott selbst im Regen hinter ihren Tafeln stehen und da Spott und Unverständnis ertragen müssen.
Aber so vom Buddhismus aus gedacht, sind Hingabe, Vertrauen und Demut nicht ausreichend - es reicht nicht aus von dem Regen "individuellen Egos" in die Traufe "kollektiven Egos" zu kommen, sondern es ist wichtig, auch da drüber hinaus zu gehen und schauen, auf was sich diese Hingabe und dieses Vertrauen richtet und ob es
"Recht Hingabe" und "Rechtes Vertrauen" im Sinne des edlen achtfachen Pfad ist, oder ob es droht, verblendetes Vertrauen oder blinde Hingabe zu werden.
Von daher gibt es dann sowohl einen Teil der als "Abstehen vom individuellen Ego" religiös gelesen werden kann und einen Teil des "Abstehend von kollektiven Ego" der fast etwas Anti-Religiöses zu haben scheint aber natürlich ein zentraler Teil von Religion sein kann. Auch in der Bibel wendet sich ja auch Gott mit Bilderverbot gegen übliche religiöse Formen ( Tanz um das Goldene Kalb) . Ihn deswegen unter die säkukaren Religionsverächter einzuordnen lässt wahrscheiich einige Augenbrauen rotieren.