Beiträge von mukti im Thema „Östliche Meditation und westliche Philosophie“

    Aber bitte: dies ist die Forums-Abteilung "buddhistische Praxis" und auch im Titel dieses Threads kommt das Christentum nicht vor. Ich stelle fest, dass nicht nur ich einen Hang zum Abschweifen ins Christentum habe, sondern auch du. Wir sollten das aber einstellen.

    Ja das weicht schon zu sehr vom Thema ab, stellen wir es ein.

    Gebote einhalten geht nur durch die Gnade Gottes, so leid es mir gerne tut. Ich verstehe, dass es dir als Buddhist schwer fällt, den Glauben an die eigene Macht, den Selbst-Willen, zu vernachlässigen. Und - zu deinem Trost - es ist ja nicht so, dass es nicht theologische Strömungen im Christentum gäbe, die auch ein wenig in die Richtung eines Selbst gehen wie es im Buddhismus so dominant ist.

    Würde das Einhalten der Gebote ausschließlich auf der Gnade Gottes beruhen, würden alle die er nicht damit bedenkt am jüngsten Tag für immer in die Hölle wandern und sie könnten überhaupt nichts dafür. Es wird schwierig sein einen Priester irgendeiner christlichen Konfession zu finden der die willentliche Bemühung ganz in Abrede stellt.


    Übrigens rede ich nicht nur über Theorien die ich gelesen habe sondern aus einstiger zehnjähriger Praxis. Wenn das auch vorwiegend in einem hinduistischen Rahmen war, so waren doch wesentliche theistische Prinzipien die gleichen wie im Christentum, das ich auch eine Zeitlang praktiziert habe.

    Es ist schon ein grundsätzlicher Unterschied etwa bei der Erlösung durch Gott oder durch eigene Bemühung. Trotzdem spielt die Bemühung im Christentum auch eine wichtige Rolle, sonst wäre es ja Fatalismus. Schon die Entwicklung der Sittlichkeit bedarf einer Anstrengung, wie das willentliche Einhalten der Gebote. Hinwendung zu Gott bei gleichzeitiger Abwendung von der Welt wird als eine Berufung verstanden der man durch geregelte Praxis nachkommt, meistens in einem Orden.

    Da gibt es den Weg der Tätigkeit (vita activa) und den Weg der Betrachtung (vita contemplativa). Diese Unterscheidung gab es übrigens bereits in der griechischen Philosophie, in einigen Schulen ging es mehr um Betrachtung, Kontemplation oder Meditation, in anderen mehr um Tätigkeit.

    Es gibt keine "Bemühung im Christentum" und das ist kein Fatalismus, weil Gott ja auch den freien Willen geschaffen hat. So kann man sich also bemühen, aber es nützt nichts bzgl. der Erlösung. Und auch die Sittlichkeit, welche der Erlösung dient, ist nicht die erworbene Sittlichkeit der Philosophen, sondern eingegossen durch die Gnade Gottes.

    Dazu muss natürlich ergänzt werden, dass es einen Blumenstrauß von Ansichten dazu gibt, ob der Mensch aktiv mitbestimmen kann bzgl. seiner Erlösung oder ob er sich nur Gott hingeben kann. Auf jeden Fall aber ist die Sünde das Werk des Menschen, nicht Gottes Werk.

    Das ist also eine Glaubensvorstellung, eine Ansicht im "Blumenstrauß der Ansichten". Wenn man ihr anhängt wird man in der Praxis trotzdem nicht umhinkommen seinen freien Willen zu benutzen um nicht sündhaft, sondern nach Gottes Geboten zu handeln. Dabei kann Hingabe eine Hauptrolle spielen - "Dein Wille geschehe" - das ist dann die Bemühung um dem Einfluss des Teufels zu entkommen und sich ganz unter den Einfluss Gottes zu stellen. Wobei sich wieder die Frage auftut ob es eine gute Idee des guten Gottes war, einen freien Willen zu schaffen obwohl ihm in seiner Allwissenheit klar war dass er gegen ihn verwendet werden wird was unzählige Leiden nach sich zieht. Es ist halt schon ein Kreuz mit den theologischen Ansichten.

    Ich habe beobachtet, das "Meditation" und "Kontemplation" nicht immer und in allen Traditionen in diesem definierten Sinn verwendet werden. Manchmal auch genau umgekehrt. Das stiftet natürlich Verwirrung.

    Das ist mir auch schon aufgefallen. Im Allgemeinen bezeichnen diese Begriffe wohl die Sammlung des Geistes, die gemäß der jeweiligen Praxis unterschiedlich bezeichnet wird. Die Bezeichnungen sind dann halt nicht in allen Schulen die Gleichen.

    Es ist schon ein grundsätzlicher Unterschied etwa bei der Erlösung durch Gott oder durch eigene Bemühung. Trotzdem spielt die Bemühung im Christentum auch eine wichtige Rolle, sonst wäre es ja Fatalismus. Schon die Entwicklung der Sittlichkeit bedarf einer Anstrengung, wie das willentliche Einhalten der Gebote. Hinwendung zu Gott bei gleichzeitiger Abwendung von der Welt wird als eine Berufung verstanden der man durch geregelte Praxis nachkommt, meistens in einem Orden.

    Da gibt es den Weg der Tätigkeit (vita activa) und den Weg der Betrachtung (vita contemplativa). Diese Unterscheidung gab es übrigens bereits in der griechischen Philosophie, in einigen Schulen ging es mehr um Betrachtung, Kontemplation oder Meditation, in anderen mehr um Tätigkeit.

    Beim Beten des Rosenkranzes organisiert sich Atem und Geist ganz automatisch. Woher kommt eigentlich der Brustton der Überzeugung, dass Meditation von Buddhisten oder Buddha erfunden wurde? Ohne Meditation ist Hinwendung zu Gott oder Buddha oder Selbstnatur nicht möglich. Naja ist wohl wieder so eine Etikettendiskussion.

    Aus dem Osten kommt nur das Licht der aufgehenden Sonne.

    Meditation wurde nicht vom Buddha erfunden, sie dürfte sich aber im Osten noch besser entwickelt haben als im Westen. Das Christentum ist ja auch aus dem (nahen) Osten zu uns gekommen. Gewisse Formen der Meditation wird es im Westen schon in der vorchristlichen Zeit gegeben haben, z.B. im Zusammenhang mit der griechischen Philosophie. Vielleicht gab es bei den Germanen auch schon meditative Praktiken? Wäre ganz interessant das herauszufinden. Jedenfalls habe ich den Eindruck dass man vom Osten in dieser Hinsicht was lernen kann, besonders von Indien wo u.a. ja auch der Buddha geboren wurde.

    Das ist wohl das sogenannte Ruhegebet:

    Ich kenne das auch als Herzens- oder Jesusgebet, das wohl in der orthodoxen Kirche eine lange und lebendige Tradition hat.

    Ja so wird es meistens genannt, es kommt von den Wüstenvätern aus den ersten Jahrhunderten nach Christus und wird besonders in der Ostkirche aber auch im Westen praktiziert. Es soll zur Stille führen (griechisch: hesychia), daraus hat sich dann der Hesychasmus entwickelt, ein Zweig davon ist die Mönchsgemeinschaft am Berg Athos in Griechenland. Es gibt auch eine Praxis bei der das Herzensgebet mit dem Atem verbunden wird.

    Interessant ist in diesem Kontext, dass Christen-Organisationen in den USA bei Nachfrage buddhistisch inspirierter Suchender, warum es denn sowas wie Mantra rezitation im Christentum nicht gebe, auf eben das Ruhegebet verwiesen haben und dadurch "abtrünnige" Seelen zurückgewinnen konnten.

    Anders als im Buddhismus findet ja die Rezitation im Christentum in einem theologischen Zusammenhang statt. Dort wurde das ursprünglich nicht mit dem indischen Begriff "Mantra" bezeichnet, aber der Begriff "Meditation" ist wohl schon lange im Christentum bekannt:


    Zitat

    Im mittelalterlichen Christentum wurden die „geistlichen Übungen“ lectio (aufmerksame Lesung), meditatio (gegenstandfreie Anschauung), oratio (Gebet) und contemplatio (gegenständliche Betrachtung, Kontemplation) zur Sammlung des Geistes überliefert. (...) Besonders in den mystischen Traditionen sollte damit der Verstand und das Denken zur Ruhe kommen, um den „einen Urgrund“ freizulegen. Im Mittelalter wurden auch Anweisungen veröffentlicht, wie "Die Wolke des Nichtwissens" oder die Schriften der Teresa von Avila. Elemente meditativer Praxis finden sich bis heute in den Exerzitien von Ignatius von Loyola, einigen benediktinischen und franziskanischen Traditionen sowie in der Ostkirche im Hesychasmus.


    (Wikipedia)

    Das ist wohl das sogenannte Ruhegebet:


    Zitat

    Ruhegebet nennt man eine frühchristliche Gebetsform, die auf Johannes Cassianus (360–435) zurückgeht. Das Ruhegebet zeichnet sich dadurch aus, dass der Betende auf alles bewusste Denken verzichtet und sich durch das Wiederholen einer einfachen Gebetsformel immer zurückbesinnt und abschweifende Gedanken ziehen lässt.

    Das erinnert an die buddhistische Meditation der Geistesruhe (samatha),

    Mich erinnert das eher an Mantrarezitation.

    Mantrameditation ist auch eine Fixierung des Geistes auf ein einziges Objekt, in diesem Fall eben den Mantra. Dadurch springt der Geist nicht herum und es entsteht Ruhe.

    Es gibt auch noch die Wüstenväter als Asketen der ersten Stunde in der christlichen Tradition. Die haben dort in der Wüste wahrscheinlich auch eine Form der Versenkung oder Meditation praktiziert, um das Ego zu überwinden.


    Das ist wohl das sogenannte Ruhegebet:


    Zitat

    Ruhegebet nennt man eine frühchristliche Gebetsform, die auf Johannes Cassianus (360–435) zurückgeht. Das Ruhegebet zeichnet sich dadurch aus, dass der Betende auf alles bewusste Denken verzichtet und sich durch das Wiederholen einer einfachen Gebetsformel immer zurückbesinnt und abschweifende Gedanken ziehen lässt.

    Das erinnert an die buddhistische Meditation der Geistesruhe (samatha), die Meditation der griechischen Philosophen erinnert an die Meditation der Einsicht (vipassana).