Beiträge von Bosluk im Thema „Nirvana und Nicht-Selbst, geht das zusammen?“

    Entweder ist anatta wahr und da ist keiner [...]

    "...da ist keiner" setze ich mit Niratta (Deklaration: hier) gleich (nur damit wir jetzt über das Gleiche sprechen).

    Somit schreibst du: Entweder ist anatta wahr und dann ist Niratta wahr, oder [...]


    Beides halte ich nicht für tragbar. "Entweder ist anatta wahr und da ist keiner". Doch, wenn anatta wahr ist, ist anatta wahr. Und dann ist das, was da ist und das, was einem erscheint, anatta. Dann ist Sprechen anatta, Beobachten anatta. Denken anatta. Und es ist vorallem nicht niratta - nicht kein Ich. Es erscheint einem als Ich. Aber es ist wieder anatta. Jede Erscheinung ist anatta. Wieder Nicht-Ich.


    Zitat

    oder anatta weist mich und dich auf etwas hin, eben auf atta, weil anatta ja gesehen wird.

    Nein, wenn anatta gesehen wird, weist es vorallem auf anatta hin. Keinesfalls auf ein atta oder atman. Anatta verneint Niratta (kein "Ich" vorhanden) und verneint atta (das "Ich" ist beständig vorhanden) und sagt damit, dass es eine Erscheinung ist, die an Bedinungen geknüpft ist und sich mit der Änderung der Bedingung ebenfalls mit verändert. Weshalb bei anatta im gleichen Atemzug auch anicca mitschwingt (und dukkha, der vollständigkeithalber). Die drei betreten immer nur zusammen die Bühne.

    Natürlich ist nicht alles aus. Nur was "mich" betrifft ist aus. [...] das hat für mich nach "meinem" Versiegen keine Bedeutung mehr, denn ich existiere dann nicht mehr.

    Das ist die Vernichtungsansicht und ist neben der Ewigkeitsansicht einer der beiden Extremansichten (ucchedadiṭṭhi: "Ich werde nicht mehr sein, ich werde sterben, ich werde vernichtet sein, mich wird es nicht geben) wie es u.a. im Majjhima 102 steht:


    Zitat

    Oder sie [einige Mönche un Brahmanen] beschreiben die Vernichtung, Zerstörung und Auslöschung eines existierenden Wesens (zum Zeitpunkt des Todes).


    [...]

    Der Tathāgata, ihr Bhikkhus, versteht dies so: ,Jene guten Mönche und Brahmanen, die die Vernichtung, Zerstörung und Auslöschung eines existierenden Wesens (zum Zeitpunkt des Todes) beschreiben, rennen und kreisen aus Angst vor der Persönlichkeit (sakkāya) und aus Abscheu vor der Persönlichkeit (sakkāya) immer weiter um eben jene Persönlichkeit (sakkāya) herum. So wie ein Hund, der mittels einer Leine an einen festen Pfosten oder Pfeiler gebunden wurde, immer weiter um eben jenen Pfosten oder Pfeiler herumrennt und kreist; ebenso rennen und kreisen jene guten Mönche und Brahmanen aus Angst vor der Persönlichkeit (sakkāya) und aus Abscheu vor der Persönlichkeit (sakkāya) immer weiter um eben jene Persönlichkeit (sakkāya) herum. All das ist gestaltet (saṅkhataṁ), aber es gibt ein Aufhören der Gestaltungen (saṅkhārānaṁ nirodho). Weil der Tathāgata weiß, ,es gibt dies‘, und weil er sieht, wie man jenem entkommt, hat er all das überschritten.

    (Streng gekürzt)