Metta: Wenn du hier oder anderswo buddhistische Diskussionen verfolgt hast, musst du doch wissen, dass die Idee einer persönlichen Wiedergeburt aus dem von dir genannten Grund völlig umstritten ist. Wie kämen wir hier dazu, diese Idee zu verteidigen?
Eine Person behauptete hier im Forum, ich werde die Konsequenzen meiner „Boshaftigkeit“ hier im nächsten Leben spüren. Also muss die Person obwohl BuddhistIn, ja an eine Seele glauben, die nach dem Tod in einen neuen Körper kommt.
Das mag so sein, ich habe das nicht gelesen, aber ich würde mal sagen, diese Person hat schon mal keinen Dunst von Karma - die Frucht (phala) ist immer multikausal, es ist unmöglich vorauszusagen, was aus einer einzelnen Tat folgt. Ich bestreite auch nicht, dass es Leute gibt, die sich als Buddhisten bezeichnen und gleichzeitig an personale Wiedergeburt glauben. Das ist aber kein Beweis dafür, dass diese Idee zwingender Bestandteil buddhistischer Praxis und Lehre sei.
Ist halt nur ne Meinung. Begründet ist sie m.M.n. nicht - diese Leute können einfach die von dir richtig bezeichneten Widersprüche nicht auflösen und verabschieden sich regelmäßig aus einer ehrlichen Debatte, wenn es für sie eng wird. Für mich nicht satisfaktionsfähig.
Im Pali Kanon findet man dutzende Wiedergeburtsgeschichten, die Behaupten das Individuen, wiedergeboren werden in einer Kontinuität von Individualismus (Erinnerung an frühere Leben), was eben nicht zur Lehre von Anatman passt, Also nochmal: Wie erklärt sich dieser Widerspruch?
Verfolgst Du hier oder anderswo die Diskussion über die Authentizität buddhistischer Quellen, einschließlich PK?
Ich sagte ja schon, manche Leute können nicht anders, als eine historische Quelle wörtlich und damit ahistorisch zu nehmen. Und du machst jetzt denselben Fehler. Ist das nicht paradox?
Wenn ein Mensch z.B. nicht Anhaftet, wird er keine Anstrengung in etwas stecken.
Das sehe ich völlig anders. "Anhaftung" ist immer auf sich selbst bezogen. Die Anstrengung kann ebenso gut auf "die Sache" bezogen sein, indem man sich dabei selbst vergisst. In der Regel werden dabei auch die besseren Resultate erzielt. Persönliche Anerkennung ist dann eine Nebenwirkung, die von den Akteuren eher hingenommen wird, aber kein Motivator ist.
Nach diesem Prinzip funktionieren ganze Kulturen.
Lebewesen mit einem Bewusstsein, haben in der Regel ein Selbst, eine Vorstellung von sich in Relation zu anderen. Dies ist nötig, um überhaupt so Dinge wie „Meine Familie“ „Mein Revier“ „Mein Hobby“ „Meine Herde“ „Mein Schmerz/Mein leid“ denken zu können. Ohne „Mein/Ich“ kann sich kein Lebewesen in Relation zu den anderen Setzen. Ohne diese Funktion, kann es auch kein Mitgefühl geben, denn das Leid von anderen, kann nur über das Eigene Leid verstanden werden.
Wie du gut im PK nachlesen kannst, sind Pronomen nicht zwingend auch besitzanzeigend und damit "atta"-definierend, sie erfüllen oft einfach eine grammatische Funktion "anstatt eines Namens", gemeint ist damit lediglich eine spezifische Zusammensetzung. Auch der Buddha benutzt bezogen auf sich selbst solche Pronomen, bei ihm bedeutet es aber "wie bei dir (jedem Lebewesen)"
Gesundheitliche Veränderungen, ebenso. Auf diese zu reagieren, erfordert Zeit und oft kann man nichts tun. Das trifft auch auf das Alter zu.
Genau, solange man "nicht verlangt; was nicht möglich ist", gibts auch in dieser Hinsicht kein dukkha.
Die Evolution kann nicht abgeschaltet werden, sie wirkt weiterhin. Es sind nur andere Selektionsfaktoren.
Wenn ich von Evolution rede, dann meine ich "biologische Evolution". Das Problem ist nun, dass die gesellschaftlichen Veränderungen (nicht "gesellschaftliche Evolution") um Größenordnung schneller stattfinden, als dass die biologische Evolution damit schritthalten könnte.
Biologisch gesehen befinden wir uns noch immer auf einer Stufe mit Menschen vor Erfindung des Ackerbaus und der Sesshaftigkeit. Was damals ein evolutionärer Vorteil war, nämlich schnell intuitiv zu denken/handeln, erweist sich zunehmend als evolutionärer Nachteil. Es sind damit einfach keine komplexen Probleme, nämlich die der Arterhaltung, (langfristig) lösbar, aber eben auch keine komplexen persönlichen Probleme, z.B. wie soll ich mich orientieren, wie soll ich leben. Wir bezeichnen heute die Ursachen dafür als "kognitive Fehlfunktionen" (biases). Zu einem guten Teil lassen sie sich unter dem buddhistischen Begriff "Verblendung" subsumieren. Ein evolutionär überholtes Erbe.