Beiträge von Sudhana im Thema „Fleischkonsum und Buddhismus“

    Warum hungern sie sich denn zu Tode, oder hungerten sich, oder gibt es solche Asketen auch heute noch dort ? Machen sie das aus ethischen Gründen ? Wohl nicht.

    In Kurzform: das Ideal, sich tot zu fasten ist nach wie vor das spirituelle Endziel bei den Jaina - durch totale Abstinenz von jeglichem 'Ergreifen' (insbesondere von Nahrung) wird der Reinkarnationskreislauf beendet. Diese Heiligen in ihrer letzten Reinkarnation sind entsprechend selten, aber es gibt sie durchaus noch. Auch hier ist ahiṃsā das leitende ethische Prinzip, nur eben 'rücksichtslos' hinsichtlich des/der Übenden.


    Der scheinbare Widerspruch löst sich dadurch auf, dass dieses Beenden der Reinkarnationskette nach deren Verständnis kein nirvana, sondern ein Aufgehen im atman ist, die vernichtete Existenz nur eine ziemlich hartnäckige Illusion, falsches Sein. Es ist ein negativer, kein mittlerer Weg.

    Den man selbst an sich fällt oder andere an anderen fällen ? Ist das so ähnlich wie Dogmatismus ? Oder was ganz anderes ?

    Moralischer Rigorismus ist die Auffassung, moralische Entscheidungen - wie etwa die, auf Fleisch als Nahrung zu verzichten - hätten absolute Gültigkeit. Ausnahmen werden da grundsätzlich als moralisches Versagen eingestuft.


    Wenn moralische Entscheidungen als allgemeine Regeln formuliert werden, richtet sich dies nach dem 'Normalfall', den zumeist gegebenen Bedingungen. Sinnvoll ist es, sich für Ausnahmebedingungen flexibel zu zeigen. Das ist dann auch keine moralische Beliebigkeit, sondern das Zulassen begründeter Ausnahmen. "Begründet" heisst, dass die Gründe gewichtet werden, wobei das durch die Ausnahme verursachte Leiden gegen das durch die Ausnahme verhinderte Leiden abgewogen wird. Diese realistische, eben nicht rigorose Herangehensweise findet sich beispielhaft im Vinaya.

    Und die kann bei jedem etwas/ ein wenig anders aussehen, bei diesem Thema- die Rechte Absicht, oder ? Es wäre das Bemühen.

    Ja, welche Einsichten und Absichten möglich sind, hängt von individuellen Bedingungen und Ursachen ab und entsprechend divers sind sie. Wichtig ist das Bemühen - mit dem sich die Möglichkeiten von Ein- und Absichten dann auch erweitern. Wichtig ist nur, dass die 'initialisierende' Absicht in die rechte Richtung weist; also Rechte Absicht ist. Ahiṃsā ist der soziale Aspekt dieser Rechten Absicht - wobei 'sozial' alle Existenzbereiche umfasst, nicht nur den menschlichen.

    Wenn ich den Supermarkt gehe und Fleisch kaufe, dann kann ich mir auch sicher sein, dass das Tier, welches da gerade in Stücken in der Fleischtheke liegt, für mich geschlachtet wurde.

    So sehe ich das auch - aufgezogen, getötet und zerstückelt dafür, dass du es kaufst und verzehrst. Andere geben sich damit zufrieden, dass das Töten dann ja an Andere outgesourced wird (so heisst das wohl heute). Von Geld kriegt man ja keine blutigen Finger ...

    Nach dieser Logik wäre es dann also akzeptabel das Fleisch zu essen?

    Es wäre hilfreich für die Diskussion, genau zu lesen was andere schreiben. Genau aus diesem Grund wäre es inakzeptabel, Fleisch zu essen, wenn man dem Beispiel Buddhas und den Regeln, die er den Ordinierten gegeben hat, folgen will und dabei schon die Regel missachtet, kein Geld anzurühren. Aber mit Beispielen folgen hat's halt nicht Jeder.


    Mit Logik hat das jedenfalls nichts zu tun. Welche Regeln man annimmt, welchen Empfehlungen man folgt und welchen nicht, muss jede/r für sich selbst entscheiden. Es ist nur so, dass manche Entscheidungen für Ordinierte ausgeschlossen bzw. bereits getroffen sind. Die haben sich auf einen Weg festgelegt. Wer glaubt, einen besseren Weg gefunden zu haben - kein Problem, viel Glück damit. Andere verlassen sich lieber auf Bewährtes.

    Die Frage, wovon man sich ernährt, ist gemäß dem Buddhadharma keine rein gesundheitliche, sondern vor allem eine ethische. Die "Basis" buddhistischer Ethik ist, wie an früherer Stelle hier schon dargelegt, das Prinzip ahiṃsā, Nicht-Verletzen / Gewaltlosigkeit. Der gesundheitliche Aspekt der Ernährung ist ein diesem ethischen Prinzip nachgeordnetes: nämlich (auch) nicht sich selbst zu verletzen. Was letzlich in der Praxis auf ein "so wenig wie möglich und so viel wie notwendig verletzen" hinausläuft - that's saṃsāra ... Mittlerer Weg eben. Wobei Buddha ausweislich der Vinaya-Überlieferungen ausdrücklich Ausnahmen von Grundregeln wie dem Verbot von Alkohol oder dem Verbot, Fleisch zu erbetteln, gerade aus gesundheitlichen Gründen zuließ; Buddha war kein moralischer Rigorist. Er selbst aß, was auf den Tisch kam. Aber wenn er Grund für den leisen Verdacht hatte, dass da speziell für ihn Tiere getötet worden waren, dann wies er solche Nahrung zurück. Damit wollte er nichts zu tun haben. Das empfahl er auch Anderen (und so steht es im Vinaya einschließlich der zulässigen Ausnahmen), so wie er auch Haushältern empfahl, zumindest den Beruf des Schlachters und des Viehhändlers wegen der unheilsamen Konsequenzen zu meiden.


    Tatsächliche gesundheitliche Gründe für eine Diät mit tierischem Protein sind extrem selten, wobei mir da eigentlich auch keine physiologische Begründung einfallen will (habe da allerdings auch nicht viel Ahnung von). Selbst bei veganer Ernährung sind die sonst fehlenden essentiellen Aminosäuren mit Pseudogetreiden wie Quinoa und Amaranth heute problemlos vegan verfügbar*. Mir scheint da ein psychologisch / psychosomatisches Problem die naheliegendere Erklärung zu sein, was das Problem der subjektiven Unverträglichkeit beileibe nicht klein reden soll. Trotzdem lohnt es sich sicher, über die Ursache genauer nachzudenken, vielleicht bei Gelegenheit auch mal den Hausarzt fragen.


    *Zur Klarstellung: ich selbst ernähre mich nicht vegan (jedenfalls nicht ausschließlich), sondern ovo-lakto-vegetarisch. Wobei Eier auf ärztliches Anraten auf maximal 2 / Woche limitiert sind. Versteht sich, dass die Legehennenhaltung und der Umgang mit männlichen Küken da bei der Kaufentscheidung eine Rolle spielen. Und guter Käse - das ist schlicht eine Kunstform, an der ich mir anzuhaften erlaube ... :)

    Ich bin heute auf eine Tatsache gestoßen, die wohl jede Bemühung, sich fleischlos zu ernähren, ad absurdum führt

    Werter Hendrik - bitte entschuldige, aber mE ist sollte man bei solch einer Argumentation nach dem Muster: 'das Ideal ist nicht zu 100% umsetzbar, also kann ich mir jede Bemühung darum auch gleich sparen' schon genau hinschauen, ob das nicht nur eine faule Ausrede ist.


    Das ethische Ideal, um das es hier geht, ist ahiṃsā, Nicht - Verletzen. Dieses Ideal teilen auch die Tīrthika / Jaina, jedoch mit einem bemerkenswerten Unterschied. Während sich fortgeschrittene Asketen, die dieser Lehre folgen, konsequenterweise zu Tode hungern - was nach Deiner Lesart die Bemühung, damit das Ideal ahiṃsā praktisch umzusetzen, "ad absurdum" führen würde - wird das im Buddhadharma etwas anders gesehen. Buddha lehnte solche Praktiken - die ja nun wirklich kein 'mittlerer Weg' sind - ab: es ist kein ahiṃsā, weil diese Praxis die fünf übenden Aggregate, den pudgala, verletzt. Aber man kann dabei durchaus im Hinterkopf behalten, dass ein paar Millionen Menschen (laut Wikipedia 4 - 5) das anders sehen, absurd oder nicht ...


    In der Ernährung den mittleren Weg zu gehen und sich dabei in ahiṃsā zu üben, kann sehr unterschiedliche Formen annehmen, da sich auch die Übenden in den Bedingungen ihrer Übung unterscheiden. Wenn man sich dies vor Augen hält, fällt man auch nicht moralischem Rigorismus zum Opfer.


    Entscheidend ist die Bemühung und ihr Ziel, nicht die Form der Bemühung. Rechte Einsicht, Rechte Absicht. Und Vīryapāramitā - kein verzagtes 'das schaffe ich nicht' (oder noch besser: 'das schafft niemand'). Na und? Wenn du den Ozean ausschöpfen musst und du nur einen Teelöffel hast, solltest du damit anfangen. Über das Werkzeug lamentieren und es womöglich wegschmeißen, hilft nicht. Du musst mit dem zurecht kommen, was du hast.


    Natürlich ist die Idee, den Ozean leer zu schöpfen absurd - selbst mit einer ziemlich großen Suppenkelle. Aber darum geht es ja auch gar nicht, sondern um die Übung des Leerschöpfens.


    Zitat

    alles zeigt der leuchtende spiegel des geistes

    sein gewaltiges glänzen durchdringt alle welten

    alles was ist, was je man empfunden

    ist dieses leuchten, weder innen noch aussen


    leere ergreifen heisst wirkung missachten

    solche verwirrung führt nur zu unheil

    an leere hängen, die dinge verwerfen:

    du entgehst dem ertrinken durch sprung ins feuer


    täuschung verwerfen und wahrheit ergreifen:

    so ist der geist, der liebt und hasst

    übst du den weg auf diese art

    ist's, als nenntest du einen dieb deinen sohn

    Es bringt schon viel, alles maßvoller zu tun, mit mehr Achtung vor den Produkten, mit mehr Bewusstsein für ihre Herkunft, für die Menschen, die sie herstellen, für die Bedingungen, unter denen sie erzeugt werden, und für die Folgen für Umwelt, die Produktion, Nutzung und Verbrauch hervorrufen.

    Insbesondere dafür meine Zustimmung. Wobei auch dies (wenn auch weniger offensichtlich als die Frage des Fleischkonsums) eher ein Luxusproblem ist. Ökonomisch geht es derzeit um eine Industrialisierung der Lebensmittelproduktion , um massentaugliche Produkte für einen mit dem Bevölkerungsanstieg und den gleichzeitig schwindenden Ressourcen für traditionelle landwirtschaftliche Produktion zuverlässig wachsenden Markt herzustellen. Und da ist Proteinproduktion mittels Viehzucht (zumal einer nicht übertrieben brutal ausbeuterischen) einfach keine Option, das können sich bald nur noch die 'Besserverdienenden' (FDP - Slang) leisten. Soylent Green lässt grüßen ...


    Anders wird es gar nicht gehen, will man keinen Zusammenbruch der Zivilisation erleben. Bio-Produkte, zumal wenn bei ihrer Produktion auch ethische Richtlinien befolgt wurden, sind Luxuswaren. Und bei ihrem Konsum darf man ruhig den einen oder anderen Gedanken Jenen widmen, die nicht "on the sunny side of the street" leben und vielleicht sogar ein wenig dankbar sein - auch wenn das vielleicht etwas zynisch klingen mag.


    Wobei ich mich nicht schäme, mir gelegentlich solchen Luxus zu gönnen, wie kürzlich eine Amalfi-Zitrone. Dünn geschält (die recht dicke weiße Unterschale dieser Sorte enthält keine Bitterstoffe), in dünne Scheiben geschnitten, die geachtelt und mit etwas Roh-Rohrzucker (von einer brasilianischen Kooperative, fair gehandelt :angel: ) anrühren und ein paar Stunden im Kühlschrank ziehen lassen. Wenn man hat, kann man die Optik noch mit etwas Zitronenminze aufhübschen und hat einen erfrischenden, süß-sauren Sommersalat - vielleicht mit einem Bällchen Vanilleeis ... he - meine Ärztin hat gesagt, ich soll darauf achten, dass ich nicht abnehme; da gebe ich mir halt Mühe ;). Die Zitrone hat 1,69 € für das (gar nicht mal so kleine) Stück gekostet und mir hat eine gereicht. Mit den Dingern einen Sirup für hausgemachte Limonade zu kochen, war mir dann nach kurzer Überlegung für meine ökonomischen Verhältnisse doch etwas zu luxuriös.


    Was ich halt übel finde - noch übler als Hedonisten wie mich - das sind hedonistische Heuchler. Hier aus gegebenem Anlass ein Kommentar zu einem der prominentesten unter ihnen von der bayerischen Schreckschraube und Verschwörungstheoretikerin Lisa Fitz:


    Lisa Fitz – King Charles & The Great Reset* - Wer braucht einen "König" im Spätkapitalismus?
    Mehr Infos: Lisa Fitz - "Aluhüte" zwischen (NATO-)Kriegen, Zentralbanken & Klassenkrieg* - Corona-Impfzwang als »Verschwörungstheorie« http://www.LisaFitz.de...
    www.youtube.com

    Die Schilderung grauenhafter Hinrichtungsmethoden im alten Rom und in Asien als Beiträge zum Thema "Fleischkonsum und Buddhismus" ??

    Nun ja - der Anlass bot sich an für einen Ordnungsruf und gleichzeitig für einen Hinweis auf das etwas grundsätzlichere Thema Āhāra. Kam jetzt nicht so an, habe ich aber auch kein Problem damit.


    Sorry, wenn das etwas unappetitlich war - aber wenn wir die Brutalität , mit der Menschen miteinander umgehen, abstoßend finden, dann ist das hoffentlich auch geeignet, Mitgefühl mit anderen Opfern menschlicher Brutalität zu wecken. Da wird vielleicht die vermeintliche Grenze der Existenzbereiche (gati) Mensch und Tier transparent - in zweifacher Hinsicht.

    Igor07 : was Du nicht zitierst, obwohl es fett in der Überschrift steht: das soll eine asiatische (konkret chinesische) Hinrichtungsmethode gewesen sein. Vom "alten Rom", dem Du das als Teil der Strafjustiz angedichtet hast, ist das ziemlich weit entfernt. Ansonsten nennt der Artikel bedauerlicherweise keine einzige Quelle - aber immerhin verschweigt er nicht, dass zu der reinen Fleischdiät weitere, ebenfalls gesundheitsschädigende Bedingungen ergänzend treten müssen, um tödlich zusammen zu wirken. Es versteht sich, dass diese weiteren Bedingungen erzwungen werden müssen. Außerdem findet sich da auch der Hinweis, dass die Ernährungsgewohnheiten des Delinquenten eine Rolle spielen, weswegen die Strafe nicht gegen Angehörige der nördlichen Nomadenvölker angewandt wurde; da hätte sie nicht wie erwünscht gewirkt.


    Now for something completely different ... Schon mal was von 'carnivore diet' gehört? Ist wohl der der letzte Schrei in der Szene der Ernährungsoptimierer. Im obigen Link ein dankenswert nüchterner Kommentar von Dr. Wendy Hall* dazu. Ist auch nicht ungesünder als vegane Ernährung, von ein paar kleineren temporären Umstellungsproblemen am Anfang abgesehen klappt das ganz gut; eine Selbstmordsekte sind die Anhänger dieser Diät schon mal nicht.


    Auch, wenn es bei der Frage "Fleischkonsum und Buddhismus" zweifellos um eine Frage der Heilsamkeit geht, so geht es nicht um eine gesundheitliche Frage, sondern um eine ethische. Täte meines Erachtens der Debatte gut, da mal wieder zum Thema zu kommen ...

    Das ist keinen "Unsinn",

    Das ist Unsinn. Ich beschäftige mich seit einigen Jahrzehnten mit Geschichte, Schwerpunkt Antike. Dass das eine römische Hinrichtungsmethode gewesen sein soll ist schlicht ein Schauermärchen. Ein unplausibles obendrein. Also bitte: was ist die Quelle für diese Behauptung? Fremderfindung oder eigene?

    Ich befürchte, das würde heute bei den privaten Fernsehsendern immer noch funktionieren und für gute Einschaltquoten sorgen, wie zu steigenden Werbeeinnahmen führen,,,,,

    Natürlich - es ist das alte Brot-und-Spiele-Programm bzw. dessen Spiele - (Unterhaltungs -) Aspekt. Nur wird heute nicht unmittelbar für die Macht- und Gewalthaber geworben, sondern für Waren. Die meisten (um nicht zu sagen alle) so überflüssig wie ein Kropf. "Schwimmhäute zwischen den Zehen". Alles Versuche, die Angst vor Alter, Krankheit und Tod zum Schweigen zu bringen. Greifen, greifen, greifen - und alles rutscht einem durch die Finger.


    Wobei das von mir genannte Schlangensack-Beispiel eher magische Funktion hatte - es war die Vergeltung für einen Parrizid. Kreuzigung war so ziemlich das übelste - das hatte man von den Makedonen und/oder Karthagern übernommen und es diente zur möglichst brutalen Disziplinierung von Sklaven, um ihnen Gedanken an Flucht oder gar Rebellion auszutreiben. Marcus Licinius Crassus ließ in einer spektakulären Demonstration 6.000 Überlebende des Spartakusaufstands entlang der Via Appia vor den Toren Roms kreuzigen und verrecken. Um diese Zeit wurde das Kreuzigen zunehmend als eine Form des Besatzungsrechts in den Provinzen gegen Aufständische eigesetzt - ebenfalls als Abschreckungsmaßnahme. Erst in der späten Republik wurde dann speziell die 'damnatio ad bestias' Zulieferer der Unterhaltungsindustrie. Maßstäbe setzte da Pompeius Magnus, als er Kriegsgefangene von Elefanten zertrampeln ließ - die Idee stammte, wie die Elefanten (so etwas wie der 'Leopard 2' der Antike), aus Indien. Das war dann auch untrennbar mit politischer Propaganda (Werbung) für den Auftraggeber des Impresario dieser gewiss Aufsehen erregenden Inszenierung verbunden. Wobei ja auch unser Unterhaltungsprogramm sich nicht auf Werbung beschränkt, sondern auch politische Botschaften und Appelle transportiert.


    Das scheint jetzt etwas offtopic zu sein - aber es gehört in den weiteren Kontext āhāra, der bei Buddha ja nicht nur den Aspekt körperlicher Nahrung umfasst, vgl. Samyuttanikāya 12.11. Alle Arten von āhāra entspringen derselben Quelle. Die grundsätzliche Frage eines möglichst wenig unheilsamen Umgangs mit Nahrung lässt sich, wenn man da etwas tiefer blickt, nicht einfach auf die Frage einer Diät reduzieren.


    Ansonsten auch von meiner Seite ein Verweis auf den hier schon empfohlenen Tenzin-Palmo-Thread - ich persönlich habe auch nicht allzuviel Lust, noch einmal zu tippen, was ich da schon geschrieben habe ... ;)

    Apropo, im alten Rom war der Brauch,

    Wo hast Du nur solch einen Unsinn her? Die Römer waren ziemlich einfallsreich, was Hinrichtungen angeht und hatten da einige originelle Methoden entwickelt (z.B. Schlangen fangen, zusammen mit dem Delinquenten in einen Sack einnähen und im Tiber versenken) - aber die hatten dann auch einen entsprechenden Unterhaltungswert, der den Aufwand lohnte. Und vor allem waren sie effektiv.


    Soll eine reine Fleischdiät zur Hinrichtung eingesetzt werden, empfiehlt es sich, zusätzlich die Wasserzufuhr auf das Notwendigste zu beschränken oder aber stattdessen reichlich (und ausschließlich) Bier auszuschenken. So kann man im Laufe der Jahre zumindest eine ziemlich unangenehme chronische Gicht heranzüchten und die Chancen stehen gut, dass etwa ein Viertel der Probanden irgendwann wegen Nierenversagen abnibbelt. Vor allem, wenn man die Diät noch mit fruchtzuckerhaltigen Desserts ergänzt, etwa einem schönen Eisbecher als Nachtisch. Sonderlich effektiv ist das nicht, vor allem in Anbetracht des Kostenaufwandes.


    Aber so geduldig waren die Römer ohnehin nicht (und ich halte das auch bei den Chinesen für ein Gerücht). Gruppenkreuzigung und dann ein paar Tage warten (wo man dann auch Wetten abschließen konnte, wer am längsten durchhält) war da schon das höchste, was man an Geduld aufbrachte.

    Ich kann nicht mehr machen als darauf hinweisen.


    Und für mich in meinem Handlungsspielraum, es besser machen.

    Klar, finde ich auch völlig okay so. Bei allem Respekt vor Noreply - aber er hatte schon immer (jedenfalls seit ich ihn kenne, d.h. einige Jährchen) ein Talent, sich noch missverständlicher auszudrücken als ich. Schreibt, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Aber auch, wenn uns die Schnäbel unterschiedlich gewachsen sind, Krummschnäbel sind wir beide.


    Klar, es geht bei karma um deinen "Handlungsspielraum". Um das, was diese fünf Funktionsgruppen so ganz funktional anrichten. Das buddhistische Geistestraining dient zunächst dazu, diesen Handlungsspielraum zu erweitern; vor allem durch genaue Beobachtung der zur Aktion, zur Handlung (= Skrt 'karma') drängenden Willensimpulse und deren Lenkung auf heilsames Handeln bzw. Meidung unheilsamen Handelns. Wonach sich die Scheidung heilsam / unheilsam ausrichtet, macht Hajobo s Zitat deutlich: die Richtung wird durch das ethische Prinzip ahiṃsā, 'Nicht-Verletzen' angezeigt.


    Dabei geht es zentral darum, konditioniertes Handeln (i.S.v. Gewohnheitsmustern) zu erkennen und so stattdessen bewusstes Handeln zu ermöglichen, ausgerichtet an rechter Erkenntnis, rechter Absicht usw. usf. ... Das ist dann der mittlere Weg. Dein karma ist das, was du an Wirkungen zu verantworten hast - die aktuellen Auswirkungen früheren Handelns der fünf Funktionsgruppen, die du dein 'Ich'nennst, auf dich und andere.


    Bernhard_Shaolin : der springende Punkt bei meinem Hinweis auf die erste Fessel ist deren spezielle Natur; es ist die Art und Weise, wie die meisten Menschen ihr Leben er-leben. Das nennt sich ātmadṛṣṭi, die 'Sichtweise eines Selbst' oder, moderner ausgedrückt, Ego - Perspektive. Eine Haltung wie "alles weltliche hinter sich zu lassen und alles zu tun um Nirvana zu erreichen" resultiert aus genau solch einer Sichtweise. Das ist das 'kleine Fahrzeug' und es hat den Schönheitsfehler, dass der oder die, die es fahren, an der Wurzel des Problems duhkha festhalten: der irrigen Annahme eines Ichs, das alles hinter sich lassen und Nirvana erlangen kann.


    Insofern ist Theravada auch nicht 'Hinayana'. Der "Stromeintritt", den die Lösung der ersten Fessel bewirkt, ist da erst die Eintrittskarte zum ariya sangha - dem dritten Zufluchtsobjekt, nach Buddha und Dharma.


    Aber bleiben wir erst einmal bei der vierfachen Sangha - den männlichen und weiblichen Laien und Ordinierten. Das ist eine Symbiose, alle vier Teile stehen in Wechselbeziehung. Die Ordinierten brauchen die Laien, die ihren Lebensunterhalt als dana erbringen und die Laien brauchen die Ordinierten - als Lebensberater oder auch beispielsweise (in der Frühzeit üblich) als Ärzte. Und nicht zuletzt als role models; z.b. was die Ernährung angeht ...


    Ansonsten noch ein Lektüretip: das Vimalakīrti Nirdeśa. Es gibt davon eine brauchbare deutsche Übersetzung, nicht teuer. Und es ist ein vor allem im Chan / Zen sehr beliebter Text; aus gutem Grund ...

    weil Ordinierte, wenn es echte ernsthafte Ordinierte sind, den Wunsch haben alles weltliche hinter sich zu lassen und alles zu tun um Nirvana zu erreichen.

    ... falls sich jemand im Unklaren sein sollte, was Hīnayāna ist ...

    Da wurde die erste Fessel noch nicht einmal gesehen, geschweige denn gelöst.

    Bei mir ist das so, dass ich verzichte, weil ich mir meistens vorstelle wie das wäre ein Tier zu sein, dass man abschlachtet.

    Das ist der richtige Ansatz. Es geht da nicht um Buchführung über das Karmakonto, sondern schlicht um die Kultivierung universellen Mitgefühls, karuna. 'Das Schreien der Welt hören'.


    Leben heisst Leben nehmen, das ist unvermeidlich. Aber das große Mitgefühl leitet uns auf einen Weg, das Ausmaß des Leidens dabei zu verringern. Wo und wie auch immer es möglich ist. Und bevor wir anfangen, Mitgefühl für Pflanzen zu üben, ist es wohl doch sinnvoller, erst einmal mit der näheren Verwandtschaft zu beginnen. Die Pflanzen und die Steine kommen mit etwas Beharrlichkeit auch noch dran ...


    Zwischen "heilsam" und "unheilsam" zu unterscheiden, ist leicht. Entsprechend heilsam zu handeln, schon weniger. Statt da aufzugeben, ist es sinnvoller, sich schlicht in zunehmend weniger unheilsamem Handeln zu üben. Maximale, idealisierte Ansprüche lassen lediglich unsere Übung scheitern. Und allzu häufig dienen sie nur als Entschuldigung für Trägheit - dafür, gar nicht erst mit der Übung anzufangen.


    Es ist, als würde man sich vornehmen, einen neuen Weltrekord im Gewichtheben aufzustellen und fängt das Training mit einer 200kg - Hantel an. Da muss man dann (jedenfalls in meiner Gewichtsklasse) nur noch 16kg mehr schaffen und die Marke ist gerissen. Trotzdem wenig erfolgversprechend - nach Einschätzung der Lage scheint es vernünftiger, schon vor dem ersten Versuch aufzugeben.


    Das Kriterium für unseren Umgang mit Nahrung ist die Heilsamkeit / Unheilsamkeit dieses Umgangs; die Nahrung als solche ist (von ihrem gesundheitlichen Aspekt mal abgesehen) weder heilsam noch unheilsam. Heilsam ist der Umgang mit ihr, wenn er unseren Körper befähigt, den Weg zu üben. Unheilsam sind häufig bestimmte Aspekte der Nahrungsbeschaffung - diesen kann man nur ausweichen, wenn man die Nahrungsbeschaffung auf Betteln beschränkt - d.h. anderen überlässt. Ohne dabei Wünsche und Vorlieben eine Rolle spielen zu lassen, versteht sich.


    Es ist grundsätzlich ein guter Rat an Laien, ihre Lebenspraxis an der der Ordinierten zu orientieren. Das heisst, bei der Nahrungsbeschaffung auf das Prinzip der Heilsamkeit / Unheilsamkeit zu achten und sich - wenn Vermeidung schon nicht möglich ist - um Minimierung von Unheilsamkeit zu bemühen. Das heisst z.B. konkret, dass in den Theravada - Ländern viele Laien zumindest an den Uposatha-Tagen (alle zwei Wochen) neben anderen Dingen (z.B. Sex) auch auf Fleisch verzichten.


    Im ostasiatischen Mahayana ist in den meisten Traditionslinien der Verzehr von Fleisch ausdrücklich durch Bodhisattva - Gelübde (nach dem Bonmo kyo / Brahmajala Sutra) ausgeschlossen. Die sozialen Bedingungen ließen, anders als in Indien, keine hinreichende Nahrungsbeschaffung durch Betteln zu, so dass die Mönche durch Klosterküchen verpflegt wurden. Dadurch entwickelte sich eine vegetarisch / vegane buddhistische Küche (齋菜 / Zhai Cai bzw. in Japan 精進料理 / Shōjin Ryōri), die auch von engagierten Laien zumindest an buddhistischen Festtagen bevorzugt wird.