Warum hungern sie sich denn zu Tode, oder hungerten sich, oder gibt es solche Asketen auch heute noch dort ? Machen sie das aus ethischen Gründen ? Wohl nicht.
In Kurzform: das Ideal, sich tot zu fasten ist nach wie vor das spirituelle Endziel bei den Jaina - durch totale Abstinenz von jeglichem 'Ergreifen' (insbesondere von Nahrung) wird der Reinkarnationskreislauf beendet. Diese Heiligen in ihrer letzten Reinkarnation sind entsprechend selten, aber es gibt sie durchaus noch. Auch hier ist ahiṃsā das leitende ethische Prinzip, nur eben 'rücksichtslos' hinsichtlich des/der Übenden.
Der scheinbare Widerspruch löst sich dadurch auf, dass dieses Beenden der Reinkarnationskette nach deren Verständnis kein nirvana, sondern ein Aufgehen im atman ist, die vernichtete Existenz nur eine ziemlich hartnäckige Illusion, falsches Sein. Es ist ein negativer, kein mittlerer Weg.
Den man selbst an sich fällt oder andere an anderen fällen ? Ist das so ähnlich wie Dogmatismus ? Oder was ganz anderes ?
Moralischer Rigorismus ist die Auffassung, moralische Entscheidungen - wie etwa die, auf Fleisch als Nahrung zu verzichten - hätten absolute Gültigkeit. Ausnahmen werden da grundsätzlich als moralisches Versagen eingestuft.
Wenn moralische Entscheidungen als allgemeine Regeln formuliert werden, richtet sich dies nach dem 'Normalfall', den zumeist gegebenen Bedingungen. Sinnvoll ist es, sich für Ausnahmebedingungen flexibel zu zeigen. Das ist dann auch keine moralische Beliebigkeit, sondern das Zulassen begründeter Ausnahmen. "Begründet" heisst, dass die Gründe gewichtet werden, wobei das durch die Ausnahme verursachte Leiden gegen das durch die Ausnahme verhinderte Leiden abgewogen wird. Diese realistische, eben nicht rigorose Herangehensweise findet sich beispielhaft im Vinaya.
Und die kann bei jedem etwas/ ein wenig anders aussehen, bei diesem Thema- die Rechte Absicht, oder ? Es wäre das Bemühen.
Ja, welche Einsichten und Absichten möglich sind, hängt von individuellen Bedingungen und Ursachen ab und entsprechend divers sind sie. Wichtig ist das Bemühen - mit dem sich die Möglichkeiten von Ein- und Absichten dann auch erweitern. Wichtig ist nur, dass die 'initialisierende' Absicht in die rechte Richtung weist; also Rechte Absicht ist. Ahiṃsā ist der soziale Aspekt dieser Rechten Absicht - wobei 'sozial' alle Existenzbereiche umfasst, nicht nur den menschlichen.