Beiträge von Anna Panna-Sati im Thema „"Eure Kinder sind nicht eure Kinder..." ? - Eltern-Kind-Beziehungen im Buddhismus“

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    ..."Wie eine Mutter mit ihrem Leben
    Ihr einziges Kind behütet und beschützt;
    So mögen wir für alle Wesen
    In unbegrenzter Liebe sein.
    "...


    (aus: Metta Sutta, Sutta Nipata 1.8 142-152)


    27. Entfaltung der Liebe - 7. Mettābhāvanā Sutta

    Was es auch an verdienstwirkenden Mitteln im Bereich der Bezüge gibt, sie alle haben nicht den Wert eines Sechzehntels der gemüterlösenden Liebe. Die gemüterlösende Liebe begreift sie in sich und leuchtet und flammt und strahlt.


    Gleichwie etwa aller Sternenschein nicht den Wert eines Sechzehntels des Mondenscheins hat, dieser vielmehr jenen in sich begreift und leuchtet und flammt und strahlt, ebenso nun auch: Was es da an verdienstwirkenden Mitteln im Bereich der Bezüge gibt, sie alle haben nicht den Wert eines Sechzehntels der gemüterlösenden Liebe. Die gemüterlösende Liebe begreift sie in sich und leuchtet und flammt und strahlt.


    Gleichwie etwa im letzten Monat der Regenzeit, im Herbste, die Sonne, am reinen wolkengeklärten Himmel emporsteigend, alles Dunkel des Raumes verscheucht und leuchtet und flammt und strahlt, ebenso nun auch: Was es da an verdienstwirkenden Mitteln im Bereich der Bezüge gibt, sie alle haben nicht den Wert eines Sechzehntels der gemüterlösenden Liebe. Die gemüterlösende Liebe begreift sie in sich und leuchtet und flammt und strahlt.


    Gleichwie etwa nachts zur frühen Dämmerung der Morgenstern leuchtet und flammt und strahlt, ebenso nun auch: Was es da an verdienstwirkenden Mitteln im Bereich der Bezüge gibt, sie alle haben nicht den Wert eines Sechzehntels der gemüterlösenden Liebe. Die gemüterlösende Liebe begreift sie in sich und leuchtet und flammt und strahlt.


    Ein Mensch, der sich in Liebe übt, in unbegrenzter, ganz bewußt, dem werden da die Fesseln dünn, der Haftung Schwinden merkt er bald.


    Und liebt er so ein Wesen nur, von Bosheit frei, dann bringt's ihm Heil: doch wer voll Mitleid alle meint, schafft unermeßliches Verdienst.


    Die Erd-Erobrer, Seher-Kön'ge, die spendend zogen durch die Welt: nur Sechzehntel an Wert ist dies vom Herzen, das von Liebe voll.


    Wer tötet nicht, nicht töten läßt, wer nimmer siegt noch siegen heißt, wer liebevoll zu allen ist, dem droht von niemand Feindschaft mehr.


    (Itivuttakam 27)

    Liebe Monika,


    du hast recht, beim "Sezieren" wird viel gefunden, auch, was man vielleicht nie gesucht, sondern - mehr oder weniger bewusst - "begraben" hatte.

    Des weiteren ist es fraglich, ob dann immer die richtigen Schlüsse (auch vom Therapeuten) gezogen werden....Wenn man seelisch leidet, sucht man nach den Gründen dafür und nach der Entscheidung, eine Psychotherapie zu beginnen, wird dort, in der Regel, zuerst nach der eigenen Kindheit gefragt.


    Ich war 38 Jahre alt bei meiner ersten Therapie (tiefenpsychologisch- fundierte Th.) und meine Mutter in einer Sitzung mit anwesend, weil ich es mir wünschte und die Therapeutin sowie meine Mutter einverstanden waren.


    Was ich auch erst spät - durch eigene Erfahrung! - begriff, ist, wie schmerzhaft und kränkend es für eine Mutter sein kann, wenn die eigene Tochter (womöglich noch unterstützt von einer "Fachfrau"/einem "Fachmann") die ganze Erziehungsarbeit und/oder, noch schlimmer, die "MUTTERLIEBE", infrage stellt.

    Meine Mutter und ich sind nun - endlich - miteinander im Reinen, ich habe verstanden, dass sie - aufgrund IHRER Kindheitserfahrungen und ihrer Persönlichkeitsstruktur - nicht anders sein konnte, als sie war.... _()_ :heart: :)

    Hallo, liebe Monika,


    Natürlich gibt es vernachlässigende und unfähige Eltern, ich denke jedoch, dass die Mehrzahl ihre Verantwortung ernstnehmen und mit Liebe und Wohlwollen ihre Kinder großziehen.

    Da kann ich dir nur zustimmen, aber du weißt ja, wie es zugeht in dieser Welt: Man schaut immer mehr auf das, was NICHT gut läuft...und darüber wird viel mehr gesprochen.


    Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die Erinnerung an die Kindheit, einzelne Erlebnisse etc. völlig verdreht werden.

    Hinzu kommt die Verblendung mancher Therapeuten.

    Ja, Erinnerungen sind nicht so zuverlässig, wie sie uns vorkommen. leider....Und Therapeuten können bei Kindern sogar falsche Erinnerungen suggerieren, wie sich in der Aufbereitung von Missbrauchsfällen gezeigt hat.

    Schade, dass du die Therapeutin deiner Tochter nicht persönlich kennenlernen konntest, ich hatte damals das Glück, dass meine Mutter bei einer Sitzung dabeisein durfte - was uns ein großes Stück weitergebracht hat. Nach der Stunde konnte ich sie - zum 1. Mal seit vielen Jahren - aus vollem Herzen umarmen...


    Schön, dass deine Tochter auch dankbar auf dich zugegangen ist, manchmal dauert es halt etwas, bis man eine erwachsene Sicht auf die eigene Kindheit einnehmen kann. :) _()_ :heart:

    Hallo, liebe Amdap , vielen Dank für deinen berührenden Beitrag! _()_ :heart:

    Ich wollte nie Kinder, und das wusste ich schon, als ich so 10-12 Jahre alt war.

    Aber meine Mutter wurde gegen Ende ihres Lebens immer schwerer dement, und so vertauschten sich die Rollen. Damit wurde ich zu einer echten Mutter.

    Noch heute beschäftigen mich ihre Charakterzüge sehr stark und ich versetze mich oft in ihre Kindheit, versuche sie nachträglich zu verstehen.

    Alle Achtung und tiefen Respekt für dein "mütterliches" Engagement, das du deiner schwerkranken Mutter entgegengebracht hast - so eine Belastung schafft man sicher auch nur, wenn man viel Liebe und großes Verantwortungsbewusstsein in sich fühlt.

    Es ist bestimmt auch sehr schwer gewesen, am Ende loszulassen und alleine weiterzuleben?

    Ums Loslassen kommt ja keine "Mutter" herum....

    Im aktuellen Leben nimmt die Verbindung zu meinem 30jährigen Patensohn immer mehr zu, und wir sind beide sehr dankbar dafür und profitieren stark davon. Er fühlt sich bei mir besser aufgehoben und verstanden als bei seinen leiblichen Eltern, in jeder Hinsicht.

    Es freut mich für dich, dass du so eine harmonische Beziehung zu deinem Patensohn aufbauen konntest und ihr beide davon profitiert.

    Hoffentlich wissen das seine leiblichen Eltern auch zu schätzen.... (Meine Mutter reagierte seinerzeit ziemlich eifersüchtig auf meine Zuneigung zur Patentante, bei der ich mich natürlich auch über meine Eltern "ausheulte" ...)

    Es ist manchmal schon seltsam, wie wenig Eltern und ihre leiblichen Kinder zusammenzupassen scheinen. Ein Grund könnte sein, dass die Eltern - entgegengesetzt den Empfehlungen des obengenannten Gedichtes von Khalil Gibran - den Kindern zu sehr ihre Lebenseinstellungen und Gedanken oktroyieren, was bei diesen Widerstand, Abgrenzung und Gegensteuern hervorruft. :?

    Lieber Hajobo ,


    Dein Erlebnis mit dem Psychologen, wirft mich bei dem Bemühen, die Aversion gegen diese Berufsgruppe zu mindern, ein gutes Stück zurück aber ich werde nicht aufgeben daran zu arbeiten. :?

    Natürlich weiß ich nicht, was bei dir zu "Aversionen" gegen Psychologen (bei mir handelte es sich um ärztliche und psychologische Psychotherapeuten, deren Ausbildung wesentlich länger, umfangreicher und praxisbezogener ist) geführt hat, aber ich habe durch die Behandlung einen Ein- und Durchblick in unsere Familienstruktur, die Gründe für das Verhalten meiner Eltern und - last, but not least - in meine eigene Psyche bekommen - und sehr davon profitiert.

    Der letzte "Akt" , das Verstehen und Verzeihenkönnen, hätte ohne diese Unterstützung vermutlich nie oder erst nach dem Tod meiner Eltern, stattgefunden.


    Ohne (vorherige) Psychotherapie hätte ich auch den buddhistischen Weg nicht beginnen können, weil ich mich quasi nur durch die (kritischen) Augen meiner Eltern sah und nie richtig "ich selbst" sein "durfte".


    Das Ganze bringt mich zu den Fragen:


    1. Warum werden sowohl im Palikanon, als auch in der Bibel, immer die KINDER ermahnt, die Eltern zu "ehren" (lieben) und nicht umgekehrt?

    -Liegt es vielleicht daran, dass stillschweigend vorausgesetzt wird, dass Eltern grundsätzlich ihre Kinder lieben, gewissermaßen "von Natur aus" ,instinktiv?

    -Oder, weil Eltern dazu neigen, durchaus auch mit dem Vorsatz "das Beste" für die Kinder zu wollen, ihren Kindern während des Aufziehens viele (seelische, manchmal sogar körperliche) Verletzungen zuzufügen und die Kinder sich irgendwann wehren und abwenden?


    2. In welchem Maße sind Eltern für die Kinder verantwortlich?

    - Nach buddhistischem "Glauben" sind die Kinder ja wiedergeborene Wesen und bringen ihr Karma mit, was die elterliche Schuld an "Fehlentwicklungen" ihrer Kinder einschränkt...

    - Die Naturwissenschaft erklärt, dass Gene UND Umwelteinflüsse, also sowohl die Eltern, als auch die Erlebnisse außerhalb des häuslichen Umfeldes, entscheidend für eine gesunde Entwicklung und ein glückliches Leben seien.


    .........

    Liebe GKH ,

    ja, einseitige Positionen den Eltern gegenüber, können der Realität nie gerecht werden, man neigt dazu, sie einzunehmen, wenn bestimmte Anlässe negative oder positive Emotionen auslösen, deren Ursprünge oft in Begebenheiten der frühen Kindheit liegen.


    Beim "eigenen" Kind will man natürlich alles anders/besser machen, muss aber manchmal erschrocken konstatieren, dass man sich dann doch mal, z.B. in einer Stresssituation, wie die eigene Mutter anhört... :nosee: :roll:

    Aus solchen Erfahrungen heraus entwickelt man, wie Monika schon schrieb, leichter Mitgefühl und Verständnis für die eigenen Eltern und meint auch, genau zu wissen, wie das Kind sich in diesem Moment fühlte (wobei es da auch Fehleinschätzungen gibt, denn jeder Mensch empfindet doch wieder anders...).


    Ich hatte lange Probleme, mich von Einflüssen meiner Eltern zu befreien, die "Abnabelung" ging gründlich schief und leider wiederholte sich das beim Loslösungsprozess unserer Tochter. Unser Verhältnis war sehr vertrauensvoll und innig gewesen, aber letztlich zu eng (nicht zuletzt wegen krasser Einschnitte in unser Leben durch eine durchgreifende Änderung der Lebensumstände!).

    Entsprechend heftig fiel ihr "Befreiungsschlag" aus....


    Alles Gute für dich und deine Familie! :heart:  _()_ :)

    Hallo, lieber Hajobo ,


    vielen Dank für deinen Beitrag!

    Den Spruch, dass die Liebe des Vaters nur bis zum Knie reicht, habe ich öfters von meiner Mutter gehört, die damit meinen Vater aufzuziehen pflegte. In Wirklichkeit empfand ich meinen Vater immer als mitfühlender und liebevoller.... (bin eine echte "Vater-Tochter" ;) )

    Mir scheint, besser als Khalil Gibran kann man es kaum ausdrücken, ich finde sein Gedicht (wie viele andere) ganz wunderbar. Nach Aussage des Buddha, gehören zum Erzeugen eines Kindes nicht nur Mutter und Vater (M38.26) was ebenfalls darauf hinweist, daß wir lediglich der Bogen sind, von dem es ausgesendet wird. Eine schöne Metapher, wie ich finde, denn ob der Pfeil sein Ziel findet oder nicht, hängt ja auch davon ab, wie der Bogenschütze gezielt hat. Warum sollten wir uns also grämen, daß die Pfeile uns verlassen und (hoffentlich) ihrem Ziel zustreben?

    Danke für den Hinweis auf M.38.26, habe es mir durchgelesen und finde sehr interessant, dass für eine geglückte Empfängnis noch das "Wesen, das wiedergeboren werden soll" anwesend sein muss, was den Eltern etwas von ihrer Verantwortung nimmt, aber den Zeugungsakt als solchen, erheblich aufwertet.

    (In meiner "gut-katholischen" Familie wurde berichtet, dass bei diesem "heiligen Akt", die Frauen der Großelterngeneration - und früher - , das "Ave-Maria" beteten....)


    Dennoch muss der Bogen fest sein und die Zielrichtung stimmen, damit die Pfeile das Ziel auch erreichen - da bleibt für die Eltern noch genug zu tun...

    In Wahrheit überkommt uns die Wehmut oft, weil wir uns an die schönen Erinnerungen gefesselt haben.

    Da ist was dran .... Richtig schmerzlich wird es aber, wenn die Eltern in offenbarer Verklärung ihrer Erinnerungen, übersehen, dass die Perspektive der Kinder eine andere ist und sie dann zu hören bekommen, dass es damals gar nicht sooo schön gewesen sei....


    Heutzutage gehen Menschen bei psychischen Problemen eher mal zum Psychotherapeuten, als frühere Generationen. Und hören dort, was die Eltern alles falsch gemacht haben....

    Auch mir ist es so gegangen und man riet mir sogar, den Kontakt zu meinen Eltern komplett abzubrechen (was ich allerdings nicht übers Herz brachte). Im Laufe der Jahre und - nicht zuletzt - durch die begonnene Praxis der Buddha-Lehre, heilten die alten Wunden und das Verhältnis zu meinen Eltern ist heute wieder gut.


    Für den Buddha haben Eltern einen hohen Stellenwert (ähnlich, wie auch in der Bibel ):


    Anguttara Nikaya, 3. Buch

    4. Kapitel: 4. Devadūta Vagga - (Pali)

    A.III.31 Die Eltern - 1. Sabrahmaka Sutta

    Gott, [1] ihr Mönche, lebt in denjenigen Familien, in welchen die Eltern zu Hause von den Kindern verehrt werden. Die ersten Lehrer, ihr Mönche, leben in denjenigen Familien, in welchen die Eltern zu Hause von den Kindern verehrt werden. Die Anbetungswürdigen, ihr Mönche, leben in denjenigen Familien, in welchen die Eltern zu Hause von den Kindern verehrt werden.

    'Gott', ihr Mönche, das ist eine Bezeichnung für Vater und Mutter; 'die ersten Lehrer', ihr Mönche, das ist eine Bezeichnung für Vater und Mutter; 'die Anbetungswürdigen', ihr Mönche, das ist eine Bezeichnung für Vater und Mutter. Aus welchem Grunde aber? Gar viel, ihr Mönche, tun die Eltern für ihre Kinder. Sie sind ihre Erzeuger, ihre Ernährer, sie zeigen ihnen diese Welt.

    Zitat
    »Mit 'Gott' bezeichnet man die Eltern, 'die ersten Lehrer' nennt man sie; sie sind der Kinder Ehrfurcht würdig, [2] sind die Erbarmer des Geschlechts. Es schenke ihnen darum Achtung der Weise und bediene sie mit Speise wie auch mit Getränken, mit Kleidung und mit Lagerstatt, mit Baden und mit Gliederreiben und mit der Füße Waschung auch. Wegen eben dieses Dienstes, den man seinen Eltern tut, hat man hier der Weisen Lob, Dort des Himmels Seligkeit.«

    Ja, liebe Monika, danke für deine wahren, tröstenden Worte! _()_ :heart:

    Du hast natürlich völlig Recht, dass man letztlich immer allein/auf sich selbst gestellt ist, (zumindest, was die emotionale Seite angeht).

    Selbst bei kinderreichen Familien kommt es vor, dass ein Elternteil am Ende des Lebens "einsam und verlassen" im Seniorenheim sitzt und nur noch für die - als viel zu selten empfundenen - ersehnten Besuche der Kinder lebt...



    Es tut mir leid, dass deine Geschwister bereits verstorben oder dement sind - auch hier gibt es ja für uns keine Garantien auf gegenseitige Unterstützung im Alter.

    Meine alte Freundin hatte 7 Brüder und - nach dem Tod der Mutter- für alle gesorgt, sowie den Vater bis zuletzt gepflegt, trotzdem war sie im Alter allein, weil sie die Brüder überlebte und keine eigene Familie gegründet hatte.


    Immerhin: Den Schmerz der Loslösung von den Kindern, ersparen sich Kinderlose......

    (Mein Vater wurde erst melancholisch, dann depressiv, als alle Kinder ausgezogen waren.)


    Das folgende Gedicht trug er mir in dieser Zeit vor:


    Elternlied

    Kinder laufen fort.

    Langher kann's noch garnicht sein,

    Kamen sie zur Tür herein,

    Saßen zwistiglich vereint

    Alle um den Tisch.


    Kinder laufen fort.

    Und es ist schon lange her.

    Schlechtes Zeugnis kommt nicht mehr.

    Stunden Ärgers, Stunden schwer:

    Scharlach, Diphtherie!


    Kinder laufen fort.

    Söhne hangen Weibern an.

    Töchter haben ihren Mann.

    Briefe kommen, dann und wann,

    Nur auf einen Sprung.


    Kinder laufen fort.

    Etwas nehmen sie doch mit.

    Wir sind ärmer, sie sind quitt,

    Und die Uhr geht Schritt für Schritt

    Um den leeren Tisch.

    Franz Werfel


    Man kann sich leicht in so eine Trauer hineinsteigern....


    Die Buddha-Lehre zu praktizieren, ist gerade bei solchen Ablösungen sehr hilfreich.

    Fazit, Buddha war egoistisch, denn sein Ziel war es: keine Wiedergeburt, also auch keine Kinder.

    Wer also Buddhas Weg folgt, muss hochgradig egoistisch sein, sonst ist es nicht erreichbar.

    Zuerst denke ich an meine Leidensbefreiung und erst dann an andere.

    Ja, als der junge Siddhartha Gautama in die Hauslosigkeit zog, könnte man das egoistisch nennen, weil er seiner Familie seelische Schmerzen zufügte, um seinem starken inneren Antrieb, der Suche nach einem Ausweg aus Samsara, zu folgen.

    Auf seinem Weg zum Nibbana nahm der Egoismus aber kontinuierlich ab und zuletzt - als Buddha - lehrte er aus Mitgefühl und liebender Güte (weitgehend?) selbstlos den Weg zur Befreiung.


    Wer Buddhas Weg folgt, muss zunächst mal leidend sein, Dukkha erleben, sonst hätte er wohl keinen Grund, die Mühen auf sich zu nehmen.

    Leidende sind - notgedrungen - automatisch selbstbezogener und haben den Wunsch, (der einem gesunden Egoismus entspringt) das Leiden loszuwerden.


    Ich würde kein Kind mehr in die Welt schicken, weil es auch ohne Klimawandel, Kriege etc. schon schwer genug ist, Gier, Hass und Verblendung zum Verlöschen zu bringen, wieviel mehr mit all der Scheisse auf der Welt.

    Das sehe ich auch so. Meine Tochter (35 J.) verkündete schon mit Anfang 20, dass sie kinderlos bleiben wolle, was mich erst ziemlich traurig machte. Inzwischen bin ich fast erleichtert, wobei mich allerdings die Frage quält, wie es ihr im Alter ergehen wird (vor allem, wenn ihre "große Liebe" vor ihr sterben sollte)...Leider ist sie ja Einzelkind geblieben.

    Für Buddha war dieses weltliche Leben etwas, was Leid mit sich bringt. Einen Hof zu führen bedeutet Sorge für Tier und Mensch. Kinder zu haben bedeutet Sorge. Siehe über Krankheiten, und über die Zukunft. Es beinhaltet Freude aber eben auch Last. Und die Freude ist vergänglich. Die Kinder ziehen aus und haben wieder Kinder. Es bleibt nichts. Und wenn man dann noch Wiedergeburten in Betracht zieht ist es, wie Sandburg um Sandburg zu bauen von denen jede von der nächsten Welle weggeschwemmt wird.


    Aus so einer Sicht heraus sind dann Frauen und Männer Nonnen und Mönche geworden, die eben statt in Karriere, Selbstverwirklichung, Haus und Kinder in die Kultivierung des Geistes investierten.

    Dieses Dasein als Mönch/Nonne wäre ja ohne die Menschen, die das "leidvolle" Leben als Bauer, Handwerker usw. geführt haben (und "Mäzene"/reiche Gönner, die Plätze/Gebäude zur Verfügung stellten) so nicht möglich gewesen.

    Platt ausgedrückt: Den Geist kultivieren kann man nur mit (zumindest halbwegs) gefülltem Bauch, Kleidung, einem Dach über dem Kopf und -bei Bedarf- Medizin.

    Darüber hinaus wären die Mönche/Nonnen schnell überaltert und "ausgestorben", ohne den "Nachschub" von den Laien/Hausleuten...


    Und der rekrutierte sich - zumindest bei den Bhikkhunis - oft aus trauernden Frauen, deren Kinder verstorben waren:


    Eintritt in den Sangha nach dem Tod eines Kindes

    Etliche Frauen betraten den Sangha nach dem Tod ihrer kleinen Kinder. Wenn der Kummer uns antreibt, den "Pfad zur Beendigung des Leidens" zu entfalten, kann er uns nützen. Ubbiri war sehr in Trauer um ihre kleine Tochter bis zu dem Zeitpunkt, als Buddha ihr offenbarte, daß sie an eben der Begräbnisstätte, an der sie den Körper dieses Kindes zurückließ, schon von tausenden Kindern, die sie in früheren Leben geboren hatte, auf ähnliche Weise Abschied genommen hat. Da sie in der Vergangenheit bereits gut gewirkt hatte, genügte dieses kurze persönliche Gespräch um die klagende Mutter an Ort und Stelle in eine Arahat zu verwandeln. Als sie die ungeheure Weite des samsara deutlich wahrnahm, war sie bereit, ihn hinter sich zu lassen. Sie beschrieb ihre tiefe Dankbarkeit gegenüber dem Buddha in diesen einfachen Zeilen:

    Er hat die Trauer um meine Tochter geheilt ... Jetzt bin ich ohne Lebens-Durst, gestillt.


    (aus: "Arahat-Bhikkhunis" v. Susan Elbaum-Jootla)



    "Dukkha ist der beste Lehrmeister." (Ayya Khema)

    Wenn wir unzählige Partnerschaften und unzählige Professionen und unzählige Kinder haben, wenn wir mal mit mathematischen mal mit künstlerischen oder musikalischen Begabungen geboren werden, macht es dann Sinn da jeweils das Optimalste heraus zu holen?

    Ob nun ein Leben oder viele, jedes einzelne ist ja wieder eines "für sich" und würde es - umgekehrt - denn Sinn machen, NICHT das heraus zu holen, was an Talenten und Begabungen vorhanden ist? Immer vorausgesetzt natürlich, dass es der eigene Wille ist und nicht der Wille/Wunsch der Eltern, der Familie oder anderer "Außenstehender" UND, dass es Freude bereitet.


    Eltern neigen manchmal dazu, sich selbst noch einmal in ihren Kindern (er) leben zu wollen, z.B. sollen diese dann womöglich Ziele erreichen, die den Eltern verwehrt blieben - es ist eine Art Missbrauch und meistens werden alle Beteiligten dabei unglücklich.


    Das Beste, was buddhistische Eltern machen können, ist wohl, ihre Kinder für den Edlen Achtfachen Pfad zu gewinnen....




    74. Eltern und Kinder - 5. Putta Sutta

    Diese drei Kinder trifft man in der Welt. Welche drei? Das die Eltern übertreffende, das ebenbürtige, das von den Eltern übertroffene Kind.

    Und wie übertrifft ein Kind die Eltern? Da hat ein Kind Eltern, die keine Zuflucht zum Erwachten, zur Lehre, zur Jüngerschaft genommen haben und die nicht abstehen von Töten, Stehlen, Ausschweifung, Lüge, Berauschung, die eben tugendlos schlecht sind. Die haben nun ein Kind, das Zuflucht zum Erwachten, zur Lehre, zur Jüngerschaft genommen hat und das absteht von Töten, Stehlen, Ausschweifung, Lüge, Berauschung, das eben tugendhaft gut ist. So übertrifft also ein Kind seine Eltern.

    Und wie ist ein Kind ebenbürtig? Da hat ein Kind Eltern, die die dreifache Zuflucht genommen haben, die die 5 Tugenden halten, die eben tugendhaft gut sind. Die haben nun ein Kind, das ebenfalls so ist. So ist ein Kind ebenbürtig.

    Und wie wird ein Kind von seinen Eltern übertroffen? Da hat ein Kind Eltern, die die dreifache Zuflucht genommen haben, die die 5 Tugenden halten, die eben tugendhaft gut sind. Die haben nun ein Kind, das nicht diese Zuflucht genommen hat, nicht Tugenden hält, eben tugendlos schlecht ist. So wird ein Kind von den Eltern übertroffen.


    Ein Kind, das übertrifft, das gleich, das wünschen wohl die Weisen sich, nicht wünschen sie, was niedrer ist, was die Familie da verdirbt. Die Kinder, die da Jünger sind, die gläubig und die tugendhaft; freigebig geizlos glänzen sie im Volk, wie Mond in Wolkennacht.


    An diesem Wunsch sollte man aber tunlichst NICHT ANHAFTEN, denke ich, sonst wären wir wieder beim "Überstülpen" von eigenen Wünschen...

    Die Beziehung zwischen Eltern und Kindern hat sich - gerade bei uns im Westen - in den letzten Jahrzehnten grundlegend gewandelt.

    Früher "kamen" die Kinder einfach, wurden von den Eltern als "Geschenk" (Gottes) oder auch als "Last" entgegengenommen, sie hatten sich den Eltern und deren Regeln anzupassen und wurden als "Stammhalter", Erben und Alterssicherung betrachtet. Selbstverständlich auch als Hoffnungsträger für die Zukunft ("Man lebt in seinen Kindern weiter.."). Die Mühe des Großziehens sollte Früchte tragen, Kinder schuldeten den Eltern nicht nur Respekt, sondern auch Dank....


    Mit der "Pille" und der Emanzipation der Frau wurden Kinder zum planbaren "Ereignis", man erfüllt sich nun den "Kinderwunsch" zum gewünschten Zeitpunkt ("Wenn es ins Leben passt..."). Auch jetzt hat das Kind wieder Erwartungen zu erfüllen: Freudespender, Bereicherung des Lebens der Eltern, Sinngeber,....


    Am Freitagabend wurde in der TV-Sendung "Nachtcafé" das Thema diskutiert:

    "Kinder um jeden Preis?"

    U.a. berichtete ein schwules Paar von seinem Kinderwunsch und wie sie es schafften, "eigene" Kinder zu bekommen - durch "Benutzung" zweier Leihmütter: Eine spendete Eizellen, die mit dem Samen des einen Mannes befruchtet wurden, der zweiten wurde der entstandene Embryo eingesetzt und sie trug das Kind aus....


    Link zur Sendung:

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    Interessant auch, wie sich die Bewertung ändern kann:

    Früher galt als "egoistisch", wer keine Kinder wollte, heute sieht es eher so aus, als sei es egoistisch, welche zu bekommen (Überbevölkerung, Selbstverwirklichung durch Kinder,...) - Fazit: BEIDES ist nicht selbstlos....

    Hallo, liebe Freunde (m/w/d),


    ein großer Teil der User hier, dürfte Elternteil eines Kindes oder mehrerer (eigener oder angenommener) Kinder sein, die Anderen sind zumindest selbst Kinder gewesen - also auch in das Thema involviert.


    Buddha Shakyamuni enttäuscht ja zunächst als Vater, weil er seinen Sohn Rahula (Fessel) nennt und ihn verlässt, um einen Weg aus dem Leiden/Samsara zu finden.

    (Hätte sich mein Mann, nach der Geburt unserer Tochter, so verabschiedet, hätte ich das als ein Drücken vor der Verantwortung gewertet und wäre tief enttäuscht gewesen...)

    Die Eltern-Kind-Bindung gilt als die stabilste Bindung unter Menschen, ist aber dennoch störanfällig und Elternschaft bedeutet tatsächlich, irgendwie "gefesselt" zu sein, weil sich die Liebe zu Kindern oft sehr anhaftend gestaltet. Hinzu kommen (vielfach egoistische) Hoffnungen, Träume, Erwartungen bezüglich der Nachkommen.


    Der Dichter Khalil Gibran schrieb das folgende bewegende Gedicht zum Thema:


    Von den Kindern (Khalil Gibran)

    Abb

    Von den Kindern

    Deine Kinder sind nicht deine Kinder.

    Sie sind die Söhne und Töchter der Sehnsucht

    des Lebens nach sich selbst.

    Sie kommen durch dich, aber nicht von dir,

    und obwohl sie mit dir sind, gehören sie dir doch nicht.


    Du kannst ihnen deine Liebe geben,

    aber nicht deine Gedanken,

    denn sie haben ihre eigenen Gedanken.

    Du kannst ihrem Körper ein Heim geben,

    aber nicht ihrer Seele,

    denn ihre Seele wohnt im Haus von morgen,

    das du nicht besuchen kannst,

    nicht einmal in deinen Träumen.


    Du kannst versuchen, ihnen gleich zu sein,

    aber suche nicht, sie dir gleich zu machen.

    Denn das Leben geht nicht rückwärts

    und verweilt nicht beim Gestern.

    Du bist der Bogen, von dem deine Kinder

    als lebende Pfeile ausgeschickt werden!




    Der Schütze sieht das Ziel

    auf dem Pfad der Unendlichkeit,

    und er spannt euch mit seiner Macht,

    damit seine Pfeile schnell und weit fliegen.

    Lasst euren Bogen von der Hand

    des Schützen auf Freude gerichtet sein.


    Denn so wie er den Pfeil liebt, der fliegt,

    so liebt er auch den Bogen, der fest ist.

    Khalil Gibran, arabischer Dichter
    (1883-1931)


    Leider entdeckte ich es erst, als unsere Tochter schon in der Pubertät war, aber auch in dieser Phase erwies es sich noch als hilfreich...


    Nach seinem Erwachen begann der Buddha mit seiner Lehrtätigkeit und das "Interesse" an seinem Sohn kehrte erst zurück, als dieser reif genug für die Belehrungen schien.

    Ansonsten liest man im Palikanon bzgl. der Kinder Verse wie diese:


    33 MARA, der Böse

    (Laut K erscheint nun Māra, um die beiden vom Gang in die Hauslosigkeit abzuhalten.)

    Es freut an seinen Kindern sich, wem Kinder eigen. Der Herden-Eigner auch freut sich an seinen Kühen. Denn, wahrlich, Lebensstützen [8] sind des Menschen Freude! Der hat nicht Freude, wer der Lebensstützen ledig!

    34 DER ERHABENE

    Es sorgt um seine Kinder der, dem Kinder eigen. Der Herden-Eigner auch, er sorgt um seine Kühe. Denn, wahrlich, Lebensstützen sind des Menschen Sorge Der hat nicht Sorge, wer der Lebensstützen ledig!
    [9]
    (Sutta Nipata 1,2)


    "Noch sieben solche Kinder möchte ich haben, Herr", antwortete die Koliyerin Suppavāsā.

    Aus diesem Anlaß tat der Erhabene aus seiner Schau folgenden Ausspruch:

    Zitat
    Zitat
    "Wehes in Gestalt von Frohem,
    Bittres in Gestalt von Liebem,
    Leiden in Gestalt von Wohlem
    überwältigt den, der lässig!"

    (Ud. II.8)


    Ist der Buddha "lebensverneinend", ein "Wachstumsvernichter", gar ein Kinderfeind gewesen?

    Mit der Geburt fängt schließlich alles Übel an....


    Für mich war jedenfalls die Geburt unserer Tochter das emotionalste, gewaltigste, beeindruckendste Ereignis meines Lebens, gleichzeitig fühlte ich mich schlagartig "erwachsen" und - für immer- gebunden.

    Heute ist sie 35 Jahre alt, wohnt 500 km entfernt von uns und wir haben uns (aus verschiedenen Gründen) über 3 Jahre nicht gesehen....

    Kein Mensch bereitet mir solche Freude - allein durch sein Dasein - , aber die Sorgen, der Kummer sind auch größer, als bei jedem anderen. Der Buddha hatte Recht.....


    Wie geht es euch mit eurer Elternschaft?

    Habt ihr je bereut, Kinder "in die Welt gesetzt" zu haben?

    Fühlt ihr euch "gebunden"?


    Uff, etwas lang geworden, diese "Einführung", sorry!:oops::nosee::erleichtert:


    Liebe Grüße, Anna :)_()_:heart: