Mein lieber Igor07 - bitte nimm mir den Einwurf nicht übel. Du verstehst sicher die Angebrachtheit. Deine gute Absicht ziehe ich nicht in Zweifel.
Zum Thema "Leichenbetrachtung": Ich stehe hier, glaube bzw. hoffe ich
, nicht im Ruf eines Theravadin, aber so weit ich mich erinnere (okay, so wirklich dabei war auch ich nicht), soll Buddha höchstpersönlich nach dem Selbstmord mehrerer Sanghamitglieder, die diese Praxis ausübten, (während längerer Abwesenheit Buddhas) ausdrücklich von dieser doch recht *speziellen* Form der Achtsamkeit (sati) abgeraten und andere Objekte der Achtsamkeit empfohlen haben; nach meiner Erinnerung speziell Buddhānussati. Auf dessen 'nördlichem' Gegenstück, dem Buddhānusmṛti, beruht das nenbutsu 念佛 des amidistischen Mahāyāna, einer seiner größten 'Fraktionen', aber auch die Tathāgatha-Meditationen im Shingon / ostasiatischen Vajrayāna - aber ich schweife ab ...
Wie auch immer - wenn man schon nicht generell von dieser Praxis (stark) abrät, so doch ausdrücklich zumindest Personen, die zu depressiven Verstimmungen (oder Schlimmerem) neigen. Bekanntlich eine Volkskrankheit ...
Es ist schon eine Weile her, dass ich mich mit dieser Überlieferung befasst habe, daher ist meine Erinnerung etwas vage. Es ging wohl um das Thema Suizid und die Geschichte findet sich im entsprechenden Abschnitt des Vinaya. Bin zu faul zum Suchen (und ist für mich ja auch *Ausland*
) aber vielleicht kann ja jemand, der auf dem Gebiet etwas firmer ist als ich, eine Quellenangabe machen. Danke im Voraus (wemauchimmer, gibt 30 Karmapunkte) und nix für ungut, Igor07 .
Da ich in Erzähllaune bin, ein kleine Anekdote: als ein bekannter (und, wie ich finde, zu Recht) geachteter westlicher Zenlehrer vor etwa 40 Jahren an einer gut geschützten Stelle in einem Park beim Joggen zufällig einen toten Selbstmörder (erschossen) fand, nutzte er die Gelegenheit, ein paar Tage Leichenbetrachtung zu üben statt Zazen (und den Fund sofort zu melden ...)
. Was ihm natürlich Ärger einbrachte, aber noch mehr, dass er die bei der Leiche liegende Schusswaffe an sich genommen hatte. Mit der er dann auch noch vier Jahre später einen Straßenräuber, der seiner Bitte um Dana mit einem Messer Nachdruck verlieh (und sich mit $20 zufrieden gab), verfolgte. Glücklicherweise wurde der Meister festgenommen (während der Straßenräuber entkam), bevor die Sache aus dem Ruder lief - wie es sich für einen friedliebenden Zenmeister gehört, war die Schusswaffe natürlich ungeladen. Ethisch korrekt, aber nicht gerade clever ...
Der Meister musste 30 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten - und er bot seinen Rücktritt an (den die Gemeinschaft annahm) um noch ein wenig an sich selbst zu arbeiten - zusätzlich, die Justiz sah das natürlich nicht als 'gemeinnützig' an. Was es dessenungeachtet war ... 