Alles anzeigenDas halte ich für eine verkürzte Darstellung - und damit auch wieder für einen Grund, Buddhismus eine pessimistische Grundhaltung zum Leben zu attestieren.
Ich halte das nicht für die Grundlage einer pessimistischen Sichtweise auf den Buddhismus. Wünschen, Erwarten und Hoffen weisen in die Zukunft, die Vergangenheit oder in die Welt der Vorstellungen. Das bedeutet: es fehlt scheinbar jetzt etwas, von dem ich hoffe, dass ich es in der Zukunft erlangen möge, um glücklich zu sein, um ich selbst zu sein, um das wahre Leben zu leben, etc. Es fehlt aber nichts. Alles ist da und vollkommen. Diese Erfahrung ist eine Frucht der Praxis. Allerding ist es, soweit ich sehe, leider nicht damit getan, Texte zu lesen und einmal am Tag zu meditieren. Diese Erfahrung nur ein Tor: Ich muss sie immer wieder erneuern, weil sie sonst verblasst und zur Vorstellung wird, zu einem neuen Wunsch – bis vielleicht irgendwann einmal die Wurzeln der Geistesgifte endgültig abgeschnitten sind, und natürlich und selbstverständlich keine Identifikation mehr stattfindet.
Das Wünschen und Vermeiden führt aus der unmittelbaren und unvermittelten Gegenwart hinaus in die Welt der Vorstellungen und Erwartungen. Das ist eine Facette des Leidens, vielleicht sogar die wesentliche Facette des Leidens überhaupt. Leben findet nicht in Vorstellungen, Wünschen oder Erwartungen statt. Sie verbergen das Leben, schneiden mich davon ab.
Ich tappe immer wieder in dieser Falle und brauche die intensive Praxis (viele Stunden über mehrere Tage), um mich wieder und wieder ein Stück herauszuarbeiten. Und selbst das gelingt mir nur nach längeren Retreats, weshalb sie auch so wichtig sind.... banales Haushälterleben im medialisierten 21sten Jahrhundert halt. Alles ist vollkommen, wenn ich mal die Füße still halte und nicht dauernd an allem und jedem versuche, herumzuschrauben, wenn der Affe mal zur Ruhe kommt.
Es tut mit leid, dass du das so siehst. Es ist dann aber nicht der Buddhismus, der hier pessimistisch daherkommt, sondern du … sofern ich das Gelesene richtig verstanden habe. Und zu nahe treten will ich dir selbstverständlich auch nicht. 🙏
Dass Buddhismus unter dem ganzen bunten Geraffel als pessimistisch empfunden wird, ist ein grosses Problem. Wir sind uns ja in einem einig: Buddhistische Praxis ist dazu geeignet, zu befreien! Dies erreicht die Menschen aber nicht, wenn Dukkha hier und Dukkha da in den Vordergrund gestellt wird, statt die Freiheit!