Beiträge von Helmut im Thema „Achtsamkeit auf positve /neutrale /negative Objekte“

    Zu Beitrag #48:


    Obwohl die Zielsetzungen des Theravada und des Mahayana unterschiedlich sind, ist die Praxis der Satipatthana-Meditation gleich. Sie wird auch im Mahayana gemäß MN 10 praktiziert. Dass diese Meditation in einem anderen Kontext steht als beim Theravada, verändert diese Meditationspraxis selbst nicht.


    Es geht immer darum zu erkennen, dass Körper, Empfindungen, Geist und Geistesobjekte nicht so existieren wie sie uns erscheinen. Ob man diese Erkenntnis als Theravadin oder als Mahayanist erlangt: es ist stets die gleiche Erkenntnis. Die Phänomene haben kein Eigenwesen.

    ... aber ich wollte damit nur betonen, dass Theravada die Satipatthana und den Begriff "Achtsamkeit" anders versteht als Mahayana und Vajrayana. Um dies zu verdeutlichen, zitiere ich kurz Buddhadasa Bhikkhu aus „Auf den Punkt gebracht“:


    Zitat

    Wird das nicht klar verstanden, kommt es leicht zu einem blinden Haften an Regeln und Riten, zum Ausführen von bestimmten Praktiken, ohne ihren Zweck zu verstehen.1 Dies kann an jedem beliebigen Punkt in der buddhistischen Praxis auftreten, beim Erwerben von spirituellem Verdienst, bei der Einhaltung der Übungsregeln, bei der asketischen Disziplin und bei der Meditation. Manche Laien sind davon überzeugt, dass eine bestimmte Art Verdienste zu erwerben die Essenz des Buddhismus ist.


    Thanissaro Bhikkhu führt in seinem Buch „Das Gewicht von Bergen“ aus, dass das Festhalten an äußeren Erscheinungen wie Mantras, Bildern, Klängen( oder Visualisierungen) – wie auch das Festhalten an bestimmten Praktiken und Vorstellungen – Beziehungen zwischen Lehrer und Schüler beeinflussen kann, was Missbrauch einfacher möglich macht.

    Aus den beiden Textstellen geht nicht hervor, auf welche Weise Theravada und Mahayana den Begriff Satipatthana unterschiedlich verstehen.


    In den beiden Textstellen geht es stattdessen um Formen des falschen Anwendens des Dharma.

    Wir befinden uns hier im Thread "Allgemeines zum Buddhismus". Da treffen die verschiedenen Traditionen aufeinander und es geht nicht um eine einzelne bestimmte Tradition.


    Satipatthana wird sowohl im Theravada als auch im Mahayana praktiziert und man stützt sich dabei auf die gleichen Lehrreden des Buddha; insbesondere auf MN 10.


    Es ist wohl so, dass wir in den Lehrreden des Palikanons keine Mantras finden. In den Sutras des Sanskritkanons finden wir sie allerdings. Und beide Kanons sind mehr oder weniger gleichzeitig entstanden und man findet viele Übereinstimmungen zwischen ihnen.


    Mantras wie das Namensmantra von Buddha Sakyamuni, das Mantra von Tara oder das Mantra der Weisheit, das wir im Herzsutra finden, sind keine Hindernisse für das Erlangen von Nirvana, da ihre regelmäßige Rezitation dazu beiträgt, dem eigenen Geist Kraft zu verleihen.


    Jede konzentrative Meditation ist mit der Visualisierung eines Objektes verbunden. Auf dieses Objekt richtet man den Geist einspitzig aus. Die konzentrative Meditation gibt es doch auch im Theravada.

    Nyanatiloka übersetzt Sati mit Achtsamkeit und schreibt im Buddhistischen Wörterbuch:

    Zitat

    Sati ist Eindenksein, Besinnung, Sich-ins-Gedächtnis-zurückrufen, Erinnerung, Im-Gedächtnis-Bewahren, Gründlichkeit, Nichtvergesslichkeit.

    Der Begriff Achtsamkeit in diesem Sinne hat also eine andere Bedeutung als im Alltagsgebrauch. Er bedeutet im Kontext des Dharma also etwas anderes als sich im Straßenverkehr achtsam zu verhalten oder als Kind achtsam durchs Haus schleichen.


    Im Kern bezieht sich die Achtsamkeit im Kontext des Dharmas auf Dinge, die man bereits weiß, sie sich in Erinnerung zu rufen, sie nicht zu vergessen. Dies geschieht mit dem geistigen Bewusstsein, das mit den verschiedenen Formen des Denkens, Erkennens verbunden ist.

    Eine Ergänzung zu Beitrag #6:


    Im Kompendium des Höheren Wissens von dem indischen Meister Asanga findet sich folgende Definition von Achtsamkeit:

    Zitat

    Was ist Achtsamkeit? Aufbauend auf Hasslosigkeit, Verblendungslosigkeit oder Begierdelosigkeit und mit Tatkraft verbunden, ist sie das Hüten des Geistes vor befleckten Phänomenen und die Gewöhnung an heilsame Phänomene. Sie hat die Funktion, alle weltlichen und überweltlichen Vortrefflichkeiten zu verwirklichen und zu vollenden.