Achtsamkeit auf positve /neutrale /negative Objekte


  • Ohne Denken wird man sich nicht in Achtsamkeit schulen können. Es geht ja darum, sich bewusst zu sein, was im eigenen Geist vor sich geht. Was im eigenen Geist vor sich geht, kann man aber nicht mit den Sinnesbewusstseinsarten erfassen.

    Natürlich muss ich erstmal Wissen über die "Arbeit des Geistes und seine Beschaffenheit" aufbauen, bevor ich mich mit der Achtsamkeit beschäftige. Aber auch nur dann, wenn ich mit der Achtsamkeit höhere Ziele verfolge, ansonsten kann ich schon als Kind achtsam nachts durchs Haus schleichen.


    Aber auch als Kind muss ich mich auf die Achtsamkeit konzentrieren und darf mich nicht in Gedanken verzetteln, sonst fällt vielleicht die Tür ins Schloss "krach bumm".

    :lol:

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Es handelt sich bei deinem Zitat ja um einen Text aus dem Mahayana, damit kenne ich mich nicht aus

    Ja das ist es . Vielleicht ist der Mahayana Buddhismus doch etwas anders strukturiert. Die arbeiten viel mit Visualisierungen. zb. soll man sich ein leuchtendes OM in der Schädeldecke vorstellen. Zudem das man von weißen licht erfüllt ist und schwarzes licht beim Ausatmen. Ist schon ganz schön viel was dann da im Geist abläuft. Ich bin skeptisch . Fand die Vorträge im Aryatara Institut ansonsten ganz gut. Ich denke aber das es vielleicht besser ist wenn ich mich am Theravada Buddhismus orientiere.

  • Nyanatiloka übersetzt Sati mit Achtsamkeit und schreibt im Buddhistischen Wörterbuch:

    Zitat

    Sati ist Eindenksein, Besinnung, Sich-ins-Gedächtnis-zurückrufen, Erinnerung, Im-Gedächtnis-Bewahren, Gründlichkeit, Nichtvergesslichkeit.

    Der Begriff Achtsamkeit in diesem Sinne hat also eine andere Bedeutung als im Alltagsgebrauch. Er bedeutet im Kontext des Dharma also etwas anderes als sich im Straßenverkehr achtsam zu verhalten oder als Kind achtsam durchs Haus schleichen.


    Im Kern bezieht sich die Achtsamkeit im Kontext des Dharmas auf Dinge, die man bereits weiß, sie sich in Erinnerung zu rufen, sie nicht zu vergessen. Dies geschieht mit dem geistigen Bewusstsein, das mit den verschiedenen Formen des Denkens, Erkennens verbunden ist.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Ja das ist es . Vielleicht ist der Mahayana Buddhismus doch etwas anders strukturiert. Die arbeiten viel mit Visualisierungen. zb. soll man sich ein leuchtendes OM in der Schädeldecke vorstellen. Zudem das man von weißen licht erfüllt ist und schwarzes licht beim Ausatmen. Ist schon ganz schön viel was dann da im Geist abläuft. Ich bin skeptisch . Fand die Vorträge im Aryatara Institut ansonsten ganz gut. Ich denke aber das es vielleicht besser ist wenn ich mich am Theravada Buddhismus orientiere.

    Das von dir Genannte ist nur eine von unzähligen Möglichkeiten. Die einfachste Form, die Du zudem nicht ganz korrekt in Erinnerung hattest. Sehr entfernt erinnert das an den zweiten Teil des Ngöndro, hier kommt allerdings das HUM ins Spiel und nicht das OM.

    Ja, das ist nicht für jeden etwas, das kann ich sehr gut verstehen.

    In meinen ersten (buddhistischen) Jahren, als ich noch sehr jung war, habe ich davon auch nicht besonders viel gehalten und habe nur das Theravada akzeptiert.

    Ich kann mich da gut hineinversetzen, so wie es Dir vorkommt.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Der Begriff Achtsamkeit in diesem Sinne hat also eine andere Bedeutung als im Alltagsgebrauch. Er bedeutet im Kontext des Dharma also etwas anderes als sich im Straßenverkehr achtsam zu verhalten oder als Kind achtsam durchs Haus schleichen.

    Warum nicht?


    Zitat

    8. "Wiederum, ihr Bhikkhus, ist ein Bhikkhu einer, der wissensklar handelt beim Hingehen und Zurückgehen; der wissensklar handelt beim Hinschauen und Wegschauen; der wissensklar handelt beim Beugen und Strecken der Glieder; der wissensklar handelt beim Tragen der Robe und beim Umhertragen der äußeren Robe und der Schale; der wissensklar handelt beim Essen, Trinken, Kauen und Schmecken; der wissensklar handelt beim Entleeren von Kot und Urin; der wissensklar handelt beim Gehen, Stehen, Sitzen, Einschlafen, Aufwachen, beim Reden und Schweigen [9]."


    https://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m010z.html


    Satipatthāna kann eigentlich rund um die Uhr praktiziert werden, sei es im Straßenverkehr, mit den Kindern oder bei der Kommunikation. Wenn man Sati richtig benutzt, dann handelt man bewusst ( agiert), ohne durch die Kraft der Triebe, kilesa, Geistesgifte oder ähnliches zu re-agieren. Es ist eine Form des Wahrnehmungstrainings, so Analayo. LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Sati umfasst wohl eine breite Palette von Achtsamkeit auf das was man tut bis hin zur Achtsamkeit in tiefer Meditation.

    Jedes Phänomen kann Objekt des Geistesfaktors Achtsamkeit sein, weil die Satipatthana-Meditation eine Vipassana-Meditation ist mit der man Weisheit entwickelt und die Weisheit schließt kein Objekt aus.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Sati umfasst wohl eine breite Palette von Achtsamkeit auf das was man tut bis hin zur Achtsamkeit in tiefer Meditation.

    Jedes Phänomen kann Objekt des Geistesfaktors Achtsamkeit sein, weil die Satipatthana-Meditation eine Vipassana-Meditation ist mit der man Weisheit entwickelt und die Weisheit schließt kein Objekt aus.

    Satipatthana-Meditation ist Betrachtung/Ansehen/Wahrnehmen und nicht Achtsamkeit, die immer auch Gedankentätigkeit beinhalte, Sati.


    Durch Satipatthana erfährt „Bewusstsein“, dass es nichts weiter tut als Wahrnehmen. Bewusstsein nimmt nur wahr, einschließlich Gedanken usw., ohne wissen zu wollen, was Gedanken usw. ist.

    Jedes Objekt des Geistesfaktors Achtsamkeit ist Sati. Satipatthana ist Wahrnehmung des Bewusstseins, ohne jedes Geistesobjekt.

  • Die meisten Menschen sind nicht von vornherein in der Lage, Achtsamkeit (im engeren Sinne) rund um die Uhr zu praktizieren.

    Im buddhistischen Kontext unterscheiden wir zwischen zwei Arten von Achtsamkeit.

    Die Achtsamkeit im engeren Sinne wird im tibetischen Buddhismus im Fachausdruck als "Ekayana" bezeichnet, auch "Ekagrata", was man auf Deutsch in dem Wort "Einspitzigkeit" (des Geistes) am bestem zum Ausdruck bringen kann.

    Also: Gewöhnliche Achtsamkeit ist auf die Welt um uns gerichtet, während Achtsamkeit im Sinne von Ekayana auf die vollständige Befreiung des Geistes fokussiert ist.


    Man kann das auch als Metapher ausdrücken: Genau wie Sonnenstrahlen, die durch ein Brennglas gebündelt werden und dadurch genug Energie entwickeln, um etwas zu entzünden, bündelt die Einspitzigkeit der meditativen Praxis den Geist auf ein einziges Objekt. Dadurch gewinnt der Geist an Klarheit, Schärfe und Durchdringungskraft, was letztlich zur tiefen Einsicht und zur Befreiung führt.

    Im Vajrayana, bzw. im tibetischen Buddhismus, wird der Fokus oft auf bestimmte Visualisierungen, Mantras oder Meditationsobjekte gelenkt, um den Geist zu konzentrieren und zu transformieren. Auch hier geht es letztlich darum, den Geist auf das Ziel der Erleuchtung zu richten und die Zerstreuung aufzulösen.


    Ekayana geht also über die alltägliche Achtsamkeit hinaus. Während gewöhnliche Achtsamkeit darauf abzielt, aufmerksam im Hier und Jetzt zu sein (z.B. beim Verkehr aufpassen oder achtsam mit Lebewesen umgehen), ist Achtsamkeit im Sinne von Ekayana die fokussierte, tiefgehende Ausrichtung des Geistes auf das höchste spirituelle Ziel – die Erleuchtung.


    In diesem Sinne stimme ich Helmut vollkommen zu.


    Doch möchte ich noch etwas Wichtiges - aus eigener Erfahrung - hinzufügen:

    Für Anfänger ist es sehr schwer, eine Visualisation in der Meditation für längere Zeit aufrechtzuerhalten. Man benutzt Mantras als Hilfsmittel, trotzdem ist es schwer. Immer wieder muss man den zerstreuten Geist zurückordern und zur Sammlung zurückführen.

    Für Fortgeschrittene dagegen ist es einfach, weil sie gelernt haben, die Fokussierung mit Hingabe zu verschmelzen. Der Geist ruht dann natürlicherweise in einem "ekayanischen" Zustand.

    Ich möchte daher das "Ekayana" noch einmal in zwei Qualitätskategorien unterscheiden:

    Erstens, mit Anstrengung verbunden*), und....

    zweitens, fokussiert und ganz natürlich, ohne weitere Anstrengung, auf dem Objekt ruhend.

    Letzteres kann man auch fühlen, je nachdem, mit welchem Chakra man die Übung verbindet.

    ------------------------------------------------

    *) hier ähnelt es in der Qualität eher der gewöhnlichen Achtsamkeit im Alltag, siehe oben.

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    Epiktet

  • Danke Amdap, ich würde die Fokussierung allerdings nicht als Achtsamkeit, sondern als Konzentration bezeichnen.

    _()_

    Welche Fokussierung meinst Du jetzt?

    Auf die Alltagsdinge oder bei der spirituellen Übung?

    Und ich habe die Fokussierung mit Achtsamkeit ebenfalls nicht gleichgesetzt.

    Auch würde ich Fokussierung nicht mit Konzentration gleichsetzen. Bei der Fokussierung besteht immer eine Beziehung zum (Meditations-)Objekt, während die Konzentration den Intensitätsgrad dieser Fokussierung meint.

    Nochmal mit anderen Worten ausgedrückt:Konzentration bezieht sich auf den Grad der Aufmerksamkeit, also wie intensiv man bei einer Sache bleibt.

    Fokussierung bezieht sich auf die Richtung der Aufmerksamkeit, also worauf man seine Aufmerksamkeit lenkt.

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    Epiktet

  • Meditation ist Achtsamkeit und Konzentration auf ein Meditationsobjekt.

    Samadhi ist in bewegungsloser Haltung, Achtsamkeit und Konzentration auf ein Meditationsobjekt betrachten.

    „Den Körper im Körper als Körper betrachten.“ Satipatthana

  • Amdap, ich kann mich grad nicht konzentrieren, möchte aber achtsam bleiben, deshalb dieses kurze Feedback.

    _()_

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  • Doch möchte ich noch etwas Wichtiges - aus eigener Erfahrung - hinzufügen:

    Für Anfänger ist es sehr schwer, eine Visualisation in der Meditation für längere Zeit aufrechtzuerhalten. Man benutzt Mantras als Hilfsmittel, trotzdem ist es schwer. Immer wieder muss man den zerstreuten Geist zurückordern und zur Sammlung zurückführen.

    Für Fortgeschrittene dagegen ist es einfach, weil sie gelernt haben, die Fokussierung mit Hingabe zu verschmelzen. Der Geist ruht dann natürlicherweise in einem "ekayanischen" Zustand.

    Sorry , liebe Amdap , ich hatte aber über Theravada gesprochen, um es klarzustellen:


    Dort hatte ich bis heute keine Mantras und keine Visualisierungen gefunden.

    Es war niemals anwesend im ursprünglichen Buddhismus, eher ein Hindernis auf dem Weg zu Nibbana.


    Zitat

    Aus dem Mahayâna entwickelte sieh etwa 500 Jahre später, also um die Mitte des ersten Jahrtausends nach Christus, eine weitere Form des Buddhismus, das Vajrayāna, das Diamant- oder Donnerkeil-Fahrzeug. Es besteht in einem verwickelten System von Zaubersprüchen und Zauberriten, durch die man Wunderkräfte in sich zu entfalten glaubte. Von den Anhängern dieser Richtung wurde als höchstes Wesen der Buddha Vairocana verehrt. Der Kultus artete schliesslich aus zu einem rituellen Geschlechtsverkehr. Der Theorie nach soll bei diesem Akt keine sinnliche Lust erstrebt, sondern jenseitige Erkenntnis erweckt werden. Der Handelnde «soll sich seiner Identität mit der ewigen Weltkraft bewusst werden, in welcher alle Zweiheit aufgehoben und die Wonne des All-Einen, Absoluten verwirklicht ist. Indem er die Frau ‚erkennt‘, gewinnt er die übersinnliche Erkenntnis, dass alles individuelle Denken im Schoss der ‚Leere‘ vergeht und dass jedes scheinbare Selbst in einer höheren Einheit aufgehoben wird». (FN 1) Im Vajrayāna hat sich der Buddhismus in sein Gegenteil verkehrt.

    Fußnote (1) Helmut von Glasenapp, Der Buddhismus in Indien und im Fernen Osten, Berlin 1939, Seite 91.







    So haben wir sicherlich den Nährboden für sexuellen Missbrauch im TB geschaffen. Eine Praktizierende, mit der ich lange kommuniziert habe, sagte mir unverblümt, dass es ein Segen für sie wäre, wenn der Buddha oder sein Lehrer mit mir schlafen wollte. Sie ist verheiratet und hat ein kleines Kind. Ich enthalte mich eines Kommentars.

    Nur meine eigene Position, nicht persönlich gemeint, danke! LG.


    Geschichtlicher Überblick

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Wir befinden uns hier im Thread "Allgemeines zum Buddhismus". Da treffen die verschiedenen Traditionen aufeinander und es geht nicht um eine einzelne bestimmte Tradition.


    Satipatthana wird sowohl im Theravada als auch im Mahayana praktiziert und man stützt sich dabei auf die gleichen Lehrreden des Buddha; insbesondere auf MN 10.


    Es ist wohl so, dass wir in den Lehrreden des Palikanons keine Mantras finden. In den Sutras des Sanskritkanons finden wir sie allerdings. Und beide Kanons sind mehr oder weniger gleichzeitig entstanden und man findet viele Übereinstimmungen zwischen ihnen.


    Mantras wie das Namensmantra von Buddha Sakyamuni, das Mantra von Tara oder das Mantra der Weisheit, das wir im Herzsutra finden, sind keine Hindernisse für das Erlangen von Nirvana, da ihre regelmäßige Rezitation dazu beiträgt, dem eigenen Geist Kraft zu verleihen.


    Jede konzentrative Meditation ist mit der Visualisierung eines Objektes verbunden. Auf dieses Objekt richtet man den Geist einspitzig aus. Die konzentrative Meditation gibt es doch auch im Theravada.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Interessant für Igor07:


    Mantras wie das Namensmantra von Buddha Sakyamuni,


    Jede konzentrative Meditation ist mit der Visualisierung eines Objektes verbunden. Auf dieses Objekt richtet man den Geist einspitzig aus. Die konzentrative Meditation gibt es doch auch im Theravada.

    Ich habe in den Neunzigern öfter ein theravadisches Haus besucht. Dort lernte ich, dass sie auch ein Mantra benutzen, das Namensmantra des Buddha Shakyamuni: "Budd-ho, Budd-ho, Budd-ho...", was sie insbesondere mit einer Geh-Übung verbanden.

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    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
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  • Zitat
    Helmut: Der Begriff Achtsamkeit in diesem Sinne hat also eine andere Bedeutung als im Alltagsgebrauch. Er bedeutet im Kontext des Dharma also etwas anderes als sich im Straßenverkehr achtsam zu verhalten oder als Kind achtsam durchs Haus schleichen.
    Zitat

    (Zitat von Igor07 ) "Warum nicht?"

    Lieber Igor07, hierauf habe ich mich bezogen in meiner Antwort #34, und wunderte mich etwas über Deine Gegenfrage an Helmut.

    Ich habe dann im weiteren Verlauf auch meine eigene Erfahrung mit einbezogen, und die ist natürlich deutlich vajrayanisch geprägt, was gleichzeitig kein Widerspruch dazu ist.


    Ganz klar ist mir nicht, warum Du das hiermit verbindest:

    So haben wir sicherlich den Nährboden für sexuellen Missbrauch im TB geschaffen. Eine Praktizierende, mit der ich lange kommuniziert habe, sagte mir unverblümt, dass es ein Segen für sie wäre, wenn der Buddha oder sein Lehrer mit mir schlafen wollte. Sie ist verheiratet und hat ein kleines Kind. Ich enthalte mich eines Kommentars.

    Nur meine eigene Position, nicht persönlich gemeint, danke! LG.

    ...obwohl, wie Du weißt, ich sehr wütend über die bekanntgewordenen Vorkommnisse bin.

    Doch wie gesagt, diese Assoziation, die hier bei Dir aufkommt, scheint mir nicht kompatibel.

    Möglicherweise hat Dich meine Nennung des Begriffs "Hingabe" getriggert.

    Aber Hingabe im spirituellen Sinne hat nichts mit den Verirrungen des sexuellen Missbrauchs im Tibetischen Buddhismus zu tun.

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    und es wird dir gut gehen.
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    2 Mal editiert, zuletzt von Amdap ()

  • Sati umfasst wohl eine breite Palette von Achtsamkeit auf das was man tut bis hin zur Achtsamkeit in tiefer Meditation.


    ...obwohl, wie Du weißt, ich sehr wütend über die bekanntgewordenen Vorkommnisse bin.

    Doch wie gesagt, diese Assoziation, die hier bei Dir aufkommt, scheint mir nicht kompatibel.

    Möglicherweise hat Dich meine Nennung des Begriffs "Hingabe" getriggert.

    Aber Hingabe im spirituellen Sinne hat nichts mit den Verirrungen des sexuellen Missbrauchs im Tibetischen Buddhismus zu tun.

    Amdap


    Es hat mich nicht getriggert, aber ich wollte damit nur betonen, dass Theravada die Satipatthana und den Begriff "Achtsamkeit" anders versteht als Mahayana und Vajrayana. Um dies zu verdeutlichen, zitiere ich kurz Buddhadasa Bhikkhu aus „Auf den Punkt gebracht“:


    Zitat

    Wird das nicht klar verstanden, kommt es leicht zu einem blinden Haften an Regeln und Riten, zum Ausführen von bestimmten Praktiken, ohne ihren Zweck zu verstehen.1 Dies kann an jedem beliebigen Punkt in der buddhistischen Praxis auftreten, beim Erwerben von spirituellem Verdienst, bei der Einhaltung der Übungsregeln, bei der asketischen Disziplin und bei der Meditation. Manche Laien sind davon überzeugt, dass eine bestimmte Art Verdienste zu erwerben die Essenz des Buddhismus ist.


    Thanissaro Bhikkhu führt in seinem Buch „Das Gewicht von Bergen“ aus, dass das Festhalten an äußeren Erscheinungen wie Mantras, Bildern, Klängen( oder Visualisierungen) – wie auch das Festhalten an bestimmten Praktiken und Vorstellungen – Beziehungen zwischen Lehrer und Schüler beeinflussen kann, was Missbrauch einfacher möglich macht.


    Kurz gesagt: Der Buddha im Mahayana ist nicht derselbe wie der Buddha im Theravada. Ob der historische Buddha tatsächlich so war oder ob es sich um eine Legende handelt, sei dahingestellt. Wenn sich Mahayana auf MN 10 (die Satipatthana-Sutta) bezieht, gibt es diesem eine ganz andere Bedeutung als Theravada und der Pali-Kanon es tun. Das ist alles, was ich gemeint hatte. Mehr war nicht dabei.


    Alles Gute! :taube: :taube: :taube:

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • So haben wir sicherlich den Nährboden für sexuellen Missbrauch im TB geschaffen. Eine Praktizierende, mit der ich lange kommuniziert habe, sagte mir unverblümt, dass es ein Segen für sie wäre, wenn der Buddha oder sein Lehrer mit mir schlafen wollte. Sie ist verheiratet und hat ein kleines Kind. Ich enthalte mich eines Kommentars.


    Sokrates nannte den Eros eine der vier Arten des göttlichen Wahnsinns.

    Wäre er nur ein biologischer Trieb wie bei den Tieren, gäbe es im menschlichen Liebesleben so gut wie keine Dramen. Er ist jedoch die Bühne der zerstörendsten wie auch der edelsten Szenen, und der Mensch hat nicht die Möglichkeit, diese Extreme zu vermeiden. Der große Dämon Eros hat sich zu allen Zeiten als der Stärkere erwiesen. Wir können nicht zurückkehren zur sexuellen Unschuld der Bonobos.


    Das ist keine Rechtfertigung für Mißbrauch.


    Eine Wiederaufspaltung von spirituellen Gemeinschaften, Retreats usw. in getrennte Männer- und Frauengruppen wie in früheren Zeiten wird wohl auch nicht die Lösung sein, wie im Hollywood-Klassiker "Rebecca" (nach Daphne du Maurier) schön zu sehen ist.


    Leonardo da Vinci:

    "Die große Liebe ist die Tochter der großen Erkenntnis"


    :mediw: :medim:

  • Es hat mich nicht getriggert, aber ich wollte damit nur betonen, dass Theravada die Satipatthana und den Begriff „Achtsamkeit“ anders versteht als Mahayana und Vajrayana. Um dies zu verdeutlichen, zitiere ich kurz Buddhadasa Bhikkhu aus „Auf den Punkt gebracht“:

    Wenn ein Dualismus in der Verwendung z.B. des Begriffes „Satipatthana“ erscheint und man eine Seite/Schule ergreifen und festhalten kann, dann ist es nicht eine Verwendung des Begriffes, der der EINEN Lehre des Buddha entspricht. Der Begriff, den man hat, ist also von allen Anhaftungen, egal welches Glaubens der Wahrheit, zu befreien.

  • ... aber ich wollte damit nur betonen, dass Theravada die Satipatthana und den Begriff "Achtsamkeit" anders versteht als Mahayana und Vajrayana. Um dies zu verdeutlichen, zitiere ich kurz Buddhadasa Bhikkhu aus „Auf den Punkt gebracht“:


    Zitat

    Wird das nicht klar verstanden, kommt es leicht zu einem blinden Haften an Regeln und Riten, zum Ausführen von bestimmten Praktiken, ohne ihren Zweck zu verstehen.1 Dies kann an jedem beliebigen Punkt in der buddhistischen Praxis auftreten, beim Erwerben von spirituellem Verdienst, bei der Einhaltung der Übungsregeln, bei der asketischen Disziplin und bei der Meditation. Manche Laien sind davon überzeugt, dass eine bestimmte Art Verdienste zu erwerben die Essenz des Buddhismus ist.


    Thanissaro Bhikkhu führt in seinem Buch „Das Gewicht von Bergen“ aus, dass das Festhalten an äußeren Erscheinungen wie Mantras, Bildern, Klängen( oder Visualisierungen) – wie auch das Festhalten an bestimmten Praktiken und Vorstellungen – Beziehungen zwischen Lehrer und Schüler beeinflussen kann, was Missbrauch einfacher möglich macht.

    Aus den beiden Textstellen geht nicht hervor, auf welche Weise Theravada und Mahayana den Begriff Satipatthana unterschiedlich verstehen.


    In den beiden Textstellen geht es stattdessen um Formen des falschen Anwendens des Dharma.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Sokrates nannte den Eros eine der vier Arten des göttlichen Wahnsinns.

    Wäre er nur ein biologischer Trieb wie bei den Tieren, gäbe es im menschlichen Liebesleben so gut wie keine Dramen. Er ist jedoch die Bühne der zerstörendsten wie auch der edelsten Szenen, und der Mensch hat nicht die Möglichkeit, diese Extreme zu vermeiden. Der große Dämon Eros hat sich zu allen Zeiten als der Stärkere erwiesen. Wir können nicht zurückkehren zur sexuellen Unschuld der Bonobos.

    Nun ja, ganz so "unschuldig" sind die Bonobos auch wieder nicht.

    Sie machen es ganz gezielt, als Werkzeug in ihrem Belohnungssystem. Das kommt daher, weil sie sehr intelligent sind (stehen dem Menschen genetisch am nächsten) und daher ein sehr ausgefeiltes Netzwerk von sozialen Beziehungen betreiben.

    Am "unschuldigsten" sind wohl eher die Schnecken und Würmer.

    Es hat mich nicht getriggert, aber ich wollte damit nur betonen, dass Theravada die Satipatthana und den Begriff "Achtsamkeit" anders versteht als Mahayana und Vajrayana. Um dies zu verdeutlichen, ....

    Hm - bei Vorträgen vonseiten der K.-Kagyü-Linie hatte ich bisher immer den Eindruck, dass inhaltlich die Grundlagen mit der Abteilung "Theravada" übereinstimmen.

    In meiner Antwort #34 habe ich daher die Sicht und Erfahrung aus Richtung Vajrayana hinzugefügt (letzter Absatz). Zu dem Zeitpunkt ging es hier noch um den Stellenwert von Achtsamkeit, Konzentration und Fokussierung und die Unterschiede.


    Ich zitiere Dich hier erneut:

    So haben wir sicherlich den Nährboden für sexuellen Missbrauch im TB geschaffen. Eine Praktizierende, mit der ich lange kommuniziert habe, sagte mir unverblümt, dass es ein Segen für sie wäre, wenn der Buddha oder sein Lehrer mit mir schlafen wollte. Sie ist verheiratet und hat ein kleines Kind. Ich enthalte mich eines Kommentars.

    Nur meine eigene Position, nicht persönlich gemeint, danke!

    ...aus dem Grunde, weil ich hinzufüge:

    man kann sehr genau unterscheiden, ob der Inhalt dieser Aussage Deiner damaligen Bekannten in spiritueller Hinsicht heilsam oder unheilsam ist. Man braucht es nur nicht zu tun, sondern abzuwarten und zu beobachten, ob genau diegleiche Tendenz jenseits der Wechseljahre immer noch besteht. Wenn nicht, dann war die Tendenz in spiritueller Hinsicht unheilsam.

    Der einzige Nachteil ist, dass man dann 20 bis 30 Jahre abwarten muss, um vergleichen zu können. Aber das Warten lohnt sich.

    Zum Trost sei gesagt, dass wirklich mit über 95prozentiger Wahrscheinlichkeit der Hormonspiegel die Ursache ist, wie sich dann herausstellt. In spiritueller Hinsicht also unheilsam.


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    Epiktet

  • auf welche Weise Theravada und Mahayana den Begriff Satipatthana unterschiedlich verstehen.

    Lieber Helmut , so KI:


    https://www.perplexity.ai/search/satipatthana-unterschiedlich-v-b_dbdzBlQ7SKASyKJkvcGw#0


    Ich zitiere:


    Zitat

    Die Praxis von Satipatthana (Achtsamkeitsmeditation) wird im Mahayana und Hinayana unterschiedlich verstanden und angewendet:

    Hinayana-Verständnis

    Im Hinayana, insbesondere im Theravada-Buddhismus, wird Satipatthana als grundlegende Meditationspraxis betrachtet:

    • Der Fokus liegt auf der Entwicklung von Achtsamkeit und Einsicht in die eigene Erfahrung

    .Ziel ist die persönliche Befreiung vom Leiden durch tiefes Verständnis der Vergänglichkeit, des Leidens und der Ichlosigkeit.Die Praxis konzentriert sich auf vier Grundlagen der Achtsamkeit: Körper, Gefühle, Geisteszustände und Geistesobjekte Mahayana-Verständnis
    Im Mahayana wird Satipatthana in einen breiteren Kontext gestellt:

    • Die Praxis wird mit dem Bodhisattva-Ideal verbunden - dem Streben nach Erleuchtung zum Wohle aller Wesen

    . Zusätzlich zur Achtsamkeit auf die eigene Erfahrung wird die Achtsamkeit auf die Leerheit (Shunyata) aller Phänomene betont. Satipatthana wird oft mit anderen Meditationstechniken wie Visualisierungen oder Mantra-Rezitation kombiniert

    • .

    Gemeinsamkeiten Trotz der Unterschiede gibt es auch wichtige Gemeinsamkeiten:Beide Traditionen sehen Satipatthana als wesentlichen Bestandteil des buddhistischen Pfades.In beiden Ansätzen dient die Praxis der Entwicklung von Weisheit und Mitgefühl. Das grundlegende Ziel der Befreiung vom Leiden bleibt in beiden Traditionen bestehen, auch wenn es im Mahayana erweitert wird

    • .

    Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Hinayana Satipatthana eher als Weg zur individuellen Befreiung versteht, während das Mahayana die Praxis in einen umfassenderen Kontext des Strebens nach Erleuchtung zum Wohle aller Wesen stellt.
    .


    P.S. Sorry,

    ,man kann es mit einer "Maschine" klären, die alle Quellen anzeigt.


    Ich verdufte mich :taube: :taube: :taube: :rainbow: :)


    Amdap , Ich schlafe mit niemandem, egal wem, denn Befriedigung( Verlangen, Begehren, "Begnügen", usw..) ist die Wurzel des Leidens, und ich bin einfach alt. ( MN1). Sorry, aber direkt. Es gibt den Faden auf diesem Forum.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

    Einmal editiert, zuletzt von Igor07 ()

  • Vielleicht sollten wir das Ganze nicht unnötig verkomplizieren durch die - zusätzliche - Differenzierung von Fokussierung und Konzentration...? :?


    Also...


    Man kann unterscheiden zwischen Achtsamkeit (sati) einerseits und Konzentration (samadhi) andererseits, die allerdings in einer Wechselbeziehung zueinander stehen und einander auf dem Weg zum Erwachen ergänzen.

    (Es handelt sich bekanntlich auch um verschiedene Glieder des achtfachen Pfades (7. Rechte Achtsamkeit / 8. Rechte Konzentration (Sammlung), die aber derselben Gruppe "Vertiefung" zugeordnet werden.)


    Durch Konzentration wird der Geist gerichtet und gelenkt (fokussierte Aufmerksamkeit) auf ein einzelnes Objekt (= Einspitzigkeit), was den unruhigen, abschweifenden Geist zur Ruhe führt und die gewöhnliche Erfahrung von Dualität (Subjekt-Objekt) hin zu einer Erfahrung von Einheit fördert.


    Achtsamkeit ermöglicht jedoch das ausgedehnte Gewahrsein durch die Ausweitung von reiner Aufmerksamkeit auf alles, was sich gegenwärtig ereignet (inkl. des Bewusstseins von Erinnertem) und ist damit auch eine wichtige Unterstützung der Konzentration für das Erreichen der Vertiefungen (jhanas).


    Kurz zusammengefasst:

    Konzentration/Samadhi fokussiert die Aufmerksamkeit,

    Achtsamkeit/Sati steht für eine Ausweitung der Aufmerksamkeit.


    Idealerweise werden z.B. in der Vipassana-Meditation (Einsichtsmeditation, Klarblick) beide Qualitäten kombiniert, weil rechte Konzentration zur Geistesruhe und Sammlung des Geistes in einem Punkt führt, Sati hingegen die geistige Gegenwärtigkeit repräsentiert.


    Die Achtsamkeit im engeren Sinne wird im tibetischen Buddhismus im Fachausdruck als "Ekayana" bezeichnet, auch "Ekagrata", was man auf Deutsch in dem Wort "Einspitzigkeit" (des Geistes) am bestem zum Ausdruck bringen kann.

    Also: Gewöhnliche Achtsamkeit ist auf die Welt um uns gerichtet, während Achtsamkeit im Sinne von Ekayana auf die vollständige Befreiung des Geistes fokussiert ist.

    Also wäre - im tibetischen Buddhismus - nur die konzentrative Samatha-Meditation mit der Befreiung des Geistes assoziiert? :?


    Auch die Unterteilung in "gewöhnliche" Achtsamkeit und "spirituelle" Achtsamkeit ("Ekayana") erstaunt mich:


    Ohne Achtsamkeit wäre es schwierig, im weltlichen Bereich zu (über)leben, wie Ayya Khema ausführte (Beispiel: Unachtsames Autofahren...) und auf dem spirituellen Weg ist Sati unersetzlich für das "Erkennen der wahren Natur der Dinge/"Erkanntes Erleben".


    Sie unterscheidet jedoch nur die Anwendung von Sati, nicht verschiedene Arten von Achtsamkeit... :shrug:



    Vielen Dank an dich, lieber Igor07 , für deinen gerade geposteten Beitrag, der Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Satipatthana-Praxis im Theravada/Hinayana und Mahayana nochmal kurz und prägnant darstellt. _()_ :)



    Liebe Grüße, Anna _()_ :heart: :)

    "...Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..." (AN.VI.63)


    "In dieser Stunde hörte Siddhartha auf, mit dem Schicksal zu kämpfen, hörte auf zu leiden. Auf seinem Gesicht blühte die Heiterkeit des Wissens, dem kein Wille mehr entgegensteht, das die Vollendung kennt, das einverstanden ist, mit dem Fluss des Geschehens, mit dem Strom des Lebens, voll Mitleid, voll Mitlust, dem Strömen hingegeben, der Einheit zugehörig." (H.Hesse)

    Einmal editiert, zuletzt von Anna Panna-Sati ()

  • Zu Beitrag #48:


    Obwohl die Zielsetzungen des Theravada und des Mahayana unterschiedlich sind, ist die Praxis der Satipatthana-Meditation gleich. Sie wird auch im Mahayana gemäß MN 10 praktiziert. Dass diese Meditation in einem anderen Kontext steht als beim Theravada, verändert diese Meditationspraxis selbst nicht.


    Es geht immer darum zu erkennen, dass Körper, Empfindungen, Geist und Geistesobjekte nicht so existieren wie sie uns erscheinen. Ob man diese Erkenntnis als Theravadin oder als Mahayanist erlangt: es ist stets die gleiche Erkenntnis. Die Phänomene haben kein Eigenwesen.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.