Klar, der Begriff "Homosexualität" enthält das Wort Sex aber ich finde es blöd, wenn man das dann auf Gelüste runterbricht.
Ganz wichtiger Punkt, es geht nicht nur um Sexualität, es geht auch um die partnerschaftliche Liebe und den Eros.
Klar, der Begriff "Homosexualität" enthält das Wort Sex aber ich finde es blöd, wenn man das dann auf Gelüste runterbricht.
Ganz wichtiger Punkt, es geht nicht nur um Sexualität, es geht auch um die partnerschaftliche Liebe und den Eros.
Ist überhaupt Sexualität mit dem Buddhismus vereinbar?
Im Prinzip geht es ja noch weiter als du es beschrieben hast. Ich glaube in jeder buddhistischen Tradition Asiens gibt es Mönche die das Gelübde ablegen auf Sex zu verzichten. Einzig in Japan wurde auf politischen Druck 1868 (Meiji Reformen) das Zölibat aufgehoben (man ließt immer es gab auch nicht-zölibatäre in Japan vor dieser zeit aber für mich klingt das immer eher nach dokumentierten Ausnahmefällen als nach gängiger Praxis).
Es gibt aber auch immer in jeder Praxis eine klare Trennung aus Ordensleuten und Haushaltern. Wir können also eigentlich den Geschlechtsverkehr nicht komplett getrennt von anderen Ordensvorschriften diskutieren, etwa keine Saiteninstrumente zu spielen, nicht zu tanzen, etc.
Wer nun also ein Leben als Haushalter führt (wie wohl die meisten hier im Forum), operiert einfach in einer ganz anderen Situation als ein Mönch oder eine Nonne im Kloster. Und ich glaube es ist nicht immer hilfreich noch heilsam sich in allen Aspekten als Laie an den Ordensregeln zu orientieren.
Ums mal plakativ zu machen wie ich das meine: wer (als Haushalter) seinen Sexualtrieb unterdrückt und in der Kaffeerunde im Büro mal wieder über die neue aus der Buchhaltung lästert, der verhält sich so, wie jemand der im Ruderboot den Schirm aufhält während das Wasser durch die Ritzen ins Boot drückt. Oder von einem anderen Winkel her gesehen, repressive Sexualmoral gibts auch in anderen Religionen, und ich glaube nicht, dass der baptistische Jugendliche aus dem bible belt dank Keuschheit vor der Ehe dem bodhi ein bisschen näher ist.
Deswegen finde ich für mich die TNH's Take der pañcasīla https://plumvillage.org/de/die-funf-achtsamkeitsubungen insgesamt so wertvoll, denn statt sich darauf zu fokussieren was nicht sein darf definieren sie positiv, worin man sich üben kann. Und deswegen versuche ich mich in den brahmavihārā zu üben.
Das heißt natürlich nicht, dass ich nun sage
Schließlich handelt es sich um ein "animalisches" Bedürfnis, welches das Potential für starke Gier- und Hassgefühle, bzw. suchtartige Anhaftungen (und damit Leiden) impliziert, insbesondere, wenn Sexualität als Ersatz(befriedigung) für wirkliche Erfüllung/Befreiung benutzt wird....
Für mich ist das auch eine Frage der Selbstreflexion. Wenn man erkennt, dass Sexualität für sich oder die Sexualpartnerschaft unheilsam ist, dann kann man ja Schritte unternehmen mehr heilsame Entscheidungen zu treffen. Und in einem solchen Moment kann Abstinenz mehr heilsam sein, oder eben eine andere Art die Sexualität auszuleben.
Des Weiteren kann (Hetero-)Sexualität zu "Fortpflanzung" führen, d.h. es entstehen fühlende Wesen, die in diese leidhafte Welt gesetzt und Geburt, Alter, Krankheit und Tod unterworfen sein werden...
Fühlende Wesen entstehen auch wenn sich die Menschen nicht mehr fortpflanzen. Ich erinnere mich auch nicht, so einen Gedanken in Dharma-Material bisher gelesen zu haben. Am ehesten noch in den 12 Gliedern des bedingten Entstehens (jāti / Geburt), aber da stellt sich dann sowieso die Frage wie metaphorisch diese Glieder gemeint sind. Aber vielleicht kennt jemand noch mehr Textstellen, das würde mich interessieren.
Karl Lagerfeld war feinsinniger Spross eines Hamburger Kondensmilch-Fabrikanten, über prägende Strecken gefangen in einem toxischen Abhängigkeitsverhältnis zur Mutter, große Liebe in unkonventioneller Beziehung zu einem Mann. Aber auch dort, nicht nur Liebe sondern auch Verhaltensmuster die man getrost als unheilsam bezeichnen kann.
Lagerfeld war, und das übersieht man oft in der Rückschau wenn man nur den quasselnden Talkshowgast vor sich hat, äußerst belesen (mit riesiger Privatbibliothek). Er war ein Workaholic, aber eben keiner der 80h malocht, sondern einer der seine Arbeit so gestaltet, wie er sich eine glückbringende Arbeit vorstellt.
Nach allem was ich über ihn weiß, kann man in ihm ein Beispiel sehen, warum Hedonismus nicht der Weg zur Befreiung ist. Natürlich stand es ihm frei seinen Weg zu gehen.
Ich frage mich, ob es in unserer Zeit Prominente gibt mit “Buddha” Qualitäten. Vielleicht fehlt solchen Personen aber auch die Lust auf das Rampenlicht.
dass sogar Personen die Polyamorie praktizieren sich da wiederfinden können.
Sind Buddhas und Engel polyamor ?
Was im Pali metta ist, ist auf griechisch agape, und auf lateinisch caritas (hab ich zumindest mal so irgendwo notiert).
poly (gr. viel), amor (lat. romantische Liebe).
Ich denke die lateinische Entsprechung dessen was Buddhas und Bodhisattvas repräsentieren ist caritas. multicaritas wenn man mag, oder "caritas omnibus animantibus" (kann man bestimmt einen gregorianischen Choral draus komponieren).
Oder wir verfolgen den griechischen Pfad, dann könnte man bestimmt eine Bezeichnung gestalten mit agape. Polyagape wäre eine Bezeichnung für das was Buddhas und Bodhisattvas praktizieren.
(Latein und Griechisch-Lehrer bitte wegschauen, meine Schule war Neusprachlich).
Naja, der Buddha war nicht in Hosen unterwegs.
Der Pali Kanon ist durchaus reserviert bzgl. Kleidung und "äußerlichkeiten", spricht sich gegen Schmuck aus, es gibt Vorbehalte gegen zu bequeme Sitzmöbel etc. aber Ein geschlechts-dimorphismus bei der Kleidung ist nicht vorgesehen. In Thailand, einem Land starker buddhistischer Prägung gibt’s Katoys ("ladyboy").
Die eigentliche Frage die sich stellt ist, wie sollte man damit umgehen wenn es einen “kratzt” dass eine andere Person Kleidung trägt die einem unangemessen erscheint. Ich würde dazu raten: das Unbehagen loslassen!
Sexuelle Identität gehört zum Menschen. Buddhismus nicht.
Buddhist sein muss der sexuellen Identität absolut untergeordnet sein, ansonsten erzeugt Buddhismus Dukkha.
Interessante Herangehensweise, vielen Dank. Ich beschäftige mich noch nicht solange mit dem Buddhismus, dementsprechend war mir das nicht so ganz klar. Ich danke dir sehr
Qualia ist glaube ich allgemein der Überzeugung dass alle Identitäten im Widerspruch sind mit dem Prinzip von anatta. Natürlich ist anatta ein zentrales Konzept im Buddhismus. ich würde aber vorsichtig sein mit der Formulierung "unterordnen", viel eher würde ich im buddhistischen Sinne von "loslassen" sprechen. Loslassen dass diese Kategorisierung relevant wäre, loslassen dass der frömmelnde Kollege abwertend über die Sexualität anderer Leute spricht. Und vielleicht auch loslassen, dass Sexualität etwas sündhaftes sein muss.
Ja, man kann buddhistisch begründen dass "falsche Sicht" dukkha erzeugt. Es gibt viele Quellen von Dukkha, und man kann üblicherweise nicht alle gleichzeitig abstellen (wenn man es könnte erlebte man bodhi). Und bis dahin (bodhi) kümmere ich mich erstmal um die Quellen von Dukkha die leicht zu behandeln sind oder bei denen ich schnell viel Dukkha das Wasser abgraben kann.
Und das heißt auch, dass ich nicht jede Facette meiner bedingt-entstandenen Identität so hoppla-hopp zerschlage. Der achtfache Pfad ist glaube ich mehr die Pflege eines Gartens als Brandrodung.
Zuerst einmal ist Buddhist sein nicht wie einen Führerschein zu besitzen. Für den Lappen gibts ein Register in Flensburg, zu viele Punkte under Lappen ist weg. Buddhist zu sein ist erstmal eine Entscheidung sich im Buddhismus zu üben (und was das genau bedeutet, dazu gibts wohl so viele Sichtweisen wie Sand am Meer).
Ob man nun Homosexuell ist oder heterosexuell ist, bisexuell, transgender oder queer, hat erst mal keinen Einfluss auf die buddhistische Praxis. Es ist aber sehr wohl wichtig, wie man seine Liebesbeziehung führt, aber eben egal ob man als Mann einen Mann liebt und das Bett teilt.
Thích Nhất Hạnh fasst das in den 5 Achtsamkeitsübungen folgendermaßen zusammen (hervorhebungen sind von mir):
In dem Bewusstsein, das durch sexuelles Fehlverhalten Leiden entsteht, bin ich entschlossen, Verantwortungsgefühl zu entwickeln und Wege zu erlernen, die Sicherheit und Integrität von Individuen, Paaren, Familien und der Gesellschaft zu schützen. In dem Wissen, dass sexuelles Verlangen nicht Liebe ist und dass sexuelles Handeln, durch Begierde motiviert, immer sowohl mir als auch anderen schadet, bin ich entschlossen, keine sexuelle Beziehung einzugehen ohne gegenseitiges Einverständnis, wahre Liebe und die Bereitschaft zu einer tiefen, langfristigen und verantwortungsvollen Bindung. Zur spirituellen Unterstützung der Integrität meiner Beziehung beschließe ich, mich an die Familienmitglieder, Freundinnen, Freunden und die Sangha zu wenden, zu denen ein unterstützendes und vertrauensvolles Verhältnis besteht. Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um Kinder vor sexuellem Missbrauch zu schützen und um zu verhindern, dass Paare oder Familien durch sexuelles Fehlverhalten auseinanderbrechen. In dem Bewusstsein, dass Körper und Geist wechselseitig miteinander verbunden sind, bin ich entschlossen, geeignete Wege zu erlernen, um gut mit meiner sexuellen Energie umzugehen und die vier grundlegenden Elemente wahrer Liebe – liebevolle Güte, Mitgefühl, Freude und Unvoreingenommenheit – zu entwickeln, sodass mein eigenes Glück und das Glück von anderen wachsen können. Ich erkenne die Vielfalt menschlicher Erfahrungen an und verpflichte mich, keine der verschiedenen Formen von Gechlechtsidentität oder sexueller Orientierung zu diskriminieren. Indem wir uns in wahrer Liebe üben, setzen wir uns auf eine sehr schöne Weise in die Zukunft fort
Ich hab den Text 2-3 mal durchgelesen um für mich herauszufinden ob ich darin Spuren von Prüderie entdecke und glaube aber dass sogar Personen die Polyamorie praktizieren sich da wiederfinden können.
Obligatorisch anzumerken ist sicherlich, dass man wahrscheinlich relativ einfach buddhistische Geistliche finden kann, ob nun im Westen oder in Asien, die heteronormative Empfehlungen von sich geben, oder auch jene, die jegliche Form von Sexualität ablehnen (etwa mit Verweis auf das Mönchsideal von Keuschheit). Diese entsprechen aber nicht meiner Sicht von der Essenz der buddhistischen Lehre.