Raphy Also diese Formulierungen mit besitzverlust hören sich ja eher danach an, sich nicht in der Disko besinnungslos zu trinken als danach, Musik als Laie komplett zu meiden.
Ja, genau.
Wobei auch der Ablenkungsaspekt in der Sutta genannt wird. Wenn das Disko- und Partyleben immer mehr zum Lebensmittelpunkt wird und man sich ständig fragt:
"Wo wird getanzt? Wo wird gesungen? Wo wird musiziert? Wo werden Geschichten erzählt? Wo wird mit den Händen der Takt geklatscht? Wo wird getrommelt?"
Ich will das aber garnicht perse verteufeln. Es mag auch Phasen im Leben geben wo das angesagt ist. Kann auch sehr reinigend wirken. Mal die ganze grobe Sch.... raustanzen. Ist halt die Frage ob man fähig ist, das als innere Reinigung zu nutzen, als wichtige Erfahrung und nicht auf Party und Drogen hängen zu bleiben.
Muß jeder für sich entscheiden, ich verurteile das nicht. Die Menschen sind verschieden.
Meine Sicht dazu:
Als Laie der sich bewußt und freiwillig für die Buddhalehre entscheidet, geht es ersteinmal darum zu genießen, ohne daran zu haften. Das Elend am Anhaften zu erkennen:
Alles anzeigen[...]
(10) ...
[...]
Diese zehn weltlich Genießenden, Hausvater, sind in der Welt anzutreffen. Derjenige aber unter diesen zehn weltlich Genießenden, o Hausvater, der auf gesetzliche und gewaltlose Weise nach Vermögen sucht und, nachdem er sich auf gesetzliche, gewaltlose Weise Vermögen verschafft hat, sowohl sich selber glücklich und froh acht, als auch Geschenke gibt und gute Werke tut und, sein Vermögen genießend, nicht daran hängt, nicht dadurch betört wird, nicht davon eingenommen ist, da er das Elend merkt und den Ausweg kennt - dieser gilt unter den zehn weltlich Genießenden als der Erste, der Beste, der Edelste, der Höchste und der Vorzüglichste.
[...]
Wem das nicht reicht, wem der Sinn nach Höherem steht, der kann sich langsam über die Zeit eine Basis von Sittlichkeit, Sammlung und Weisheit aufbauen.
Und für die Laien welche ein strikteres, nonnen-/mönchsähnlicheres Leben möchten, gibt es freiwillige verschärftere Regeln. -> 8/10 Silas
Wobei man unabhängig von festen Regeln sich auch das raussuchen kann, was für einen gerade am Besten passt.
Der Palikanon oder andere Schriften/Lehrer bieten da ja viele Anregungen.
So ist für jede/n etwas dabei und jede/r wird da abgeholt, wo sie/er gerade steht.
Heilsam oder Unheilsam?
Ich schaue immer: Tut es mir und anderen gut oder nicht. Ist es heilsam oder nicht. Verringert es Gier, Hass und Verblendung.
Mehrt es Dukkha oder mehrt es Freude, Glück, Spaß, Liebe, Güte, Mitgefühl, Ausgeglichenheit, innere Erfüllung, ... .
A.III.112 Tatenentstehung und Tatenversiegung - 9. Paṭhama-nidāna Sutta
Wobei es da einen Stolperstein gibt:
Das Heilsame ist nicht immer angenehm in der Ausführung und das Unheilsame nicht immer unangenehm.
A.IV.115 Angenehme und unangenehme Handlungen - 5. Ṭhāna Sutta
Ob etwas heilsam oder unheilsam ist, merkt man deshalb nicht immer gleich, sondern manchmal muß man den Dingen Zeit geben zu wirken oder sich als Sackgasse herauszustellen.
Es hat also auch immer einen Aspekt von Versuch und Irrtum.
Scheinbare Fehler werden auf dem Weg passieren und sind ok.
Innerer Frieden und Loslassen
Es kann auch sein, dass Dinge die mir letztes Jahr noch gut getan haben, es dieses Jahr oder Morgen nicht mehr tun.
Auch da können die Vergänglichkeit und der Wandel jederzeit zuschlagen (anicca).
Da hilft dann loslassen des Alten und einlassen auf das Neue.
Im Idealfall findet im Laufe der jahrelangen Praxis also immer mehr ein Loslassen von der Anhaftung an angehmem, unangenehmem und neutralem Fühlen statt und man lernt den Frieden schätzen der z.B. im Gleichmut und der inneren Ausgeglichenheit liegt.
Und dieser Gleichmut kann sehr lebendig sein, es bedeutet einfach, dass man so im Frieden ist, dass alles da sein kann bzw. immer mehr da sein kann. Auch Unfrieden kann auftauchen.
Gleichzeitig kann man aúch immer sagen: Stopp das hier ist unheilsam, das unterstütze ich nicht!
Oder auch: Das geht über meine Grenzen, das möchte ich nicht!
Oder: Diese Sache ist mir so wichtig, dass ich alles dafür gebe!
Und da fast niemand vollkommen frei von Gier, Hass und Verblendung ist, spielen die natürlich immer mit rein.
Und das ist ok, wir sind auch unvollkommene Menschen.
Man wird also nicht zum willenlosen Ja-Sager, zur willenlosen Ja-Sagerin, sondern im Gegenteil bekommt man eine immer größere Freiheit echte Entscheidungen zu treffen und sich immer weniger von angenehmem, unangenehmem und neutralem Fühlen und Verblendung blind hin und her treiben zu lassen.
Alles ein jahrelanger bis lebenslanger Prozeß der viel Geduld, Liebe und Mitgefühl erfordert und gleichzeitig fördert.
Daraus kann dann echte Stärke und Kraft erwachsen.
Es reicht Raphy!
Oder man wirft das von mir gerade Geschriebene auf den Müll und sitzt einfach.
Einfach leben, einfach sein.
Alles nur weitere Ansichten und Vorstellungen.
Liebe Grüße