Beiträge von Helmut im Thema „Ist der Mahayana-Buddhismus überhaupt buddhistisch?“

    Ich verstehe nicht, wie man die Aussagen des Mahayana so konsequent ignorieren kann. Das ist auch einfach nicht haltbar. Es steht 1 zu 1 da drinne, der Hinayana ist absolut nicht valid und nur der Bodhisattva-Weg erreicht Nirvana, damit ist auch Mahayana das einzige eine Vehicle, wie es auch im Platform Sutra von Huineng aufgegriffen wird. Es gibt da nur ein Vehicle. Und das ist das endgültige des Mahyana oder eben Zen. Aber das wird mir Müde, es steht ja da, man muss es nur ernst nehmen, was eigentlich das mindeste sein muss. Aber es ist nur für jene das mindeste, die auch wirklich nach Buddhismus suchen oder nach Zen. Na gut.

    Das Lotus Sutra ist eigentlich recht klar. Es gebe ein Fahrzeug des Buddhas und er habe es als 3 Fahrzeuge gelehrt als geschicktes mittel. Habe jetzt die Textstellen nicht zur Hand ...

    Eine Textstelle hierzu gibt es im 3.Kapitel des Lotossutra namens "Ein Gleichnis", in der Buddha Sakyamuni sagt, dass "er zunächst die drei Fahrzeuge lehrt, um die Lebewesen zu leiten, und sie danach nur mit dem Großen Fahrzeug errettet. Warum ist das so? Der Tathagata besitzt die Kraft der unermesslichen Weisheit, die Furchtlosigkeit und den Schatz der Buddhalehre. Er vermag allen Lebewesen die Lehre des Großen Fahrzeugs zu geben, aber nicht alle vermögen sie anzunehmen.

    Oh Sariputra! Aus diesem Grund sollst Du wissen, dass der Buddha durch die Kraft der hilfreichen Mittel das eine Buddhafahrzeug in drei Fahrzeuge aufgeteilt lehrt."


    (Aus: Das Lotossutra, übersetzt von Max Deeg, Darmstadt 2007, S.83)

    Die Schnittmenge von Theravada und Mahayana ist sogar sehr groß. Das wird besonders im Zusammenhang mit der Praxis deutlich. Die Bodhisattvas, die das Mahayana praktizieren, schulen sich auch in all den Übungen, die die Theravadins durchführen.


    Auch auf der philosophischen Ebene sind die Übereinstimmungen groß. Theravada wie Mahayana akzeptieren das abhängige Entstehen, dass alle Phänomene von Ursachen und Umständen abhängig sind, dass sie von ihren Teilen abhängig sind. Sie stimmen bei den vier edlen Wahrheiten überein und auch in der Erkenntnistheorie gibt es mehr Übereinstimmung als Differenz. Die Grundlagen der buddhistischen Erkenntnistheorie sind in indischen Hinayana-Schulen entwickelt worden und das Mahayana hat diese übernommen.


    Natürlich gibt es einen bedeutsamen Unterschied: Sravakas und Pratyekabuddhas wollen die Befreiung aus Samsara überwinden und streben danach. ein Arhat zu werden. Der Bodhisattva hat eine andere Zielsetzung: er will ein Buddha werden, weil die Fähigkeiten erlangen will mittels derer er anderen Lebewesen in Samsara den Weg aufzeigen kann mit dem sie sich von allen Leiden und deren Ursachen befreien können.

    ..., sondern das Prinzip von Leerheit. So versucht schon der Dhammapadda zu erklären, dass es ursprünglich nichts gutes gibt und wer gutes Predigt, tut dies aus Selbsttäuschung.

    Auch dies ist weiter nichts als eine bloße Behauptung.


    In welchen Versen des Dhammapada wird denn erklärt: "... dass es ursprünglich nichts Gute gibt und wer Gutes predigt, tut dies aus Selbsttäuschung."?


    Da es mehrere deutsche Übersetzungen des Dhammapada gibt, bitte aus einer von diesen zitieren mit Angabe von Kapitel und Vers sowie aus welcher Übersetzung du die entsprechenden Verse entnommen hast.


    Darüber hinaus würde mich interessieren, in welchen Versen des Dhammapada deiner Meinung nach Bezug genommen wird auf die Leerheit (skr. sunyata). Auch hier bitte aus deutschen Übersetzungen zitieren bzw. auf das entsprechende Kapitel, in dem die Verse in welcher deutschen Übersetzung stehen, hinweisen.

    Wenn der Buddha sagt, man solle sich auf die Mahayana Texte fokussieren und die anderen sind irreführend ...

    Wenn DetoxPop dies behauptet, dann behauptet er damit, dass der Buddha gelehrt habe, alle seine Lehrreden, die nicht zum Mahayana gehören, seien irreführend; er also damit zugeben würde, falsche Lehrreden gegeben zu haben.


    Auffallend ist, dass DetoxPop auch diese pauschale Behauptung durch nichts belegt. Genauso wie seine Behauptung, Pali-Suttas und Sanskrit-Sutras würden sich bezüglich bestimmter Themen widersprechen.

    Solche Diskussionen erwecken bei mir immer wieder den Eindruck, dass noch nicht genügend verstanden wurde, dass Theravada und Mahayana eine gemeinsame inhaltliche Grundlage haben: nämlich die Lehrreden des Buddha Sakyamuni, die im Pali- als auch im Sanskritkanon überliefert sind.


    Theravada und Mahayana schließen sich also nicht gegenseitig aus, aber sie unterscheiden sich in einigen Punkten. Ein wichtiger Punkt ist, dass sich die beiden Traditionen, die auch selbst nicht homogen sind, von der Motivation und der Zielsetzung her unterscheiden. Aber die Bodhisattvas schulen sich auch in Übungen der Sravakas und Pratyekabuddhas.


    Das lässt sich gut am Lamrim, auf den void hingewiesen hat aufzeigen. Ich habe da eine etwas andere Strukturierung der Übungen:

    1. Das kostbare Menschenleben nutzen
    2. Tod und Vergänglichkeit meditieren
    3. Die Leiden der niederen Bereiche erkennen
    4. Zufluchtnahme
    5. Das Gesetz von Handlung und Wirkung erkennen
    6. Die allgemeinen Leiden Samsaras meditieren
    7. Die besonderen Leiden des menschlichen Bereiches meditieren
    8. Die vier edlen Wahrheiten erkennen und meditieren
    9. Bodhicitta entwickeln
    10. Die sechs Vollkommenheiten praktizieren
    11. Die Vereinigung von Samatha und Vipasyana verwirklichen

    Von (1) bis (11) bauen die Schulungen in dieser Reihenfolge aufeinander auf.


    Die ersten acht Schulungen sind die Schulungen die auch von Theravadins durchgeführt werden. Die letzten drei Schulungen sind Schulungen der Bodhisattvas. Um aber die letzten drei Schulungen üben zu können, muss der Bodhisattva auch die acht vorherigen Stufen üben.


    Natürlich hat es teils heftige Debatten zwischen Hinayana- und Mahayana-Traditionen gegeben. Dabei ging aber nicht so sehr um die Praxis, sondern vielmehr darum wie die Phänomene existieren. Alle Dharma-Traditionen haben anerkannt, dass die Phänomene nicht so existieren wie sie uns erscheinen. Die Antworten darauf wie die Phänomene existieren fielen allerdings recht unterschiedlich aus. Ein Bild von diesen Debatten kann man sich machen mittels Nagarjunas Mulamadhyamakakarika, Candrakirtis Madhyamakavatara oder Santidevas Bodhisattvacaryavatara. Auch wenn es dabei manchmal recht heftig zuging, hat man sich aber nicht gegenseitig abgesprochen, Dharmapraktizierender zu sein.

    Das ist wirklich eine sehr seltsame Diskussion.


    Das Mitgefühl für alle leidenden Wesen war im Theravāda sehr stark verankert.

    Ja, die Diskussion ist aus verschiedenen Gründen seltsam. Auf jeden Fall ist es so, dass die Sravakas und Pratyekabuddhas genauso Mitgefühl besitzen wie die Bodhisattvas.


    Es gibt allerdings einen Unterschied: Die Bodhisattvas entwickeln die besondere Geisteshaltung, selbst die Verantwortung dafür zu übernehmen, den leidenden Wesen den Weg aus Samsara aufzuzeigen, sodass sie Nirvana erlangen können.


    Diese Geisteshaltung entwickeln die Sravakas nur in Ausnahmefällen. Aber ihr Mitgefühl ist immer noch sehr viel größer als das unserige.


    Zur Begriffsklärung: Mitgefühl ist im Kontext des Dharma der Wunsch, dass alle Lebewesen frei sein mögen vom Leid und dessen Ursachen. Und 'alle' schließt uns selbst mit ein.