Vor einigen Jahren bestand mein Freundeskreis leider noch überwiegend aus Nehmern, Egoisten und Narzissten. Auch ein paar aus Kategorie 2 (hohle Worte) waren dabei.
Wie kommt es dazu, dass man oft so lange an solchen "Schein-Freundschaften" festhält?
(Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass häufig einseitige Zuneigung, Angst vor Verlust und anhaltende Hoffnung auf Besserung der Beziehung eine Rolle spielen...)
Dann braucht man sich ja nur noch als ebensolcher Freund zu erweisen...
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Auf der Suche nach einem vorzüglichen Freund, wird zumindest nach Ebenbürtigen gesucht, doch strebt man nach einem, der überlegen ist. Ein Fortschritt ist jedenfalls nur im Umgang mit Besseren zu erwarten, und der Umgang mit Personen, die einem unterlegen sind, lässt Abfall in den Tugenden erwarten.
Dieser Rat richtet sich m.E. an Menschen, die bereits einen "guten Wandel" anstreben, aber vielleicht noch am Anfang stehen.
Andernfalls würde ich mich ernsthaft fragen, wie das aus der Perspektive des "Besseren" aussieht, der dann von einem "Unterlegenen" als möglicher Freund "erwählt" wurde....
Wäre die Konsequenz dann u.U. Zurückweisung eines "nicht Ebenbürtigen"?
Im Falle eines Kalyanamittas wohl nahezu ausgeschlossen: Aus Mitgefühl würde er vermutlich niemanden abweisen, der bereit ist, sich auf dem buddhist. Weg weiterzuentwickeln, oder... ?
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Aristoteles unterschied drei Arten von Freundschaft:
1. Die Freundschaft des Nutzens (gegenseitige Hilfe/Unterstützung...)
2. Die Freundschaft der Lust (gemeinsame Unternehmungen/Spaß/Freude teilen...)
3. Die vollkommene Freundschaft (Freundesliebe aufgrund persönlicher Eigenschaften, um seiner selbst willen...)
(Natürlich gibt es da auch Überschneidungen...)
Wichtigste Voraussetzung:
Zitat
Die erste Bedingung für eine gelingende Freundschaft ist die Gegenliebe.
Freundschaft kann es zwischen zwei Menschen demnach also nur geben, wenn sie auf Gegenseitigkeit beruht.
Gleichzeitig muss es zwischen diesen beiden Menschen aber auch ein gegenseitiges Wohlwollen geben.
Wohlwollen in dem Sinne, dass man dem anderen Gutes wünscht:
"Dem Freunde aber, sagt man, muß man um seiner selbst willen das Gute wünschen."
ich hätte nie gedacht, dass das Zusammensein sich so anspruchsvoll gestaltet. Für mich teilweise sehr anstrengend, weil wir von einer Ebenbürtigkeit doch weit entfernt sind und sich (für mich) dann automatisch eine Art Gefühl Schüler-Lehrer Verhältnis einstellt, obwohl von ihm wirklich garnicht gewollt.
Ja, es stellt sich tatsächlich auch die Frage, wie empfindet der "Überlegene" seine "Lehrer-Rolle", nimmt er sie (gerne) an oder würde er im Grunde "Augenhöhe" bevorzugen?
(Aber wie will man überhaupt beurteilen, wer jetzt z.B. "spirituell weiter fortgeschritten" ist? Wer schätzt das ein?)
Sprichst du mit ihm darüber, weiß er, was in dir vorgeht oder hängst du - womöglich geradezu ehrfürchtig- an seinen Lippen und klärst alles andere mit dir selbst ?
Ich glaube, dass es ganz wichtig für gegenseitiges Vertrauen und Verstehen ist, möglichst einfühlsam auch solche Gefühle anzusprechen - oft kommt dabei Überraschendes ans Licht...
Viele seiner Handlungen, Gespräche verstehe ich erst viel später, nach innerer Einkehr und Resümee und noch näherem Kennenlernen und es wird nicht einfacher.
Es scheint dich etwas zu verunsichern (was ich gut nachvollziehen kann), aber letztlich zählt doch eure freundschaftliche (Ver-)Bindung und dass du "später" dann doch begreifst...
Ebenbürtig und zusammen wachsen könnte die bessere Konstellation sein und wichtig ist: " zu lernen voneinander zu lernen."
Ein guter Lehrer lernt auch immer vom Schüler - es ist eine Kooperation -
schlussendlich hat eine fruchtbare, gute Beziehung symbiotischen (im Sinne von Mutualismus = beide profitieren) Charakter.
Ich bin ganz sicher, dass du ihm auch viel (zurück)gibst, aber vergleichen (oder "aufrechnen") könnte zu unheilsamen Gedanken führen und eure Beziehung unnötig beschweren.
Von Herzen alles Gute für eure (spirituelle) Freundschaft!
Was mich auch bewegt, ist die Frage, ob Männer und Frauen miteinander befreundet sein können?
Ja, aber ...
Es ist anders als eine tiefe Männerfreundschaft.
So wie die Beziehung als Sohn zu meiner (relativ jungen) Mutter eine andere ist als zu meinem (ebenfalls relativ jungen, mittlerweile verstorbenen) Vater. Im Hintergrund schwingt immer ein Hauch von Erotik mit (Ödipus-Komplex ?).
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Danke, lieber JoJu91 , für deinen Kommentar , es ist ja eine häufige Erfahrung in älteren Liebesbeziehungen, resp. Ehen, dass aus der (einst "heißen", stark von Erotik dominierten) Liebe so etwas wie eine warmherzige, tiefe Freundschaft entsteht - wenn es gut läuft....
Jetzt wüsste ich natürlich nur zu gern noch Näheres über die vielgepriesene "tiefe Männerfreundschaft" .
Als Kind beeindruckte mich Schillers Ballade "Die Bürgschaft" * ungemein
(ich wollte damals noch ein Junge sein, fand Mädchensein frustrierend, hatte daher auch lange nur Jungs als Freunde...), dieses unglaubliche Vertrauen, die bedingungslose Loyalität und Treue, verband ich immer mit "Männerfreundschaft"...
Im Buddhismus werden ja die freundschaftlichen Bande zwischen dem Buddha und seinem Cousin (und "Aufwärter") Ananda, sowie zwischen Sariputta und Moggallana besonders hervorgehoben.
Hätte einige Fragen an euch, vielleicht habt ihr die Neigung, die eine oder andere zu beantworten...? :
- Wie wichtig ist ein "guter Freund"/ sind gute Freunde für euch?
Menschen, die es wirklich gut mit einem meinen, ob da nun ein persönlicher Kontakt stattfindet oder nicht, sind Freunde die mir sehr wichtig sind, unverzichtbar.
Als ich nach dem Sinn des Lebens gesucht habe, habe ich nach Menschen gesucht, die ihn gefunden haben. Durch ihre Worte bin ich ihnen begegnet und einigen persönlich.
Schließlich ist der Buddha zu meinem besten Freund geworden:
Zitat
Denn zu mir, als dem guten Freund gekommen, werden die der Geburt unterworfenen Wesen von der Geburt frei; werden die Alter und Sterben, Kummer, Jammer, Schmerz, Gram und Verzweiflung unterworfenen Wesen frei von Alter und Sterben, Kummer, Jammer, Schmerz, Gram und Verzweiflung. S.45.2.
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Es berührt mich, wie du den Buddha als (besten) Freund angenommen hast - so ein inniges "Verhältnis" ist sicher auch sehr förderlich für die Praxis.
"Durch ihre Worte bin ich ihnen begegnet"
- so gesehen könnte man Buchautoren und Dharmalehrer, die Vorträge bei YouTube eingestellt haben auch als "Freunde" (wenn auch meist einseitige - außer der/diejenige lebt noch und es ergibt sich ein Kontakt -) empfinden..?
Schon beeindruckend, wie stark die Wirkung von Worten sein kann... (bin da auch sehr empfänglich... )
Sollte man eine -langjährige- Freundschaft beenden, wenn man den Eindruck hat, dass die Ausgewogenheit des Gebens und Nehmens nicht mehr gegeben ist, die "Augenhöhe" fehlt, man sich entfremdet hat?
Ich möchte keinen Menschen ganz fallen lassen.
Wenn es zu einer solchen Entfremdung kommt, stehe ich nicht mehr in allem zur Verfügung, was dann zur Folge hat, dass ich von dieser Person weniger oder gar nicht mehr kontaktiert werde.
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Dieses "Nicht-ganz-Fallenlassen-Wollen" gefällt mir, weil es so eine Art Mittelweg darstellt und dem Anderen (inkl. einem selbst) unnötiges Leiden erspart.
Bedauerlicherweise lässt es sich nicht immer realisieren (siehe mein Beispiel mit der suchtkranken Freundin), aber, wenn man sich ein wenig zurückzieht und nicht mehr "in allem zur Verfügung" steht (was wohl andeuten soll, dass das "Prinzip der Gegenseitigkeit" nicht wirklich gelebt wurde...), wird sich sicherlich zeigen, ob der "Freund" einen nur unter dem Aspekt der "Nützlichkeit" einordnete und dann "aussortiert" oder ob es ihm ernst ist, mit der Freundschaft...
Erschreckend fand ich, dass, speziell in den letzten Jahren, teilweise langjährige Freundschaften (auch in meinem Umfeld) in die Brüche gingen, aufgrund von nicht zu klärenden Differenzen wegen der Corona-Pandemie und politischen Themen ("Flüchtlingskrise", Kriege in der Ukraine und Nahost,..etc.).
Von wegen "man kann über alles reden..." , offensichtlich kannte man sich doch nicht wirklich gut oder jemand änderte sich - dem Anschein nach - von Grund auf...
(Wenn z.B. ein vormals "Links-Grüner" plötzlich mit der AfD sympathisiert... )
Was mich auch bewegt, ist die Frage, ob Männer und Frauen miteinander befreundet sein können?
Also, ich könnte es mir vorstellen (mein Mann hätte auch kein Problem damit, sagt er ...), gerade, wenn es sich um einen "spirituellen Freund" handeln würde.
(Dennoch ist zu bedenken: Mann/frau verliebt sich ja durchaus auch noch im "fortgeschrittenen Alter" -meist ungewollt und "Hals-über-Kopf"- in "gute" Menschen, die einem hilfreich zur Seite standen/stehen - TherapeutInnen, Pfarrer, LehrerInnen u.a. "Professionelle" können ein Lied davon singen... Sollte natürlich von Achtsamkeit praktizierenden BuddhistInnen in den Griff zu kriegen sein... )
Man könnte leicht meinen, buddhistische Praxis sei individualistisch und einsam.
Lehren über Achtsamkeit und die Übernahme von Verantwortung für das eigene Handeln können den Fokus auf sich selbst betonen.
Die Praxis, mit geschlossenen Augen in Meditation zu sitzen, kann auch suggerieren, dass es im Buddhismus um die Abgrenzung von der Gesellschaft geht.
Obwohl ein wichtiger Teil der Praxis sicherlich persönlich und nach innen gerichtet ist, ist dies nur ein Teil dessen, worum es in der buddhistischen Praxis geht.
Ein viel wichtigerer Teil der Praxis ist zwischenmenschlich; er betrifft die vielfältige Welt unserer Beziehungen zu anderen.
Tatsächlich bilden die zwischenmenschlichen Lehren und Praktiken des Buddhismus den Kontext und die Grundlage für innere, persönliche Praktiken wie die Meditation.
Dies ist m.E. vielen Praktizierenden nicht so bewusst, vor allem jenen, die zu Hause alleine, ohne Anschluss an eine Sangha oder/und einen Lehrer/Kalyanamitta, üben.
Individuelle Unterschiede im Persönlichkeitsprofil, z.B. starke Introvertiertheit usw. , fördern u.U. die "Weltabgewandtheit" - alleine zu sein hat ja auch unbestreitbare Vorteile...
Den einen wirklich wichtigen Freund finde ich in mir selbst. Er begleitet mich auf Schritt und Tritt und weiss am besten, was ich brauche und worüber ich mir Gedanken mache.
Stimmt - einerseits, andererseits besteht u.a. die reale Gefahr, ohne Rückmeldung von Anderen, mit der Zeit - schleichend - eine zu starke Ich/Selbstbezogenheit zu entwickeln...
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Gute Freunde sind wichtige Feedbackquellen.
Dies kann allmählich geschehen, wenn wir uns in anderen spiegeln.
Unsere Gedankenlosigkeit wird deutlicher, wenn wir uns in der Nähe achtsamer Menschen befinden.
Unser Mangel an ethischem Verhalten kann durch den Umgang mit ethischeren Menschen hervorgehoben werden.
Unsere Einbildung in Bezug auf unser Verständnis oder unsere Praxis kann deutlich werden, wenn wir mit Menschen zusammen sind, die sich selbst nicht ernst nehmen oder die unsere Einbildung weder unterstützen noch Interesse daran zeigen.
Feedback kann auch explizit erfolgen.
Durch die Entwicklung von Freundschaften können wir Vertrauen und Wohlwollen aufbauen, die offene Diskussionen über unser Verhalten, unsere Praxis und unser Verständnis ermöglichen.
Es kommt häufig vor, dass andere Dinge an uns sehen, die wir nicht sehen.
Diese Dinge anzusprechen, kann äußerst hilfreich sein. Je länger die Freundschaft besteht, desto besser kennt uns unser Freund und desto wahrscheinlicher ist das Feedback fundiert.
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Oft erkennt man erst im direkten Kontakt zu "schwierigen" Menschen oder in einem Konflikt mit einem Mitmenschen richtig deutlich, wie es -gerade- wirklich um den eigenen Geist bestellt ist, vor allem, wie empfindlich man (noch) auf Kränkungen reagiert und ob die Sila (besonders die "Rechte Rede") tatsächlich verinnerlicht wurden.
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Freunde bilden einen wichtigen Rahmen für die buddhistische Praxis eines jeden Einzelnen.
Freundschaft zeigt uns hoffentlich, dass wir nicht nur für uns selbst praktizieren.
Wir praktizieren auch mit und für unsere Freunde, unsere Gemeinschaft und andere.
Freundschaften lehren uns auch, dass die Früchte der Praxis nichts sind, was wir für uns behalten.
Sie sind etwas, das wir teilen.
Wir können gute Freunde für andere sein.
Indem wir freier werden, schenken wir anderen mehr Freiheit, zumindest in dem Sinne, dass wir sie von unserer Gier, unserem Hass und unseren Vorurteilen befreien.
Achtsamkeit, Liebe und der Weg der Praxis können die Kanäle sein, durch die wir sinnvolle Beziehungen zu anderen aufbauen. Und sinnvolle Beziehungen wiederum unterstützen uns auf dem Weg zu mehr Achtsamkeit, Liebe und Erwachen.
Gleichzeitig denke ich, dass es ein Fehler wäre, zu dezidiert/beharrlich nach (spirituellen) Freunden zu suchen - denn wahrscheinlich würde Dukkha erzeugt, wenn dieses Verlangen sich nicht erfüllen ließe.
Häufig ergeben sich Freundschaften ja ganz zwanglos, quasi von selbst, wenn man mit Gleichgesinnten zusammentrifft...
Liebe Monika , herzlichen Dank für das Teilen deiner Erfahrungen mit Freundschaften - du schreibst immer so wunderbar lebendig und authentisch, gleichsam mitten aus dem Leben heraus.
Meine älteste Freundin kenne ich seit 67 Jahren. Wir haben manchmal jahrelang pausiert, sind aber immer wieder zusammengekommen.
Das kenne ich von meiner Mutter, die seit nunmehr 74 Jahren - mit jahrelangen Unterbrechungen - mit ihrer besten Freundin liiert ist.
(Ich war als Tochter früher oft eifersüchtig, wenn meine Mutter z.B. eine Einladung zu meinem Geburtstag ausschlug, weil ihre Freundin am selben Tag feiern wollte und sie ihr den Vorzug gab...Aber das nur am Rande. )
Hinzufügen möchte ich noch, dass ich mir immer eine Freundin "auf dem Weg" gewünscht habe, das hat sich aber nicht erfüllt.
Ja, das geht mir genauso, ist ja auch wirklich schwierig, weil Buddhisten in Deutschland eh schon dünn gesät sind und es obendrein viele verschiedene buddhistische Schulen und Traditionen gibt, die sich teilweise widersprechen (siehe entsprech. Thread in diesem Forum...).
Zum Glück kann man sich ja hier austauschen und bekommt auch Hinweise, wenn man - dem Anschein nach - vom Pfad abweicht.
Ansonsten bleibt immer noch der "Nashorn"-Weg, ggf. mit Unterstützung eines Lehrers, von Büchern, Videos und viel "Lernen vom Leben"...
Ich denke an Dich, Anna, schade, dass Du so weit weg wohnst.
Danke, liebe Monika, ja, wirklich schade...
Mein Mann und ich wären - schon vor Jahren - nur zu gerne in den Norden, in die Nähe von Hamburg, gezogen (Mölln), weil auch unsere Tochter (= eine meiner besten "Freundinnen") seit 5,5 Jahren in Hamburg wohnt, aber die Mieten sind leider zu hoch für uns...
Finde es äusserst schwierig, wirkliche Freunde zu finden.
Ja, sehe ich auch so, es mag u.a. aber auch an den Ansprüchen liegen, die man womöglich so als Ideal mit sich herumträgt, so dass manchmal - vielleicht vorschnell? - "ausgesiebt" wird und es gar nicht zu vertieften Kontakten kommt....
Den einen wirklich wichtigen Freund finde ich in mir selbst.
Wenn man mit sich ganz im Reinen ist - sicherlich (ich kann das von mir leider nicht immer sagen ...), wobei gerade die Menschen, die tatsächlich niemanden (zu ihrem Glück) brauchen, sehr gute Freunde für Andere sein können, da sie aufgrund dessen nicht dazu neigen, an diesen zu "hängen". So sind beide de facto frei....
Ich mach das nicht an einem Ungleichgewicht von Geben und Nehmen fest. Das klingt für mich ziemlich berechnend. Selbst wenn die Begegnung auf Augenhöhe nicht möglich ist, halte ich an einer Freundschaft fest, auch wenn ich deutliche Grenzen ziehe.
Vor etwa 13 Jahren beendete ich eine "Freundschaft", die mir - viele Jahre zuvor - quasi "angetragen" wurde...(Eine Person aus meiner Familie bat mich darum, mich mit dieser Frau zu befreunden... wir hätten gleiche Interessen und diese hätte sonst niemanden usw. ...).
Nach gegenseitigem Beschnuppern, beidseitiger Sympathie und längerem Kontakt stellte sich allerdings heraus, dass sie nicht nur unter Depressionen und einer Borderline-Störung litt, sondern auch Alkoholikerin war...
Keine Augenhöhe.....- ich rutschte zunehmend in eine Art "Therapeutenrolle", der ich -natürlich- nicht gewachsen war und fühlte mich irgendwann total "verar....", als ich bemerkte, dass sie selbst während unserer stundenlangen Telefonate (von denen sie behauptete, dass sie ihr hälfen und vom Trinken abhielten!) Alkohol konsumierte...
Ohne es zu wollen, war ich zur Co-Abhängigen geworden und diese Erkenntnis zwang mich schließich dazu, einseitig etwas zu ändern.
Die Trennung war äußert schmerzhaft für alle Beteiligten und wurde auch lange nicht wirklich von meiner "Freundin" akzeptiert (sie "stalkte" mich noch eine Weile...).
Übrigens ist sie mittlerweile "trocken" - den "Durchbruch" brachte vermutlich eine äußerst schmerzhafte Bauchspeicheldrüsenentzündung (deren "Auswirkungen" ich teilweise noch noch am Telefon miterleben "musste", denn sie rief mich an, während sie auf den Notarzt wartete...) und der ärztliche Rat, sofort mit dem Trinken aufzuhören, da sie sonst sterben werde...
Manchmal macht es Sinn, Menschen ganz loszulassen - in diesem Fall war die Trennung heilsam für alle.
Ich frage mich, worauf du mit dem Thema hinaus willst? Suchst du Sicherheit oder Verlässlichkeit in Freundschaften? Das einzige, worauf ich mich verlassen kann, bin ich selbst.
Ich habe kein bestimmtes Ziel, was ich erreichen möchte (falls du das meintest?) - das Thema beschäftigt mich nur aktuell, u.a., weil meine hiesige Freundin (mit ihrem Mann) bald ins Pflegeheim übersiedeln wird und ich im Frühjahr eine ernste Diagnose (unheilbare Autoimmunerkrankung) erhielt und, nun "schwerkrank", nicht weiß, wie lange es mir noch einigermaßen "gut"geht...
-> Neue Freundschaft(en) knüpfen, in dieser Lage? Ich weiß nicht recht...
Darüber hinaus finde ich einen Austausch hier immer sehr inspirierend und bereichernd - eure Erfahrungen, Erlebnisse, Einschätzungen und Ansichten (gerade zu diesem Thema, das auch der Buddha seinerzeit besonders hervorhob!) interessieren mich sehr (und höchstwahrscheinlich auch andere - stille - Mitleser...)...
Bin übrigens recht beeindruckt von deinem "Selbst-Bewusstsein" und wünsche dir weiterhin alles Gute auf deinem Weg.
sogenannte "Edle Freunde" (Kalyana-mitta/Kalyana-mitra) spielen im Buddhismus eine wichtige Rolle, weil sie die spirituelle Entwicklung ihrer Freunde, die auf dem Weg noch nicht so fortgeschritten sind, unterstützen und fördern.
(Es besteht also diesbezüglich keine Gleichrangigkeit, bzw. "Augenhöhe", weil einer quasi die Lehrerrolle und der Andere die Schülerrolle innehat, was der heilsamen Beziehung aber in keinster Weise entgegensteht.)
Der Stellenwert des Kalyanamitta kann laut dem Buddha gar nicht hoch genug gesehen werden - es ist der "ganze spirituelle Pfad":
"Das hab' ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei den Sakyern in einer Stadt der Sakyer namens Sakkara.
Da nun begab sich der Ehrwürdige Anando zum Erhabenen, begrüßte ihn ehrfurchtsvoll und setzte sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend, sprach nun der Ehrwürdige Anando zum Erhabenen also:
'Die Hälfte des Brahma-Wandels, o Herr, ist dieses, nämlich Freundschaft mit Guten, Gemeinschaft mit Guten, Vertrautsein mit Guten'.
"Sage das nicht, Anando, sage das nicht, Anando:
ist es ja doch der ganze Brahma-Wandel, nämlich Freundschaft mit Guten, Gemeinschaft mit Guten, Vertrautsein mit Guten. Von einem Mönch, Anando, der Freundschaft mit Guten hat, Gemeinschaft mit Guten, Vertrautsein mit Guten, ist zu erwarten, daß er den edlen achtfältigen Pfad entfalten und ausbilden wird. ......."
Gleichzeitig wird in den Suttas des Pali-Kanon wiederholt betont, dass es besser sei, alleine seinen Weg zu gehen, als in schlechter Gesellschaft, mit schlechten oder falschen "Freunden"...:
Zitat
I.3. Das Nashorn (Khaggavisāna-Sutta)
...Wenn einen weisen Freund man findet, Als Weg-Gefährten, edel lebend, kraftvoll, Jedwede Widrigkeiten überwindend, Mag wandern man mit ihm, beglückt und achtsam.
Wenn keinen weisen Freund man findet, Als Weg-Gefährten, edel lebend, kraftvoll, Gleich einem König, der besiegtes Land verläßt [10], Allein mag wandern man, dem Nashorn gleich.
Ja wahrlich, preisen wollen wir das Glück der Freundschaft. Die besser oder gleich, solch Freunde soll man wählen.
Kann solche man nicht finden, tadelfrei dann lebend, Allein mag wandern man, dem Nashorn gleich. ....
Auch auf die Gefahr der Anhaftung an einen solchen Freund, verweist dieses Sutta gleich am Anfang - klar, wenn man so einen wunderbaren Weg-/Lebensgefährten - vielleicht nach längerer Suche - gefunden hat, sind bei einem Verlust sicherlich Trauergefühle zu bewältigen, insbesondere, wenn sich eine (emotionale) Abhängigkeit ergeben hat...
Zitat
....Dem, der sich zugesellt, Anhänglichkeit erwächst ihm. Anhänglichkeit hat im Gefolg dies Leiden. Anhänglichkeits-entstammtes Leiden sehend, Allein mag wandern man, dem Nashorn gleich.
37
Für Freunde und Vertraute Mitleid fühlend [2], Sein Heil verliert man, wenn das Herz gefesselt [3]. Solch Fährnis in vertrautem Umgang sehend, Allein mag wandern man, dem Nashorn gleich.
In vielen weiteren Suttas, u.a. Anguttara Nikaya VII. 35/36, Digha Nikaya 31. 15 - 26,...usw. und dem Dhammapada werden stets die guten Freunde gepriesen ( und von Kontakt zu "Nichtfreunden" abgeraten...).
Allerdings wird nicht erwähnt, inwiefern man selbst zu einer stabilen, verlässlichen und für alle bereichernden Freundschaft beitragen oder wie man überhaupt einen passenden Freund finden kann...
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Für die meisten Menschen gehören Freunde wohl zu einem glücklichen, erfüllten Leben dazu, sind geradezu essenziell.
("Anteilnehmende Freundschaft macht das Glück strahlender und erleichtert das Unglück." wusste auch Marcus Tullius Cicero.)
Dabei werden m.E. häufig auch Bekannte, "Kumpel", Arbeitskollegen, also eher oberflächliche Beziehungen, zu den Freundschaften gezählt, denn "wahre", "echte" Freunde sind rar ...
Außerdem ist zu beobachten, dass viele Menschen, mit zunehmenden Alter, schwerer Freundschaften schließen - woran mag das liegen?
(Will/kann man sich nicht mehr so leicht auf neue Kontakte einlassen, weil es an Geduld fehlt, gesundheitliche Probleme belasten und der näherrückende Tod Zweifel aufkommen lässt, ob eine neue Freundschaft sich überhaupt noch "lohnt"- schließlich mag man sich nicht gleich wieder verabschieden müssen?..)
Ich hatte zeitlebens meist (oft wesentlich) ältere FreundInnen, wobei immer eine besonders innige "Busenfreundin", mit der Freud, Leid und alle "Geheimnisse" geteilt wurden, Priorität genoss.
Leider brachte es der Altersunterschied mit sich, dass ich bereits mehrere Freundinnen durch den Tod verlor, z.Z. bereitet sich meine letzte Freundin vor Ort, sie ist 80 J. und schwerkrank, auf den baldigen Umzug in ein Pflegeheim vor...
Eine langjährige (Brief-) Freundin in meinem Alter (wohnt 90 km entfernt) und ich haben uns leider in den letzten Jahren "auseinanderentwickelt", sie ist verwitwet und versucht, ihr Leben mit Reisen, viel Konsum und Sinnesgenüssen auszufüllen, während sie kaum noch Interesse an Dingen zeigt, die uns früher verbanden.
(Meine buddhistische Praxis befremdet sie eher, u.a. hält sie den Verzicht auf Fleisch für "übertrieben", während ich Probleme mit ihrem felsenfesten Glauben an die Präsenz -des Geistes- ihres verstorbenen Ehemanns in ihrer Wohnung habe...)
Dennoch halten wir- jetzt allerdings loseren - Kontakt, teilen uns gegenseitig die "Familien-News" mit, aber "tiefsinnigere" Gespräche sind selten geworden...
Hätte einige Fragen an euch, vielleicht habt ihr die Neigung, die eine oder andere zu beantworten...? :
- Wie wichtig ist ein "guter Freund"/ sind gute Freunde für euch?
- Habt ihr einen "Kalyanamitta" an eurer Seite, der euch auf eurem spirituellen Weg begleitet?
- Haben sich bei euch Freundschaften im Laufe der Zeit oder durch gravierende Einschnitte (Krankheiten, Alter,..) verändert? Und wie geht ihr damit um?
(Wenn es z.B. kaum noch Gemeinsamkeiten gibt, u.a., weil sich Ansichten/Einstellungen zum Leben gravierend gewandelt haben...)
- Sollte man für den Erhalt einer Freundschaft "Opfer" bringen?
- Sollte man eine -langjährige- Freundschaft beenden, wenn man den Eindruck hat, dass die Ausgewogenheit des Gebens und Nehmens nicht mehr gegeben ist, die "Augenhöhe" fehlt, man sich entfremdet hat?
- Wie bewältigt man den Verlust (Umzug/Wegzug, Alter, Krankheit, Tod) von guten Freunden am besten?
- Neue Freundschaften schließen - im "fortgeschrittenen" Alter? (Oder besser alleine "wandern", wie "das Nashorn"..?)
Zitat
Freundschaft zieht die Menschen zueinander, das Eigeninteresse trennt sie." (Hebräisches Sprichwort)
Zum Schluss - zur Erheiterung - noch ein kurzes Video zum Thema, kaum zu glauben, dass dieser Filmausschnitt fast 100 Jahre alt ist:
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