Beiträge von 2dA im Thema „Reflektionen über das Ich“

    @Maus, ich wollte schon auf der vorletzten Seite darauf hinaus, dass Intelligenz kein Ding ist, das aus sich heraus irgendwo entweder existiert oder nicht existiert, und habe ja auch diesbezüglich die Info verlinkt, die zu veranschaulichen vermag, dass Intelligenz nicht als ein seltenes Phänomen zu betrachten ist , sondern als geistiger Faktor. Ich sehe auch zwischen mir, einem Käfer oder einem Samen nur den Unterschied, der in der Art der geistigen Manifestation besteht.


    Ich weiß ja nicht inwieweit du mit der buddhistischen Idee der geistigen 'Grundlage' der Welt einverstanden bist oder nicht.


    Jedenfall fand ich zu dem Thema diesen Text, von dem man sich eventuell inspirieren lassen könnte. :)


    http://www.palikanon.de/diverses/p_brunntn/p_brunn27.htm

    Erdmaus:
    Zitat

    Glaube ich nicht. ; )


    Das muss man auch nicht, denn es entspricht ja der Realität der wir uns auf diesem Planeten gegenübersehen.


    Es ist sicher die Frage der Sicht, ob man an eine Randerscheinung glaubt oder an eine geradlinige Entwicklung der geistigen Fähigkeiten. Dass es Arten gibt, die einen evolutionären Stillstand aufweisen ist bekannt, es ist nicht nur der Affe, dessen Entwicklung wir, nebenbei gesagt, nur kurzfristig verfolgen können, das sind unzählige Fisch- und Reptilienrarten, dessen Aussehen schon vor hunderten Millionen von Jahren so gut wie authentisch mit dem ihrer heutigen Nachkommen war. Den Seltenheitswert des s. g. intelligenten Lebens beziehen wir aus Vergleichen in einem sehr eingeschränkten Teil des Weltalls, dessen Relation zum Ganzen, falls man es als Ganzes bezeichnen kann, aufgrund seiner unbedeutenden Größe gar nicht zu beziffern sein kann. Deshalb würde ich sagen, wer an die fortschreitende geistige Entwicklung glauben möchte, soll es tun, wem das zufällige Erscheinen der geistig entwickelten Schöpfung besser gefällt, soll diese Sicht bevorzugen. Und wer Buddhismus praktizieren will, sollte besser Glauben, Ansichten und Spekulationen beiseite lassen. ; )

    Erdmaus:

    Die Evolution kennt kein Ziel.


    Sicher läuft der Prozess der Entwicklung vom Einzeller bis zum Fünzig-Tausend-Milliarden-Zeller nicht einfach so, aus sich heraus. Denk an Leerheit. :idea:


    Zitat

    Was die Intelligenz betrifft: Sie bildet ein exotisches Phänomen am Rande.


    Glaube ich nicht. ; )


    "Die drei Begriffe kāya-sankhāra, vacī-sankhāra und citta-sankhāra werden häufig auch in anderem Sinne gebraucht, nämlich als ‘körperliche Funktion' d.i. Ein- und Ausatmung; ‘sprachliche Funktion', d.i. Gedankenfassung und Diskursives Denken (vitakka, vicāra); ‘geistige Funktion', d.i. Gefühl, Wahrnehmung usw. Vgl. M. 44 u. a."


    http://www.palikanon.com/wtb/sankhara.html

    Onda:

    Auch der Buddhismus kommt ohne das ICH nicht aus. Er braucht es zunächst als erfahrendes Subjekt des Leidens. Und dann als erfahrendes Subjekt des Leiden-Überwunden-Habens. Ohne Ich kein Leiden - Ohne Ich keine Überwindung des Leidens.


    Das ist mir aber so aus den Überlieferungen nicht bekannt. Ich kenne die Variante des Buddha, sie heißt Verblendung bzw. GHV oder Samsara.


    Zitat

    Die Sicht auf das ICH wird sich wohl ändern, man wird seine Eigenschaften anders bewerten, aber es bleibt real. Auch nach der Erleuchtung.


    Nach der Erleuchtung ist jegliche Art von Unterscheidung hinfällig. Sicht, Eigenschaften und Realität sind Merkmale der dualistischen Wahrnehmungsweise.

    Zitat

    Der Buddha lehrte den P. nicht etwa zum Zwecke spekulativer Geistesgymnastik, sondern eben bloß um zu zeigen, wie es durch die Unwissenheit und Verblendung zu diesem gegenwärtigen Dasein und Leiden gekommen ist, und wie es nach Aufhebung von Unwissenheit und dem dadurch bedingten Begehren und Anhaften zu keiner neuen Wiedergeburt mehr kommt und so der Stillstand des Daseinsprozesses und die Erlöschung alles Leidens verwirklicht wird.


    http://www.palikanon.com/wtb/paticcasamuppada.html


    Ein Ich ist nicht drin!


    :grinsen:


    Wenn Menschen aussterben sollten, wird eine neue Menschenart aus dem Tierreich hervorkommen. Das Ziel der Evolution scheinen intelligente, dualistische Wesen zu sein. Oder aber auch die Aufhebung des Dualismus durch seine Perfektionierung. Wer weiß. (Spekulation) 8)

    accinca:

    Höhle ist eine der vielen bildhaften Bezeichnungen des Körpers.
    K: "Der Körper wird als 'Höhle' bezeichnet, weil er eine Wohngelegenheit
    bietet für solche wilden Tiere wie Gier, Hass usw."


    Die verkörperte Verblendung sorgt evolutionsgemäß für die Nachfolge...


    Onda: ... für die Nachfolge der "Ich's", die es nicht gibt.


    :grinsen:

    accinca:
    2dA:

    aber es ist wohl nicht so, dass jemand durch mehr Verblendung mehr Leid erfährt


    Doch das tut er: je mehr Verblendung je größer und länger das dadurch bewirkte Leiden.


    Ja, unter Betracht der Gesamtheit des karmischen Geschehens klingt das logisch. In Momentaufnahmen sieht es aber oft so aus, dass Menschen, die sich an ihre Irrtümer klammern, in materiellen oder anderen Abhängigkeiten leben und gute Verdrängungsarbeit leisten, scheinbar glücklich sind im Gegensatz zu denen, die täglich mit den Folgen ihrer Altlasten zu kämpfen haben.

    accinca:
    2dA:

    »Durch Bewußtsein bedingt ist das Geistige und Körperliche«
    paticcasamuppāda


    Dabei sollte man aber u.a. bedenken, daß das Wort "und" in Orginal-Pali
    der Lehrreden gar nicht vorhanden ist. Etwas genauer übersetzt könnte
    man deswegen übersetzen: "Durch Bewußtsein bedingt ist "Benennung der Form".
    oder Name-form was im deutschen aber etwas ungewohnt ist.


    "Benennung" anstelle von "Geist", schließt die Synonymität der allgemeine Vorstellung hinter dem Begriff "Geist" mit "Bewußtsein" aus. Das würde bedeuten, dass das Bewußtsein der Geist in seiner reiner Form und ebenfalls seine Faktoren wie z. B. die, die die Basis der Benennung bildet, und das ist im Grunde nur eine andere Art der Unterscheidung, die in der Vijnanavada-Lehre von 8 Arten des Bewußtseins vorkommt. Was "übrig" bleibt, sind 4 Elemente, die keine Bedingung der Manifestation des Bewußtseins sind, was demnach auch die Grundlage des Ausstiegs aus der Bedingtheit sein müsste.

    accinca:

    Und je mehr Verblendung und Leiden um so mehr Befreiung von Verblendung und Leiden!
    ist doch klar 8)


    Ohne Verblendung und Leid käme niemand auf die Idee etwas ändern zu wollen, aber es ist wohl nicht so, dass jemand durch mehr Verblendung mehr Leid erfährt oder verursacht und damit eine größere Motivation dazu hat, sich auf den Heilsweg zu begeben. Oder zumindest nicht unmittelbar.

    lagerregaL:


    Aber für gewöhnlich 24 Stunden am Tag läuft das schlechte Programm ab.


    Ich sehe gerade, dass ich falsch zitiert habe, Entschuldigung!


    lagerregaL:

    "Vorstellung ist eine Krankheit, Vorstellung ist ein Geschwür, Vorstellung ist ein Stachel. Indem man alle Vorstellung überschreitet, Bhikkhu, wird man ein Stiller im Frieden genannt. Und der Stille im Frieden ist nicht geboren, er altert nicht, stirbt nicht; er wird nicht erschüttert und hat keine Sehnsucht. Denn da ist nichts in ihm gegenwärtig, wodurch er geboren werden könnte. Nicht geboren, wie könnte er da altern? Nicht alternd, wie könnte er da sterben? Nicht sterbend, wie könnte er da erschüttert werden? Nicht erschüttert, wie könnte er da Sehnsucht haben?"
    http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m140z.html


    Da geht es aber um eine bestimmte "Vorstellung":


    Zitat

    "Bhikkhu, 'Ich bin' ist eine Vorstellung; 'Ich bin dies' ist eine Vorstellung; 'Ich werde sein' ist eine Vorstellung; 'Ich werde nicht sein' ist eine Vorstellung; 'Ich werde Form besitzen' ist eine Vorstellung; 'Ich werde formlos sein' ist eine Vorstellung; 'Ich werde wahrnehmend sein' ist eine Vorstellung; 'Ich werde nicht-wahrnehmend sein' ist eine Vorstellung; 'Ich werde weder-wahrnehmend-noch-nicht-wahrnehmend sein' ist eine Vorstellung.


    KEN übersetzt die die oben zitierte Stelle nicht als "Vorstellung", sondern als "Verblendung", was auch Sinn macht, und vermeidet extreme Ausdrucksweisen indem er vom "an der Wurzel abgeschnittenem Palmstumpf" schreibt.
    Es gibt nämlich nichts im Samsaro, was zu verdammen wäre, weil Verblendung die Bedingung für Befreiung ist. Deshalb kann man auch schlecht Unwissenheit mit einer Krankheit und Weisheit mit Genesung vergleichen. Beides ist nur das, was es ist.

    gbg:

    Und die Welt ist voller Gegensätze...!


    Dies tun sie so denke ich in ihrer Verblenung d.h. obwohl laut ZEN die Wahrheit jenseits aller Gegensätze zu suchen ist.


    :idea:


    "Der Erhabene sagte: 'Mahamati, Unterscheidung kommt nicht hervor und wendet sich nicht ab. Warum? Weil es keine Herausbildung von Unterscheidungen von Sein und Nichtsein gibt, weil die Wahrnehmung von objektiven Tatsachen nicht wirklich ist, weil alles, was man sieht, als nichts anderes als der Geist selbst zu betrachten ist. Unterscheidung entsteht nicht und verschwindet nicht. Aber zum Nutzen der Törichten, die der Unterscheidung der Vielfalt der Dinge anhängen, die ihr eigener Geist sind, wurde von mir gesagt, dass Unterscheidung, die hauptsächlich Wirkungen hervorbringt, durch das Anhaften an der Vielfalt als Merkmal der Dinge entsteht. Wie sonst können die Törichten und Einfältigen einen Einblick in den Geist selbst haben, den sie unterscheiden, und sehen sich selbst frei von dem Begriff eines Ich und dem, was dazugehört, und wie können sie frei sein von der falschen Vorstellung von Ursache und Wirkung? Und wie können sie erkennen, dass es nichts, außer dem Geist selbst gibt und eine Umwälzung im innersten Sitz des Bewußtseins verursachen?"
    (Lankavatara-Sutra)


    accinca:

    Aber für gewöhnlich 24 Stunden am Tag läuft das schlechte Programm ab.


    Ja, :|:lol: ... so ist es.

    Onda:


    Spricht man nun davon, dass das ICH lediglich ein Konstrukt sei, so ist damit nicht gesagt, dass das ICH nicht real ist. Das ICH ist als Konstrukt real, genauso wie die Klaviersonate von Mozart real ist...


    Eine Sonate ist erlebbar. Realität ist eine dualistische Einbildung. Ein "Ich" ist nicht erlebbar. Das, was du dafür hältst funktioniert auf der Basis der Sinne, und zwar ebenso wie das Erleben einer Sonate: Gier, Hass und Verblendung.