Beiträge von fotost im Thema „Ab wann ist man Buddhist?“

    Hallo Jo,


    ich denke, wir beiden sind mit unseren Ansichten so nahe, daß man beinahe keine Unterschiede feststellen kann. Natürlich enthalten die meisten Religionen einen Subset an Ideen die übereinstimmen. Natürlich hat das Christentum Elemente, denen jeder Buddhist begeistert zustimmen wird....


    Zitat

    "Ein Christ kann sich als Buddhist betrachten, ein Buddhist nie als Christ!"


    Erlaube mir einige Zitate aus der christlichen Bibel. Wenn Du diese Ideen für Dich problemlos übernehmen kannst bist Du ein Christ, der die Weisheit des Buddhismus für sich akzeptiert. Wenn Du diese Ideen als krank und pervers erlebst bist Du einfach kein Christ.


    Zitat

    "Wenn jemand einen widerspenstigen und ungehorsamen Sohn hat, der der Stimme seines Vaters und seiner Mutter nicht gehorcht und auch, wenn sie ihn züchtigen, ihnen nicht gehorchen will, so sollen ihn Vater und Mutter ergreifen und zu den Ältesten der Stadt führen und zu dem Tor des Ortes und zu den Ältesten der Stadt sagen: Dieser unser Sohn ist widerspenstig und ungehorsam und gehorcht unserer Stimme nicht und ist ein Prasser und Trunkenbold. So sollen ihn steinigen alle Leute seiner Stadt, dass er sterbe, ..."


    (5. Mose 21,18-21)


    Zitat

    "Wenn eine Jungfrau verlobt ist und ein Mann trifft sie innerhalb der Stadt und wohnt ihr bei, so sollt ihr sie alle beide zum Stadttor hinausführen und sollt sie beide steinigen, dass sie sterben, die Jungfrau, weil sie nicht geschrien hat, obwohl sie doch in der Stadt war, den Mann, weil er seines Nächsten Braut geschändet hat; ..."


    (5. Mose 22,23-24)


    Zitat

    "Wenn jemand bei einem Manne liegt wie bei einer Frau, so haben sie getan, was ein Gräuel ist, und sollen beide des Todes sterben; ..."


    (witzig dabei ist, daß das nur für Männer gilt, aber Frauen werden in der Bibel sowieso nicht ernst genommen..)


    (3.Mose 20,13)


    Zitat

    "Dazu wird der HERR, dein Gott, Angst und Schrecken unter sie senden, bis umgebracht sein wird, was übrig ist und sich verbirgt vor dir. Lass dir nicht grauen vor ihnen; denn der HERR, dein Gott, ist in deiner Mitte, der große und schreckliche Gott."


    (5. Mose 7,20-21)


    und so weiter, und so weiter, und so weiter......


    Und um gleich den Gedanken vorwegzunehmen, daß das alles aus dem alten Testament stammt,


    Zitat

    Ihr sollt nicht meinen, daß ich gekommen bin, Frieden zu bringen auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert.


    Matthäus 10,34f

    Jobrisha:

    ...


    Und wenn dann einer darunter ist, der sagt er kann einige der genannten Religionen mit sich vereinen, dann ist das so. Ich hinterfrag das nicht. Ich schaue ihn aber an und er hat meine Hochachtung, weil ich genau weiß wie schwierig das sein kann.


    Ganz liebe Grüße von Jo


    Liebe Grüße Jo,


    ich hinterfrage es 8)


    Es ist nicht schwierig, die beiden Konzepte zu vereinen, es ist unmöglich. Jedenfalls von der buddhistischen Seite aus.



    Zitat aus http://www.palikanon.com/majjhima/ken/m026.htm


    Wer als Buddhist das nur ansatzweise ernst nimmt, darf sich nicht mehr Christ nennen. Und wer dies nicht akzeptiert sollte sich nicht Buddhist nennen. Es ist ein direkter Widerspruch zum ganzen System des christlichen direkten Schöpfergottes. Buddha hat nie die Existenz von Göttern abgeleugnet, er hat ihnen nur ihren Rahmen aufgezeigt. Genau wie Zeus oder Wotan oder Mannitu wird der Christengott vergehen. Die 4 edlen Wahrheiten existieren, solange es Leben gibt.


    Ich habe dies an anderer Stelle schon einmal geschrieben. Ein Christ kann sich als Buddhist betrachten, Ein Buddhist sich nie als Christ.

    Jobrisha:

    ...


    Meine Schwiegereltern (Christen) sagen z.B: Sie sind Christ und glauben nicht an die Evolution. Und somit auch nicht an wissenschaftliche Erkenntnisse. Sie sagen man müsse beides von einander trennen - was ich als sehr schwierig erachtet. Ich könnte es nicht.
    ...


    Man kann an die Evolution nicht glauben!


    Man muss die Evolution(stheorie) als die im Moment beste Erklärung für die Entwicklung der Arten und vieler biologischer Vorgänge akzeptieren oder man muss diese Theorie zu widerlegen. Am besten dazu geeignet wären wissenschaftliche, nachprüfbare Beweise.


    Glaube hat damit nicht zu tun! Auch der Hinweis auf noch vorhandene (immer kleiner werdende) Lücken in der Theorie reicht nicht aus.

    Zitat

    ...
    Geht, Kālāmer, nicht nach Hörensagen, nicht nach Überlieferungen, nicht nach Tagesmeinungen, nicht nach der Autorität heiliger Schriften, nicht nach bloßen Vernunftgründen und logischen Schlüssen, nicht nach erdachten Theorien und bevorzugten Meinungen, (*1) nicht nach dem Eindruck persönlicher Vorzüge, nicht nach der Autorität eines Meisters! Wenn ihr aber, Kālāmer, selber erkennt: 'Diese Dinge sind unheilsam, sind verwerflich, werden von Verständigen getadelt, und, wenn ausgeführt und unternommen, führen sie zu Unheil und Leiden', dann o Kālāmer, möget ihr sie aufgeben.


    aus A.III. 66 Die Rede an die Kālāmer - 5. Kesamutti Sutta.


    Das sind Ideen, die die ganze Lehre durchziehen. Eigenes Verständnis ist die Grundlage, nicht Glaube, nicht Akzeptanz von Autorität.


    Ich denke, daß es einen Minimalkonsens gibt, ohne den man sich nicht Buddhist nennen kann/sollte. Ausprägungen einzelner Schulen oder Anpassungen an gesellschaftliche Situationen sind dann immer möglich. Die 4 edlen Wahrheiten und der 8fache Pfad sind wahrscheinlich die beste Ausgangsplattform.


    Vielleicht wird es einfacher, wenn man versucht, das ganze negativ zu formulieren - 'wann ist man kein Buddhist?' Würden wir jemanden, der die 4 Wahrheiten komplett ablehnt und dem achtfachen Pfad nicht folgt als Buddhisten bezeichnen?

    Milou:

    ..


    Die vier edlen Wahrheiten und den achtfachen Pfad zu akzeptieren, genügt das, um sich Buddhist zu nennen?


    Grüße Milou,


    die vier edlen Wahrheiten und den achtfachen Pfad zu leben wäre der größte Teil der Strecke.. 8)


    Wie Du dich dann nennst ist doch weniger wichtig.

    Liebe Grüße Bambus,


    absolut kein Problem damit. Ich habe nur eine häufig genannte Form zitiert, andere Übersetzungen haben gleichen Rang. Die BDU hat zum Beispiel in ihren FAQs folgenden Text


    Zitat

    Wie wird man Buddhist?


    Indem man beschliesst, Zuflucht zu Buddha, Dharma (Lehre) und Sangha (Gemeinschaft) zu nehmen (letzteres z.B. durch den Anschluss an eine buddhistische Gruppe). Man kann nicht "offiziell" oder "amtlich" Buddhist werden da der Buddhismus in Deutschland keine anerkannte Religionsgemeinschaft ist und es auch nicht so etwas wie eine "Kirche" gibt.


    Vielleicht hat die Verwendung der historischen Begriffe neben dem Vorteil der höheren Korrektheit auch noch eine gewisse Feierlichkeit und Würde, die dem Anlass entsprechen :idea:

    Rasmuss:
    Zitat

    Aber Deine Frage zielt auf den Einzelnen. Ich denke, Matthias hat Recht. Traditionell wird man durch Aussprechen der Zufluchtsformel (meist dreimal) Buddhist.


    Wie lautet sie..?

    Zitat

    Ob ein guter oder schlechter entscheidet dann die Praxis


    Gibt es auch schlechte Buddhisten..? :roll:


    zu eins: Es gibt bestimmt dutzende Formulierungen, allein schon wegen der Übersetzungen und der kulturellen Unterschiede. Verbreitet ist aus dem Khuddaka-Pātha folgendes


    Zu dem Buddha als [meiner] Zuflucht gehe ich.
    Zu dem Gesetz als [meine] Zuflucht gehe ich.
    Zu der Gemeinde als [meiner] Zuflucht gehe ich.


    Zum andern Mal: Zu dem Buddha als [meiner] Zuflucht gehe ich.
    Zum andern Mal: Zu dem Gesetz als [meiner] Zuflucht gehe ich.
    Zum andern Mal: Zu der Gemeinde als [meiner] Zuflucht gehe ich.

    Zum dritten Mal: Zu dem Buddha als [meiner] Zuflucht gehe ich.
    Zum dritten Mal: Zu dem Gesetz als [meiner] Zuflucht gehe ich.
    Zum dritten Mal: Zu der Gemeinde als [meiner] Zuflucht gehe ich.


    Quelle: http://www.palikanon.com/khuddaka/khuddaka.htm


    zu zwei: Sicher. Sieh Dir allein die zum Teil wenig förderlichen Zänkereien hier in diesem kleinen Forum an :D


    Weisheit (Panna): Hierunter fallen Rechte Ansicht sowie Rechtes Denken.
    Ethik (Sila): Hierunter fallen Rechte Rede, Rechte Handlung sowie Rechter Lebens­erwerb.
    Sammlung (Samadhi): Hierunter fallen Rechte Anstrengung, Rechte Achtsamkeit sowie Rechte Konzentration.


    Wer sich bemüht, diese drei Bereiche mit Achtsamkeit zu erforschen und mit Leben zu erfüllen wird davon nicht betroffen sein

    Gerade hier in Deutschland hat die Frage eine interessante Nebenbedeutung, weil Buddhisten nicht staatlich als Religionsgemeinschaft anerkannt sind.


    Aber Deine Frage zielt auf den Einzelnen. Ich denke, Matthias hat Recht. Traditionell wird man durch Aussprechen der Zufluchtsformel (meist dreimal) Buddhist. Ob ein guter oder schlechter entscheidet dann die Praxis :D