Beiträge von mukti im Thema „Wege zur Auflösung Subjekt-Objekt Spaltung“

    Grund:

    Denn wenn "Kämpfer" Krankheit und Schmerz nicht ertragen, trotz zurückgezogener Praxismöglichkeit über Jahre, und stattdessen den Freitod vorziehen ... was kann (nicht muss) man dann davon halten? Und was sagt dies über die Mönchsgemeinschaft als solche aus? 8)


    Darüber würde ich mir höchtens ein Urteil anmaßen wenn ich ein paar Jahrzehnte Mönchspraxis hätte.

    Axel Benz:


    Was den Radikalen Konstruktivismus angeht: Nein, 'die Wirklichkeit' kann nie erkannt werden, wir können aus den Sinnesdaten nur ein simmiges/nicht-stimmiges Bild der Wirklichkeit konstruieren.


    'Die Kernaussage des radikalen Konstruktivismus ist, dass eine Wahrnehmung kein Abbild einer bewusstseinsunabhängigen Realität liefert, sondern dass Realität für jedes Individuum immer eine Konstruktion aus Sinnesreizen und Gedächtnisleistung darstellt. Deshalb ist Objektivität im Sinne einer Übereinstimmung von wahrgenommenem (konstruiertem) Bild und Realität unmöglich; jede Wahrnehmung ist vollständig subjektiv. Darin besteht die Radikalität (Kompromisslosigkeit) des radikalen Konstruktivismus.'
    (...)
    'Jede Wahrnehmung ist das Ergebnis eines Sinnesreizes und dessen Verarbeitung im Nervensystem. Die Veränderung von Sinnesdaten in elektrische Impulse im Nervensystem macht es unmöglich, einen Rückschluss zu ziehen auf die Natur des Ding an sich, d. h. auf die ursprüngliche Beschaffenheit des auslösenden Agens. „Niemand wird je imstande sein, die Wahrnehmung eines Gegenstands mit dem postulierten Gegenstand selbst, der die Wahrnehmung verursacht haben soll, zu vergleichen“, d. h. Wahrnehmung und Erkenntnis sind konstruktive, nicht abbildende Tätigkeiten.'
    (Tante Wikipedia)



    Klar, Realität ist das was bewusst ist, eine bewusstseinsunabhängige Realität kann es nur in der Vorstellung geben.


    Das Ich-Bewusstsein führt zu der Subjekt-Objekt Spaltung - ich bin Körper/Geist, das Subjekt, alles Andere bin ich nicht, ist Objekt. Die Auflösung des Ich-Bewusstseins führt zur Auflösung der Formationen (paticca-samuppāda). Jede Form löst sich einmal auf, aber wir unterliegen der Illusion dass Körper/Geist eine fixe Sache sind, ein "Ich bin". Aber man kann ja verstehen, dass es ein ständiger Fluss ist wo alles ineinandergreift, ohne bleibenden Bezugspunkt für ein Ich.
    Ohne Ich gibt es keine Spaltung von Bewusstsein und Realität.


    Der Konstruktivismus untersucht womöglich gar nicht das Wesen des Ich. Die Welt wird vom individuellen Geist konstruiert, aber das bedeutet nicht, dass ich die Welt konstruiere.

    Axel Benz:

    der radikale Konstruktivismus bestreitet - im Gegensatz zum Solipsismus - nicht, dass es eine 'reale' Welt gibt. 'Konstruiert' werden nicht die Phänomene, sondern nur die Form, die sie in unserem Bewusstsein annehmen. Es wird halt durch die Sinne kein 'Bild' in unser Gehirn projiziert, sondern das Gehirn versucht, aus elektrischen Impulsen ein mehr oder weniger stimmiges Bild zu konstruieren.


    Sind Konstruktivismus und Solipsismus eigentlich immer relativistisch? Also der Standpunkt, dass eine objektive Sicht unmöglich ist, bis zu der Konsequenz, dass es keine allgemeingültige Wahrheit gibt, und dass die Wirklichkeit niemals erkannt werden kann.

    Nomad:


    » Hast du das Wesen von Meditation (zutiefst wirklich) verstanden, dann wüsstest du das alle Objekte und deren Körper sowie einschließlich deren geistiger Vorgänge Eigenerscheinungen eines einzigen Geistes sind.


    Soll das bedeuten, dass der "einzige Geist" das Subjekt ist und alles Andere Objekt? Woher kommnt dann dieser Geist, ist er kein abhängiges Objekt, sondern aus sich selbst heraus bestehend, ohne Ursache?
    Ich habe zwar das Wesen der Meditation nicht zutiefst verstanden, aber bis jetzt scheint mir, alles besteht in gegenseitiger Abhängigkeit.

    Mabuttar:

    Welche Schätze der Natur willst du denn entdecken ?


    Im Geist gibts noch jede Menge zu ent-decken für mich, bzw. zu erkennen. Eine natürliche und möglichst ruhige Umgebung finde ich da hilfreich. :)


    Mabuttar:


    Ich habe halt mit diesem Negativen Ausdruck des Nirwana Probleme.


    Über Nirvana mache ich mir nicht viele Gedanken, es ist noch weit weg. Die Negation ist eine Konsequenz, die sich aus der Unfassbarkeit des Überweltlichen ergibt. Es scheint zwar etwas unpraktisch, ein Ziel anzustreben das nicht irgendwas Positives an sich hat, weil man daran gewöhnt ist, etwas bestimmtes zu wollen. Aber je mehr man sich um Wahrhaftigkeit bemüht statt um Egoismus, das "Rechte" im achtfachen Pfad, desto mehr Klarheit, Freude und inneren Frieden und Freiheit erfährt man, und das ist ja erst mal was.


    Mabuttar:


    Allverbundenheit und Leerheit, wie interpretiert ihr die ?


    Die einen sehen z.B. einen Pantheismus in der Allverbundenheit und das wirklich alles mit allem zusammenhängt, aber ist das wirklich so ? Es gibt halt starke und schwache Abhängigkeiten, z.B. wenn ich mich in Deutschland dusche hat das keine Auswirkung auf ein Krokodil in Australien und auch nicht auf die Venus...


    Ganz anders aber fast ähnlich ist es mit der Leerheit. Die besagt nur, dass Alle Dinge nicht unabhängig existieren. Aber es sagt nicht,dass Alles mit Allem zusammenhängt.


    Denke ein Krokodil erscheint uns nur als ein Reptil und die Dusche als Wasserbrause, weil wir die Dinge voneinander losgelöst wahrnehmen, so als würden sie eigenständig existieren. Aber alles ist miteinander verbunden, z.B. das Wasserelement aus der Dusche ist das selbe Wasserelement in dem das Krokodil schwimmt, und das einen Teil seines Körpers bildet, und die sind durch das Raumelement verbunden. Aus der Verbundenheit der Elemente lässt sich nichts Eigenständiges herauslösen, das hängt alles zusammen. So in die Richtung verstehe ich Allverbundenheit. Und Leerheit bedeutet eben, dass im Grunde alles leer ist von einer konstanten Eigennatur, ohne inhärente Eigenschaften und in ständigem Wandel.


    Also der Unterschied zwischen Nirvana und Paranirvana ist z.B. hier diskutiert worden http://www.buddhaland.de/viewt…&t=8273&hilit=parinirvana


    daraus ein Zitat von Nyanatiloka:


    Zitat

    "parinibbāna
    Das ‘Völlige Nirwahn',
    ist ein Synonym für nibbāna, bezieht sich also nicht bloß auf die beim Tode des Vollkommen Heiligen eintretende Erlöschung der Daseinsgruppen (khandha-nibbāna), wie vielfach angenommen wird. "


    Ansonsten ist die Betriebsamkeit der heutigen Zeit wirklich nicht sehr geeignet, die geistigen Schätze in uns zu entdecken, scheint mir auch so. Da werde ich mich jetzt gleich mal in die Natur aufmachen, die Sonne ist auch wieder da...


    Liebe Grüße,
    mukti

    gbg:

    Wenn jedes Individuum gedanklich in sein Auge aus dem es sieht zurückschaut gelangen alle Individuen als Flüsse in den selben Ozean das Nirvana in dem sie auch gründen.


    Es gilt für jedes Individuum als Fluss die Sinne vom Samsara zurückzuziehen um im Sterben (nach Abbau des Karmas und Ablegen des Körpers) mit dem "Rücken" (den gedanklich eingesehenen Weg) voran in dem Allem gemeinsamen Ozean das Paranirvana einzugehen.


    L.G. gbg


    Naja gut, mich führen solche Überlegungen halt zu einer Art Fantasievorstellung, wenn ich das so sagen darf. Ein theoretisches Konzept ist notwendig, aber ich halte es lieber so kurz und einfach wie möglich, durch Vorstellungen über das Unfassbare komme ich nicht zu geistiger Klarheit.
    Es gibt das Ungewordene, und man entkommt aus dem Gewordenen indem die Sinnlosigkeit jeglichen Begehrens restlos durchschaut ist, das lasse ich mir genügen. Aber das soll keinesfalls eine Kritik sein, jeder ist anders beschaffen.

    gbg:

    Das würde auch bedeuten dass man im Nirvana im Einssein bereits fußt (man muss es nur noch seine Verblendung ablegend realisieren) aber im Sterben indem man seine Sinnesanhaftungen nicht löst nicht (auch durch Ablegen auch des Körpers als erfahrenes Nichtselbst wie einen Mantel) ins Paranirvana eingehen kann sondern im Zuge der Anhaftungen wiedergeboren wird.


    L.G. gbg


    Mir ist nicht ganz klar was du meinst - im Nirvana bestehen ja keine Sinnesanhaftungen, die Verblendung ist abgelegt. Nach dem Tod kehrt man nicht mehr wieder.


    Ich habe keine Erfahrung mit dem Einssein, aber ich nehme mal an, dass da noch Anhaftung an diesen Zustand besteht.

    Hallo gbg,


    gbg:


    Aber könnte man sich nicht doch ein Selbst vorstellen als ein Auge das sich selbst nicht sehen kann und sich auf der Suche im Außen notwendig verfehlt?


    Warum nicht, wenn es hilft. Mich haben solche Vorstellungen eher verwirrt, weil ich mir gleichzeitig bewusst sein musste, dass es eh nicht wirklich so ist. Denn wenn sich dieses Auge nach innen kehrt, dann kann es sich ja selber trotzdem nicht sehen, sonst wären da wieder zwei - Sehendes und Gesehenes, und welches davon ist nun das Selbst?


    gbg:

    Oder und das spräche wiederum für den Buddhismus:


    Tritt im Akt des Denkens und der sinnlichen Wahrnehmung Subjekt/Objekt Spaltung auf?
    L.G. gbg


    Ich glaube eher nicht, dass der Buddhismus letzten Endes von Subjekt/Objekt Spaltung spricht, denn einer Spaltung würde eine Einheit zugrunde liegen.


    Samadhi, das Einswerden von Subjekt und Objekt in der Meditation, wird meines Wissens im Vedanta mit Erleuchtung gleichgesetzt, während es im Buddhismus nur eine Stufe ist, von der man wieder zurückkommt.


    Gruß, m.

    Hab mir noch ein paar Gedanken dazu gemacht..


    Mabuttar:

    Die Subjekt-Objekt Spaltung in der ich auch die Annahme eines der Welt getrennten und ihr gegenüberstehenden Subjekt-Kern buddh. Atta annehme.


    Ist dies nicht der Kern, der buddhistisch mit "Unwissenheit" ausgedrückt wird ? Der Kern des Leidens, Dukkha dass die Skhandas als Selbst und den Rest der Welt als Nicht-Selbst annimmt?


    Die Subjekt-Objekt Spaltung ist eher der Kern des Advaita Vedanta, würde ich sagen. In ein System gebracht und im großen Stil in Indien etabliert wurde das im 8. Jh. von Shankaracharya, dessen Schule eine bedeutende Rolle beim Niedergang des indischen Buddhismus gespielt hat.


    Der Unterschied besteht vor allem darin, dass Advaita der Dualität das Eine entgegensetzt - das Brahman, während der buddhistische Begriff Nirvana einfach nur Verlöschen bedeutet. Brahman ist also ein positiver Begriff, definiert als sat-cit-ananda (eine der möglichen Übersetzungen ist ewig-bewusst-glückselig), Nirvana bleibt bei der bloßen Negation stehen.


    Mabuttar:

    Losgelöst von allen religiösen Dogmen, welche direkte Wege (buddhistisch und nichtbuddhistisch) kennt ihr, habt ihr ausprobiert und was ist am erfolgsversprechendsten ? :D


    Mit Advaita habe ich mich seinerzeit befasst. Die Schule des klassischen Advaita existiert nur in Indien als Mönchsorden. Im Westen wurde er in verschiedenen Ausprägungen bekannt, z.B. durch Vivekananda, Yogananda, und verschiedenen anderen Lehrern, die im Rahmen des Advaita Yogaschulen gegründet haben, wie etwa Shivananda.


    Ein Sonderfall ist Ramana Maharshi, der bis zur Mitte des 20.Jh. in Indien lehrte und keiner Schülernachfolge angehörte. Er hat nach eigenen Angaben spontan und ohne Mühe Erleuchtung erlangt und ist damit für viele "Westler" attraktiv geworden, z.B. für Osho-Anhänger. Die Inder Poonjaji und Ramesh Balsekar haben dann u.a. bei der Verbreitung der mühelosen Erleuchtung, auch Neo-Advaita genannt, eine Rolle gespielt.
    Einige Jahre bin ich dem Advaita nachgegangen und habe es aber verworfen.


    Erstens das Konzept des Neo-Advaita:
    Da wird gerne übersehen, was Ramana Maharshi selber zu seiner spontanen Erleuchtung gesagt hat. Auf die Frage wieso die bei ihm eingetreten sei, hat er geantwortet, weil er in vorigen Leben daran gearbeitet hat. Es wird aber propagiert, dass jegliche Bemühung sinnlos und einzustellen sei, um dann das zu sein, was man bereits ist. Das Ganze ist voller Widersprüche und unseriös.


    Zweitens das Konzept des klassischen Advaita:
    Das Brahman ist nicht erkennbar und kann nur mit Hilfe eines Glaubens definiert werden als das Eine, das Seiende, die Realität, das Transzendente, das aus sich selbst Bestehende, das Göttliche, der Urgrund, das Unwandelbare, usw. Was man sich darunter auch vorstellt, es ist immer nur eine Vorstellung des Geistes, wie man es auch benennt, es ist nur ein abstrakter Begriff. Man kann aber nicht etwas anstreben, was nur eine Vorstellung ist, bzw. die Vorstellung muss letztlich verschwinden. Wozu soll man sich aber überhaupt eine machen? All das Gerede um Brahman kann man gleich von Anfang an weglassen.


    Unter Nirvana muss man sich nichts vorstellen. Nirvana bedeutet, es wurde alles losgelassen.