Beiträge von Onda im Thema „satipatthana sutra: Achtsamkeit und Kontemplation“
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tsurezuregusa:
Die Leichenbetrachtung ist aber zum Beispiel ähnlich der Kasina-Meditation. Der Yogi betrachtet die Leiche (bzw. das Kasinabild) und verlässt dann den Friedhof. In seiner Klause angekommen visualisiert er die betrachtete Leiche gemäß ihrer Merkmale bis das Gegenbild erscheint. Dies ist wie ein Luftschloß an dem man nicht die drei Wesensmerkmale feststellen kann. Die Wesensmerkmale kann man am Geist etc. feststellen aber, wie gesagt nach meinem Gefühl, nicht an einer Vorstellung des Geistes.
Gruß
FlorianHallo Florian,
Leichenbetrachtung: Visualisierung + Reflektion (Kontemplation)
Kasina-Mediation: Samatha-Technik zum Einstieg in die Jhana-Trancen.Die Leichenbetrachtung bleibt ein Fremdkörper in diesem Sutra.
Gruß
Onda -
Bitte zurück zum Thema.
Danke!Onda
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tsurezuregusa:
ich weiß nicht wirklich, was du genau mit Kontemplation meinst, aber mir geht es genau so bezüglich der Leichenbetrachtung. Ich hätte sie auch nicht in die Satipatthana-Betrachtungen mit aufgenommen.Hallo Florian,
für den Begriff der Kontemplation gibt es leider keine verbindliche Definition. Ich verwende ihn für Mediationstechniken, bei denen der Geist gezielt auf bestimmte Themen ausgerichtet wird und vorsätzlich bestimmte Gedanken erzeugt werden. Wie hier die Vergänglichkeit des Körpers. Aber auch die "Unreinheit des Körpers", die im Sutra behandelt wird, ist in diesem Sinne eine Kontemplation. *
Oft vermischen sich in der Kontemplation Denken und Visualisierung miteinander. So führt sich der Übende im satipatthana sutra sehr genau und bildhaft die einzelnen Verwesungsstadien des Körpers vor Augen. Ich halte es für sinnvoll, Achtsamkeitsmeditation und Kontemplation begrifflich voneinander zu trennen. Dass erstere zu letzterer führen kann, möchte ich nicht leugnen. Die Aufnahme der Leichenbetrachtungen in das Sutra führt jedoch zu einer Verwässerung des Achtsamkeitsbegriffes. Auch die "Vier Wahrheiten", die am Ende des Sutras erwähnt werden, können kein Objekt der Achtsamkeit sein - sondern lediglich eines der Reflektion. Achtsamkeit ist jedoch primär das prä-reflektive (und nicht-wertende) Registrieren von Phänomenen, die im Hier und Jetzt ins Wahrnehmungsfeld geraten.
LG
Onda* Auch die metta-Meditation ist im wesentlich eine Kontemplation (Hier: Gezielte Ausrichtung des Geistes auf das Thema Mitgefühl etc. + Erzeugung von Emotionen durch Denken und Visualisierung und Lenken dieser Emotionen auf sich selbst und andere).
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ekkhi:
Allerdings, so wie ich Satipatthana interpretiere, gibt es eigentlich keine Trennung, "jetzt Achtsamkeitsübung, jetzt Kontemplation".ekkhi
Ich finde, das sind zwei paar Schuh: Achtsamkeit und Kontemplation.
Man kann natürlich auch achtsam kontemplieren - aber das wird vielleicht ein wenig zu spitzfindig.Die Leichenbetrachtung ist eine eindeutige Kontemplationsübung. Wieso diese in dieses Sutra Eingang gefunden hat, ist mir nicht klar.
LG
Onda -
Im Satipatthana-Sutra geht es, so meine Wahrnehmung, nicht nur um Achtsamkeit, sondern in starkem Maße auch um Kontemplation.
Während Achtsamkeit lediglich die (nicht-wertende) Hinwendung des Geistes zu Objekten in der unmittelbaren Gegenwart meint, kommt bei der Kontemplation ein Moment der verstärkten Reflektion, der theoretischen Einbindung und der Visualisierung hinzu. Bei vielen Punkten geht es um die Einordung des Erfahrenen in die buddhistische Systematik (Skandhas, Hemmnisse, Erleuchtungsglieder etc. - s.u.)
Ich finde es erstaunlich, dass zwei so unterschiedliche geistige Aktivitäten wie Achtsamkeit und Kontemplation in einem Sutra vereint sind. Somit wäre das Sutra sowohl Meditations- als auch Kontemplationsanleitung.http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m010z.html
Körper (Atem, Körper, Bewegungen, tägl. Verrichtungen)
1) Achtsam ein- und ausatmen
2) wenn er lang einatmet: ich atme lang ein
3) wenn er kurz einatmet: ich atme kurz ein
5) Einatmend den Körper spüren - ausatmend den Körper spüren
6) Einatmend den Körper beruhigen - ausatmend den Körper beruhigen
7) Das Enstehen und Vergehen von körperlichen Prozessen wahrnehmen
8- Achtsamkeit beim Gehen
9) Achtsamkeit beim Stehen
10) Achtsamkeit beim Sitzen
11) Achtsamkeit beim Reden
12) Achtsamkeit beim Einschlafen und Aufwachen
13) Achtsamkeit beim Schweigen
14) Achtsamkeit beim Schauen
15) Achtsamkeit beim Beugen und Strecken der Glieder
16) Achtsamkeit beim Tragen der Robe
17) Achtsamkeit beim Benutzen der Schale
18) Achtsamkeit bei Essen
19) Achtsamkeit beim Ausscheiden20) Kontemplation über die Unreinheit des Körpers
21) Kontemplation über die Vier Elemente im Körper
22) Kontemplation über die Verwesungsstadien des Körpers (Vergänglichkeit des Körpers)Gefühle achtsam wahrnehmen:
23)
Achtsam weltlich angenehmen Gefühlen gegenüber
Achtsam weltlich unangenehmen Gefühlen gegenüber
Achtsam weltlich neutralen Gefühlen gegenüber
Achtsam spirituell angenehmen Gefühlen gegenüber
Achtsam spirituell unangenehmen Gefühlen gegenüber
Achtsam spirituell neutralen Gefühlen gegenüberGeist:
24) Drei Gifte achtsam wahrnehmen
- Begierde achtsam wahrnehmen
- Hass achtsam wahrnehmen
- Verblendung achtsam wahrnehmenGeistobjekte
25) Achtsames Wahrnehmen der 5 Hemmnisse:
- Sinnesbegierde
- Übelwollen
- Trägheit
- Erregtheit
- Zweifel26) Geistesobjekte in Zusammenhang mit den 5 Skandhas betrachten
27) Fesselnde (gierauslösende) Geistesobjekte in Zusammenhang mit den 6 Grundlagen (Sinne) betrachten.
28) Das Enstehen und Vergehen der Sinnesanhaftung verstehen29) Geistesobjekte in Zusammenahng mit den 7 Erleuchtungsgliedern betrachten
- Anwesenheit der Erleuchtungsglieder wahrnehmen
- Abwesenheit der Erleuchtungsglieder wahrnehmen
- Wissen wie Erleuchtungsglieder entfaltet werden können30) Geistesobjekte in Zusammenhang mit den 4 Wahrheiten betrachten
LG
Onda