Allein im Wald

  • bel:


    Eine interessante Anregung ist auch das Kapitel V,14 aus dem Shobogenzo Zuimonki, auszugsweise:
    "Gut und Schlecht hängen von [der Bewertung] der Umstände ab. ... kommen (wir) an einen Berg oder in einen Wald, halten wir das Leben in den Bergen für gut und das in der Gesellschaft für schlecht. Ist aber später unser Herz einsam, so verlassen den Berg wieder und halten das Leben dort für schlecht. Das liegt daran, daß der Geist keine festen Eigenschaften hat."


    Das stimmt sicher- man könnte das also auch auf einen Berliner anwenden, der mal im Tempel in Japan und dann wieder in der Großstadt lebt ... :oops:
    _()_c.d.

    Tag für Tag ein guter Tag

  • Falls dieser Wechsel auf eine Bewertung in "Gut/Schlecht" zurückzuführen wäre.

  • Es gibt halt günstigere Umstände und weniger Günstige. Da braucht man niemand für nen Zacken aus dem Krönchen brechen. ;)

  • man bricht sich ebenfalls keinen Zacken aus der Krone, wenn man sich eingesteht, daß das nur geistgemacht (abhisañcetayita) ist.

  • abhisañcetayita ist dann wohl auch, daß es gut ist, wenn nur noch 18-40 jährige gesunde, japanischsprechende Holzfäller und mechanisch begabte Köche dahinkommen sollen :)

  • Also rein "biologisch-arterhaltend" argumentiert würde ich sagen, dass es nicht im Sinn der Spezies sein kann, dass sich alle in den Wald zurückziehen. Wobei - da wäre natürlich das hinduistische vier-Phasen-Modell eine interessante Rangehensweise. Wobei ja genau genommen auch der Buddha erst mal die drei übrigen Stufen durchgemacht hat...


    Dass Rückzug bedeutet, sich vor der Verantwortung zu drücken, sehe ich hingegen nicht so. Dieser Anspruch ist nämlich anerkennbar oder auch nicht; d.h. ich glaube nicht, dass es einen moralischen Grundanspruch an den Menschen gibt, sein Leben so zu leben, dass es zur Arterhaltung oder dem Wohlergehen aller dient.


    Persönlich sehe ich es so: mittlerweile, nach vielen Jahren, bin ich an dem Punkt dass ich das Gefühl habe, ich könnte ein ruhiges Leben in ziemlicher Abgeschiedenheit leben (vielleicht nicht ganz als Einsiedler, aber in einem Kloster). Aber ich glaube, dass das Leben inmitten der Menschen und der "gewöhnlichen" Welt letzten Endes reicher ist; da komplexer und vielfältiger. Ergo ist auch die mögliche "geistige Befreiung" dort eine größere.
    Schließlich halte ich das Ganze Gerede von "Erlösung" oder "Befreiung" weitgehend für geistig zwar anregendend, unterhaltsam und teilweise auch hilfreich, aber im Grunde genommen für Firlefanz. Ich glaube, dass schlicht und einfach ein jeder von uns versucht, mit seinem Dasein zurecht zu kommen. Die einen bewusster und aktiver, die anderen weniger. Die einen haben mehr Interessen, Bedürfnisse, Sehnsüchte etc. in dieser Richtung, die anderen dorthin. Die anderen organisieren ihre Weltsicht anhand buddhistischer Sprache, die anderen anhand christlicher etc.

  • blue_apricot:

    abhisañcetayita ist dann wohl auch, daß es gut ist, wenn nur noch 18-40 jährige gesunde, japanischsprechende Holzfäller und mechanisch begabte Köche dahinkommen sollen :)


    Wenn man nicht richtig liest, ja. Was nicht ausschließt, daß da tatsächlich auch 16- und 58-Jährige ohne dies Merkmale zu finden sind, und solche mit diesen entweder abgewiesen werden, oder selbst nach 3 Tagen das Handtuch schmeißen.

  • Woher die Empfindlichkeiten?


    Wer es ermöglichen kann und wem es passend scheint, der ziehe sich zurück, wer nicht, der gehe halt seinen Weg.


    Obladi Oblada: woher hast du das Bild, dass eine Zurückziehung auf Kosten anderer geht? (Sich der Verantwortung entziehen, sich einen schönen Lenz machen...)
    Es gibt ebenso z.b. junge, nicht gebundene Männer, die sich die Kosten für ihr Retreat vorab größtenteils erarbeiten oder Frauen, die gehen nachdem die Kinderschar groß geworden ist - ebenso selbst verdient.
    Niemand sollte sich gegenseitig den Weg neiden, finde ich.

  • Sôhei:

    Also rein "biologisch-arterhaltend" argumentiert würde ich sagen, dass es nicht im Sinn der Spezies sein kann, dass sich alle in den Wald zurückziehen. Wobei - da wäre natürlich das hinduistische vier-Phasen-Modell eine interessante Rangehensweise. Wobei ja genau genommen auch der Buddha erst mal die drei übrigen Stufen durchgemacht hat...


    Dass Rückzug bedeutet, sich vor der Verantwortung zu drücken, sehe ich hingegen nicht so. Dieser Anspruch ist nämlich anerkennbar oder auch nicht; d.h. ich glaube nicht, dass es einen moralischen Grundanspruch an den Menschen gibt, sein Leben so zu leben, dass es zur Arterhaltung oder dem Wohlergehen aller dient.


    Persönlich sehe ich es so: mittlerweile, nach vielen Jahren, bin ich an dem Punkt dass ich das Gefühl habe, ich könnte ein ruhiges Leben in ziemlicher Abgeschiedenheit leben (vielleicht nicht ganz als Einsiedler, aber in einem Kloster). Aber ich glaube, dass das Leben inmitten der Menschen und der "gewöhnlichen" Welt letzten Endes reicher ist; da komplexer und vielfältiger. Ergo ist auch die mögliche "geistige Befreiung" dort eine größere.
    Schließlich halte ich das Ganze Gerede von "Erlösung" oder "Befreiung" weitgehend für geistig zwar anregendend, unterhaltsam und teilweise auch hilfreich, aber im Grunde genommen für Firlefanz. Ich glaube, dass schlicht und einfach ein jeder von uns versucht, mit seinem Dasein zurecht zu kommen. Die einen bewusster und aktiver, die anderen weniger. Die einen haben mehr Interessen, Bedürfnisse, Sehnsüchte etc. in dieser Richtung, die anderen dorthin. Die anderen organisieren ihre Weltsicht anhand buddhistischer Sprache, die anderen anhand christlicher etc.

    Die Gedanken sind das Problem.


  • Sorry, verstehe nicht was du meinst. Die Gedanken/das Denken an sich sind "das Problem"? (Welches Problem? Problem wofür?) Diese von mir eingestellten Gedanken sind das Problem? (Welches Problem? Problem wofür?)

  • boehnchen:

    Wir 'denken' 'automatisch', dass Gedanken hilfreich sind.
    nicht wahr?


    Ich verstehe dein Post so: Du bist nicht der Ansicht, dass Gedanken automatisch hilfreich sind. Du hast aber den Eindruck, dass viele deiner Mitmenschen, vielleicht sogar praktisch die meisten anderen Menschen dieser Ansicht sind.
    Verstehe ich dich so richtig?


    boehnchen:

    und du denkst, dass es deine eigenen sind.
    (weil man dir das gesagt hat :->)


    ??


    Ich für meinen Teil denke mir gerade, dass du dir vermutlich recht schlau mit diesen ominös-nichtssagenden Gedanken vorkommst...
    (Aber du schreibst ja nicht was du denkst, sondern was du glaubst was andere denken. Das macht Kommunikation recht schwer.)

  • Hallo,


    Elke:

    Mal ganz ehrlich: Es ist leicht zu entsagen, wenn man in Prunk aufgewachsen ist mit Wein, Weib und Gesang und irgendwann dann die Schnauze voll davon hat wie Buddha. Er konnte sich den Ausflug unter den Bodhi-Baum leisten, auch wenn das zynisch klingen mag.


    auf diesen Punkt bin ich erst durch Spiro in seiner Myanmar-Studie aufmerksam geworden. Er betrachtet dort verschiedene Arten des gelebten Buddhismus: auf Nirvana ausgerichtet, auf bessere Wiedergeburt ausgerichtet. Und in diesem Zusammenhang erwähnt er, das Buddhas Mönche vielfach wie er "aus guter Familie" stammen. Die hatten alle schon das Paradies auf Erden genossen und konnten so erkennen, dass es dies nicht ist. Der arme Bauer, früher als auch im heutigen Myanmar, sieht aber vor seinen Augen, wie die Reichen in diesem Erdenparadies leben und wünscht sich dies auch. Oder so gar eine Wiedergeburt als Gott. Also will er erst einmal eine bessere Wiedergeburt genießen und nicht entsagen.


    Gruß
    Florian

  • Zitat

    Er konnte sich den Ausflug unter den Bodhi-Baum leisten, auch wenn das zynisch klingen mag.


    Ist nicht zynisch, mach dir nichts draus :)
    Hauslosigkeit heisst nicht "ich bin `ne arme Sau". Das heisst man hat kein Haus, vom Bankkonto und der Familie steht in dem Wort nichts :) Ansonsten würde das Geldlosigkeit oder irgendwie anders heissen.



    • Soheis Gedanken. Gedanken. Gedanken:




    boehnchens antwort:

    boehnchen:

    Die Gedanken sind das Problem.

  • In dem Thread geht es - soweit ich ihn verstehe - um die Frage, die Bedeutung und das Verhältnis von Rückzug ("Wald") als Teil des buddhistischen Wegs.
    Dazu haben andere und ich unsere Ansichten und Gedanken mitgeteilt.


    Dein "Die Gedanken sind das Problem" u.a. andere Mini-Statements tragen dazu nichts bei. Schwer verständlich ist daran nichts.

  • Tashili:


    ...


    Niemand sollte sich gegenseitig den Weg neiden, finde ich.


    Hallo liebe/r Tashili, das finde ich auch. :)


    Liebe Grüße

  • Wald - Vögel, Wind, Bauern mit Traktoren, Förster mit Motorsägen, Ameisen, Raupen, Spinnen.


    Haus - Autos, Kinder, Nachbarn, Telefon, Klingel.


    500 Meter hohes Haus - Wind.


    Die Religion gefällt mir nicht, mal eine andere suchen.


    Die Lösung ist doof, vielleicht gibts irgendwo eine andere.


    Ich liebe den Tiefschlaf, da fällt das alles weg 8)

  • keks:


    ...


    Hauslosigkeit heisst nicht "ich bin `ne arme Sau". Das heisst man hat kein Haus, vom Bankkonto und der Familie steht in dem Wort nichts :) Ansonsten würde das Geldlosigkeit oder irgendwie anders heissen.


    Hallo lieber keks,


    bei der Hauslosigkeit unter Buddha, als Bhikkhu oder Bhikkhuni bedeutet die Lebensweise aber geldlos zu leben und kein Geld anzunehmen.
    Gehört zu den 227 Regeln eines Bhikkhu oder 311 Regeln einer Bhikkhuni. Nachzulesen im ersten Teil des Palikanon: Vinaya Pitaka, Der Korb der Ordens Regeln.


    Zum Beispiel hier:


    http://www.palikanon.com/


    Und natürlich gehört dazu auch die Familie zu verlassen.


    Aber es scheint buddhistische Traditionen und Schulen zu geben wo das Mönch sein anders gehandhabt, verstanden und gelebt wird.


    Liebe Grüße

    2 Mal editiert, zuletzt von Raphy ()

  • Was Du mit dem Begriff "Wald" alles assozieerst, keks.


    Wo bleiben bei Dir die Bäume, der Nebel am Morgen, das Rascheln der Blätter im Wind.
    Das Flüstern eines Baches.
    Das Zwitschern der Vögel irgendwo im Geäst.


    Was immer nervig sein Kann, ist die eigene Gegenwart.


    Egal WO.

    Suche nicht nach der Wahrheit; höre nur auf, an Meinungen festzuhalten.


    Meister Seng Ts'an

  • Tara4U:

    Auch in der völligen Anonymität eines Hochhauses in einer grossen Stadt sollte es möglich sein.


    Hi Tara


    klar, gerade in der Anonymität eines Hochhauses in einer großen Stadt kann man sein Potential dermaßen entfalten, dass einem die Daseinsmerkmale lebhaft bewußt werden


    Tara4U:

    Ich denke nicht, dass man dazu einen Wald braucht.


    und was atmest du?


    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • Raphy:


    bei der Hauslosigkeit unter Buddha, als Bhikkhu oder Bhikkhuni bedeutet die Lebensweise aber geldlos zu leben und kein Geld anzunehmen.


    Nicht alles was die grossen Führer der Welten von sich geben sollte man nachmachen, finde ich.
    Weitaus sympathischer finde ich wenn Mönche als Selbstversorger leben, sich ihre Häuser selbst bauen, ihr Essen selbst herstellen.