Frage zu Mitleid/ Mitgefühl etc.

  • Karnataka:

    ich vermute, Mitgefühl (= Fokus auf den anderen plus Wunsch sein Wohlergehen zu fördern) ist einfach die Basis und Grundveranlagung, aus der alle inneren Werte hervorgehen: Güte, Geduld, Toleranz, Versöhnlichkeit, Großzügigkeit, Fürsorge, Zuneigung, Warmherzigkeit, Respekt, Nachsicht und so weiter. Durchaus möglich, dass man bei der Geistesschulung keine großartig differenzierten Betrachtungen anstellen muss :)


    Nein, nein, das ist nun wieder was ganz anderes.
    Das ist mettā (Güte usw.) und hat nichts mit Mitleid (karunā) zu tun.

  • In meinen Poesialbum – in meiner Kindheit pflegte man das – hat sich jemand mit einem Spruch verewigt:


    "Mach’ es wie die Sonnenuhr,
    zähl die heit’ren Stunden nur."


    Ausblenden, Selektieren, den Blick auf andere Dinge lenken. Die Schätze des eigenen Lebens suchen.
    Ändert erst mal nichts an dem Zustand der Welt, aber gewaltig was an der eigenen Lage.


    Liebe Grüße
    Doris


    Ach ja … Ganz viel Lachen und sich und die eigenen Emotionen, auch die eigene Betroffenheit, nicht so ernst nehmen.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • accinca
    Wie kannst du so über jemand urteilen, denn du von ein paar Zeilen und Aussagen kennst? Mein Statement bezog sich vordergründig auf Mitgefühl bei Menschen, die mir bewusst schaden wollen, ich habe nicht generell über Mitgefühl und Mitleid geschrieben, außer in meinem ersten Satz steht das Wort Leid. Du weisst gar nichts über mich und wenn du 100.000 Beiträge geschrieben hast, stehst du mit mir auf einer Stufe, also wäre ein bisschen mehr Respekt vielleicht anzudenken. Wobei ich mich generell auch an das halte, aber dein Beitrag war für mich nicht respektvoll sondern ein Angriff und dies kann wohl auch nicht im Sinne des Buddhismus oder den Regeln des Forums sein.


    Sicher empfinde ich auch Mitleid mit Menschen und haben dies schon oft getan, ich kann mich in andere gut reinversetzen und auch mitleiden oder mitfühlen wie immer man das sehen will. Ich habe einige meiner besten Freunde verloren durch Tod und schwere Krankheiten und auch in meiner eigenen Familie, ich selbst bin auch seit Jahren krank - also glaub mir ich weiß was Leid ist, aber ich will gar nicht mich oder mein Leiden hier in den Vordergrund stellen sondern nur Klarstellen, dass ich mit anderen sehr wohl mitleiden kann auch, das ist auch ein Thema was mich krank gemacht hat, weil ich das getan habe und es an mich herangelassen habe und zum Thema Freude, ich wünsche niemanden was Schlechtes sondern freue mich mit anderen wenn sie Glück oder Erfolg haben oder es ihnen einfach gut geht. Wobei das gar nicht Thema war in meinem Beitrag. Du hast hier ein Bild gezeichnet von mir mit reinen Phantasien, das fand ich nicht sehr nett.


    Aber ich werde mich zurückhalten mit Statements - weil wenn die dann so gedeutet werden und ich mich rechtfertigen muss, das ist für mich nicht der Sinn, ich suche Frieden, Ruhe, innere Harmonie und Balance und nicht Konflikte, Kevin

  • Kevin05:

    accinca
    Wie kannst du so über jemand urteilen, denn du von ein paar Zeilen und Aussagen kennst? Mein Statement bezog sich vordergründig auf Mitgefühl bei Menschen, die mir bewusst schaden wollen, ich habe nicht generell über Mitgefühl und Mitleid geschrieben, außer in meinem ersten Satz steht das Wort Leid. Du weisst gar nichts über mich und wenn du 100.000 Beiträge geschrieben hast, stehst du mit mir auf einer Stufe, also wäre ein bisschen mehr Respekt vielleicht anzudenken. Wobei ich mich generell auch an das halte, aber dein Beitrag war für mich nicht respektvoll sondern ein Angriff und dies kann wohl auch nicht im Sinne des Buddhismus oder den Regeln des Forums sein.


    Tut mir leid, das du es so aufgefaßt hast. Betrachte es unpersönlich von
    der Sache her. Natürlich habe ich von deinem besonderen Hintergrund
    nichts wissen können. Ansonsten, wenn du meine Ruflektion als Angriff
    betrachten willst (was nicht der Fall ist) vergiss einfach was ich schrieb.
    Von der Sache her kam es mir so vor, als wenn du sagen wolltest das Mitleid
    und Mitgefühl eigentlich das gleiche bedeuteten.
    Das ist natürlich nicht der Fall und Mitleid bezieht sich auf den Leidenden und
    nicht auf den der Mitleid hat. Ebenso bei der Mitfreude. Auch dabei hat man
    nicht die Freude des anderen. Und das sage ich alles ganz unabhängig von dir.
    Du hast das Thema nur zur Sprache gebracht mehr nicht.

  • Zitat

    ich suche Frieden, Ruhe, innere Harmonie und Balance und nicht Konflikte


    Erst drückst Du Deine Wut über das Verhalten von accinca aus, dann schreibst Du diesen Satz, lieber Kevin. :D
    Erwartest Du vielleicht, dass sich die Umwelt so verhält, dass Du nicht mehr wütend werden musst? Da kannst Du lange warten …
    Denn erstens bist Du für Deine Wut selbst verantwortlich, und zweitens kann sich nicht die Welt nach Deinen Befindlichkeiten richten.


    Wut entsteht in Deinem Geist. Wenn das nicht so wäre, dann hätte accincas Post JEDEN wütend machen müssen. Mich hat er jedoch nicht wütend gemacht.
    Ich vermute, dass accinca nicht so schreibt, weil er anecken und die Leute ärgern will, sondern weil er in der Tat so denkt. Dafür kann ich ihm keinen Vorwurf machen, auch wenn ich sein Denken unter Umständen nicht teile. Er hat ein Recht darauf, so wie ich das Recht auf mein Denken habe. Ebenso hast Du das Recht so zu denken, wie Du denkst.
    Das soll jetzt keine Verteidigungsrede für accinca sein, sondern dient nur als Beispiel: Wir sind für unsere Gefühle selbst verantwortlich. Wenn wir es gewohnt sind, immer anderen die Schuld für unser Unbehagen zuzuweisen, dann ist das erst mal ein Schlag ins Gesicht. Denn schließlich leiden wir furchtbar an diesen Emotionen und daran, dass die anderen nicht so sind wie wir sie gerne hätten, wie wir es zu brauchen meinen. Wir denken, dass wir nicht gerne leiden, wir Depressiven. Und damit sind wir Gefangene unserer eigenen Verstrickungen. (Denn wir leiden lieber als über unseren Schatten der Angst zu springen.)


    Anhand meiner eigenen Geschichte habe ich erkannt, dass Depression in der Tat eine unterdrückte Wut ist (ich rede nicht von Depressionen, die ihre Ursache allein in der Hirnchemie haben).
    Da ist auf der einen Seite eine unerträgliche Wut und auf der anderen Seite das große Tabu, das über der Wut liegt. Wut ist nun mal nichts Nettes, so haben wir gelernt.
    Zu dieser Wut zu stehen ist ein erster Schritt. Gut, ich wusste immer, dass und warum ich wütend war. Aber der zweite Schritt, die Wut auch von Tabu und schlechtem Gewissen zu befreien, fiel mir sehr viel schwerer. Damit meine ich nicht, ihr freien Lauf zu lassen, sondern sie nicht mehr negativ zu besetzen. Wut ist nun mal nichts Nettes. Sie ist einfach, sie hat ihre Ursachen und die sind zu beachten.


    Der dritte Schritt, die Konsequenz fiel mir am schwersten: Meine Wut als MEINE Wut zu erkennen und statt mich von ihr begraben zu lassen, mein Leben in die Hand zu nehmen und das, was mir Schwierigkeiten macht zu verändern: Ich allein bin für mein Glück verantwortlich, spätestens mit meiner Volljährigkeit wurde das gültig. Natürlich habe ich das erst viel später erkannt :D Aber seit ich das wirklich weiß, mich danach verhalte, geht es mir immer besser. Ich bin kein Opfer mehr.


    Ich weiß, dass ich Konflikten nicht aus dem Weg gehen kann. Mittlerweilen stelle ich mich ihnen. Ich streite, wenn ich es für nötig erachte. Konflikte kann man aushalten lernen. Die Ängste sind meist völlig unbegründet: Der Himmel fällt einem nicht auf den Kopf, wenn man sich streitet und seine Bedürfnisse verteidigt und durchsetzt. Ich bin nicht mehr nett auf Teufel komm raus und halte es schon richtig gut aus, wenn andere mich nicht nett finden oder nicht nett zu mir sind.


    Daher empfehle ich heute: Lustvolles Streiten :D:D:D
    Habe ich mit accinca übrigens auch schon geübt …


    Im Buddhismus gibt es ein einprägsames Bild für die Selbstverantwortlichkeit:
    Es ist besser sich Sohlen unter die Füße zu schnallen, als die ganze Welt mit Leder auszulegen.
    Was hat das mit dem Thread-Thema zu tun?
    Es gehört für mich zum Mitgefühl: zu lernen, dass Frieden nur in einem selbst zu finden und Konflikte was Normales sind. Jeder Erwachsene ist für seine Bedürfnisse und für deren Erfüllung selbst verantwortlich. Niemand muss perfekt sein. Jeder ist auch böse.


    Liebe Grüße
    Doris

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • accinca
    Danke für deinen versöhnlichen und netten Beitrag, ich habe wohl auch überreagiert, was mir auch leid tut, es gibt zu deinen Worten auch wenig hinzuzufügen, weil sie stimmen. Alles Gute und schönes Wochenende, LG Kevin

  • Frank1:

    Etwas anderes ist Mitgefühl, wenn man sich empathisch liebend in das Leid des anderen einfühlen kann, aber nicht unbedingt selber darunter leidet bzw daran schuldig ist.


    Und für Mitfreude gibt es kein Mitgefühl weil man da nicht empathisch genug ist.

  • Mitgefühl kommt auf, wenn der Geist still und klar ist.
    Wir wissen dann auch den Unterschied.
    Im Mitleid ist er nicht still und klar. Denn dann greifen wir nach unserem Mit-Schmerz.


    Wir können so auch niemandem aufrichtig helfen, denn der Fokus liegt dann auf unserem Schmerz. ()

  • Interessant finde ich den (abhidhammischen) Gedankengang, dass ein Erwachter kein Mitgefühl und Mitfreude mehr kennt. Dies sind Geistesfaktoren, die auf sakkaya-ditthi, dem falschen Glauben an ein Selbst, basieren. Ist dieser falsche Glaube jedoch überwunden, dann gibt es auch nicht mehr die Vorstellung, 'Mit'gefühl und 'Mit'freude mit jemanden zu haben. Da es im höchsten Sinnen jemand anderen nicht mehr gibt.


    Gruß
    Florian

  • vimokkha:

    Im Mitleid ist er nicht still und klar. Denn dann greifen wir nach unserem Mit-Schmerz.
    Wir können so auch niemandem aufrichtig helfen, denn der Fokus liegt dann auf unserem Schmerz. ()


    Sag ich ja, wenn ein Egoist jemand leiden sieht und Mitleid hätte, dann würde er nur noch an
    seine eigenen Krankheiten und Leiden erinnert. Das kann ihn nicht begeistern und sagt sich,
    alle denken nur an sich, nur ich, ich denk an mich. Da will ich mich denn mit klarem Mitgefühl begnügen.

  • Buddhaghosa:

    Interessant finde ich den (abhidhammischen) Gedankengang, dass ein Erwachter kein Mitgefühl und Mitfreude mehr kennt. Dies sind Geistesfaktoren, die auf sakkaya-ditthi, dem falschen Glauben an ein Selbst, basieren. Ist dieser falsche Glaube jedoch überwunden, dann gibt es auch nicht mehr die Vorstellung, 'Mit'gefühl und 'Mit'freude mit jemanden zu haben. Da es im höchsten Sinnen jemand anderen nicht mehr gibt. Gruß Florian


    Allerdings stellt sich dann die Frage, warum der Buddha die Lehre darlegt, wenn
    nicht von Mitleid bewogen wie er selber sagte?

  • Oh, ich weiß ja nicht, ob selbstlose Zuwendung dir nicht hilfreicher ist als Mitleid.
    Wenn du auf Liebe bestehst, dann ist das schwierig, denn Liebe erschöpft sich. ()

  • "Was, ihr Mönche, ein Meister seinen Jüngern aus Wohlwollen und Liebe, von Mitleid bewogen, tun kann, das habe ich für euch getan. Hier sind Plätze unter den Bäumen, dort sind einsame Behausungen. Übet Vertiefung, ihr Mönche, auf daß ihr nicht lässig werdet und euch später keine Reue ankommt! Das, ihr Mönche, ist meine Weisung für euch!"A.7. 70

  • : )


    Mir ist keine Passage bekannt aus der hervorgeht, daß Buddha sich von Mitleid erschöpft zurückzog.
    Wenn du Karuna als Mitleid übersetzt, so ist das eben so. ()

  • vimokkha:

    : )
    Mir ist keine Passage bekannt aus der hervorgeht, daß Buddha sich von Mitleid erschöpft zurückzog.
    Wenn du Karuna als Mitleid übersetzt, so ist das eben so. ()


    Ich habe das nur zitiert nicht übersetzt.