Einige Buddhaworte zur Gelehrsamkeit

  • Hallo,


    im Sallekha Sutta äußert sich der Buddha positiv zur Gelehrsamkeit:



    Beim Buddha war eben vieles nicht einfach nur schwarz und weiß.


    (Neumann hat unerfahren/vielerfahren; Schmidt hat unbelehrt/belehrt; Nanamoli/Bodhi haben little learning/great learning.)


    Gruß
    Florian

  • Also bei Dahlke steht:


    Zitat

    als `Die anderen werden unweise sein, wir stattdessen werden in Weisheit-gerüstet sein` - ist Selbstläuterung zu erwirken;
    als `Die anderen werden auf unmittelbaren Vorteil bedacht sein, bereit zum Behalten, abgeneigt dem Entsagen,
    wir stattdessen werden nicht auf unmittelbaren Vorteil bedacht sein,nicht zum Behalten,wohl geneigt dem Entsagen- ist Selbstläuterung zu erwirken.


    Und weiter:


    Zitat

    als `Den anderen wird falsches Wissen eignen, uns stattdessen wird wird rechtes Wissen eignen` - ist Selbstläuterung zu erwirken
    als `Den anderen wir falsche Befreiung eignen, uns stattdessen wir rechte Befreiung eignen`- ist Selbstläuterung zu erwirken.


    Ziemlich schwarz-weiß eindeutig.


    Davon:
    Jemand, der geringer Gelehrsamkeit verfallen ist, kann sie mit großer Gelehrsamkeit vermeiden.
    Jemand, der geringer Gelehrsamkeit verfallen ist, kann mit großer Gelehrsamkeit nach oben gelangen.
    Jemand, der geringer Gelehrsamkeit verfallen ist, kann sie mit großer Gelehrsamkeit auslöschen.


    steht da gornix, kann aber sein, diese Abschnitte wurden auf die Aussagen zu den 5 Gelübden gekürzt.


    Allerdings steht da was von einem guten und einem schlechten Weg, bzw. Schöpfplatz.



    Gruß
    Jikjisa


    * Ps: Mir scheint, das Gelehrtenherz war und ist zu gewissen Übersetzungen geneigt.

  • ‘pare appassutā bhavissanti, mayamettha bahussutā bhavissāmā’ti sallekho karaṇīyo.



    appa - klein, unbedeutend, wenig


    suta - die heilige Überlieferung; Lernen; das, was zu hören ist.


    bahu - viel, viele, reichlich



    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.


  • Das ist doch eine Übersetzung von Neumann, die Du da zitierst und nicht von Dahlke, oder?


    ()

  • A.V.154 Bestand und Schwinden der Guten Lehre I


    Fünf Umstände, ihr Mönche, führen zum Schwinden und Untergang der Guten Lehre. Welche fünf?


    Da hören die Mönche nicht voll Eifer die Lehre;
    lernen nicht voll Eifer die Lehre;
    merken sich nicht voll Eifer die Lehre;
    untersuchen nicht voll Eifer den Sinn der gelernten Lehre;
    und selbst wenn sie die Lehre und ihre Bedeutung kennen, leben sie nicht voll Eifer im Sinne der Lehre.


    Diese fünf Umstände, ihr Mönche, führen zum Schwinden und Untergang der Guten Lehre.


    Fünf Umstände aber, ihr Mönche, führen zum Fortbestand der Guten Lehre, zu ihrer Erhaltung und Ausbreitung. Welche fünf?


    Da hören die Mönche voll Eifer die Lehre;
    lernen voll Eifer die Lehre;
    merken sich voll Eifer die Lehre;
    untersuchen voll Eifer den Sinn der gelernten Lehre;
    und die Lehre und ihre Bedeutung kennend, leben sie voll Eifer im Sinne der Lehre.


    Diese fünf Umstände, ihr Mönche, führen zum Fortbestand der Guten Lehre, zu ihrer Erhaltung und Ausbreitung.

    A.V.155 Bestand und Schwinden der Guten Lehre II


    Fünf Umstände, ihr Mönche, führen zum Schwinden und Untergang der Guten Lehre. Welche fünf?


    Da lernen die Mönche nicht die Lehre, nämlich Lehrtexte, vermischte Prosa, Exegese, Verse, Hymnen, Aussprüche, Geburtsgeschichten, wunderbare Dinge und Erläuterungen. Das ist der erste Umstand.
    Da unterweisen nicht die Mönche andere ausführlich in der Lehre, wie sie von ihnen vernommen und gelernt wurde. Das ist der zweite Umstand.
    Sie lassen nicht andere die Lehre ausführlich hersagen. Das ist der dritte Umstand.
    Selber sagen sie die Lehre nicht ausführlich her. Das ist der vierte Umstand.
    Sie denken nicht über die Lehre nach, sinnen nicht über sie und erwägen sie nicht im Geiste. Das ist der fünfte Umstand.


    Diese fünf Umstände, ihr Mönche, führen zum Schwinden und Untergang der Guten Lehre.


    Fünf Umstände, ihr Mönche, führen zum Fortbestand der Guten Lehre, zu ihrer Erhaltung und Ausbreitung. Welche fünf?


    (Umkehrung des Vorhergehenden.)

    A.II.48 Die durch schöne Worte beeinflußte und die an Gegenfrage gewöhnte Versammlung


    Zwei Versammlungen gibt es, ihr Mönche. Welche zwei?


    Die durch schöne Worte beeinflußte, nicht an Gegenfrage gewöhnte Versammlung, und
    die an Gegenfrage gewöhnte, nicht durch schöne Worte beeinflußte Versammlung.


    Welches aber ist die durch schöne Worte beeinflußte, nicht an Gegenfrage gewöhnte Versammlung?


    Werden da, ihr Mönche, jene vom Vollendeten verkündeten Lehrtexte vorgetragen, jene tiefen, tiefsinnigen, überweltlichen, die von der Leerheit handeln, so haben die Mönche nicht den Wunsch, sie zu hören, schenken ihnen kein Gehör, öffnen sich nicht ihrem Verständnis und halten es nicht für nötig, jene Lehren zu lernen und sich anzueignen. Werden jedoch jene von Dichtern verfaßten Texte vorgetragen, poetische Werke mit schönen Worten, schönen Phrasen, die [der Lehre] fremd sind, verbreitet von den Anhängern [jener Außenseiter], so hören sie gerne zu, öffnen sich ihrem Verständnis und halten es für nötig, jene Texte zu lernen und sich anzueignen. Selbst wenn sie sich [auch die echte] Lehre aneignen, so befragen sie sich nicht gegenseitig, noch forschen sie nach, wie sich dieses oder jenes verhalte, welchen Sinn dieses oder jenes habe. Sie erschließen nicht das Unerschlossene, klären nicht das ungeklärte, lösen nicht ihre Zweifel bei den mannigfachen zweifelhaften Dingen. Dies, ihr Mönche, ist die durch schöne Worte beeinflußte und nicht an Gegenfrage gewöhnte Versammlung.


    Welches aber, ihr Mönche, ist die an Gegenfrage gewöhnte, nicht durch schöne Worte beeinflusste Versammlung?


    Werden da jene von Dichtern verfaßten Texte vorgetragen, poetische Werke mit schönen Worten, schönen Phrasen, die [der Lehre] fremd sind, verbreitet von den Anhängern [jener Außenseiter], so haben die Mönche nicht den Wunsch, sie zu hören, leihen ihnen kein Gehör, öffnen sich nicht ihrem Verständnis und halten es nicht für nötig, sie zu lernen und sich anzueignen. Werden dagegen jene vom Vollendeten verkündeten Lehrtexte vorgetragen, jene tiefen, tiefsinnigen, überweltlichen, die von der Leerheit handeln, so hören diese Mönche gern zu, leihen Gehör, öffnen ihren Geist dem Verständnis und halten es wohl für nötig, jene Lehren zu lernen und sich anzueignen. Haben sie sich nun diese Lehren angeeignet, so befragen sie sich einander und forschen darüber nach, wie dieses oder jenes sich verhalte, welchen Sinn dieses oder jenes habe. Sie erschließen das Unerschlossene, klären das Ungeklärte, lösen ihre Zweifel bei den mannigfachen zweifelhaften Dingen. Dies, ihr Mönche, ist die an Gegenfrage gewöhnte, nicht durch schöne Worte beeinflußte Versammlung.


    Diese beiden Versammlungen gibt es, ihr Mönche. Die beste aber ist die an Gegenfrage gewöhnte, nicht durch schöne Worte beeinflußte Versammlung. Die dem weltlichen Vorteil und die der echten Lehre huldigende Versammlung.

  • Sehr schön, vielen Dank an nibbuti und Kusala für die Ausführungen.


    Gruß
    Florian

  • @ Kusala:

    Zitat

    Das ist doch eine Übersetzung von Neumann, die Du da zitierst und nicht von Dahlke, oder?


    Dahlke, 1920, Buddha -die Lehre des Erhabenen, Goldmanns Gelbe Taschebücher. An mich verschenkt vor drei Jahren in einem Antiquariat in der brandenburger "Einöde" zum Geburtstag von meinem Hippie Shiva Freund Tosh-Nase.

  • Also so naiv geht das im 21. Jahrhundert wirklich nicht mehr. Die mehrfach variierte Hauptaussage ist hier:


    Wenn du ein leeres Glas hast, kannst du es wieder vollschenken.


    Die peitschende Wiederholung zur fleissigen Gelehrsamkeit lässt sich nur vor dem Hintergrund einer Agrargesellschaft verstehen, in der der Dharma für nahezu alle die einzige Form von Bildung war. So ferne und zeitgebundene Aussagen in unserer Zeit in eine lebendige buddh. Praxis integrieren zu wollen, grenzt schon an Solipsismus.

  • Bettler:

    Die peitschende Wiederholung zur fleissigen Gelehrsamkeit lässt sich nur vor dem Hintergrund einer Agrargesellschaft verstehen.


    Ja, in Zeiten der Massentierhaltung haben sie halt schon sehr nachgelassen.
    Entgegen sich in früheren Gesellschaften besonders die Korbflächter und Seiler
    den "peitschenden" Wiederholungen und der fleißigen Gelehrsamkeit hingaben. :roll:

  • Also ich würde ja sagen, daß diese Verirrung hin zur "Gelehrsamkeit "im Zuge der Säkularisierung der Kirche, der Industrialisierung und der sogenannten Aufklärung seinen Anfang nahm. Sicher, die Agrargesellschaft hatte auch ihren Einfluss, nämlich in Bezug auf Besitzhabende und Besitzlose, Abhängige; aber das scheint mir dann doch zu weit weg, ich meine auch von den westlichen Verhältnissen.

  • Jikjisa:

    Also ich würde ja sagen, daß diese Verirrung hin zur "Gelehrsamkeit "im Zuge der Säkularisierung der Kirche, der Industrialisierung und der sogenannten Aufklärung seinen Anfang nahm. Sicher, die Agrargesellschaft hatte auch ihren Einfluss, nämlich in Bezug auf Besitzhabende und Besitzlose, Abhängige; aber das scheint mir dann doch zu weit weg, ich meine auch von den westlichen Verhältnissen.


    Ich würde sagen, dass die Verwirrung mit der Neigung zum Ausschweifen ihren Lauf nimmt.


    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • ich würde sagen, der buddhagosa ist sehr sehr schlau, umsichtig und vorallem gewissenhaft;
    der versteht das dann schon - jetzt oder irgendwann mal. und das ist sehr erfreulich,mir freut das jetzt schon.
    karma ist nicht nur unsers; in allen zu,-und umständen drückt sich karma aus.