Beiträge von Bettler

    Im Prinzip stimmt das: dass der Mittlere Weg (bewusst oder unbewusst) zum Mittelmaß führt, zu Lauheit, Leidenschaftlosigkeit, All-Einheitsgefühlen, gedämpften Bewegtheit des Geistes und angeschwollener Bewegtheit des Gemüts (citta sankhara). Ein gutes Beispiel, um das zu erkennen, ist die notorisch flache Humor von Buddhisten. Andererseits grundiert die buddhistische Psychologie auch das gesamte Feld der asiatischen Kampfsportarten, und die haben ja durchaus eine selbstbewusste Verbindung von Körper und Geist zum Ziel. Ich fürchte, auf deine existenzielle Angst vor der eigenen Sensibilität in einem unheilsamen Berufsumfeld, hat guter Jazz weit bessere Antworten als die Lehre von der weltlosen Entrückung und den Körperknoten.

    Chantasaro:

    Liebe Member, die sich hier so fleissig zu Wort melden


    Falsche Anschauung kann grossen Schaden anrichten ... Wenn ich sehe, wie viel einige hier schreiben, ... Möget wir aus diesem Dilemma herausfinden.


    Diese Art von Belehrung mag ja irgendwo in Thailand funktionieren. Aber hier in Europa ist die Aufforderung, doch gefälligst die eigene Einstellung zu analysieren, ein No-go. Der Versuch, für den Dhamma eine zeitgemässe und lebensoffene Sprache zu finden, ist die einzige Möglichkeiten den Glaubenplatitüden ("das nächste Leben") zu entkommen. Im Buddhaland lauern keine Gefahren.

    hadaya vatthu*'
    Die Grundlage Herz'. Das Herz gilt nach den Kommentaren wie nach der allgemeinen buddhistischen Überlieferung als der Sitz des Bewußtseins In den kanonischen Texten jedoch, selbst im Abhidhamma, wird, wie Shwe Zan Aung (Compendium of Philosophy) wohl zum ersten Male nachgewiesen hat, für das Bewußtsein kein bestimmtes physisches Organ angegeben.


    Patth. (pacc. niddesa 7) erwähnt bloß: »jenes physische Etwas (rūpa), worauf gegründet das Geistelement und Geistbewußtseins-Element (mano-dhātu, manoviññāna-dhātu) in Tätigkeit sind.« (yam rūpam nissāya mano-dhātu ca mano-viññāna-dhātu ca vattanti, tam rūpam).


    Quelle: http://www.palikanon.com/wtb/hadaya_vatthu.htm

    1. Die europäische Buddhismusrezeption ist genau doppelt so alt, wie hier eingangs vermutet. Sie begann vor 200 Jahren mit dem Sammeln von Asiatika an den Fürstenhöfen.


    2. Natürlich wäre ein Buddhismus mit zeitgemäße Ausdrücken wünschenswert, also "Angst", "Besorgtsein", "Druck", usw. für Dhukka. Aber die heute gebräuchlichen (protochristlichen) Begriffe aus dem 19. Jahrhundert erfüllen eben bestimmte romantische Wünsche und Bedürfnisse der Rezipienten. Ein religiös verkleideter Buddhismus muss notwendiger Weise mit dem Wortzauber des Antiqierten arbeiten. Darüber hinaus hat er auf der Ebene des Sagbaren ja nichts anzubieten.


    3. Ob sich eine Kritik der deutschen Buddhismusliteratur überhaupt lohnt, sei dahingestellt. Die deutsche Sprache ist ja heute schon ein Dead-Man-Walking. In wenigen Jahrzehnten wird sie von Englisch als europäischer Verkehrssprache abgelöst sein.

    Da es den einen Budddhismus nicht gibt, lässt sich die Ausgangsfrage allenfalls so beantworten: Ja, es gibt auch einige Buddhisten, die an Geister glauben, und umgekehrt.

    Deutsche Mystiker sind seit jeher plauderselige Clowns. "Der Mund ist das Arschloch des Geistes", sagte Louis Haeusser. Für beachtenswert halte ich nur die Gestalten, die vor sich selbst zurückzuckten und zur Literatur gefunden haben (Angelus Silesius, Jürgen von der Wense). Die anderen bleiben Kasperln und bilden die traurige Kehrseite des Bierzeltdeutschen.

    Überall soll das Leben mehr oder weniger leidhaft sei und sogar das Leben
    der höchsten Götter sollen diesem Leiden und dem Tode unterworfen sein geschweige den
    niederen Lebensformen. In anbetracht dieser Lehraussage des Buddha: Wie groß muß
    die Ignoranz sein zu sagen "Die Darstellung 'Leben ist Leiden...' ist abschreckend und stammt
    aus der allerersten Zeit der Buddhismusrezeption in Europa"?


    Die Übersetzung von Dhukka mit Leid ist problematisch, besser wären: Angst, Druck, Besorgtsein. Die Grundaussage des Buddha ist ultimativ simpel: "Das Leben ist anstrengend, und jetzt frage dich in Ruhe mal, warum es dich gerade in diesem Moment anstrengt". Der elitäre Buddhisten-Jargon der Schriften ist heute ganz unnötig.

    natürlich darfst du was du willst aber wissen kannst du weder wie die Welt Buddhas Ansichten sah noch wie Buddha die Welt sah..... alles Spekulation :)
    .[/quote]


    Der Wert von Gedanken lässt sich immer auch an der Form ihrer Äußerung erkennen.

    In diesem Sinn ist das Erwachen ein Verzicht auf Geburt, der Verzicht auf Geburt ein Verzicht auf das tiefe Verlangen, die Geborgenheit des Mutterschoßes wiederzufinden, mithin der Verzicht auf den Wunsch nach einer bergenden Shanga, also bezuglose Strenge, der Last des freien Willens ledig.

    Foren erzeugen keinen Hang zum kritisieren, Tastaturen laden nicht zum räsonieren ein und und keiner muss sich unentwegt verständigen. Es wird von Menschen getan, die sich dafür entscheiden.


    Dieser Erkenntnistand ist seit Friedrich Nietzsches Wort über seine Schreibmaschine gründlich überholt, also schon eine ganze Weile.


    Nun möchte ich gern sehen, wie mit dem Schreibapparat manipulirt wird; ich
    denke mir, dass es viel Übung kostet, bis die Zeilen laufen. Vielleicht gewöhnen
    Sie Sich mit diesem Instrument gar eine neue Ausdrucksweise an – mir wenigstens
    könnte es so ergehen; ich leugne nicht, dass meine „Gedanken“ in der
    Musik und Sprache oft von der Qualität der Feder und des Papiers abhängen …
    (Heinrich Köselitz an Friedrich Nietzsche)


    Sie haben Recht – unser Schreibzeug arbeitet mit an unseren Gedanken. Wann
    werde ich es über meine Finger bringen, einen langen Satz zu drucken!
    (Friedrich Nietzsche an Heinrich Köselitz)

    Schwer zu sagen, ob Buddha sich in Internettforen herumgetrieben hat, und wenn ja, unter welchen Nicknames. Sicher hätte er der Logik des Mediums irgendwie Rechnung getragen. Denn der Wunsch danach, dass wir uns gegenseitig mit gütigen Augen betrachen, ist ja ganz wunderbar. Aber der paranoische Hang zur Kritisiererei unter den Postern ist eben auch ein Ergebnis des Buddhaland-Forums selbst. Das Freudliche erstickt im Geächze der Standpunkte, weil die Tastatur zum Räsonieren einlädt. Statt zu delirieren oder Klarheit zu gewinnen, untersuchen wir Gründe und wieder Gründe, entwickeln uns zu kleinen Redemaschinen, die sich selbst nicht kennenlernen, weil sie sich unentwegt mit anderen verständigen müssen.


    Kurz: Ich plädiere für deutlich weniger von allem.

    Für mich wird hier eine Vergewaltigung beschönigt, indem der männliche Erzähler die Frau der Tat etwas Gutes abgewinnen lässt und zugleich die anderen Opfer als unreif darstellt. Unsenibel, inakzeptabel.

    Wirklich was Neues. Dieser Link lässt sogar Vergewaltiger gut aussehen:


    "Die folgende Geschichte passierte während Euer Webmaster in einem Meditationszentrum arbeitete. Während eines 11-tägigen Meditationskurses wurde eine junge Frau in einer der Frühstückspausen von jemandem mit vorgehaltenem Messer außerhalb des Zentrums genötigt; alle anderen Teilnehmer waren entsetzt. Es war seltsam. Als eine Krankenschwester war sie bereits häufig in ihrem Leben mit Fällen von sexuellem Missbrauch in Kontakt gekommen, doch hatte sie es niemals vorher selbst erlebt. Sie war zu jener Zeit noch keine Buddhistin, doch sie war sehr fasziniert von den Belehrungen über Karma und Mitgefühl. Mit einer bemerkenswerten Portion Mut entschied sie sich, zu der indischen Polizei zu gehen (obwohl ihr bekannt war, dass sie nicht besonders einfühlsam ist) und es darüber hinaus allen Kursteilnehmern genau und detailliert zu erzählen. Sie entschied für sich selbst, die ganze Situation als eine Art Test dafür anzusehen, ob die Belehrungen über Karma, Liebe und Mitgefühl ihr in ihrem Leben von Nutzen sein könnten und auf das Alltagsleben anzuwenden sind. In den folgenden Tagen verließen einige Frauen den Kurs. Ich fand später heraus, dass all diese Frauen in früherer Zeit Missbrauchserfahrungen gemacht hatten und einfach nicht mit der positiven Einstellung zurechtkamen, die diese junge Frau gegenüber dem Täter hatte, und vor allem mit dem Mitgefühl, das sie ihm entgegenbrachte. In diesem Moment wurde mir schmerzlich bewusst, dass diejenigen Personen, die ganz offensichtlich diese in den Belehrungen gegebenen Methoden gebraucht hätten, nicht einmal in der Lage schienen, sie als eine andere mögliche Annäherung an ihre Schwierigkeiten zu sehen. In dem sie das Seminar verließen, schlossen sie lediglich eine weitere Tür zur Bearbeitung ihrer Probleme. Aus ihrer eigenen Frustration heraus fühlten sie Ärger und Empörung über diese junge Frau, die eine andere Annäherung versucht und dadurch viel Mut und Selbstbewusstsein bewiesen hatte. Was passierte mit der angegriffenen Frau? Ich sah sie ein Jahr später wieder, tief in Buddhismus involviert, erpicht darauf, weitere Kurse zu besuchen und ohne jede Verzweiflung oder Missstimmung über den Missbrauch, den sie erlebt hatte...“

    Ich bin selber ehemalige Christin ...


    Der Haken daran ist das Sakrament der Taufe. Einmal getauft, bist du für immer in Christus. Egal, wozu du dich bekennst. Es gibt so selten "ehemalige Christen" wie "ehemalige Schwimmer" oder "ehemalige Radfahrer".

    1. Er hat mit einiger Wahrscheinlichkeit in Taxila, der Hauptstadt von Gandhara, eine Provinz des Achämenidenreichs studiert, wie seine Jahrgangsgenossen.


    2a. Nein. 2b. Ja.


    3. Die Konstruktion eines "Buddhismus" als Bekenntnisreligion ist eine westliche Idee des 19. Jahrhunderts. In Asien mischt jede Hütte ihre eigene Suppe. Und Jesus war Jude.

    Die Frage müsste eigentlich lauten: Warum gibt es so wenige buddhistische Beiträge zur Weltliteratur? Und die Antwort könnte lauten: Weil die Romanform ein spezfischer Ausdruck des Selbstbewusstseins der bürgerlichen (westlichen) Gesellschaft ist, während der Buddhismus die Spuren von Wasserbüffel und Yak noch kaum wo verlassen hat.

    Ohne Frage braucht hier das 21. Jahrhundert bessere Begriffe. »Hinayana« ist abwertend; doch das waren die Begriffe der Gotik oder des Historismus in der europäischen Kulturgeschichte zunächst auch. »Theravada« ist irrefüherend, weil ja nicht nur diese eine der Alten Schulen überlebt hat. Der Ausdruck »südlicher Buddhismus« wird durch die Globalisierung gerade überholt. Ich halte es für am Klügsten und Richtigsten den Urbuddhismus als Nikayana oder Buchfahrzeug zu bezeichnen, da im Dhamma nun mal die kanonisierten Schriften eine Hauptrolle spielen.