Dass die Mahayana-Lehre letztlich auf der Lehre des historischen Buddha basiert, muss nicht heissen, dass die Wortwahl einer bestimmten Sammlung zwangsläufig irgendwo wiederholt werden muss. Es ist vielmehr so, dass der Mahayana eine Essenz dieser Basis assimiliert hat. Die Bedeutung wird in einer eigenen Sammlung erhalten und übertragen. Nachdem diese Assimilation abgeschlossen war, übrigens wurden ja auch einige andere Lehren und Vorstellungen assimiliert, dazu gehört Dzogchen oder bestimmte Vorstellungen der jeweiligen Länder und Kulturen, hat sich das System irgendwann mehr oder weniger geschlossen und wurde dann vorwiegend selbst-referentiell. Das hat besonders ist Tibet sicherlich mit der Abgeschiedenheit der Region zu tun.
Für den Mahayana ist es irrelevant, ob "Frühbuddhisten" der Meinung sind, dass ihre Texte ausreichend im O-Ton vertreten sind. Man ist zufrieden mit dem integrierten Wissen und den Ergebnissen der Übertragung.
Übrigens ist - neuerer Forschung nach - Mahayana wesentlich älter als bisher angenommen und es wird vermutet, dass Mahayana keine Weiterentwicklung war, sondern sehr bald eine Strömung, die sich parallel entwickelt hat. Es mag also sein, dass Mahayana seine eigenen "frühbuddhistischen Wurzeln" hat. Dann ist es müßig zu sagen: "meine Übertragung ist aber die einzige, die authentisch ist". V.a. wenn es auf das Ergebnis ankommt, ist es ziemlich egal auf welchem (buddhistischen) Weg man es erreicht hat.
kilaya