Wo hört die Selbstliebe auf und wo fängt der Egoismus an?

  • Demnach wäre also jeder egoistisch, der sich noch nicht von den Geistesgiften befreit hat? :?

    Dazu passt, dass ein Lehrer oft sagte: Entfernt man das "Ego" aus den Störgefühlen, zeigen sie sich sofort in ihrer Weisheitsnatur. Wobei viele Störgefühle diese "binäre Qualität" haben. Narzissmus <> Selbsthass aber auch Stolz: sowohl die Selbstüberhöhung als auch der Minderwertigkeitskomplex sind Ausdrucksformen von Stolz. Der gleiche Lehrer dazu: "Wenn ich schon der nicht der Größte sein kann, will ich wenigstens der Kleinste sein". Tatsächlich schlägt das Pendel bei Egoismus in beide extremen Richtungen aus; während eine Zentrierung, die eigene Mitte, in die Balance bringt. Insofern passt es ganz gut, dass die wahre eigene Mitte überpersönlich ist und sich in den Raum hinein auflöst.

  • Ich lernte, die natürlich anwesende Buddhanatur ist ein Same für den von Leidenschaften befreiten Geist. In den Mahāyāna- Pfad tritt man ein, wenn der Erleuchtungsgeist, das Streben nach Buddhaschaft zum Wohle der Lebewesen, ganz spontan und natürlich vorhanden ist.

    So hab ich das auch gelernt, und von der Theorie finde ich es auch einleuchtend.


    Allein in der Praxis hat die Sache ein paar Tücken, denn der menschliche Geist ist recht erfinderlisch.


    Ich finde es schwierig unterscheiden zu können, wo entwickelt sich echtes Bodhichita, und wo wird nur gecheated,um mal ein neudeutsches Wort zu benutzen.;)


    Man kann schließlich beim Bodhichita gleich zweimal in die verkehrte Richtung laufen.

    Man kann gar nichts tun und sagen, ich handele halt gerade spontan und mühelos, und man kann sagen , das was ich mache ist das richtige und wir sind Guten ,obwohl man eigentlich primär auf eigenen Vorteil aus ist.


    Ich finds halt tatsächlich schwierig sehen zu können, ob man wirklich zum Wohle aller Wesen handelt. Und mein Eindruck ist auch, das sogar hohe Verwirklichte da nicht immer ganz sicher sind , was konkret zu tun ist.

    Sicher ist nur ,das es auch im Buddhismus die selben Probleme mit Macht und Geld gibt, wie in anderen Religionen auch.


    Ich bin deshalb zwar trotzdem ein überzeugter Mahajana Buddhist, aber immer unter der Prämisse Holzauge sein Wachsam.


    Nichts eignet sich so sehr Menschen zu manipulieren wie LIebe und Mitgefühl.


    _()_

  • Das ist ein interessanter Beitrag! Leider haben wir hier dafür noch keine richtige Antwort gefunden.


    Sind die Belehrungen zu streng oder unsere Interpretation?


    Ist dieser Egoismus, sich Zeit zum Meditieren zu nehmen und so an sich zu denken, nur im westlichen Sinne egoistisch? Und aus buddhistischer Sicht nicht, sondern Liebe (denn diese Selbstliebe führt zu genereller Liebe)?

  • Sind die Belehrungen zu streng oder unsere Interpretation?

    Hallo Glücklichsein,

    selbst wenn unsere Interpretation zu streng wäre, sind doch die wenigsten dazu bereit, den Belehrungen in Gänze zu folgen.


    "Ich meine", die Belehrungen sind einfach, aber natürlich sehr klar und strikt (streng).

    Ist dieser Egoismus, sich Zeit zum Meditieren zu nehmen und so an sich zu denken, nur im westlichen Sinne egoistisch? Und aus buddhistischer Sicht nicht, sondern Liebe (denn diese Selbstliebe führt zu genereller Liebe)?

    Ja, das kann schon sein, dass es nur hier im Westen so ist, denn hier ist es ja nicht so üblich. In Asien jedoch gehört es zum Alltag, ist selbstverständlich, genau so wie es auch in z.B. in Thailand üblich ist, Almosen zu spenden. Hier würden viele die Nase rümpfen.


    Aber mit Liebe hat das aus meiner Sicht nichts zu tun.

    Gute Nacht

    Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Ja, das kann schon sein, dass es nur hier im Westen so ist, denn hier ist es ja nicht so üblich. In Asien jedoch gehört es zum Alltag, ist selbstverständlich, genau so wie es auch in z.B. in Thailand üblich ist, Almosen zu spenden. Hier würden viele die Nase rümpfen.


    Aber mit Liebe hat das aus meiner Sicht nichts zu tun.

    Gute Nacht

    Monika

    Nicht egoistisch wäre im buddhistischen Sinne als das Loslassen von Anhaftung, Gier und Neid..sodass Zeit für sich und die Meditation und somit ein klares nein zu "ich brauche aber jetzt deine Hilfe" nicht egoistisch ist?

  • Das ist ein interessanter Beitrag! Leider haben wir hier dafür noch keine richtige Antwort gefunden.


    Sind die Belehrungen zu streng oder unsere Interpretation?


    Ist dieser Egoismus, sich Zeit zum Meditieren zu nehmen und so an sich zu denken, nur im westlichen Sinne egoistisch? Und aus buddhistischer Sicht nicht, sondern Liebe (denn diese Selbstliebe führt zu genereller Liebe)?

    Ich finde diesen ganzen Themenkomplex ja schon ziemlich schwierig.


    Denn das Bodhichita ist ja schon eine sehr zentrale Belehrung und nicht einfach etwas , was man mal unter "sowas gibts halt auch" wegheften kann,

    aber die Belehrungen sind oft auch sehr streng. Das heißt es wird sehr betont ,das bei "Echter Liebe" keine eigener Vorteil dabei sein darf und außerdem immer alle mit eingeschlossen sein müssen.


    Mir kommt das halt etwas sperrig vor.Aber das ist halt ein bischen mein Problem.


    Ein bischen kommt mir die Sache immer so vor, als ob man versuchen würde die Technik der inneren Hitze gleich allen beibringen zu wollen.

    Die meisten von uns bekämen aber ganz sicher eine Lungenentzündung ,wenn sie einen Tag in einem nassen Baumwolltuch im Schnee sitzen würden.


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  • Nicht egoistisch wäre im buddhistischen Sinne als das Loslassen von Anhaftung, Gier und Neid..sodass Zeit für sich und die Meditation und somit ein klares nein zu "ich brauche aber jetzt deine Hilfe" nicht egoistisch ist?

    Wer sagt das?


    Wenn jemand meine Hilfe braucht, kommt es ja darauf an, ob ich nur eine Konservendose für ihn/sie öffnen muss oder diese/r in ernsthaften Schwierigkeiten steckt.

    Das musst Du abwägen.

    _()_

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    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Wer sagt das?


    Wenn jemand meine Hilfe braucht, kommt es ja darauf an, ob ich nur eine Konservendose für ihn/sie öffnen muss oder diese/r in ernsthaften Schwierigkeiten steckt.

    Das musst Du abwägen.

    _()_

    Aber ist es nicht egoistisch bei egal welcher Hilfe abzulehnen?

  • @mkha'


    die Milarepageschichte macht ja deutlich , das es hier sehr schnell zu Problemen kommen kann.


    Einmal kann man ganz schnell seine Gesundheit ruinieren und dann halt auch sein Vertrauen ,was noch viel schlimmer ist.


    Mir helfen die vielen tollen Heiligengeschichten aus diesem Grund immer nur sehr bedingt weiter, gute Belehrungen für unseren Alltag finde ich da einfach wichtiger. Und am Besten sind natürlich Geschichten von Menschen , die einfach Vorbildhalft leben und zeigen das Selbstlosgkeit tatsächlich möglich ist.

  • Aber ist es nicht egoistisch bei egal welcher Hilfe abzulehnen?

    Dazu hat mkha' ausführliche Beispiele gegeben.


    Dazu fällt mir eine Geschichte über Mutter Theresa ein, die unermüdlich in Kalkutta die Kranken versorgte. Mittags jedoch ging sie grundsätzlich zum Gebet. Es war einfach notwendig, neue Energie zu tanken, die Kranken werden nicht weniger ...


    Deshalb finde ich den Ausdruck egoistisch auch nicht passend.


    Spocks Gedanken stimme ich komplett zu:

    Ich finde das Wort "Ego" unpassend.

    Das Wort "Ego" hat für mich ganz andere Kriterien, als zB. Wissensklarheit und ich finde es ungünstig das synonym zu benutzen (eben weil es m.E. implizit andere Schwerpunkte hat) und unnötig verwirrt (Ist das egoistisch? Was ist egoistisch und was nicht? usw.), ohne dass das Philosophieren da ein Ende findet

    _()_

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  • Danke für die Antworten. Ja, ich denke, das Wichtige ist, dass Metta einen mit einschließt und somit alle im Blick behalten werden müssen. Eigentlich müssten wir dann aber alle unsere Freizeit aufs Mindestmaß beschränken, in Suppenküchen stehen und Geld für Bedürftige sammeln...

  • .. richtig - deshalb "erzählte" ich sie ja hier weiteṛ ... Geshela brachte solche Geschichten ja bewusst ein, (und angesichts so mancher Verwirrung und Verirrung empfahl S. H. Dalai Lama XIV ja auch schon einige Male, daran zu denken, dass manch einer auch besser bei seinen eigenen Wurzeln bliebe - was von manch einem anderen dann wieder so verstanden wurde, als setze man ihm den Stuhl vor die Türe ... Alles nicht so einfach - und dennoch möglich zu versteheṇ :) )

    Weiterhin könnte man dazu bedenken, dass manch einer gar keine Wurzeln hat.

    Menschen die tief in Ihrem Glauben verwurzelt sind, kämen wahrscheinlich garnicht auf die Idee ihren Glauben zu wechseln.

    Vielleicht mal einen Ausflug tätigen, aufgrund einer Modeerscheinung, und mal sichten, was ist an der Meditation eventuell außergewöhnlich?


    Aber für die "Entwurzelten" wohin denn also zurückkehren?


    Die Lehre ist frei und wir haben die Freiheit zu entscheiden, ob wir weitermachen oder nicht, das ist zwar beruhigend - aber letztendlich vielleicht auch ein Rettungsring. Aber wahrscheinlich gibt es nur sehr wenige, die nicht aus einer Not heraus dort einfinden.


    Was ich mir wünschen würde: Wäre eine Rubrik wie lebe/erlebe ich Buddhismus in der heutigen Wirklichkeit.


    Achja mkha:hug:: Du brauchst nicht auf die Aussage vom Dalai Lama zu antworten - wir haben ja schon darüber geschrieben.

    Ich habe nur mal wieder dies Zitat übernommen - das lässt mich wohl nicht los :roll:

    Liebe Grüße Schneelöwin


    "All is always now"




    2 Mal editiert, zuletzt von Schneelöwin ()

  • Korrekt, ... und nicht wenige tun das aucḥ :)

    Ich wage zu behaupten die wenigsten hier. Mich eingeschlossen

  • Korrekt, ... und nicht wenige tun das aucḥ :)

    Ich wage zu behaupten die wenigsten hier. Mich eingeschlossen

    In Indien gibt es riesige Küchen In den Tempeln der Sikhs, die kostenloses Essen für alle verteilt und Ehrenamtliche es zubereiten :)

  • Ich meine uns nicht-ordinierte. Und unseren Alltag

  • Oft kann man doch auch im Kleinen helfen.

    Man muss ja nicht gleich nach Afrika reisen oder seine ganze Freizeit opfern.

    Es gibt so viele Möglichkeiten, ohne sich selbst zu überfordern.

    Viele kleine mitfühlende Gesten können bei dem Anderen schon viel bewirken.

    _()_

  • Außerdem ist Deutschland bekannt für seine vielen Ehrenamtsmitglieder. Ich kenne viele Menschen, die sich irgendwo engagieren, z.B. für Obdachlose oder Flüchtlinge, beim DRK ...

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    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Eigentlich müssten wir dann aber alle unsere Freizeit aufs Mindestmaß beschränken, in Suppenküchen stehen und Geld für Bedürftige sammeln...

    Ich bin auch ehrenamtlich aktiv. Es geht darum, gar keine Freizeit mehr zu haben.

  • Eigentlich müssten wir dann aber alle unsere Freizeit aufs Mindestmaß beschränken, in Suppenküchen stehen und Geld für Bedürftige sammeln...

    Ich bin auch ehrenamtlich aktiv. Es geht darum, gar keine Freizeit mehr zu haben.

    Dann bekommt man "Burn Out".

  • Also die gesunde Mischung aus Erholung und Dienst für Andere finden...um sich und andere im Blick zu haben. Der mittlere Weg wieder einmal :)

  • Eigentlich müssten wir dann aber alle unsere Freizeit aufs Mindestmaß beschränken, in Suppenküchen stehen und Geld für Bedürftige sammeln...

    Ich bin auch ehrenamtlich aktiv. Es geht darum, gar keine Freizeit mehr zu haben.

    Warum so drastisch?

    Das sehe ich nicht so, Freizeit ist notwendig, um sich zu sammeln, genau so wie Langeweile - richtig verstanden - wichtig ist, um abzuschalten.

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    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

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  • Man darf sich selbst dabei nicht vergessen, sonst wird es ungesund.

    Ja, ich glaube als Mensch mit schwachem Selbstbewusstsein ist hier der Knackpunkt. Aber das habt ihr sicher noch nicht gemerkt, dass das meiner ist :P

  • Man darf sich selbst dabei nicht vergessen, sonst wird es ungesund.

    Ja, ich glaube als Mensch mit schwachem Selbstbewusstsein ist hier der Knackpunkt. Aber das habt ihr sicher noch nicht gemerkt, dass das meiner ist :P

    Mit dieser Baustelle bist du aber ganz sicher nicht alleine.;)


    Ich ich halte dieses Fragestellung sogar für eine ziemliche Großbaustelle, gerade in einer Zeit, wo die Unterschiede zwischen arm und reich noch nie größer waren, die Waffenlager von Hightech überquillen und der Mensch gerade dabei ist so viele Tierarten auszurotten, wie noch nie zu vor.

    Da kann man schon manchmal seine Zweifel bekommen, ob die Menschen wirklich so die Krone der Schhöpfung sind oder aus buddhistischer Sicht zumindest die Lebensform ,die am besten die Buddhaschaft verwirklichen kann.


    Wenn ich mir dann noch ansehe ,wie sich die buddhistische Kultur der Khmeer durch systematischen Waldfrevel selbst zugrunde gerichtet hat kommen mir halt schon manchmal so meine Zweifel, ob der Weg auf dem ich bin wirklich ins Nirwana mündet oder halt nicht doch eher im Nirgendwo enden wird.


    Aber mein Lehrer hat mir mit auf den Weg gegeben, das man auch den Zweifel kultivieren kann, in eine Form die nicht mehr destruktiv alles in Frage stellt, sondern sich eher wie eine Maus Stück für Stück den Speck frißt.


    :mala: Phönix