Lesegruppe: Übersichts-Thread

  • @all

    Hunang-Po "Der Geist des Zen" bearbeite ich gerade. Heißt für mich die Übersetzung so umzuschreiben das sie von Glauben und Religion fast ganz befreit ist. Das ist aber ein Text wo sich für mich keine Fragen mehr zeigen.


    Aber genau das scheint mir das Problem für einen Austausch zu sein. Mein Verstehen ist ganz einfach, aber wenn ich Übereinstimmung in der Sprache haben möchte mit einem anderen Zen-Menschen dann muss ich sehr viel Wissen haben, das ich einfach nicht habe.


    Ich verstehe den Text sofort. Das was er mir übermitteln will. Ich wehre mich nicht dagegen und dadurch verlier ich das Interesse an Intellektueller Beschäftigung mit den Begriffen, die Ihr so gut versteht, aber MIR erscheint es so, als ob Ihr eben einen Mangel habt den Sinn zu erfassen.


    Da ist kein Vorwurf mehr, das ist endlich erkennen. Ich lese mit dem einen Geist und darum höre ich nicht mehr die auch im Text geschriebenen Begriffswelten. Ihr habt eine Gabe genau die zu lesen. Die Begriffswelten, und darum verstehen wir uns nicht.


    Wir haben beide das gleiche Gefühl das der andere belehrend und arrogant auf seinem Verstehen besteht.

    Ich lerne oder versuche zu lernen nicht arrogant zu erscheinen, aber das geht nicht, weil mir meine Texte nicht arrogant vorkommen, empfinde sie nicht belehrend. Ich weiß nie was meine Texte auslösen. Es ist mir aber auch nicht verständlich, weil mich der Angegriffene nicht mitteilt, warum und was ihn verletzt hat, weil keine Waffe verwendet wurde, nach meinen Intentionen.


    Ich verstehe fast sofort was geschrieben wird, aber ich habe ein anderes Verstehen, das sich eben nicht wie bei sehr vielen Menschen auf Begriffswelten stützt. Ja es ist mir sehr schwer bei der Stange zu bleiben. Denn die Begriffswelten führen mich sehr schnell von dem einen Geist weg und dann geht es mir nicht gut und ich werde wütend. Und das bewirkt die andere Reaktion. Es fällt mir schwer den Wegen der Begriffe zu folgen, es wird sehr schnell zu Gestrüpp.


    Ich glaub, mir ist der Weg der Zehn Ochsen Bilder gerade ganz eröffnet worden.


    Helft mir mich auf dem Marktplatz der Begrifflichkeiten zurechtzufinden. Da bin ich hilflos und das macht mich verzweifelt und wütend, weil ich nicht verstehe.


    liebe Grüße Helmut


    Sudhana, vielleicht versteh ich nun endlich Deine Art auf mich zu reagieren. Du warst mir immer eine große Hilfe, aber ich konnte Dir nicht in Deine Welt der Begriffe folgen. Leider muss ich Dir gestehen, dass ich auch weiterhin auf Gestrüpp genau so reagieren werde, das Du als Wegweiser siehst. Es tut mir wirklich leid aber ich kann nicht anders als abschneiden, wenn ich merke das der eine Geist eingewickelt wird. Auch Deinem geschieht das und das erkenn ich.


    Ja ich leide unter dem einen Geist, doch nun hab ich ihn endlich erkannt. Ich sagte immer, dass ich das von der leeren Seite sehen und nichts tun kann, weil es mich wütend macht. Denn, wenn der eine Geist eingeschnürt wird von Person Helmut, Ellviral, Helmut9, sein, befreit er sich davon. Schade dass ich das erst jetzt erkenne, aber besser spät als nie.

    Glaubt das es eine Gabe ist. Sie hat mich mein Leben lang von Euch getrennt.:luftkuss::hug::rainbow:

    2 Mal editiert, zuletzt von Noreply ()

  • Das ist auch der eine Geist doch der eine Geist ist alles. Keine Auswahl. Egal was ich mache alles ist der eine Geist auch das ich glaube, mit dem einen Geist zu schreiben ist der eine Geist. Jedes ergreifen ist nicht der eine Geist doch auch dieses Ergreifen ist der eine Geist, der alles ist. Der eine Geist ist nicht in der Leere er ist der eine Geist, Was ist Leere?" Alles ist der eine Geist selbst das, was ich für den einen Geist halte, ist in Wahrheit "der eine Geist".

  • Ich verstehe den Text sofort. Das was er mir übermitteln will. Ich wehre mich nicht dagegen und dadurch verlier ich das Interesse an Intellektueller Beschäftigung mit den Begriffen, die Ihr so gut versteht, aber MIR erscheint es so, als ob Ihr eben einen Mangel habt den Sinn zu erfassen.

    Mein Interesse an intellektueller Beschäftigung hält sich auch oft in Grenzen. Ich kann es bis zu einem gewissen Grad, wenn ich es will, aber ich will es immer seltener. :grinsen:

    Ich habe nichts gegen intellektuelle Beschäftigung, überhaupt nichts. Ohne intellektuelle Beschäftigung wäre ich heute nicht da, wo ich bin. Ich hätte auch ohne intellektuelle Beschäftigung nicht ihre Grenzen erkennen können. Ich denke, das kennt jede/r. Es gibt Momente / Zeiträume des Weiterkommens, die damit zu tun haben, den Intellekt gerade eben loszulassen.

    Das sind aber Räume, die man dann betritt, die nicht so leicht mit anderen zu kommunizieren sind. Es ist nicht so, dass es gar nicht zu kommunizieren ist, nur braucht es dafür ein feinsinnig-präsentes Feld, das im Internet in einem Forum nur schwer zu schaffen ist.


    Aber auch bei echten, lebendigeren Kontakten ist das nicht ständig gegeben. Man kann es nicht willentlich herbeiführen. Es geschieht einfach. Dafür müssen sich zwei Menschen zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort begegnen. Alles muss passen. Dann ist manchmal ein Verständnis möglich, das über das übliche "Ich verstehe, was du meinst" hinausgeht. Das kann auch ein fremder Mensch sein, das Sich-Verstehen kann sich sogar in einem einzigen kurzen Blick äußern.



    Ich glaub, mir ist der Weg der Zehn Ochsen Bilder gerade ganz eröffnet worden.


    Helft mir mich auf dem Marktplatz der Begrifflichkeiten zurechtzufinden. Da bin ich hilflos und das macht mich verzweifelt und wütend, weil ich nicht verstehe.

    Die 10 Ochsenbilder sind für mich eines der schönsten, treffendsten Gleichnisse. :)


    Der Marktplatz der Begrifflichkeiten und das Verstehenwollen, das ist ein Feld, das es in sich hat! Das ist der Inbegriff des "Den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen können!" :nosee: Ich muss mich immer wieder daran erinnern, dass der Marktplatz der Tausend Begrifflichkeiten manchmal ganz und gar nicht zu meiner gegenwärtig tatsächlichen inneren Verfassung passt, sondern im Gegenteil, mir auf eine unbrauchbare Weise die Sicht versperrt und obendrein noch ordentlich Unordnung schafft... :grinsen:


  • Falls gerade jemand einen Link zu einem Text hat, und Lust hat diesen gerne zu Besprechen immer gerne hier posten.

    Es gibt einen Text auf der Antaiji-Seite, aus dem ich immer mal wieder gerne diesen oder jenen Abschnitt lese. Es sind Ausschnitte aus An Dich von Sawaki Kōdō Rōshi (https://antaiji.org/de/services/kodo-to-you/).


    Das ist zum Besprechen nicht sonderlich geeignet, würde ich sagen.

    Aber es gibt ein paar Zeilen unter: 10. An dich, der du mit Zazen anfangen willst, die ich einfach mal hier posten möchte.


    Zitat


    "Wenn du Zen praktizierst, geht es um dich selbst, hier und jetzt. Zen darf nicht zu einem Gerücht werden, das mit dir nichts zu tun hat.


    Zazen ist ein Buddha, den wir aus unserem rohen Fleisch formen.


    Zazen bedeutet, in die Praxis umzusetzen, was sich mit Gedanken nicht denken lässt.


    Zazen ist der Dharma-Schalter, mit dem du das gesamte Universum anknippst.


    Etwas „einfach“ zu tun bedeutet, es jetzt auf der Stelle zu tun. Es bedeutet, nicht die Zeit deines Lebens zu verschwenden.


    [...]


    Oft fragen mich Leute, wieviele Jahre sie denn nun Zazen üben müssen, bis es Resultate zeigt. Zazen hat keine Resultate. Von Zazen hast du überhaupt nichts."


  • Zitat

    10. An dich, der du mit Zazen anfangen willst

    Es gab einmal 500 Affen, die 500 buddhistischen Heiligen zu Diensten waren. Eines Tages beschlossen die Affen, den Heiligen alles nachzumachen: Sie praktizierten Zazen, mit dem selben Ausdruck in Augen, Nase, Mund und dem ganzen Körper. Es heißt, dass auf diese Weise tausend Heilige gemeinsam Zazen praktiziert und Satori verwirklicht haben. Deshalb habe ich es mir vorgenommen, das Saatgut des Zazen zu bewahren – und sei es durch Nachahmung.

    Wenn du Zen praktizierst, geht es um dich selbst, hier und jetzt. Zen darf nicht zu einem Gerücht werden, das mit dir nichts zu tun hat.

    Zazen ist ein Buddha, den wir aus unserem rohen Fleisch formen.

    Zazen bedeutet, in die Praxis umzusetzen, was sich mit Gedanken nicht denken lässt.

    Zazen ist der Dharma-Schalter, mit dem du das gesamte Universum anknippst.

    Etwas „einfach“ zu tun bedeutet, es jetzt auf der Stelle zu tun. Es bedeutet, nicht die Zeit deines Lebens zu verschwenden.

    Wenn man mich fragt, was Zazen bringt, sage ich, dass Zazen überhaupt nichts bringt. Und dann machen manche ein langes Gesicht und sagen, dass sie lieber mit Zazen aufhören wollen. Doch was bringt es uns eigentlich, Tag ein Tag aus herumzuhetzen auf der Suche nach Befriedigung? Was bringt uns das Glücksspiel? Und was das Tanzen? Was bringt es uns, uns über Sieg oder Niederlage beim Baseball aufzuregen? Es bringt überhaupt nichts! Deshalb ist nichts so konsequent wie das schweigende Sitzen in Zazen. Dass etwas nichts „bringt“, bedeutet in der Welt doch meist nur, dass es kein Geld einbringt.

    Oft fragen mich Leute, wieviele Jahre sie denn nun Zazen üben müssen, bis es Resultate zeigt. Zazen hat keine Resultate. Von Zazen hast du überhaupt nichts.


    Eines erst Mal. Wenn, Zitieren das Ganze. Jedes Wort ist hier wichtig. Jeder Buchstabe, jedes Satzzeichen.

    Aber Du hast recht, viel gibt es dazu nicht zu sagen. Ist alles ganz klar verständlich. Der Verstand macht Freudensprünge, und doch da ist ein winzig kleiner Zweifel der die Freude ein ganz klein wenig "trübt??".

  • Du hast recht, das mit den Affen wollte ich nicht unterschlagen, das sollte mit rein...


    Den Abschnitt mit Glücksspiel, Tanzen, Baseball fand ich nicht so wichtig. Also schon wichtig, aber es sind nur Beispiele, die aus dem anderen hervorgehen. Man könnte auch alles mögliche andere nennen...


  • Du hast recht, das mit den Affen wollte ich nicht unterschlagen, das sollte mit rein...


    Den Abschnitt mit Glücksspiel, Tanzen, Baseball fand ich nicht so wichtig. Also schon wichtig, aber es sind nur Beispiele, die aus dem anderen hervorgehen. Man könnte auch alles mögliche andere nennen...

    Kodo hat das schon so gesagt und das sollte man schon achten. Bei nicht Meistern natürlich nicht.

  • Ich achte ihn sehr. Für mich ist das Ganze, was er da schreibt, ein notwendiger Appell an den heutigen Menschen. Das sollte jede/r als "Bibel" zu Hause haben. Und die Pfaffen sollten es bei Hochzeiten zum Brautpaar sprechen, statt des Gestammels, das die Kirche Eheleuten vorsabbelt. :grinsen::?


  • Zitat

    Sawaki Kōdō:


    Oft fragen mich Leute, wieviele Jahre sie denn nun Zazen üben müssen, bis es Resultate zeigt. Zazen hat keine Resultate. Von Zazen hast du überhaupt nichts.


    Dieser Satz am Ende, der ist für mich wichtig. Die anderen auch, aber dieser räumt auf mit einer Vorstellung und Herangehensweise an Zazen, die nicht so einfach ist, loszulassen.


    Früher habe ich oft gedacht:

    "Ja, ja, sollen sie nur reden, die Zen-Meister. Was soll denn so schlimm daran sein, wenn ich mir etwas Positives / Heilsames wünsche? Z.B. etwas mehr Zufriedenheit... oder etwas mehr Gleichmut... oder ein kleines bisschen Erwachen..."


    Es ist nicht sonderlich schlimm, das ist nicht der Punkt. Aber es schränkt mich ein, es nimmt etwas vorweg und verhindert dadurch eine wirkliche Öffnung. Eine vollständige Öffnung geht nur mit Absichtslosigkeit und Ergebnisoffenheit. Das ist einfacher gesagt, als getan.


    Natürlich hat Zazen im Laufe der Zeit auch Resultate, aber wenn ich die vorwegnehme und das mein Beweggrund ist, dann ist es nicht Zazen oder Meditation. Dann ist es Ich-möchte-etwas-erreichen-und-deshalb-sitze-ich-hier. Das kann auch ein Stück weit funktionieren, nur ist es dann etwas anderes.


  • Als ich begann, mich mit der Lehre des Buddha zu beschäftigen, fand ich in unserer Stadtbibliothek fast nur übersetzte Chan- / Zenschriften Durch sie habe ich keinen Zugang zur Lehre des Buddha gefunden. Dies gelang erst als ich Schriften des indischen Buddhismus gelesen habe und dies ist bis heute so geblieben.


    Warum Zazen absichtsloses Nichtstun sein soll erschließt sich mir immer noch nicht. Warum man Zazen üben soll, aber nichts erwarten soll, erschließt sich mir vor dem Hintergrund der vier edlen Wahrheiten auch nicht.


    Ich kann mit der Auffassung der Meditation wie sie im indischen Buddhismus gelehrt wurde sehr viel mehr anfangen. Man benutzt Meditation, um den eigenen Geist an all das zu gewöhnen, das man durchs Hören von Unterweisungen von Lehrerinnen/Lehrern, durch Studium und Nachdenken verstanden hat.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Helmut

    Aus meiner Sicht geht beides und ist eine reine Frage, welche Aspekte an mir am empfänglichsten für die zugehörige "Eingangspforte" sind. Wenn der Weg vollständig gegangen ist, sind die, die ihn beschritten haben am selben Punkt angelangt. So habe ich das immer gesehen.


    Ich sehe in den verschiedenen buddhistischen Traditionen nur unterschiedliche Reiserouten, bei denen der Abfahrtsbahnhof sich unterscheidet, der Ankunftsbahnhof aber derselbe ist.


  • Schmu


    Das mit den Reiserouten und den Bahnhöfen ist eine schöne Analogie.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.