Pāyāsisutta

  • Zwei Übersetzungen vom Beginn des Pāyāsisutta (Dīgha-Nikāya 23) mit Wortübersetzungen aus dem Wörterbuch von Klaus Mylius. Hat mich eben beschäftigt und stelle es mal hier rein.

    Zitat

    1. Zu jener Zeit hatte der König Pāyāsi folgende schlechte Ansicht: Es gibt keine andere Welt, es gibt keine Wesen, die spontan entstehen, es gibt keine Frucht, kein Resultat guten und schlechten Handelns.


    2. Nun hatte Pāyāsi zu dieser Zeit den folgenden schädlichen Irrglauben: „Es gibt kein Leben nach dem Tod. Es gibt keine Wesen, die durch unmittelbares Erscheinen wiedergeboren werden. Es gibt keine Frucht und kein Ergebnis von guten und schlechten Taten.


    Pali:

    Tena kho pana samayena pāyāsissa rājaññassa evarūpaṁ pāpakaṁ diṭṭhigataṁ uppannaṁ hoti: “itipi natthi paro loko, natthi sattā opapātikā, natthi sukatadukkaṭānaṁ kammānaṁ phalaṁ vipāko”ti.


    Pāyāsi hat also "pāpakaṁ diṭṭhigataṁ":


    pāpa: schlimm, böse, frevelhaft, sündig.

    diṭṭhigata: grundlose Ansicht, falsche Meinung


    "Andere Welt" und "Leben nach dem Tod" sind zwei verschiedene Übersetzungen von "paro loko":


    paro: 1. darüber hinaus, weiter, entfernt; 2. mehr (als)

    loka: 1. Weltraum, Himmel; 2.Welt, Erde; 3. Raum, Platz; 4. Weltlichkeit, Weltgetriebe; 5. Menschen, Leute


    Die übrigen beiden Ansichten sind ziemlich gleich übersetzt.


    Pāyāsi trägt seine Ansichten Kumāra Kassapa vor, von dem wird folgendes berichtet:

    Zitat


    Als er sieben Jahre alt war, wurde er bei dem Meister Mönch; und als er das erforderliche Alter erreicht hatte, erhielt er die Weihe. Mit der Zeit aber wurde er unter den Erklärern der Lehre der deutlichste Erklärer. Da sprach der Meister: „Der beste, ihr Mönche, von meinen Schülern, die deutlich die Lehre erklären, ist dieser Prinz-Kassapa“, und er setzte ihn an ihre Spitze. Er erreichte später nach dem Vammika-Sutta (M.23) die Heiligkeit. (SuttaCentral)


    Im Folgenden führt Pāyāsi die Gründe für seine Ansicht an und Kumāra Kassapa beantwortet sie mit Gleichnissen.

  • Hallo mukti !

    Für mich wäre die erste Übersetzung besser:" also es gibt keine andere Welt" , denn das trifft ja auch jetzt zu, also so lange wir leben, dass es andere Welten neben der von uns erlebten Welt gibt, nur haben viele von uns nicht die Fähigkeiten dort hinzugelangen, also werden sie von vielen nicht anerkannt. Mönche wie Mahamoggallana sind ja auch während ihres damaligen Lebens z.B. in die Welt der Götter der 33 gelangt.

    Und dann wäre es m.E. ja falsch zu sagen, dass das nur nach dem Tod möglich wäre. Aber mal sehen, wie es andere hier sehen.

    Lieben Gruß

    Gabi

    "Das bin ich nicht, das gehört mir nicht, das hat für mich kein Selbst"

    • Offizieller Beitrag

    "Andere Welt" und "Leben nach dem Tod" sind zwei verschiedene Übersetzungen von "paro loko":


    paro: 1. darüber hinaus, weiter, entfernt; 2. mehr (als)

    loka: 1. Weltraum, Himmel; 2.Welt, Erde; 3. Raum, Platz; 4. Weltlichkeit, Weltgetriebe; 5. Menschen, Leute

    Loka bedeutet auch "Daseinsbereich" z.B ist " asura-loka" der Daseinsbereich der Asura.


    Von daher könnte man "Paro loko" auch als "andere Daseinsbereiche" überesetzten. Dies würde auch zu "es gibt keine Wesen, die spontan entstehen"

    passen - da dies ja mit anderen Daseinsbereichen assoziiert ist.

  • Beide Übersetzungen von "paro loko" haben ihre Berechtigung denke ich. Bei mehrdeutigen Wörtern ist die Bedeutung aus dem Textzusammenhang ersichtlich. Z.B. kann "Schirm" verschiedenes bedeuten, aber wenn er bei Regen zum Einsatz kommt ist klar welcher gemeint ist.


    In diesem Sutta ist ein Argument, das Payasi für seine Ansichten vorbringt, dass er Freunde, Vertraute und Verwandte aufgefordert hat zurückzukommen nachdem sie gestorben sind um ihm zu berichten:

    Zitat

    'Es gibt eine andere Welt, es gibt Wesen, die spontan entstehen, es gibt eine Frucht ein Resultat guten und schlechten Handelns.' Ihr seid mir vertrauenswürdig, seid mir verlässlich. Was ihr, ihr Herren, seht, das ist als hätte ich es selbst gesehen. So soll es mir gelten.' Sie antworteten mir mit: 'Jawohl', aber sie kamen nicht zurück, noch schickten sie einen Boten.


    Das nächste Argument ist: wenn jemand wirklich weiß dass es nach dem Tod besser ist weil er immer gut gehandelt hat, warum zieht er dann das jetzige, schlechtere Leben vor und tötet sich nicht selber?


    Zitat

    Weil diese ehrwürdigen Asketen und Brahmanen nicht wissen: Wenn wir gestorben sind, wird es uns besser gehen, deshalb wollen diese Asketen und Brahmanen, die sittenreinen, mit guten Eigenschaften, mit dem Wunsch zu leben, mit dem Wunsch nicht zu sterben, mit dem Wunsch nach Wohl, dem Leid abgeneigten, sich selber nicht töten.


    Die nächsten Argumente gründen auf grausamen Experimenten die er mit Verbrechern gemacht hat.

    Einen hat er in einem fest verschlossenen Gefäß in einen Ofen stecken lassen und als er tot war in dem geöffneten Gefäß seine Seele gesucht, einen hat er vor und nach seinem Tod wiegen lassen, einen ließ er zu Tode quälen um die Seele entweichen zu sehen, einen ließ er aufschneiden um die Seele im Körper zu finden. Weil das alles erfolglos war, fand er seine Ansicht bestätigt dass es keine andere Welt, keine Wesen, die spontan entstehen, kein Resultat guten und schlechten Handelns gibt.


    Kassapa widerlegt alles mittels Gleichnissen, Payasadi will seine Ansichten aus Trotz nicht aufgeben, aber schließlich gibt er sie doch auf.


    Er hatte also diese Ansichten weil er keine Beweise für ein Weiterleben nach dem Tod, für die Existenz anderer Daseinsbereiche und für die Auswirkungen des Handelns finden konnte.