Gemeinnützige Arbeit in buddhistischen Orden?

  • Liebes Forum,


    ich hatte heute ein interessantes Gespräch mit einer Freundin.

    Sie wollte wissen, was buddhistische Nonnen und Mönche denn für andere tun - außer die Lehre weiter zu geben, spirituelle Angebote in Klöstern zu leisten (Retreats, Vorträge...).

    Meine Freundin ist ein direkter Typ und sagte: "Sie sitzen also den ganzen Tag herum und lassen sich ihren Lebensstil von anderen, die arbeiten gehen, finanzieren".

    Ich weiß selbst nur, dass die Orden dazu da sind, die Lehre und ihre Weitergabe zu sichern und sie direkter Ansprechpartner für Laien sind.

    Als Nonne/Mönch soll man genug Zeit haben, um sich auf die eigene Kontemplation, Versenkung und Studie konzentrieren zu können, sicher.

    Aber was ist mit gemeinnützigen Aufgaben? Wäre es nicht gerade der Mahayana Tradtion ein Anliegen, diese zu unterhalten?

    Und könnte dadurch der Buddhismus möglicherweise nicht auch besser Fuß in Deutschland fassen?

    Habe auf eigene Faust nur Texte gefunden, in dem von gemeinnütziger Arbeit in der frühen, tibetischen Tradition berichtet wird und von Klöstern in Südindien, die sich um die medizinsche Versorgung aller kümmern, z.B. diesen hier https://fpmt.org/mandala/archi…vice-as-a-dharma-practice .

    Fragen über Fragen, aber mich würden Euer Wissen und Eure Gedanken dazu sehr interessieren.
    (Entschuldigung, falls es dieses Thema schon gab. Habe über die Suchfunktion auf die Schnelle nichts gefunden).

  • Ich habe eine Zeit lang in der thailändischen Waldtradition praktiziert, auch als Mönch.


    Das waren unsere Aufgaben :


    Krankenbesuche, Bestattungen, Segnungen von Autos, Häuser usw

    Den Tempel reinigen und Instandhalten.

    Sofern wir dazu in der Lage waren bzw berechtigt waren, haben wir Dhamma gelehrt.

    Wenn es gewünscht wurde, haben wir Menschen in ihren letzten Stunden begleitet.

    Aber man hatte trotzdem relativ viel Zeit für sich.


    Ich hatte einen schweren Fall zu betreuen. Täglich wurde ich mit Angst, Zweifel, Hass, Begierde, Einsamkeit konfrontiert.

    Ich will nicht ins Detail gehen, aber es war heftig...

    Tagtäglich habe ich unzählige Stunden mit dem entwickeln von Geduld, Liebe, Mitgefühl, Mitfreude usw verbracht.


    Mein Lehrer wusste von dem schwierigen Fall, deshalb hatte er mir extra Tage gegeben, wo ich mich nur um den einen Problemfall kümmern musste.


    Mit der Zeit wurde es ein wenig besser, aber derjenige hatte immer noch nicht seine Mitte gefunden.

    Er konnte einfach nicht loslassen und wurde deshalb ständig von dem vergänglichem Glück und Unglück mitgerissen.


    Es war wie ein Schlachtfeld, und dieser Typ war ein Idiot.

    Aber unsere Sangha hatte viel Mitgefühl und Geduld.


    Erkennen, akzeptieren, lieben und loslassen... und das in jeder wachen Minute...


    Viele Tränen sind geflossen.. aber dank dem Lehrer und der Sangha, hat dieser Problemfall, dass gemacht, was ein Mönch machen sollte , nämlich die Liebe im Herzen freigelegt und geteilt.

    Die Ruhe im Herzen freigelegt und mit der Welt geteilt. Loslassen und nicht mehr ergreifen.


    Das hört sich jetzt für deine Freundin vielleicht egoistisch an, aber es gibt jetzt einen verbitterten, ängstlichen, hasserfüllten Menschen weniger auf dieser Welt.

    Er fügt sich und seiner Umwelt inzwischen viel weniger Leiden zu.


    Dieser Problemfall ist (war) mein ❤️, und ich bereue keine Minute in der ich "nichts" getan habe.


    Ich hoffe ich konnte dir ein paar Fragen beantworten.


    Mögen wir alle Frieden finden!

  • Ja, vielen Dank Martin_1980! Es ist nicht so, dass ich mich der Meinung meiner Freundin völlig anschließe, denn ich sehe es, wie du: wenn man nur einem Menschen weiter helfen kann, sei es auf dem Weg oder vielleicht auch bei etwas Persönlichem, dann ist damit einiges erreicht.
    Ich finde es großartig, was du getan hast und habe viel Respekt davor. Danke für diese Einsicht! _()_

  • _()_

    Mir fallen dabei die bücher fon ahjan brahm ein, dort beschreibt er immer wieder leidgeplagte Menschen denen durch Mönche geholfen werden konnte.

    Nur halt nicht in supenküchen oder beim Müll aufsammeln sondern in fiel Persöndlicheren dingen.


    die üblichen aktionen wie eben supenküchen und co sind ja meist gut aufgestellt was hilfe an geht aber sie probleme fon einzelnen werden dabei manchmal vergessen. Da scheint die aufgabe der Mönche zu liegen.


    Aber ich weis fom Klosterleben nixhts aus erfahrubg:erleichtert:_()_

  • ...Meine Freundin ist ein direkter Typ und sagte: "Sie sitzen also den ganzen Tag herum und lassen sich ihren Lebensstil von anderen, die arbeiten gehen, finanzieren"...

    Meinungen und Ansichten von

    ‚Unwissenden‘, von Menschen die in sich selber die vier edlen Wahrheiten noch nicht so erkannt haben, so das eine entsprechende Handlung aus dieser Erkenntnis erlangt wurde.

    So hört es sich für mich an was Deine Freundin sagt.


    So geht es bei der Dhammapraxis von Mönchen, Nonnen und auch vielen Anderen, auch hier im BL aus der Erkenntnis und Motivation heraus

    um Dankbarkeit.❤️


    Dankbarkeit das Dhamma kennengelernt zu haben, Dankbarkeit das Dhamma praktizieren zu dürfen, hier und heute in einem freienLand ,in einer dazu verständlichen und noch leichten Form.


    Dankbarkeit für Andere da sein zu dürfen, weil es eine Notwendigkeit

    ist im menschlichen Dasein einen ersten Grundstein legen zu können.


    Müßig ist es Menschen die Erkenntnis zu erklären oder darüber zu diskutieren wenn diese Notwendigkeit beim Gegenüber nicht selber erkannt wurde.


    Das dann so als spreche man an eine andere Sprache.Zeitverschwendung.


    Der Buddha antwortete gerne auf direkte Fragen.


    Auf Vorurteile, Beurteilungen oder Diskussionen um seine Lehre, seine Erfahrungen, hielt er sich raus

    lernte ich.


    In Metta🙏

  • die üblichen aktionen wie eben supenküchen und co sind ja meist gut aufgestellt was hilfe an geht aber sie probleme fon einzelnen werden dabei manchmal vergessen. Da scheint die aufgabe der Mönche zu liegen.

    Ja, danke dir Sili! Genau diesen Eindruck habe ich auch also, dass individuellen Menschen bei ihren ganz persönlichen Hindernissen oder Problemen, etc. geholfen wird. Natürlich immer in Verbindung mit der eigenen Kompetenz. Wäre ich Nonne (bin Frau) und jemand käme zu mir, dem es z.B. psychisch sehr schlecht ginge, dann würde ich auch immer erst Psychotherapie vorschlagen und ähnliches. Genauso würde ich jemandem mit körperlichen, akuten Schmerzen ja auch zum Besuch bei einem Arzt raten. Aber all dies kann man mit seiner eigenen Praxis, oder nur dem Interesse am Buddhismus, kombinieren. :)

    @mkha' : Ganz lieben Dank für all diese Ressourcen, da werde ich mich gerne einlesen! _()_

    Meinungen und Ansichten von

    ‚Unwissenden‘, von Menschen die in sich selber die vier edlen Wahrheiten noch nicht so erkannt haben, so das eine entsprechende Handlung aus dieser Erkenntnis erlangt wurde.

    So hört es sich für mich an was Deine Freundin sagt.


    Herzlichen Dank, S-Mater, für all deine wunderbaren Worte. Ich möchte mich diesen anschließen. Denke, dass ich auch deshalb eine andere Sicht als die besagte Freundin habe: weil ich diese Dinge bereits tief in mir und meinem Leben erkannt habe. Da ist nichts, was ich nur oberflächlich rezitiere nur, weil ich es mal irgendwo gehört oder gelesen habe. Aber in Gesprächen mit ihr, wenn sie mich zum Buddhismus befragt hat, habe ich schon öfters bemerkt, dass dieses Verständnis bei ihr nicht vorhanden ist (sie möchte es allerdings auch nicht erlangen).
    Es ist in Ordnung, verschiedene Ansichten zu haben nur, dann muss ich mich auch nicht wundern, wenn sie so etwas sagt.
    Dankbarkeit ist ein schönes Stichwort. Ich habe davon (mittlerweile) ebenfalls viel in mir, daher kann ich das ebenso sagen. Ich bin sehr dankbar, dass du, ich, wir alle praktizieren und die Lehre frei kennen lernen durften und dürfen.
    Es stimmt, der Buddha hat sich aus Diskussionen und Vorurteilen bezüglich seiner Lehre heraus gehalten. Ziemlich weise, wie auch ich inzwischen erkenne. ;)