In der Theorie hast Du vollkommen Recht.
Aber in der Praxis konnte ich nur beobachten, dass die Schäfchen im Tib. Buddhismus kleingehalten werden. Haben sie das Ngöndro, das ja als die "Vorbereitenden Übungen" bezeichnet wird, endlich durch, sollen sie wieder von vorn anfangen. Wessen Intelligenz ausreicht, der durchschaut dann früher oder später, dass er verarscht wird.
Zur "Entschuldigung" wird dann erklärt, dass die Bezeichnung "Vorbereitende Übungen" so eine Art Tarnung seien, in Wirklichkeit seien sie aber das Höchste und die Essenz. Das soll man dann glauben und sich geehrt fühlen, das praktizieren zu dürfen. In Wirklichkeit geht es beim Ngöndro aber vor allem nur um 100.000 Niederwerfungen durchführen und zählen, das 100-Silben-Mantra klassischerweise in dergleichen Anzahl abzurattern und genauso oft jeweils sieben Reishäufchen auf eine Platte zu streuen, bis das Gehirn betäubt ist und bis der Arzt kommt. Trotzdem ist das sehr attraktiv, denn wenn man das durch hat, wird man "belohnt", indem man den vierten Teil, Guru-Yoga, praktizieren darf. Die vollständige Unterwerfung und Hingabe zum Guru, egal was der in seinem Leben angestellt hat (in "Buddhismus kontrovers" wurden entsprechende Themen durchdiskutiert).
Mit diesem Ngöndro wird man nie zu dem Umgang und der Arbeit mit den Energieflüssen geführt, denn dann heißt es plötzlich wieder, das sei nur etwas für die Höchststehenden.
Will man wirklich ernsthaft mit den Energieflüssen arbeiten, dann bleibt einem nichts anderes übrig, als tief in sich hineinzuhorchen, so tief, wo kein Guru sich bei einem auskennt, nur man selbst.
Es gibt keine "sachkundigen Personen", außer sie sind in der Theorie gut bewandert.
Einweihungen sind nur glitzerndes Beiwerk. Menschen, die das Leben geschnitzt und geformt hat, brauchen sowas nicht.