Wie wird man Bodhisattwa ? Gibt es solche heute real ?

  • rosie:

    Natürlich kann das Erwachen auch nicht "aufgeschoben" werden, sondern es muss verwirklicht sein, sonst ist man kein Bodhisattva. Und es ist nicht mehr "rückgängig" zu machen. Aufgeschoben wird - in der Theorie - der Verzicht auf die Wiedergeburt, der Austritt aus dem Kreislauf der Wiedergeburten (das führt dann zum Missverständnis der Theravadins, hier würde Erwachen aufgeschoben), zum Zwecke weiterer altruistischer Taten für andere. Aber dies ist nur eine Metapher. Es bedeutet z.B. für mich nur, dass jemand unermüdlich bis an sein Ende seine Erkenntnisse teilt, sein Leben entsprechend einrichtet, anderen eine Stütze sein kann u.ä. Das alles traf auf Buddhadasa zu, darum darf man ihn auch im Zen als Bodhisattva ansehen. Ihm wäre es wohl so wurscht wie jeder andere Schmuck, etwa der Arahant.


    Hi rosie


    Ist nicht nach dieser Erklärung der erwachte historische Buddha auch ein 'Bodhisattva''?


    Und teile er nicht unermüdlich bis ans Ende seine Erkenntnisse, richtete sein Leben entsprechend ein usw, erwacht, ohne wieder zu gebären?


    :shock:

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • Einige Unterweisungen zum Bodhisattva-Begriff im Vajrayana.
    Es gibt natürlich noch viele mehr und von anderen Lehrern. Und eine persönliche, mündliche Unterweisung wird mit Sicherheit noch andere Aspekte eröffnen, so wie man selbst ständig neuen Dimensionen entdecket, wenn man darüber kontempliert und offen und geduldig ist.
    Diese Texte beschäftigen sich erst mal mit den Gelübden. Ich denke, man kann durchaus den Schluss daraus ziehen, wer diese Gelübde kontinuierlich realisiert (ich unterscheide "Realisierung" und "Einhaltung"), als verwirklichter Bodhisattva gilt.


    http://www.berzinarchives.com/…aspiring_bodhichitta.html
    http://www.berzinarchives.com/…_bodhisattva_pledges.html
    http://www.berzinarchives.com/…_bodhisattva_pledges.html


    Liebe Grüße
    Knochensack


    Wer die Texte genau liest, wird erkennen, dass für denjenigen, der den Bodhisattvaweg geht, jede Regel nur eine Faustregel, ein Prinzip ist, von dem jederzeit loszulassen ist, wenn es die Situationen und das Mitgefühl erfordern. Der Bodhisattvaweg ist nicht fundamentalistisch und nicht buchstabengläubig, sondern lebensfreundlich und lebensbejahend.

  • GaliDa68:

    Das hat mit Missionsarbeit nichts zu tun. Und auch nichts mit Respektlosigkeit.
    "Bodhisattva" ist genau definiert, und auf wen diese Eigenschaften zutreffen, den können Mahayanis so nennen, wenn sie ihn erkennen.
    Ich selbst bin schon einigen Bodhisattvas begegnet und das hatte nichts mit Religionszugehörigkeit zu tun. Einen Bodhisattva muss man auch sehen können. Das hat Mingyur schon angedeutet.


    Es so abzuwehren wie Du es tust, lieber nibutti, und es lediglich als einen Begriff zu sehen ohne es inhaltlich zu verstehen oder auch nur zuzulassen, dass da ein Sinn dahinter stecken könnte, der über das hinausgeht, was eine Berufsbezeichnung sein könnte, zeigt nur, dass Du den eigenen Geist noch wenig verstanden hast. Deshalb denkst Du (ich sag mal: in diesem Punkt) einfach nur Kategorien und bleibst an der Oberfläche kleben.


    Unterschiedliche Ergebnisse … Das glaubst du doch nicht im Ernst?


    Jeder darf sich eine Meinung so zu recht legen, wie es ihm oder ihr passt, liebe Knochensack.


    Aber geh mal kurz in den Kiez und frag einen Achmed oder Ali, ob sie gerne Bodhisattvas sein möchten und zu denselben Ergebnissen kommen wie Mayahanis, und dann sei so freundlich uns zu berichten zu welchem Ergebnis du mit der respektvollen Anfrage gekommen bist.


    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • Zitat

    Niemals den Versuch aufzugeben, einem anderen zu helfen oder zumindest zu wünschen, dazu fähig zu sein, ganz egal, wie schwierig er oder sie sein mag.


    Zitiert nach Berzin. Ich kenne da einen Menschen. Diese Frau wollte nichts mehr von mir hören, das war ein klassischer Fall, wie man ihn bei Wiki unter "Inneres Kind" geschildert sieht, mit allen Symptomen extremer Empfindlichkeit. Sich um einen Menschen zu bemühen, der seine Tel.nr. vorsorglich ändert (zwar wohl aus Angst, man könnte sich nicht mehr melden - ein typisches Kennzeichen auch bipolarer Störungen) und einem mehrfach sagt, er wolle einen nicht mehr hören - bei gleichzeitiger Aussendung von Hilfsbedürftigkeit und verklausuliertem Kontaktwunsch, oder dem dezidierten Aufsuchen möglicher Begegnungsstätten -, kann dann jedoch auch die Umsetzung dieses Wunsches zunichte machen. Man darf die Möglichkeiten (eigener) geistiger altruistischer Aufladung auch nicht überschätzen. Da ist immer noch der andere Mensch, der der Wirkung solcher Aufladung Grenzen setzt. Mancher seelischen Not eines anderen ist nur schwer beizukommen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • rosie:

    Die Frau wollte nichts mehr von mir hören, [..] Sich um einen Menschen zu bemühen, der seine Tel.nr. vorsorglich ändert [..] und einem mehrfach sagt, er wolle einen nicht mehr hören [..]Mancher seelischen Not eines anderen ist nur schwer beizukommen.


    Bist du sicher, dass hier der Wunsch 'anderen eine Stütze sein' am Werk war und nicht bloß Stalking? ;)

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • GaliDa68:

    Wer die Texte genau liest,

    GaliDa68:

    Malen nach Zahlen …

    :?:


    GaliDa68:

    wird erkennen, dass für denjenigen, der den Bodhisattvaweg geht, jede Regel nur eine Faustregel, ein Prinzip ist, von dem jederzeit loszulassen ist, wenn es die Situationen und das Mitgefühl erfordern. Der Bodhisattvaweg ist nicht fundamentalistisch und nicht buchstabengläubig, sondern lebensfreundlich und lebensbejahend.


    Schöner Mahayana-Missions-Werbe-Flyer


    Zumindest besser als der Versuch in dieser Mahayana Lehrrede :lol:


  • Mirco:

    Ich bin einer.


    Was für einer? Du siehst ja, dass die Meinungen da etwas auseinander gehen. :)

  • rosie:

    Natürlich, Shakayamuni ist auch ein Bodhisattva.


    Wie passt das zusammen, liebe Rosie:

    rosie:

    Aufgeschoben wird der Verzicht auf die Wiedergeburt, der Austritt aus dem Kreislauf der Wiedergeburten


    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • Kusala:
    Mirco:

    Ich bin einer.


    Was für einer? Du siehst ja, dass die Meinungen da etwas auseinander gehen. :)


    Ich rate dazu, das einfach so stehen zu lassen.


    Ich bin auch einer - und ich kann dir auch sagen, wie man Bodhisattwa wird.
    Da gibt es zunächst den Boddhisattva-Kindergarten und dann die Bodhisattva-Grundschule, dann muss ein Bodhisattva noch viele Prüfungen machen und kann dann evtl. zur Hochschule. Dann gibt es noch den Master of Bodhisattva und dann jede Menge Wettbewerbe. Die Konkurrenz ist ja groß.
    Günstig ist - jedenfalls in Deutschland - wenn beide Eltern auch schon Bodhisattvas sind.

  • Zitat

    Bist du sicher, dass hier der Wunsch 'anderen eine Stütze sein' am Werk war und nicht bloß Stalking?


    Ich habe diese Geschichte, verkürzt, nur erwähnt, weil ich glaube, dass Menschen, die bodhicitta pflegen und hier lesen, schon Ähnliches erlebt haben können.


    Natürlich bin ich mir sicher, denn ich habe diese Wünsche des Menschen respektiert und mich zurückgezogen - woraufhin jedoch dieser Mensch mehrfach meine Nähe gesucht hat. Ohne sich freilich aus den Verstrickungen (die unter "inneres Kind" ganz treffend aufgelistet sind, womit ich keineswegs Kritik daran vorgreifen will) zu lösen.


    Das meine ich ja - bodhicitta darf nicht zu Stalking werden, die Grenzen setzt der andere Mensch, und die sind zu respektieren, auch wenn man ihn/sie Jahre später noch immer in die gleichen Dinge verstrickt sieht.

  • Haha, Takumi, sehr amüsant.
    Dabei fällt mir auf - meine Eltern lass ich auch als Bodhisattvas durchgehen. Bei meiner Mutter muss ich aber doch ein Auge zudrücken, dieses Cholerische ... :x

  • rosie:

    und da im Mahayana der Bodhisattva über dem Arahant steht, ist vom Mahayana-Standpunkt eine solche Zuschreibung eine Ehre und Auszeichnung, das sollte selbst einem Theravadin einleuchten


    rosie:

    Aufgeschoben wird - in der Theorie - der Verzicht auf die Wiedergeburt, der Austritt aus dem Kreislauf der Wiedergeburten (das führt dann zum Missverständnis der Theravadins, hier würde Erwachen aufgeschoben), zum Zwecke weiterer altruistischer Taten für andere.


    Zitat

    Die achtzehn Übertretungen der Wurzelgelübde des Bodhisattvas

    (14) Das Fahrzeug der Shravakas herabzusetzen


    (12) Andere von der vollen Erleuchtung abzubringen


    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • Wie das zusammenpasst, nibutti, hatte ich vorher erklärt. Die Mahayana-Deutung des Aufschiebens wird altmodisch falsch verstanden. Da es keine Wiedergeburt gibt, kann niemand was aufschieben. Niemand kann sich entscheiden, als irgendwas wiederzukommen und anderen zu helfen. Man hat dafür genau dieses eine Leben. Und das hat der Shakyamuni auf seine Weise genutzt.


    Die Tibeter mögen widersprechen.


    In Ergänzung zu deinen letzten Zitaten, obwohl ich nicht weiß, worauf du hinauswillst: Ich halte in meinem reformatorischen Ansatz auch nix von Wurzelgelübden etc. zumal sich die tibetischen Bodhisattvagelübde dann wieder von denen im Zen unterscheiden. Sich bemühen, Gutes zu tun, den Buddhaweg gehen und anderen ggf. unter die Arme zu greifen (wobei damit auch eine Weitergabe buddh. Lehren verbunden sein kann), das ist für mich "genug" Gelübde. So lassen sich auch die Bodhisattagelübde im Zen unmissverständlicher zusammenfassen. Es gilt, wirklich nichts auf ein anderes Leben zu verschieben.


    Was das "Herabsetzen des Fahrzeugs der Shravakas" angeht, verzeih den Sophismus, aber ich glaube, da wird nichts herabgesetzt, wenn man auch den Shravakas den Buddhadharma erläutert. ;)

  • rosie:

    Was das "Herabsetzen des Fahrzeugs der Shravakas" angeht, verzeih den Sophismus, aber ich glaube, da wird nichts herabgesetzt, wenn man auch den Shravakas den Buddhadharma erläutert.


    Wenn man Dich nicht einfach lieb haben muss ..... :lol:

  • Kusala:
    Mirco:

    Ich bin einer.


    Was für einer? Du siehst ja, dass die Meinungen da etwas auseinander gehen. :)


    So einer nach'm Theravada :)

  • Bodhisattva nach Theravada:
    Dann wärst Du der nächste Buddha (Maitreya) :grinsen:


    Du meinst wohl eher so einen Bodhisatta:

    Kusala:

    bodhisatta m <skr bodhisakta> ein nach Erleuchtung strebender,


    Dazu würde ich mich auch zählen.


    ()

  • Kusala:

    Bodhisatta nach Theravada: Dann wärst Du der nächste Buddha (Maitreya) :grinsen: Du meinst wohl eher so einen Bodhisatta:

    Kusala:

    bodhisatta <skr bodhisakta> ein nach Erleuchtung strebender,


    Entweder bin ich der eine oder der andere :)

  • Offtopic:
    Der Maitreya-Posten ist aber schon an (Erd-) Mausi vergeben :grinsen:

  • Zitat

    Aber geh mal kurz in den Kiez und frag einen Achmed oder Ali, ob sie gerne Bodhisattvas sein möchten und zu denselben Ergebnissen kommen wie Mayahanis, und dann sei so freundlich uns zu berichten zu welchem Ergebnis du mit der respektvollen Anfrage gekommen bist.


    Lieber nibutti,


    da muss ich gar nicht in den Kiez gehen. Auch hier lehnen Leute das ab, und nicht gerade aus Bescheidenheit, wie mir dünkt …


    Ich würde niemanden direkt als Bodhisattva ansprechen, weder Ali noch Yeshe. Das wäre nicht nur albern, es wäre dumm und ignorant. Ich müsste dann auch zuviel erklären, deshalb würde ich zu Ali sagen, dass er in meinem Augen ein sehr gutes Vorbild ist, ich viel von ihm lernen kann und es schön sei, dass ich einem Menschen wie ihn begegnen darf.
    Allerdings kann ich im Gegenzug berichten, dass ich nicht beleidigt reagieren würde, wenn mir eben dieser Ali sagen würde, dass ich im Sinne des Islam leben würde. Ich würde es jedoch von mir weisen, da mir soviel Ehre nicht gebührt und ich weiß, dass es zwar das Zeichen für eine reine Sicht von Ali wäre, aber nicht meiner mangelhaften bis fehlenden Realisation entspräche.


    Liebe Grüße
    Knochensack

  • GaliDa68:

    da muss ich gar nicht in den Kiez gehen. Auch hier lehnen Leute das ab, und nicht gerade aus Bescheidenheit, wie mir dünkt …


    Ich würde niemanden direkt als Bodhisattva ansprechen, weder Ali noch Yeshe. Das wäre nicht nur albern, es wäre dumm und ignorant. Ich müsste dann auch zuviel erklären, deshalb würde ich zu Ali sagen, dass er in meinem Augen ein sehr gutes Vorbild ist, ich viel von ihm lernen kann und es schön sei, dass ich einem Menschen wie ihn begegnen darf.
    Allerdings kann ich im Gegenzug berichten, dass ich nicht beleidigt reagieren würde, wenn mir eben dieser Ali sagen würde, dass ich im Sinne des Islam leben würde. Ich würde es jedoch von mir weisen, da mir soviel Ehre nicht gebührt und ich weiß, dass es zwar das Zeichen für eine reine Sicht von Ali wäre, aber nicht meiner mangelhaften bis fehlenden Realisation entspräche.


    Hi Knochensack


    Bescheidenheit ist gut, aber auf die Realisation hinarbeiten ist imho die höchste Bescheidenheit.


    Grüße


    :)

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.