Freiheit von, und Beziehung mit den Dingen

  • Ich sehe hier zurzeit hier viele Diskussionen ueber Nondualitaet (Beziehung zu den Dingen) und Ablehnung der Dinge (Freiheit von den Dingen). Ich wuerde das gerne etwas naeher diskutieren und frage mich
    1. Was sinnvoller ist, 2. Ob es kombinierbar ist 3. Was eher Buddhas Lehre entspricht und dem Leiden ein Ende macht.


    Ich sehe dabei die 2 Fronten und die Fruechte daraus die ich kurz skizzieren moechte>
    A. Freiheit von den Dingen. Frucht Gierlosigkeit
    Hauptgrund ist die Vergaenglichkeit, der Wandel aller Dinge und der Natur. Wuerde man einen Zeitraffer nehmen aus Sicht eines alten Baumes oder Berges so wird einem der Wandel klarer.
    Nehmen wir z.B. 1 Sekunde fuer 10 Jahre Menschenleben und stellen uns das vor. Oder wir versetzen uns in eine Bienenarbeiterin die 40 Tage alt wird um uns die Vergaenglichkeit bewusst zu werden.
    Gut aus der Perspecktive der Biene kann das auch lang sein, kommt auf die Perspektive an. Es ist wie ein Reh auf einer schoenen Vulkaninsel auszusetzen oder zu zuechten die jedes Jahr ausbricht und alles vernichtet.
    Wer haette begehren dort sich niederzulassen und einen Tierpark zu gruenden, wenn er darum weisss ?


    Die Natur kann grausam sein, aber auch kooperativ und hilfreich. Es gibt Gift und Heilpflanzen. Krankheitserreger und Darmbakterien.


    B. Beziehung mit den Dingen , Frucht Hasslosigkeit
    Wir koennen nicht getrennt von allen Dingen und Wesen leben. Wir sind abhaengig vom Atem, haben eine Beziehung zur Luft, damit zu den Pflanzen und Tieren. Ohne Bienen hat die Menschheit noch 4 Jahre sagte angeblich einst Einstein.
    Diese Abhaengigkeit und Verstaendnis laesst oekologisches und heilsames Tun zum Wohl von mir und anderen logisch werden und natuerlich.
    Hier sehe ich die Staerke der Einigungs und Nondualitaetsgedanken.


    Im Zhuangzi steht der Weise sieht die Abhaengigkeit aller Dinge und ruht in der Mitte von Abneigung und Anhaftung der Dinge, er bedient sich nicht der Dinge sondern wohnt darin wo sie eins sind.
    Fuer mich ist das ein sehr buddhistischer Satz der mittleren Lehre.
    Aber ich habe das Gefuehl, dass sich manche nicht verstehen, weil sie sich gerade mit einem der beiden Extremen befassen, der Ablehnung oder dem Anhaften der Dinge.
    Freiheit und Beziehung der Dinge was denkt ihr darueber ?

    Nibbana:..Befreit von der Zuordnung durch Form, Vaccha, ist der Tathagata tief, grenzenlos, hart auszuloten, wie die See. 'Wiedererscheinen', ist nicht anwendbar. 'Nicht wiedererscheinen',ist nicht anwendbar... MN72 (http://zugangzureinsicht.org/)

  • Hallo Mabuttar,


    also ich finde da schließt sich bei A und B gar nichts aus. Sowohl in A und B schwingt diese (im Grunde) gleichgültige Haltung gegenüber den Dingen mit. Das Problem könnten die Bezeichnungen von A und B sein.


    Denn es geht ja im im Buddhismus nicht um die die "Freiheit von Dingen" (--> A), es geht (wenn schon so gesprochen) um die Freiheit von der Gier, weil eben SIE leidbbringend ist, nicht die Dinge. Erst die Vernichtung der Gier befreit uns gewissermaßen von den Dingen.


    Eine wirklich gleichgültige Beziehung gegenüber den Dingen können wir hier im Westen allerdings wohl kaum entwicklen, denn in aller Regel lieben wir unsere Dinge (http://www.youtube.com/watch?v=MvgN5gCuLac :D). Wir ("Durchschnittswestler") müßten uns auf dem Wege zur Erleuchtung aber wohl allerdings mal in eine Beziehungslosigkeit zu den Dingen (ganz weit weg die Dinge! :D ) begeben (die Heimlosigkeit) um uns von unseren "gemütlichen, westlichen Gewöhnungen" zu lösen.


    Gruß

  • Ich denke was oft untergeht, ist, dass die zwei unheilsamen Freunde Gier und Hass nur zwei Gesichter der selben Sache sind. Auch dass hat vielleicht mit einem falschen schwarz weis zu denken zu tun. Anziehung und Ablehnung wechseln sich ab. Nur weil man die Münze nur mehr von einer Seite betrachtet, löst das nicht das Problem.
    Wo immer Verlangen ist, wo immer ergreifen wollen ist, kommt Gier auf, kommt Hass auf.


    Mit den Phemonänen in Harmonie zu kommen, heißt sie nicht mehr ergreifen zu wollen, heißt ergriffenes los zu lassen. Wenn das aus aversion passiert, ist es nichts anderes wie "negative" Gier. Man kann es auch wie subrtahieren oder addieren vergleichen. Das Ziel ist nicht weiter zu addieren oder zu subtrahieren, da liegt kein unterschied und es wechselt nur das Vorzeichen und auch dieses ist relative. Es geht darum zur Ruhe zu kommen.


    Wenn immer Hass aufkommt, entgegnen wir ihm mit Wohlwollen, wohlwollen gegenüber allen Wesen. Wir üben dies indem wir uns mit metta befassen, metta verstehen und immer besser auf diesen Gedanken zurückgreifen können.


    Wenn immer Gier aufkommt, entgegnen wir ihm mit Großzügigkiet, Freigiebigkeit und üben uns im Loslassen. Wir üben indem wir uns mit Dana befassen, Dana machen, teilen und geben lernen, ohne einen Deal einzugehen oder etwas zu erwarten. Dies ist der Weg um der Gier zu entgegnen, sie kennen zu lernen und sie zu verstehen und nach und nach von ihr loszulassen.


    Aber auch Sila hilft uns Hass und Gier entgegenzutreten. Nur wenn wir uns bereits in metta und Dana geübt haben, und unsere Ansichten verbessert haben, haben wir auch die Voraussetzung unsere Tugend wirklich zu schärfen. Nicht nur das wir auf unseren Hass und unsere Gier reagieren, bemühen wir uns auch beide nicht zu verursachen. Aus metta gegenüber allen anderen Wesen, nehmen wir Abstand davon andere zu verletzen, wir geben unserem Übelwollen keine Möglichkeit mehr und erzeugen kein neues Übelwollen im Gegenzug. Aus Großzügigkeit nehmen wir Abstand davon, mehr zu nehmen als wir brauchen, zu nehmen was nicht uns gehört, zu nehmen was nicht gegeben ist. Damit verringern wir Schritt für Schritt, nicht nur unsere Gier sondern auch Gier die im gegenzug entsteht.


    Weisheit hilft uns diese Dinge immer besser zu verstehen, hier dienen uns Methoden um mehr Einsicht zu bekommen. Wenn wir die anderen Schritte gut und zielstrebig üben wird unserer Geist die Reinheit erlangen, freier von Hass und Gier sein und wir werden weiten und weiter vorbringen können. Wenn wir die wichtigsten Trainingspunkte auslassen, wir unsere Praxis keinerlei Erfolg haben. Wir wischen stets nur den Staub weg, denn wir sonst anhäufen und kommen keinen Schritt tiefer, oder wir legen uns eine Vorstellung zu angenehm im Schmutz zu verweilen.


    Die Praxis beginnt bei den alltäglichen Dingen, und dies Rund um die Uhr. Nur wenn wir unserer Handeln und unsere Lebensweise anpassen, werden wir weiter kommen. In dieser Weise bekommen wir die Beziehung und Freiheit von den Dingen ins reine und werden unserer Bewusstsein nach und nach verstehen und weiter nach oben und nicht tiefer treiben.


    Wenn da jemand meint es sei ihm möglich das höchste Glück zu erreichen ohne an seinen Handlungen und Lebensweise zu arbeiten wird nicht sehr weit können. Wer nicht mehr verlangt und begehrt, ist Frei von allen Dingen und steht zum ersten mal in einer wirklichen Beziehung mit ihnen, ohne dass sie von Vorstellungen getrübt sind, ohne das sie von Erwartungen belastet sind.
    *schmunzel*