Elliot
Nett. Deine Darstellung und Präsentation zeigt für mich auf wunderbare Weise, wie die buddhistischen Lehren als religiös-dogmatisches Glaubenssystem aufgefasst werden können. Ist ja okay, nur, wie halt schon gesagt, mir persönlich zu eingeschränkt.
In der gleichen Struktur kann man sich endlos mit guten Theologen über die vermeintliche Wahrheit und Notwendigkeit Gottes unterhalten.
Der große Unterschied zwischen uns beiden scheint mir: im Zentrum deiner Sichtweise steht der Glauben daran, dass es so ist. Im Zentrum meiner Sichtweise steht die Einsicht, dass ich letztlich keine Ahnung hab wie es ist (oder was eigentlich ist).
Beiträge von Sôhei
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Nachtrag:
"Antworten auf Fragen, die dem Verstand allein unergründbar bleiben."
- Sind die Fragen oder die Antworten (oder beide) dem Verstand allein unergründbar?
- Was für Fragen sollen das denn sein?
- Wieso sind sie für den Verstand unergründbar?
- Wie sehen diese Antworten aus?
- Wie werden diese Antworten durch kayagatasati befördert? -
Elliot:Sôhei:
auch wenn du es versuchst objektiv und als Fakt hinzustellen ("Es wurde weiter oben ja schon erörtert...") - es gibt schlicht und einfach unterschiedliche Ansichten dazu, hier im Thread und schon die letzten 2000 Jahre (oder 2400 oder um den Dreh).
Ich stelle objektiv und als Fakt fest, dass im Palikanon (genauer: Samyutta Nikaya 12.17. Der Nacktgänger - 7. Acelakassapa Sutta) steht, dass weder dieselbe, noch eine andere Person wiedergeboren wird.Sôhei:Und dann wieder der lächerliche Verweis: "Übe...". Woher willst du wissen, ob, wieviel und wie lange ich schon kayagati übe? Ach so, Moment, wir sind ja wieder in der Struktur: "Alles was im Pali-Kanon steht/vom Buddha gesagt wurde, ist wahr. Wer das nicht erkennt, hat nicht genug geübt..."
Nein, so ist es nicht. Ob das, was im Palikanon steht, von Buddha gelehrt wurde oder nicht, ist kaum entscheibar. Aber im Palikanon steht, dass die Übung von Kāyagatāsati zu Antworten auf Fragen führen kann, die mit dem Verstand allein unergründbar bleiben.Viele Grüße
ElliotOkay, eine Runde noch
1)
Im Pali-Kanon steht, "dass weder dieselbe noch eine andere Person wiedergeboren wird." Okay. Nur, und das ist das Problem, ist ein solcher Satz für sich allein leer und bedeutungslos. Denn was eine Person ist und nicht ist, und was es bedeutet wiedergeboren zu werden, das ist ja die Frage. Und eben da gingen schon unter den Zuhörern Buddhas die Meinungsverschiedenheiten los.2)
Jetzt sagst du, dass im Pali-Kanon steht, "dass die Übung von Kāyagatāsati zu Antworten auf Fragen führen kann, die mit dem Verstand allein unergründbar bleiben". Oben hattest du aber erst mal mich direkt angesprochen: "Übe Kāyagatāsati und mache Dir selbst ein Bild, wie die DInge wirklich sind."
Wie gesagt, du weißt nicht wie lange und intensiv ich praktziere.Was die Aussage "Antworten auf Fragen, die dem Verstand allein unergründbar bleiben" bedeuten soll, ist mir im Moment allerdings selbst noch ziemlich schleierhaft.
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Roth:
Würde ich im Ernst annehmen, dass wesentliche Punkte im Buddha-Dharma falsch oder
Nonsense sind, würde ich mich wohl gar nicht damit beschäftigen.Hallo Roth,
Sehe ich ebenso. Aber: was sind die wesentlichen Punkte? Nehmen wir dukkha - wurde ja auch schon diskutiert. Ich gehe nicht mit der Einstellung vor: Ja, "alles Gestaltete ist dukkha", weil es so im Palikanon steht, und das muss ich jetzt quasi nur noch bestätigen indem ich meinen Geist einseitig darauf ausrichte. Ich versuche ergebnisoffen ranzugehen, und in den meisten für mich wesentlichen Punkten neige ich eher dazu, dies oder jenes anzunehmen; endgültiges Wissen empfinde ich da eigentlich nirgends. Aber es gibt Deutungen, die mir falsch (weil widersprüchlich) oder zumindest höchst unwahrscheinlich vorkommen.
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Elliot:
Es wurde weiter oben ja schon erörtert, warum Herr X nicht identisch mit Frau Y sein kann (das wäre dann "Ewigkeitsglaube" bzgl. Herrn X: sassata-ditthi), aber Herr X auch nicht völlig verschieden von Frau Y sein kann (das wäre dann "Vernichtungsglaube" bzgl. Herrn X: uccheda-ditthi).
Übe Kāyagatāsati und mache Dir selbst ein Bild, wie die DInge wirklich sind.
Elliot
Hallo Elliot,
auch wenn du es versuchst objektiv und als Fakt hinzustellen ("Es wurde weiter oben ja schon erörtert...") - es gibt schlicht und einfach unterschiedliche Ansichten dazu, hier im Thread und schon die letzten 2000 Jahre (oder 2400 oder um den Dreh).
Und dann wieder der lächerliche Verweis: "Übe...". Woher willst du wissen, ob, wieviel und wie lange ich schon kayagati übe? Ach so, Moment, wir sind ja wieder in der Struktur: "Alles was im Pali-Kanon steht/vom Buddha gesagt wurde, ist wahr. Wer das nicht erkennt, hat nicht genug geübt..."
Ist mir persönlich zu fundamentalistisch.Grüße,
Sohei -
Hm, nein, die Logik stößt da eigentlich nicht an ihre Grenzen; nur der Sinngehalt deiner und der von dir zitierten Aussagen.
Da hilft auch der Verweis nicht, dass es ja nur persönlich erfahren werden kann. Und Verwirrung oder Bestürzung löst es auch nicht aus.
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Elliot
"Nein, das ist etwas komplizierter. Weder ist Fau Y Herr X in dem Fall, noch ist Frau Y jemand anderes als Herr X."
Nun, du sagst aus dass eine Eigenschaft einer Sache zukommt und zugleich nicht zukommt. Eine solche Aussageform ist aber eben nichtssagend (wie Aristoteles in der Metaphysik ausführlich dargelegt hat.)
(a la "Der Ball ist weder rot noch nicht rot" bzw. "Der Ball ist rot, der Ball ist nicht-rot.")
Entstehen in Abhängigkeit ist eine feine Sache; aber auch Entstehen in Abhängigkeit darf weder widersprüchlich noch nichtssagend sein, wenn du damit irgend was erklären willst.P.S. Und hört Herr X auch auf Frau Y und umgekehrt?
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@ Elliot
„Man erinnert sich an viele frühere Leben, das heißt, an eine Geburt, zwei Geburten, drei Geburten, vier Geburten, fünf Geburten, zehn Geburten, zwanzig Geburten, dreißig Geburten, vierzig Geburten, fünfzig Geburten, hundert Geburten, tausend Geburten, hunderttausend Geburten, viele Äonen, in denen sich das Weltall zusammenzog, viele Äonen, in denen sich das Weltall ausdehnte, viele Äonen, in denen sich das Weltall zusammenzog und ausdehnte: ,Dort wurde ich soundso genannt, war von solcher Familie, mit solcher Erscheinung, solcherart war meine Nahrung, so mein Erleben von Glück und Schmerz, so meine Lebensspanne; und nachdem ich von dort verschieden war, erschien ich woanders wieder; auch dort wurde ich soundso genannt, war von solcher Familie, mit solcher Erscheinung, war meine Nahrung solcherart, so mein Erleben von Glück und Schmerz, so meine Lebensspanne; und nachdem ich von dort verschieden war, erschien ich hier wieder.‘ So erinnert man sich an viele frühere Leben mit ihren Aspekten und Besonderheiten.“
Sehr schön. Aber irgendwie basiert ja das ganze nette Zitat auf einem Ich, welches es doch eigentlich gar nicht gibt... Darum ist es entweder nichtssagend, oder atman.
Davon abgesehen bleibt der Umstand, dass das nur einen Maskenball beschreibt: Kein Herr X kann früher Frau Y gewesen zu sein, denn dann ist er entweder nicht Herr X, oder nicht Frau Y. Beides geht nicht.
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Also was jetzt Herr X aus Bayern mit der Frau Y in New York zu tun hat, und wie, kann man weder erklären, noch gibt es eigentlich den Herrn X und die Frau Y.
Dann sehe ich aber beim besten Willen keinen Grund und Sinn darin, überhaupt von leben-übergreifendem Karma und Wiedergeburt zu sprechen. Wo ist der Nutzen oder die Notwendigkeit?
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mukti:bel:
Das ist doch keine Antwort. Die Frage war, was das "Element" ist, daß all die Persönlichkeitsmerkmale, bzw die karmische Zusammensetzung der Person X auf die Person Y vermittelt, so daß man sagen kann, Y erntet das, was X gepflanzt hat, oder Y ist der Eigner der Taten von X.Wenn ich das sehen könnte wäre ich erleuchtet. Das Prinzip ist dass Y eine Auswirkung von X ist. Beweisen kann ich es nicht, wie auch das Gegenteil nicht bewiesen ist. Es passt aber alles in das sonstige Weltbild, wie es anders in ein anderes passt. Viel mehr kann darüber zum gegenwärtigen Stand der Erkenntnis wohl von beiden Seiten nicht gesagt werden.
Naja, ganz so gleichberechtigt sind die beiden Alternativen nicht, würde ich sagen. Denn wenn die Behauptung aufgestellt wird, dass z.B. zwischen Herrn X, der als mittelständischer Kleinunternehmer in Bayern geboren und aufgewachsen ist und dort sein Leben verbracht hat, bis er zum Zeitpunkt x verstarb, und einer Empfängnis in meinetwegen Arizona einen Moment nach x, wo dann nach neun Monaten ein Mädchen geboren wird zur Frau heranwächst, und was weiß ich treibt und tut ein "Zusammenhang von Ursache und Wirkung besteht" oder auch nur "bestehen kann", dann wäre irgendeine halbwegs vernünftige und halbwegs belastbare Theorie schon schön.
Ansonsten gilt für mich das Occhamsche Rasiermesser und "simplex sigillum veri". -
Mir ging bzw. geht es bei meinen beiden Punkten darum, unabhängig von der sich über 15 oder 20 Seiten erstreckenden Debatte, wer meint die buddhistische Lehre jetzt besser verstanden zu haben, noch einmal die Frage zu stellen,
a) wie eine Beeinflussung, ein Zusammenhang zwischen dem Leben einer Person X, welches zu einem bestimmten Zeitpunkt vorüber ist, und der einen Moment später erfolgten Empfängnis/Geburt einer Person Y (an einem gänzlich anderen Ort), welche dann unter gänzlich anderen Bedingungen etc. aufwächst und sich entwickelt, möglich sein soll;
und
b) wie es vorstellbar sein soll, gleichzeitig zwei Personen zu sein (das ist nämlich für mich die Bedeutung von "einst war ich der oder der").
Und ja: ersteres anzunehmen halte ich für ziemlich grotesk, letzteres für unmöglich. Aber vielleicht übersehe ich ja was, und deshalb habe ich nochmal nachgefragt.
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mukti:Sôhei:
..... Auch hier fällt mir nichts ein, was mir irgendwie stimmig oder auch nur möglich erscheint...
Vielleicht habt ihr Anregungen?
Es gab ja dazu bereits viele Anregungen in diesem und in anderen Threads, auch mit Links zu entsprechenden Auseindersetzungen und Lehrreden. Wenn du sicher bist dass da nirgends was dran sein kann, dann lasse es doch einfach.
Na na, ganz ruhig. Aber es scheint so, als ob du mit eigenen Worten auch nichts dazu sagen kannst.
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Mabuttar:
3) Das allgemeine ichlose Bewusstsein wird in jedem Lebewesen wieder und wieder je nach Bedingungen geboren, so wie Wasser in allen Erscheinungsformen wieder und wieder erscheint.
Sorry, aber genau solche Aussagen bringen mir gar nichts, denn "ein allgemeines ichloses Bewusstsein" ist für mich einfach nur eine leere Worthülse.
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Hallo!
Ich würde noch mal gerne weg von der Fachterminologie das Thema in Alltagssprache versuchen zu verstehen, und würde mich über eure Ansichten dazu freuen:
Also:
1)
Wir haben eine Person X, geboren zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort (z.B. Berlin), und gestorben zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort (z.B. Hamburg). Dann haben wir eine Person Y, welche unmittelbar (oder auch bis zu 49 Tage danach) an einem evtl. gänzlich anderen Ort geboren wird (z.B. New York). Die Frage lautet dann, wie können zwischen diesen beiden Menschen ursächliche oder bedingte Beziehungen gedacht werden? Mir fällt da ehrlich gesagt nix ein, was mir irgendwie plausibel erscheint...2)
Ein Ich-Gefühl entwickelt sich beim Kind, und dann weiter zur "Person" oder "Persönlichkeit" beim Erwachsenen in Abhängigkeit von diversen Faktoren (kognitive Entwicklung, Erziehung, Sozialisation etc.). Ich vermute jeder von uns hier im Forum empfindet sich (mit einer unterschiedlich großen Spannbreite) als kontinuierlich. Dieses Ich ist etwas Erworbenes und Gewachsenes, und untrennbar mit der individuellen Biographie und dem sich ebenso entwickelnden Körper verknüpft. Wie heißt es so schön: "Man kann nicht aus seiner Haut." Wenn ich mich verkleide, weiß ich, dass unter der Verkleidung Sohei in seinem derzeitigem körperlichen Zustand und Alter, mit seinen derzeitigem Wissen und Gefühlen steckt. Wie sollte ein solches "Ich" bzw. eine solche "Identität" in einer ganz anderen körperlich-geistigen Einheit mit einer ganz anderen Entwicklungsgeschichte überhaupt denkbar sein? Auch hier fällt mir nichts ein, was mir irgendwie stimmig oder auch nur möglich erscheint...Vielleicht habt ihr Anregungen?
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Bakram:
Hallo zusammen
Nun ist es aber so, dass die Wahrheit wahr bleibt ganz egal ob man sie kennt oder nicht. Deshalb verstehe ich nicht, weshalb Menschen andere Menschen glauben sie zur Wahrheit bekehren zu können wo sie doch erkennen sollten dass sie andere lediglich zu ihrer Vorstellung bekehren möchten.
Die Umfrage ist interessant um die verschiedenen Konzepte zu sehen. Ein Streitgespräch zu führen wer nun die bessere Vorstellung von "Wiedegeburt" hat ist irgendwie lächerlich
Was Wahrheit ist und ob es bezüglich der Fragestellung eine solche gibt, ist ja überhaupt nicht entschieden.
Und eine Darlegung der eigenen Vorstellung von Wiedergeburt, was das bedeuten könnte, wie sie zu denken sein könnte, welche Implikationen sie mit sich bringt etc. ist doch wohl das einzige, was wir hier tun können, oder nicht?
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Bhante Seelawansa: "Für mich gibt es ein Leben nach dem Tod, Wiedergeburt jedoch nicht. Das Wort Wiedergeburt kommt aus den indischen Sprachen. Der Begriff existiert im Buddhismus nicht. Buddha verwendet stattdessen das Wort ‚Wiederwerden’. Die Wiedergeburtslehre besteht in Verbindung mit einer Person und einer Seele. Beides gibt es nicht. Manchmal glaube und spüre ich, dass ich schon oft auf dieser Welt gewesen bin."
"Dass ich schon oft auf dieser Welt gewesen bin."
Und wer soll das sein? Bhante Seelawansa wohl kaum, denn der hat bei der Empfängis oder Geburt angefangen zu existieren, und wird doch aufhören zu existieren wenn sein Körper nicht mehr seine Funktionen erfüllt...
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Last not least:
Weg von der Frage, wie eine Wiedergeburt vonstatten gehen könnte, ist für mich die Grenze einfach die:
"Ich" ist immer singulär. D.h. ich kann mir zwar jetzt z.B. vorstellen, ein armer Mensch, ein reicher Mensch, oder vielleicht auch ein Tier zu sein. Aber das ist halt nur eine Vorstellung und nicht real. Real bin ich Zeit meines Lebens mit einem (sich entwickelnden und verändernden) Körper verbunden, auf dessen Grundlage (in Wechselwirkung mit den Menschen und der Umwelt) sich meine Identität herausbildet. Dieses Ich kann ich nicht einfach in einen anderen Körper verpflanzen; das gibt es nur als Gesamtpaket. Anderer Körper, andere Kindheit etc. - anderes Ich. Deshalb kann ich als Sôhei mir auch überhaupt nicht wirklich vorstellen, ein anderer zu sein - denn dabei ist Sôhei weg und eben ein anderes Ich am Start.
Und wer sich dauerhaft nicht mit seinem Körper und seiner Lebensgeschichte identifiziert bzw. identifizieren kann, verpasst meiner Meinung nach sein Leben, flüchtet sich vielleicht mehr oder weniger in Scheinwelten ("Second Life" oder dergleichen), und bedarf schlimmenstfalls gravierender (medizinischer) Hilfe (Traumaarbeit, Therapie, neurologische und psychiatrische Untersuchungen etc.).Darum: welche Bedeutung soll es für mein Leben haben, ob ich vielleicht mal Christel Müller aus XY war, oder vielleicht mal Heinrich Kastel aus QZ sein werde? Zumal ich nie wissen kann, ob ich mir das nur einbilde, oder es irgendwie tatsächlich so war. Aber was ich sicher habe und weiß, ist dieses eine Leben; ob es mir gefällt oder nicht.
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Buddhaghosa:
Hallo Sohei,
Sôhei:spielt das Thema keine allzugroße Rolle in Theorie und Praxis
was aber gar nichts darüber aussagt, wie es doktrinär verstanden wird. Nur weil etwas keine große Rolle spielt, ist es ja nicht falsch. Ich sehe da keinen Zusammenhang. Und ist im Amida-Buddhismus die Wiedergeburt im Reinen Land nicht das Ziel?
Gruß
FlorianIch habe hier doch auch gar nichts von Falsch oder Richtig geschrieben. Ist es so schwer einzuräumen: "Okay, Standardlehre im Buddhismus" ist etwas übertrieben? Oder willst du sagen dass es alle diese Schulrichtungen ebenfalls als Standardlehre so sehen? Oder dass die nicht wirklich zum Buddhismus gehören?
Natürlich weiß ich, dass "beim Amida-Buddhismus die Wiedergeburt im Reinen Land das Ziel ist". Ich habe ihn trotzdem mit reingenommen, weil ich denke dass die Grundkonzeption doch nochmal eine andere ist. Außerdem wurde doch im Reinen-Land-Forum vor nicht langer Zeit ebenfalls ausführlich eine Position vertreten, welche diese Wiedergeburt eben nicht wörtlich versteht.
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Elliot:Sôhei:
Aber in anderen buddhistischen Schulrichtungen wie Chan/Zen, Madhyamika, Yogacara, Huayen/Kegon, Shingon, Amida etc. spielt das Thema keine allzugroße Rolle in Theorie und Praxis. (Meiner Meinung nach, basierend auf den Quellentexten die ich kenne und den Texten über diese Schulrichtungen.)
Hier diskutieren aber offenbar auch Anhänger einiger der von Dir zitierten Schulen, die die Auffassung vertreten, die Idee der Wiedergeburt stehe IM WIDERSPRUCH zur Lehre des Buddha.Viele Grüße
ElliotHallo Elliot,
na ja, ich denke die Wiedergeburt kann gar nicht im Widerspruch oder Einklang mit der Lehre des Buddha sein, sondern nur mit der Lehre wie sie der Einzelne oder Gruppen verstehen. Das ist für mich feiner aber wichtiger Unterschied.
Und ich wüsste nicht, wie da einer wirklich Recht haben könnte. Wir können alle nur versuchen offenzulegen, warum wir das eine oder andere annehmen oder ablehnen. Wenn dabei keine Einigkeit rauskommt, kann dass sowohl daran liegen, dass wir unsere eigene Position nicht klar genug darlegen können; als auch daran, dass es keine unanfechtbare Position gibt. -
Buddhaghosa:
Hmmh,
wenn das alles so offensichtlich falsch ist, warum ist es dann die Standardlehre im Buddhismus?
Gruß
FlorianIch finde nicht, dass das die Standard-Lehre im Buddhismus ist.
Ich sehe das so: Im Theravada ist die Wiedergeburt - wie auch immer das bzw. was auch immer da vonstatten geht oder gehen soll - ein wichtiger Teil des Gesamtgefüges. Ohne die Annahme einer Wiedergeburt wird einfach Vieles hinfällig, oder verliert zumindest an Dringlichkeit.Aber in anderen buddhistischen Schulrichtungen wie Chan/Zen, Madhyamika, Yogacara, Huayen/Kegon, Shingon, Amida etc. spielt das Thema keine allzugroße Rolle in Theorie und Praxis. (Meiner Meinung nach, basierend auf den Quellentexten die ich kenne und den Texten über diese Schulrichtungen.)
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Ji'un Ken:Sôhei:
...Ich lasse mich aber überzeugen...
Warum sollte dich irgend jemand überzeugen wollen? So lange du mit deiner Meinung zurecht kommst und dich kein wirklich tiefsitzender Zweifel plagt, ist doch alles ok für dich.
Ich freue mich immer wieder, wenn ich Menschen treffe, die keine grösseren Probleme haben.Hallo Ji´un Ken
Ich habe ja nicht geschrieben, dass mich jemand überzeugen soll. Sondern, dass ich meine Ansichten auch bereit bin in Frage zu stellen, mich nicht auf meinem Standpunkt festbeiße, nicht auf Biegen und Brechen Recht haben will, bereit bin meine Meinung zu ändern etc. (Hoffentlich :-)) Ich finde das Thema durchaus interessant, und es hat auch genug persönlichen Bezug. Darum teile ich meine Sichtweise, und versuche auch die der anderen zu verstehen. Aber auch zu hinterfragen, so wie meine eigene auch.
Keine größeren Probleme - hmm, kommt drauf an was du darunter verstehst. Aber ja, war schon mal schlimmer. -
Aiko:
Der Glaube an ein Selbst wird dann erfahrbar, wenn es um Verlust geht, von den Dingen, die dir wichtig sind. Und das erfährt man auch oft erst, wenn sie verloren sind.
Auch hier lese ich das so: "Ich, Aiko, habe besonders in Verlustsitutationen erlebt, wie ich unbewusst doch noch an ein Selbst geglaubt habe. Manchmal auch erst sehr spät."
Bitte korrigiere mich ggfs.
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Davon abgesehen: Das Verlinken von Büchern, Artikeln etc. impliziert für mich irgendwie immer: "Du hast es noch nicht richtig verstanden." Und das wiederum impliziert, als ob allgemeiner Konsens darüber bestehen würde, wie es sich tatsächlich verhält. Und das ist eben nicht der Fall.
Deine Antwort verstehen ich daher so: "Ich, Aiko, sehe den Persönlichkeitsglauben als Hauptursache für dukkha. Zu dieser Ansicht hat das verlinkte Buch (damals) nicht unerheblich beigetragen. Ich bin der Ansicht, dass der Persönlichkeitsglaube die Ursache vieler oder aller weiteren Leiden ist und daher zuerst hinterfragt werden sollte. Dadurch wurde mir auch die Wahrheit vom Leiden verständlicher."
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Aiko:
Mir hat diese Schrift mal ganz gut geholfen, das schwer zu verstehende ein wenig zu verstehen.
http://www.dhamma-dana.de/buec…sentliche%20Bedeutung.pdfDie drei Daseinsmerkmale gelten für die Menschen, die ein Selbst sind - und damit für fast alle Menschen. Nur diese Selbstsicht ist die Ursache des Leidens, da nur aus dieser falschen Ansicht heraus alle anderen falschen Ansichten folgen. Und deshalb ist es zunächst ganz wesentlich den Persönlichkeitsglauben aufzugeben. Erst dann sieht man diese Wahrheit vom Leiden.
Hallo Aiko,
danke für den Link. Das Buch kenne ich noch nicht, werde ich mir gerne mal anschauen. Aber natürlich ist es nicht so, dass ich nicht schon das eine oder andere zu dem Thema gelesen hätte.
Auch der Glaube an ein (beständiges) Selbst ist aber bei den Menschen unterschiedlich ausgeprägt. Ich kenne jetzt durchaus Menschen, die gar nix mit Buddhismus am Hut haben, und trotzdem einen (meiner Ansicht nach) extrem geringen, wenn überhaupt vorhandenen Glauben an ein Selbst haben. Ergo auch weniger Leiden. Aber bei denen ist das denke ich mal auf die Erziehung und sonstige Erfahrungen (einschließlich Studium) zurückzuführen, welche dazu beigetragen haben, sich selbst eben nicht so wichtig zu nehmen.
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blue_apricot:
Von Stoizismus steht nix in der Lehre. Aber von Ergründen und Durchdringen, von Wachsamkeit und Präsenz ist häufig die Rede. Dukkha meint für mich vorrangig beständige Unzufriedenheit. Existenzielle Furcht. Das Gefühl eines grundlegenden Mangels. Suche. Ob man es nun ( jetzt ) so wahrnimmt oder nicht kann man Dukha nicht `rational` - auch nicht mit `geschickten Mitteln ` wegwischen.
Danke für deine Meinung. Gibt es auch eine Begründung dafür?
Wie gesagt: ich denke keiner würde behaupten, dass das Leben nur Spass macht. Und manche leiden mehr, manche weniger; manche trifft es härter, manche weniger hart. Aber dukkha zu einem der drei wesentlichsten Daseinsmerkmale, und damit für alle Menschen zu erklären, ist ein gewichtiger Schritt. Und den sehe ich nicht wirklich begründet, und auch nicht begründbar.
Der Verweis auf vermeintlich fehlende Einsicht oder Autorität des Buddha hilft da auch nicht weiter. Wenn du es glaubst, ist ja okay. Ich glaube es nicht.
Ich lasse mich aber überzeugen (zumindest habe ich in der Vergangenheit meine Ansichten bezüglich mancher Fragestellungen aufgrund von Gesprächen und Reflexion schon mal revidiert; prinzipiell sollte es also möglich sein).
Aber für mich lautet die Frage: "Ist dukkha ein universelles Daseinsmerkmal (und wie wird das begründet)?" Eine abschließende Antwort habe ich hierauf für mich nicht, neige aber aufgrund meiner Überlegungen (und deren Austausch mit anderen) zu der Vermutung: "Nein."
Ich habe den Eindruck, für viele hier ist die Ausgangsbasis statt dessen: "Dukkha ist ein universelles Daseinsmerkmal. Wie kann ich diese Annahme bestätigen?" (Und zwar nur bestätigen, weil von der Richtigkeit bereits ausgegangen wird).