Beiträge von Sôhei

    Ergänzung:


    Neben dem schlagwortartigem Buddhismus - Christentum (Theismus) Gegensatz wird dieses Runterbrechen ja auch gerne mit Daoismus - Konfuzianismus gemacht, wobei die einen dann die edlen Naturalisten sind, die anderen die verstaubten Bürokraten...
    Trifft aber eben auch kaum zu. Die wunderbarsten Götterwelten haben nämlich die Daoisten für sich in Anspruch genommen, und auch was z.B. rigide Askese angeht, standen sie den indischen Kasteiern in nichts nach...

    void


    Ich bin wahrlich kein Freund christlicher Dogmatik, aber ich finde viele von dir da genannte Gegensätze greifen nur sehr oberflächlich.


    Z.B. würde ich sagen, dass die Welt- und Leibfeindlichkeit keineswegs im Christentum besonders ausgeprägter ist, als es dass im Buddhismus ist. Wobei solche Aussagen eh problematisch sind, da wir ja einerseits massenhaft Lehrrichtungen und Auslegungen bei Christen und Buddhisten haben, andererseits der real gelebte Glaube hier wie dort oftmals kaum etwas damit zu tun hat.


    So gibt es z.B. neben der gern bemühten "Macht euch die Welt Untertan"-Stelle in der Bibel halt auch eine ganze Schöpfungstheologie, welche der Welt viel Wert und Aufmerksamkeit beimisst. In diesem Punkt z.B. würde mir überhaupt kaum was Vergleichbares aus dem Buddhismus bis in die jüngste Zeit einfallen. Mit solchen Fragen ist er überhaupt erst konfrontiert worden, seit die Länder in denen er dominiert in der Moderne angekommen sind...


    Welt - Gott und Materie - Geist sind in der abendländischen Philosophie keineswegs durchgängig als wertende, hierarchische Gegensätze aufgefasst worden... Denke doch auch nur mal an die großen alchemistischen, magischen und gnostischen Traditionen.... An Teilhard de Cardin... Oder die gewaltige Denkrichtung des dialektischen Materialismus... Die im Abendland hervorgebrachten Weltanschauungen sind einfach viel zu mannigfaltig, um sie auf so einfache Formeln zu reduzieren.

    Die Probleme, die sich aus der Annahme eines Schöpfers ergeben, hat Sudhana ja schön ausgeführt. Wobei man finde ich der Fairness halber ergänzen sollte, dass


    a) diese Probleme natürlich innerhalb der Theologie auch lange bekannt sind und besprochen werden;


    und


    b) die Pali-Kanon Aussagen und Haltungen zu den angesprochenen Problemfeldern (Anfang des Universums oder nicht, Tatvergeltung, Daseinsbereiche etc.) natürlich auch alles andere als kohärent oder evident sind.
    (Von den späteren Mahayana-Kosmologien mal ganz abgesehen...)


    Welchen Lösungsansätzen man den Vorzug gibt, wenn man denn eine "Lösung" hierfür braucht bzw. annimmt, wird (bislang) immer nur eine Glaubensentscheidung sein können.

    Cravin:

    Moin,


    was sagte Buddha Gautama direkt zum Thema Wiedergeburt und Karma ?


    Mit freundlichen Grüßen


    Er sagte: hinfort, Versucher!
    Lese er die 2000 anderen Threads zu dem Thema!


    Kümmere dich doch erstmal um deine Reine-Land-Threads, die du eröffnet hast...


    Was genau tust du denn bzw. tust du nicht, das du als "Meditieren" bezeichnest?


    Sorry, aber was ist das denn für eine suspekte Aussage?
    Die drei Teile des Pali-Kanon sind doch wohl Vinaya, Sutta und Abhidhamma?

    Frieden-und-Freude:


    P.S. Möchtest Du selbst "konkrete und persönliche" Erfahrungen zum Thema beitragen? :)


    Nun, ich selbst bin damit nur selten/wenig direkt konfrontiert. (Ich spekuliere: das trifft für die meisten hier zu.)


    Mit dem bisschen Ungeziefer halte ich es so, dass ich es meistens lebendig aus der Wohnung befördere. Ab und zu aber muss auch mal eine Stechmücke dran glauben.


    Gegenüber Menschen kam ich bisher nicht in die Verlegenheit, selbst tätig werden zu müssen. Aber, und das ist für mich der entscheidende Punkt, ich denke da ist es ziemlich schnell ziemlich kompliziert. Zunächst mal würde ich mir definitiv nicht grundsätzlich die Option absprechen wollen, anderes Leben zu nehmen, z.B. in Notwehr oder Nothilfe.


    Sterbehilfe? Abtreibung? Militärische Interventionen? Finaler Rettungs-Schuß? Vegetarismus? Alles viel zu komplexe Angelegenheiten, als dass ich da grundsätzlich einfach "dafür oder dagegen" sein könnte. Aber das alles findet natürlich statt, und ich bin ein Teil davon, durch Wählen oder Nicht-Wählen, durch Engagement oder Nicht-Engagement.


    Wenn wir dann vom eigentlichen Töten zum Thema Gewalt im weiteren Sinne kommen (körperliche und andere Arten), dann wird es gleich noch viel umfangreicher.

    Wieso ufert es eigentlich immer in dogmatischen Wortgefechten aus, wenn man es doch konkret und persönlich halten könnte?


    Die Eingangsfrage war, wie WIR mit dem Problem des Töten umgehen, genannt wurden zwei Beispiele (kranke Katze und Ungeziefer).


    Die Unmöglichkeit, im Leben zu stehen und nicht auf irgendeine Weise ins Töten verstrickt zu sein, wurde ja schon genannt. Es geht also um die eigene Haltung und Einstellung (und vielleicht wie diese durch das eigene Verständnis dessen geprägt ist, was man abstrakt "Buddha-Dharma" oder das sila vom Nicht-Töten nennt), um die eigenen Erfahrungen.
    Davon lese ich hier aber nur wenig...

    Einfach mal die durchscheinende Gesinnung mancher Beiträge ihrer (vermeintlich) buddhistischen Begrifflichkeiten entkleiden, und in andere politische Begriffe einkleiden. Dann sollte relativ schnell einleuchten, welch verstörter Geist da weht...

    Ach komm! So eine Entdeckung darf doch wohl mal einen Ausruf des Erstaunens wert sein!


    Wie soll es denn da jetzt weitergehen? Willst du das allen Amida-Buddhisten mitteilen? Oder vielleicht besser für dich behalten? Die Folgen dieser Entdeckung sind ja gar nicht abzusehen.

    accinca:
    Sôhei:

    Dass Leidenschaften, Wünsche etc. tatsächlich mal unwiderruflich "verloschen" sind, ist allerdings etwas, was nicht belegbar ist; sprich, eine Glaubensaussage. Allenfalls kannst du am Ende deines Lebens feststellen, dass eine bestimmte Leidenschaft etc. tatsächlich ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr aufgetaucht ist; aber wirklich wissen kannst du es nicht im Voraus.


    Du hast Nibbana ja auch nicht verwirklicht und daher die 10 Fesseln nicht aufgehoben.


    ?? Und was willst du damit sagen? Wenn ich es hätte, wüsste ich es?
    Hast du es denn? Woher weißt du es dann? Also glaubst du es.

    kilaya:
    Sôhei:

    Buddhisten kommen genauso wenig ins Nirvana wie irgendjemand sonst. Da es weder eine Sache namens "Nirvana" gibt, noch ein Etwas, das nach dem Tod irgendwohin ginge.
    Religiöser Hokuspokus.
    Aber irgendwie muss man die Leute ja bei der Stange halten.


    Das suggeriert, dass Nirvana ein "Ort" wäre, und es darum ginge, nach dem Tod "dort hin" zu gehen. Richtig ist aber die Antwort von verrückter-narr: es geht um das Verlöschen der störenden Leidenschaften und um einen Zustand, der jenseits von Verblendung ist. Also einen Kern buddhistischer Lehre. Einmal erreicht, kann man diese Ebene nicht mehr verlieren, deswegen wird von "Verlöschen" gesprochen, denn es ist nicht blos so, dass die Leidenschaften und Wahrnehmungsschleier unterdrückt werden, sie sind dann wirklich komplett weg. An etwas, das nach dem Tod weiterexistiert braucht man dafür nicht notwendigerweise zu glauben.


    Ich schreibe ja selbst, das Nirvana eben kein Ort ist ;)
    Daher kommen ja die irrigen Fragen und Vorstellungen.


    Dass Leidenschaften, Wünsche etc. tatsächlich mal unwiderruflich "verloschen" sind, ist allerdings etwas, was nicht belegbar ist; sprich, eine Glaubensaussage. Allenfalls kannst du am Ende deines Lebens feststellen, dass eine bestimmte Leidenschaft etc. tatsächlich ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr aufgetaucht ist; aber wirklich wissen kannst du es nicht im Voraus.

    dennisr35:

    Wieso wollen Buddhisten ins Nirwana kommen? Im Nirwana soll es kein Leid mehr geben. Ist das Nirwana besser als die höchste Stufe (devas) im samsara?


    Buddhisten kommen genauso wenig ins Nirvana wie irgendjemand sonst. Da es weder eine Sache namens "Nirvana" gibt, noch ein Etwas, das nach dem Tod irgendwohin ginge.
    Religiöser Hokuspokus.
    Aber irgendwie muss man die Leute ja bei der Stange halten.

    Ja stimmt schon, der "Blödsinn" ist natürlich nur der emotionale Ausdruck dessen, was ich mal mehr mal weniger stark empfinde, wenn ich so etwas lese.


    Davon abgesehen ist nicht viel zu ergänzen:


    Vielleicht kannst du, Kilaya, ja mal kurz erläutern was du mit "real" meinst?


    Und was glaubst du passiert z.B bei einer katholischen Firmung? Ist der Hl.Geist der dort empfangen wird weniger "real" als das was bei einer tibetischen Einweihung geschieht? Und wenn nicht - wie vertragen sich die beiden gänzlich unterschiedlichen Lehren miteinander?

    Yeshe:

    Es ist aus meiner Sicht besser, sich zu fragen, was eine Einweihung/Ermächtigung bezweckt, statt darüber zu diskutieren, was eventuell wie praktiziert werden könnte: Bei einer Einweihung wird das authentische Wissen/Kennen der drei Kayas von einer realisierten Person auf eine andere Person übertragen. Im Idealfall realisiert der/die so eingeweihte augenblicklich Buddhaschaft. Ist das nicht der Fall gibt es Praktiken, Texte usw. die mit der in der Einweihung verwendeten Methodik verbunden sind. Diese sollen dem Eingeweihten dabei helfen, die bereits während der Einweihung gelegten Samen als ursprünglicher Zustand der eigenen drei Tore zu realisieren. Das ist Vajrayana, alles andere ist, na ja, das solltet ihre Euch selber fragen...


    Viel Erfolg auf dem Weg
    Yeshe


    Blödsinn. Einweihungen sind einfach ein historisches Instrument zur Machterhaltung priveligierter Gruppen. Bestenfalls kann damit ein spezifisches Wissen vermittelt werden (wie exakt ist ein Mandala zu zeichnen, welche genaue Anordung ist beim Altaraufbau zu beachten, wie sind kryptische Stellen in einem Text zu verstehen etc.). Der Rest ist blanker Glaube (der ja immerhin auch "Berge versetzen" kann) an das was da aufgeführt wird und völlig selbst-induziert.
    Je mehr man sich in die Materie reinarbeitet, praktiziert, studiert etc., desto wirksamer werden im Schnitt natürlich auch Ermächtigungen... Aber als "Buddha" geht da Niemand raus hervor, so wie auch vorher keiner da war oder ist.
    Ist wie mit Segen, Handauflegen und diversen kleineren und größeren Initiationsritualen im Christentum. Manchmal kann schon ein einfacher Segen an die ganze Gemeinde bei einem Einzelnen mega was auslösen, einfach weil es gerade gepasst hat; ebenso kann jemand nach der Priesterweihe zu der Einsicht kommen, dass irgendwie immer noch alles so ist wie vorher.


    Wohl ne Sicherung bei dir durchgebrannt...

    Hallo Sudhana,


    danke für deine Antwort.
    Vom Prinzip sehe ich das ähnlich; nämlich dass uns unsere Intuition und unser Gefühl leiten sollten - in Verbund mit der Prüfung durch den Verstand, sowie durch Gespräche mit guten Freunden (welche einem dabei helfen können, den wichtigen Blick von außen auf die eigene Entwicklung zu werfen).


    Allerdings denke ich, dass durchaus die Lebensführung, der Humor und auch öffentliche Äußerungen hinsichtlich dessen zu gewichten sind, was verkündet wird. Wenn ein Uni-Prof für Buddhismus z.B. ein geringschätziges Frauenbild hat, hat das nichts mit seiner Befähigung zum Unterrichten zu tun. Wenn sich jemand als Buddhist versteht, wäre das aber für mich widersprüchlich.

    Selbst:

    Sôhei: Das würd ich so nicht sagen. Das SHO SAI MYO KICHIJYO DHARANI will ja Unheil abwehren, und es muss damit - um eine solche Wirkung entfalten zu können - im Rahmen bedingten Entstehens bzw. eines Ursache-Wirkungs-Kreislaufes gedacht werden. (Allerdings weiß ich nicht, ob die Frage von morpho so gemeint war.)


    Natürlich - aber so gesehen kann ich jedes dharani das irgendwo im Buddhismus vorkommt dazuzählen, da ein Buddhismus ohne Abhängiges Entstehen eigentlich kein Buddhismus ist. (Abhängiges Entstehen ist ja gewissermaßen der "Hintergrund", der alle buddhistischen Schulrichtungen trägt.)

    Jede Fragestellung oder Aussage bezüglich Selbst, Seele, atta oder anatta ist in ihrer Reichweite begrenzt, da keiner dieser Begriffe evident oder selbsterklärend ist.
    Niemand von uns kann sich "sich selbst" losgelöst vom Körper vorstellen. Und niemand kann sich tatsächlich vorstellen, "ein anderer zu sein"; denn in dem Moment wo ich X bin, bin ich ja nicht mehr Y. Und damit erübrigt sich auch die Frage ob es irgendein Fortbestehen von mir geben könnte, wenn der Leib nicht mehr funktioniert, und später sogar zerfallen ist.
    Ich denke der anatta-Ansatz im frühen Buddhismus will ganz einfach einer zu starken Jenseits-Ausrichtung (oder halt nächstes Leben, Wiedergeburt, wie immer man das nennen will) entgegenwirken, welche Menschen daran hindert jetzt zu leben (und, modern gesprochen, ihr Potential zu entfalten).
    Da der gute Buddha halt über 30 Jahre zu allen möglichen Leuten geredet hat, ist das aber nicht das einzige. Nur halt er halt kein in sich geschlossenes System verkündet, sondern immer wieder neue ihm hilfreich erscheinende Zugänge.

    bel:
    Sôhei:

    es hinkt doch gerade der Buddhismus hinter der Wertschätzung dieser Welt hinterher, mit seinem Genörgel am Samsara und dem "sabbe sankhara dukkha".


    Oder aber, "sabbe sankhara dukkha" wird im Westen deshalb als "Genörgel" auf gefaßt, weil man den Begriff "dukkha" falsch bestimmt, durch westlich philosophische, oder auch nur sprachliche Projektionen.


    Würde ich nicht so sehen. Sonst würde sich das mit den Vier Edlen Wahrheiten doch wohl erübrigen, oder nicht?
    Oder wie übersetzt und deutest du diesen Satz?