Beiträge von Sôhei

    void:


    Die westliche Trennung zwischen Immanenz und Tranzendenz basiert doch darauf, dass das konkrete "Hier und jetzt" gegenüber den "ewigen, tranzendenten Weisheiten" relativ wertlos ist. Das entspricht doch überhaupt nicht dem buddhitischen Denken.


    Diese Trennung ist doch in den unzähligen Denktraditionen des "Abendlands" weder absolut, noch die einzige Sichtweise. Umgekehrt: es hinkt doch gerade der Buddhismus hinter der Wertschätzung dieser Welt hinterher, mit seinem Genörgel am Samsara und dem "sabbe sankhara dukkha".

    Hallo Thomas,


    nun, ein Titel der in diese Richtung geht wäre z.B. Mizuno, Kyogen; Buddhist Sutras – Origin, Development, Transmission.
    Was ist so schwer daran, ein-zwei oder fünf Bücher zu nennen, die du bisher gelesen hast und von denen du das Gefühl hast, dass sie dir geholfen haben?
    Du hast schon öfters erwähnt, dass du dich noch nicht so auskennst; und die vielen Threads die du startest und die häufig schnell recherchierten Beiträge darin machen für mich zumindest deutlich, dass etwas Grundlagen eben schon hilfreich wären, und dass du dich sehr wohl zerfranst. Aber macht nichts, das wirst du in ein paar Jahren (oder auch nach vielen Jahren) auch feststellen, wenn du dranbleibst.

    Sherab Yönten:

    Ich habe mit dem Herzsutra angefangen (das für mich durchaus zum "Vajrayana-Pfad" gehört),


    Hy Sherab,


    natürlich wird das Herz-Sutra von den Vajrayanis studiert - aber es gehört nicht dazu in dem Sinne, dass es eine Schrift wäre, die in diesem Kontext entstanden ist oder nur dort studiert wird.

    Der Struktur wegen kannst du dir ja das stolze 1000-Seiten starke Werk "The Classification of Buddhism" von Bruno Petzold zu Gemüte führen :P


    Aber im Ernst, ist natürlich nur mein Eindruck: zerfranse dich nicht zu sehr. Und vergiss nicht, dass diese ganze Geschichte mit Tripitaka-Pfad, Mahayana-Pfad, Vajrayana-Pfad etc. auch nur Interpretationen und Auslegungen sind, die für andere Schulen wiederum völlig uninteressant und belanglos sein können.


    Nochmal die Frage: welche Grundlagenwerke zum Thema Buddhismus (nicht Quellentexte) hast du denn bisher gelesen? Ich denke das würde dir zunächst mal mehr helfen, eine Übersicht im Kopf zu kriegen. Und auch wenn das hier das Tibet-Forum ist: allein der japanische Buddhismus ist mindestens genau so komplex und umfangreich; und auch der chinesische.

    Thomas23:

    Fragen, die mir durch den Kopf geistern:
    Das "Plattform-Sutra" soll wenn ich richtig verstanden habe ein reines Zen-Sutra sein. Gibt es also auch Sutren die nicht zum Vajrayana-Pfad gehören?
    Weiterhin gibt es natürlich das Problem mit zahlreichen nicht ins deutsche oder wenigstens englische übersetzten Sutren. Welche Übersetzungen exisitieren überhaupt bislang?
    Laut engl. Wiki existieren um die 100 verschiedene Sutren im chinesischen und tibetischen Kanon oder auch als Sanskrit-Schriften. Herz-Sutra, Diamant-Sutra, Lotos-Sutra kennen wohl die meisten, was ist mit den ganzen anderen Sutren?


    Natürlich, Herz-Sutra, Avatamsaka-Sutra etc. etc. gehören alle nicht zum Vajrayana-Pfad. Oder meinst du Mahayana-Sutren, die im tibetischen Buddhismus (normalerweise) nicht studiert werden?


    Übersetzungen gibt es einiges. Du kannst ja mal hier anfangen zu suchen: http://www.bdkamerica.org/book-product?field_type_value=Sale
    (Gibt aber noch vieles mehr, auf Deutsch aber vor allem auf Englisch.)


    Wenn ich fragen darf: Was für Bücher und Übersetzungen hast du denn jetzt schon ganz konkret gelesen? Du sammelst hier ja immer fleißig Quellen etc.; aber sei dir versichert: niemand! kann auch nur ansatzweise alles lesen, geschweige denn studieren, was im Buddhismus geschrieben wurde...
    Und deshalb wird das immer auch lückenhaft sein, was du machst; wie bei uns allen. Fang lieber an, anstatt zu glauben es gäbe einen Masterplan.

    Hallo Selbst,


    da stimme ich dir eigentlich völlig zu. Du hast meine knappe Message trefflich ergänzt.


    Natürlich ist auch viel Mist gedruckt worden; natürlich gilt es auch beim Geschriebenen kritisch zu sein, sich bewusst zu machen wer da schreibt etc. Und natürlich hat der Film auch seine Stärken. Und Sport und Unterhaltungsfilme etc. sind nicht durch Bücher zu ersetzen.


    Was ich meine und sagen wollte: will ich mich über ein - ich sag mal "Wissensthema" - informieren, oder sogar vertiefen, dann taugen da Filme und Reportagen nichts. Ja, Emotionen kann ich mit Filmen bestimmt besser anschüren, und Interesse wecken; auch zum Nachdenken anregen. Manchmal sehe ich Filme als sadhanas der Moderne an. Bilder können Wissen vertiefen oder ergänzen. Filme können Begriffe aufwerfen, Anhaltspunkte liefern etc. Aber ein echtes Verständnis und Wissen lässt sich durch Filme m.M.n. nicht aufbauen.


    Kennst du Filme, von denen du sagen würdest, sie vermitteln tatsächlich fundiert und reichlich Wissen? Würde mich interessieren!

    Was die grundsätzliche Bewertung oder Einordnung angeht, stimme ich in den meisten Punkten inhaltlich Sudhana zu. Ich denke, dass das allerdings ein, oder sogar zwei eigenständige Themen sind.


    Die Problematik liegt m.M.n. abgesehen von dem speziellen Harrer/Drittes-Reich-Hintergrund des Films darin, dass Filme eigentlich nie ein ernstzunehmendes Medium sind, wenn es um echte Inhalte geht. Wie heißt es so schön von Marshall Mcluhan: "The media is the message." Filme (und Fernsehen) sind die große Illusion unserer Zeit. Oder aus dem Vortrag "Was sind und wie funktionieren Medien" von Professor Jochen Hörisch (in etwa, habe es nicht mehr ganz genau im Gedächtnis - ist ein Spitzenvortrag): "Visuelle Medien sind für die Sinne, gedruckte Medien sind für den Sinn." Auf diese Weise kann man vermutlich das Allermeiste zerpflücken, was im Fernsehen und im Kino so gezeigt wird. Auch die diversen ach so tollen Doku´s, egal ob ZDF oder von irgendwelche privaten, sind doch immer nur zurechtgebogen nach dem in der Regel nicht vorhandenen Verständnis der Produzenten und dem Streben nach Zuschauerquoten. Dass die auch alle von hinten bis vorne voller Fehler sind interessiert da keinen.
    Dennoch werden damit auch immer wieder Menschen für ein Thema interessiert - und so eben auch mit "Sieben Jahre in Tibet".
    Zudem bezweifle ich stark, dass der normale Religionslehrer groß irgendwas von Buddhismus versteht, woher denn?

    Alltibasu:

    Hey uhltak, das ist genau das was ich meine: ''Man erkennt etwas von der Philosophie des Buddhismus im Handeln und Denken der Figuren...''. Es geht mir darum, wie diese Menschen in ihrem Verhalten den Buddhistischen Glauben wiederspiegeln. Dabei brauch ich unbedingt Hilfe...
    Hallo Sohei. Ich muss das ganze für das Fach Werte und Normen machen. Freiwillig gemeldet habe ich mich mehr oder weniger. Durch eine zwei kann meine Note (abschl.Kl.10) noch auf eine 1 rutschen (da ich im Moment auf 1,62 stehe), und meine Lehrerin hat mir das eben Angeboten. Ich muss es bis spätestens Montag erledigen, besser wäre natürlich morgen früh. Zum Umfang kann ich nur sagen; es sollte definitiv nicht zu kurz werden. 3-5 Seiten hatte ich eingeplant. Über den Buddhismus habe ich - wahrscheinlich vergleichsweise mit euch - nur Laien Kenntnis.. (einige Normen, beispielsweise)


    Hallo Alltibasu,
    danke, jetzt ist das Bild klarer. Etwas wirklich Fundiertes ist da v.a. in Anbetracht der wenigen zur Verfügung stehenden Zeit wohl kaum möglich. Was du machen kannst: Seite 1/2: Beschreibe kurz ein paar Inhalte des tibetischen Buddhismus (Lehrer-Schüler-Beziehung, Vajrayana etc.) und des indischen Buddhismus/Theravada (Vier Edle Wahrheiten, historischer Buddha etc.). Seite 3: Erzähle etwas über den Film (Entstehung, zeitliche Einordnung, Regisseur etc.). Seite 4 & 5: Suche ein paar Szenen raus und erläutere sie.
    Damit dürftest du allerdings das Wochenende beschäftigt sein.

    Max:

    Dann gebe ich auch mal meinen Zenf dazu ab. :P


    Mir haben eure Antworten sehr geholfen, vielen Dank noch einmal dafür! Die Frage ist für mich persönlich nicht überflüssig, da ich ja auch nur die Einschätzungen verschiedener User haben wollte und die habe ich bekommen. Ich werde nun, entgegen meiner ursprünglichen Vorstellung, das Zen-Zentrum in der Gegend besuchen. Und dass mir nicht jede Antwort von Nutzen sein wird, habe ich schon vermutet. ^^


    Hallo Max


    ich fände es interessant wenn du ein bisschen ausführen könntest, wie sich dein Bild von Zen und ob es dafür einen Meister braucht oder nicht im Verlaufe der Antworten geändert hat!


    Grüße,
    Sôhei

    Elke:
    Sôhei:

    Was sollen da groß für Antworten kommen? Die einen meinen halt "Ja", die anderen "Nein".
    Die Frage ist einfach überflüssig.


    Die Frage ist nicht überflüssig. Jeder, der sich unsicher ist, zumal Anfänger, darf fragen, das ist doch wohl auch Sinn des Forums.


    Und Max hat nun eines gelernt: Hier sind alle gleich deppert, ob mit oder ohne Meister.


    Natürlich darf jeder fragen. Meine Replik war an das Statement von Mirco gebunden, dass hier wohl keine gescheiten Antworten kommen. Es kamen nämlich durchaus einige ernst- und gutgemeinte Antworten; einschließlich Erklärungen, warum man es so oder so sieht.
    Trotzdem ist die Frage letztlich überflüssig, da nicht objektiv beantwortbar.


    Ob hier alle gleich deppert sind, ob mit oder ohne Meister - keine Ahnung, glaube ich eigentlich nicht.

    Alltibasu:

    Hey selbst, ich möchte mich erstmal bei dir für deine Antwort bedanken. Wie bereits gesagt, bin ich noch Laie was den Buddhismus betrifft.
    Ich weiß leider nicht genau, wie ich das beschreiben soll. Es geht darum, das ich - tatsächlich für die Schule - einen ''Aufsatz'' (oder einen Beitrag) dazu schreiben soll, was sich in dem Film 7 Tage in Tibet alles mit dem Buddhismus befasst oder auf den Buddhismus bezieht, bzw. wo man in dem Film zwischen dem tibetischen Buddhismus und dem Buddhismus des Buddhas Parallelen ziehen kann oder was gleich ist.
    Das mit dem Wurm war lediglich ein Beispiel und bedarf keiner weiterer Vertiefung.


    In welchem Fach?
    In welcher Jahrgangsstufe?
    Hast du dich für das Thema gemeldet?
    Wie viel Zeit hast du dafür?
    Wie umfangreich soll das sein?
    Was gibt der Lehrer/die Lehrerin für Hilfestellungen?
    Was hast du bisher zum Thema Buddhismus gelesen?


    Was sollen da groß für Antworten kommen? Die einen meinen halt "Ja", die anderen "Nein".
    Die Frage ist einfach überflüssig.

    accinca:


    Wir sprachen doch hier über eine Existenz von einem permanenten Selbst und nicht allgemein von Existenz.
    -


    Nun, das eine und das andere hängen nunmal durchaus zusammen.

    Elliot:


    Ist das dann auch Spekulation oder aber unmittelbare Erfahrung und Einsicht, die der eine gewinnt, der andere aber nicht?
    Elliot


    Ob Spekulation oder Erfahrung - darüber lässt sich nur spekulieren.
    Sagen lässt sich zunächst mal nur, dass unklar ist bzw. Uneinigkeit besteht, was damit überhaupt gemeint sein soll; wie das möglich sein soll; und wie es im Kontext anderer Aussagen in den Sutten zu verstehen ist bzw. dazu passt.
    Es gibt allerdings noch eine dritte Möglichkeit: es ist weder Spekulation, noch Einsicht; sondern Einbildung.
    Und viertens: es ist ein Gleichnis, eine Metapher.
    Fünftens, sechstens, ...

    bel:

    Solange es keine falsifizierenden Hinweis gibt, ist das Merkmal als gültig zu erachten - zumal sich die Antithese prinzipiell der fasifizierenden Beobachtung entzieht.


    Habe hier gerade eine Tasse vor mir stehen. Zehn Sekunden angeschaut. Hat sich nicht verändert. Universalität widerlegt, oder die Hypothese wird genauer formuliert.
    Davon abgesehen: es obliegt demjenigen, der eine Hypothese ("alles vergeht/ist vergänglich") aufstellt, sie so zu formulieren, dass sie falsifizierbar ist; ansonsten entzieht er sich bzw. seine Hypothese dem wissenschaftlichen Diskurs. Dann kann ich eben auch den unergründlichen Willen eines unerkennbaren Gottes postulieren - den kannst du auch nicht falsifizieren.

    bel:


    Ebenso kann keine Substanz "Anatta" (mit Existenz im Sinne von a)) beobachtet werden, man beobachtet aber sehr wohl, daß die Dinge sich ständig ändern und zwar in Abhängigkeit.


    "es gibt weder den Ātman noch den Nicht-Ātman" ist also in dem Sinne zu verstehen, daß es weder eine unbedingte/unveränderlich Atta-Substanz noch eine solche Anatta-Substanz gibt - was es aber wohl gibt (nämlich im Sinne von beobachtbar) ist das universelle Merkmal anatta.


    Hmm. Ich würde sagen, dass Beobachtungen eben gerade nicht universell sind. Du kannst zwar alles mögliche beobachten, und bei vielen Dingen vielleicht auch Veränderung erkennen (bei manchen Phänomenen hingegen könnte das sogar fraglich sein); aber empirische Beobachtungen erlauben eben gerade keine Allaussagen.
    Sprich: aus der Beobachtung das sich dieses und jenes verändert (hat), kann eben nicht geschlossen werden, dass sich alles immer verändert hat, verändern wird, verändern muss. Und auch andersrum wird kein Schuh draus: das universelle Merkmal erst zu postulieren, weil man kann es eben nicht in der Beobachtung überprüfen (da man nicht alles beobachten kann).

    Max:

    Hallo alle miteinander,


    ich hätte mal eine Frage an euch, um deren Beantwortung ich euch bitte. Kann man Zen auch ohne einen Meister, der einem die Richtung zeigt, praktizieren? Die Frage stellt sich mir, da es bei mir weit und breit kein Zen-Zentrum mit einem "Meister" gibt, nur Zen-Meditationsgruppe, wovon eine recht kompetent erscheint, jedoch nur schwer erreichbar ist. Es wäre sehr schade für mich, wenn es ohne Meister nicht gehen würde, könnte ich aber auch irgendwie verstehen.


    Liebe Grüße


    Hallo Max,


    was denkst du denn? Was spricht dafür, was dagegen? Was könnte hilfreich sein, was hinderlich?
    Wenn du lange genug nachdenkst, kannst du alles was du hier zu dieser Frage zu hören bekommst auch selbst herausfinden.

    Es ist eigentlich sehr simpel:
    Man kann nicht träumen und gleichzeitig wach, d.h. bei Bewusstsein, sein. Man kann aber träumen man wäre wach.

    Der Versuch, ein Bekenntnis von Unheilsamen gewissermaßen völlig emotionslos rein über die Erkenntnis nicht in Richtung Nibbana führender Konsequenzen zu beschreiben, ist m.M.n.
    a) im schlimmeren Fall eine Auswucherung einer allgemeinen Sinnen- und Gefühlsfeindlichkeit, welche m.M.n. selbst eine Verirrung und ein Abweichen vom Mittleren Weg darstellt, oder
    b) ein Irrtum in dem Sinne, als dass Gefühl, Wille und Geist/Erkenntnis in der Realität nicht so sauber voneinander getrennt werden können, wie das auf dem Papier erscheinen mag. "Der Buddhist" ist doch keine emotionslose Maschine, kein Computer, der einfach verkündet dass er sich verrechnet hat.


    Sicherlich haben viele Menschen schlechte Erfahrungen mit dem Katholizismus gemacht; aber wie beim Buddhismus sollte immer zwischen Lehre und Wirklichkeit unterschieden werden.
    "Reue" empfinde ich persönlich jetzt nicht als Belastung, sondern ist für mich eher die Folge der Einsicht, dass ich in einer Art und Weise gehandelt habe, die nun zu Unzufriedenheit geführt hat. Egal ob Gott oder Heilsweg oder einfach nur soziales Miteinander. Übrigens ist in ganz vielen christlichen Texten auch die Rede davon, dass man nicht an der Reue hängen oder haften bleiben soll; d.h. es geht eben nicht darum, sich in einem Dauerzustand des Schuldig-Fühlens einzurichten.

    Thomas23:


    Ich habe gelesen das im esoterischen Buddhismus in China die ursprüngliche Elementelehre durch die daoistische Elementelehre ersetzt wurde.
    Ist das auch im Shingon der Fall? Shingon kam ja aus China nach Japan.


    Nein, das trifft so nicht zu. Im Shingon dominiert ganz klar die Lehre die indische Elementenlehre, bezeichnet als godai, d.i. die "fünf Großen" (Erde, Wasser, Feuer, Luft, Raum) oder rokudai, die "sechs Großen" (+ Bewusstsein/Geist).
    Aber natürlich hat sich Shingon auch in Japan entwickelt und verändert. Die Religionsdichte und -komplexität in Japan ist enorm hoch; neben den diversen buddhistischen Schulrichtungen sind da v.a. eben daoistische und konfuzianische Lehren zu nennen, das Gebilde "Shinto", oder auch Strömungen wie Shugendo und Tachikawa.
    Der esoterische Buddhismus hat in Japan lange Zeit eine wichtige politische Rolle gespielt und ist auch in eine intensive Auseinandersetzung mit vielen dieser Strömungen getreten; v.a. dem Shinto.


    Die chinesischen fünf Wandlungsphasen sind in Japan aber v.a. als Referenzrahmen der chinesischen Medizin weitverbreitet, welche ja bis ins 18/19. Jh. die dominierende Medizin in Japan war. So kommt es durchaus vor, dass in Texten auf beide Systeme Bezug genommen wird.


    "Die sechs Elemente durchdringen sich gegenseitig ungehindert und sind ewig eins.
    Sie sind nicht getrennt von den Vier Mandalas.
    Durch die Praxis der Kraftübertragung der Drei Geheimnisse verkörpern sie sich unmittelbar.
    Das universale Netz ist das, was wir unseren Körper nennen.
    Allen Dingen wohnt von Natur aus Bodhisattva-Weisheit inne; diese transzendiert den Geist an sich, die untergeordneten Aspekte des Geistes und die Sinnesobjekte.
    Jeder der Fünf Weisheitsaspekte ist mit grenzenloser Weisheit ausgestattet.
    Das ist die Kraft des vollkommenen Spiegels, ist wahre erleuchtete Weisheit."
    (Kûkai – Sokushin jôbutsu gi)

    Thomas23:
    kilaya:

    Vermutlich muss man doch Tibet und Japan als Äste sehen, die sich beide weiter verzweigen.


    Nach aktuellem Informationsstand in diesem Thread zu urteilen scheint das wohl wirklich am Sinnvollsten zu sein.


    Das ist das, was ich schon zu Beginn im Gespräch mit Kilaya meinte.
    Das hat aber eben nichts mit unserem Dafürhalten oder Kenntnisstand zu tun, sondern ist ganz einfach ein Fakt. Ich betone das so, weil es eben (wie sich hier ja auch zeigt) wohl manchmal nicht so leicht zu akzeptieren ist, da halt für gewöhnlich aber fälschlicherweise Vajrayana nur mit den tibetischen Ausprägungen identifiziert bzw. mit diesen gleichgesetzt wird.
    (Und ich erinnere gerne auch noch mal an die eindrucksvollen Anhänger-Zahlen in Japan, eben sogar deutlich mehr als Zen.)

    Thomas23:

    Nochmal zurück zu Shingon: Könnte man Shingon nicht am besten mit der tibetischen Nyingma-Linie vergleichen? Ich kenne mich nicht vertieft mit Nyingma aus, wird in dieser ältesten tib. Schulrichtung Anuttarayoga Tantra praktiziert?
    Interessant wäre auch zu wissen inwieweit die Reformen der neueren tib. Übersetzungslinien in Shingon eingeflossen sind. Ich könnte mir vorstellen das es hier eine spezifisch eigene japanische Weiterentwicklung gegeben hat, wie man ja auch an der Aufteilung der o.a. Schulen in ältere/orthodoxe und neuere/reformierte zu sehen scheint.


    Nur kurz, da ich unterwegs bin:
    Die tibetischen Übersetzungslinien sind überhaupt nicht in Shingon eingeflossen.
    Shingon hat auch keinen anderen bezug zu tibetischen Vajrayanalinien; die Gemeinsamkeiten gehen auf die indischen Vorformen zurück.
    Ich werde ab nächster Woche schauen ein bisschen was einzubringen.

    Thomas23:

    Sôhei: Super! Danke schonmal im voraus!


    Nachtrag: Noch ein Link: http://www.shingon.org/home.html


    Danke, aber bitte keine Vorschuss-Lorbeeren; ich bin da gerade nämlich am Grübeln...
    Ja, Shingon.org ist eine gute und informative Seite (hatte ich in meinem zweiten Post kurz erwähnt).


    Warum ich am Grübeln bin: ich versuche gerade, "die Unterschiede zu finden, die einen Unterschied machen"... D.h. natürlich hat Shingon halt andere Textgrundlagen, andere Mandala (Tanghka), andere Meditationspraktiken und andere Begrifflichkeiten und Strukturierungen. Andererseits scheint mir die Grundtendenz, Zielsetzung und Basis (logischerweise, da ja beides Vajrayana) dann doch sehr ähnlich, wenn nicht gleich.
    Vielleicht ist es am besten, nach und nach mal Kernstücke anzuführen, und dann ggfs. einfach zu schauen, wie es dazu im tibetischen Vajrayana aussieht.


    Na, mal sehen was draus wird.