Beiträge von Sudhana

    Das posting, mit dem ich mich hier beschäftigen möchte, ist schon ein paar Tage alt. Bemerkenswert fand ich vor allem die ausbleibende Reaktion, von einem wohl eher höflich / respektvoll gemeinten _()_ abgesehen. Wobei das posting durchaus Aufmerksamkeit verdient, denn es wird da eine Reihe von Stereotypen und ausgesprochenen Missverständnissen angeführt, die anscheinend unausrottbar unter Laien zirkulieren.


    Mal der Reihe nach.

    es ist ein Missverständnis, dass im Mittelpunkt buddhistischer Ethik Gewaltlosigkeit stehe. Dieses Prinzip erstreckt sich auch nicht auf Tiere und Insekten. Das findest du bei den Jains.

    Mir ist nicht klar, was stattdessen "im Mittelpunkt buddhistischer Ethik" stehen sollte. Schaun wir mal stellvertretend für die Theravadin ins Abhisandasutta, MN.39.8:

    Zuerst gibt da ein edler Schüler das Töten lebender Geschöpfe auf und tötet nicht mehr. Indem er das tut, gibt er unzähligen Lebewesen die Gabe der Freiheit von Furcht, Feindschaft und bösem Willen. Und auch er selbst genießt grenzenlose Freiheit von Furcht, Feindschaft und bösem Willen. Das ist die erste Gabe, die ein großes Opfer ist, ursprünglich, lange bestehend, herkömmlich und alt. Sie ist unbefleckt, wie sie von Anfang an war, sie wird jetzt und in Zukunft nicht befleckt werden. Sie wird von vernünftigen Asketen und Brahmanen nicht verachtet.

    Okay, man könnte nun sagen, hier stünde "Freiheit von Furcht, Feindschaft und Böswilligkeit" im Mittelpunkt. Und dass diese Freiheit sich nicht nur auf Interaktionen mit Menschen erstreckt, sondern auch auf die mit den "unzähligen Lebewesen" wird da explizit gesagt. Die Mahāyānin haben es hingegen eher mit "alle Wesen", sarvasattva.


    Es folgen jedenfalls noch vier weitere "Gaben", die wiederum gemeinsam die vierte Art überfließenden Verdienstes darstellen. Einfacher: es geht um die pañcasila; genauer hier speziell die erste. Auch das erste Gelübde ethischen Verhaltens, das bei der Ordination abgelegt wird: pāṇātipātā veramaṇī sikkhāpadaṃ samādiyāmi. - ich nehme die Übungsregel auf mich, davon abzustehen, Leben zu nehmen. Von nur menschlichem Leben ist da nicht die Rede.

    Im Gegenteil kennt der Mahayana eine ganze Reihe von Rechtfertigungen für Gewalt. Selbst das Theravada kennt kein striktes Tötungsverbot. Hier ist es Mönchen durchaus erlaubt, Fleisch zu essen.

    Um das mal aufzudröseln: bei "Rechtfertigungen für Gewalt" werden unweigerlich immer dieselben zwei oder drei Jatakas angeführt, also volkstümliche Legenden und Wiedergeburtsgeschichten (die gibt's auch bei den Theravadin). Meine Bitte in solchen Diskussionen war bei diesem Argument immer, doch bitte ein kanonisches Sutra oder Shastra zu nennen, das Gewaltanwendung befürwortet. Der Verweis auf die Upaya-Doktrin (geschickte Mittel) des Lotossutra zur Rechtfertigung von Handlungen, die eindeutig mit den Gelübden in Widerspruch stehen, beruht auf einem bemühten Missverständnis. Der Bruch der Gelübde ist kein geschicktes Mittel, sondern ein ungeschicktes.


    Um das mit den Fleisch essenden Mönchen aufzuklären: die dürfen das nicht, sondern die müssen das - was auf den Tisch in die Spendenschale kommt, wird gegessen. Vorbehaltlich, dass der Spendenempfänger nicht gesehen oder gehört oder Anlass zur Vermutung hat, dass ein Lebewesen absichtlich für diese Essensspende getötet wurde. Dann ist das Annehmen der Spende verpflichtend, um die Heilsamkeit der Spende nicht zu schmälern.

    Die Geschichte des Buddhismus ist auch eine Geschichte der Gewalt, wie bei anderen Religionen - nur vielleicht nicht ganz so schlimm.

    Die Geschichte des Buddhismus ist auch eine Geschichte des Versagens ihrer Träger, wie bei anderen Religionen. Okay - "nicht ganz so schlimm". :) Bei einer historischen Betrachtung zeigt sich häufig, dass der Buddhismus auf die Kulturen, in die er Eingang fand, eine befriedende /zivilisierende Wirkung ausübte. Mongolen und Tibeter sind die deutlichsten Beispiele für solche 'Wehrkraftzersetzung'.

    Und auch der Dalai Lama befürwortet unter bestimmten Bedingungen Gewalt,

    Sorry - aber für mich ist bzw. war der Dalai Lama ein Exilpolitiker, der gelegentlich Unsinn redet. Können wir den rauslassen? Ich will mich hier ja nicht unbeliebt machen ...

    Wer sich auf ein Dilemma einlässt, ist selbst schuld ... 8)


    Habe die Tage gelesen, die Bundeswehr rekrutiert zunehmend Halbwüchsige (17-jährige - oder heisst das 'Heranwachsende'?). Was mich daran erinnert, dass ich mich in diesem Alter vor einem Gremium alter weisser Männer einer hochnotpeinlichen Gewissensprüfung unterziehen durfte. Unvergesslich (weil 100%ig treffend) Degenhardts Liedchen über diese Inquisitionsverfahren:

    Befragung eines Kriegsdienstverweigerers
    Provided to YouTube by Universal Music GroupBefragung eines Kriegsdienstverweigerers · Franz Josef DegenhardtMutter Mathilde℗ An Electrola recording; ℗ 1972 ...
    www.youtube.com

    Jedenfalls - der Spass, dem ich mich da auf eigenen Antrag unterzog, brachte mir die höchstoffizielle Erlaubnis ein, anstelle 3 Monaten Grundausbildung und anschließenden 12 Monaten Gammeldienst (also 15 Monaten Wehrdienst) 24 Monate Zivildienst leisten zu dürfen. Da ich einen Abschluss als Pflegediensthelfer hatte, auf der Pflegestation eines Altenheims.

    Seitdem gehen mir solche konstruierten Dilemmata auf die Nüsse - die sind schlicht und einfach Quatsch. Die wenigsten Menschen handeln in solchen Situationen rational, also so, wie sie sich in einer Diskussion aus wohlabgewogenen Gründen für eine theoretische Handlungsoption entscheiden. Sie handeln vielmehr so, wie sie es gelernt und eingeübt haben. Das kann in einer Kaserne geschehen oder in einem Dojo. Oder auf der Couch vorm Fernseher oder an der Daddelkiste. 'In einem Dojo' hat den Vorteil, dass man nicht nur zu Sitzen lernt, sondern auch unheilsames Verhalten verlernt. Dies wird gestützt durch den Empfang der Kai, der Gelübde - gleichbedeutend mit dem Eintritt in den Sangha und dem Empfang durch den Sangha vor Zeugen.


    usw. usf. ... Bitte auf 'Alles anzeigen' klicken; es kommt nicht mehr viel, aber was kommt, ist wichtig.


    Als Ordinierter kann man da jedenfalls nicht mehr viel machen, sorry*. Auch nicht, wenn der Unterschied zwischen 'helfen' und 'töten' verwischt wird.


    *Verschont mich mit den alten Kriegsgeschichten. Dass sich da so Mancher nicht mit Ruhm bekleckert hat, weiss ich. Und im Ernstfall wird man die schwarzen Schafe wieder als weitsichtige Realisten und Pragmatiker rühmen. Aber erst müssen wir gewinnen.

    K.I.Z - Frieden (Official Video) (prod. by Drunken Masters)
    Die Single „Frieden“ jetzt überall hören: https://k-i-z.lnk.to/GParkDas neue Album „Görlitzer Park“ erscheint am 21.06.2024.Nur für alle Bundle-Vorbesteller:...
    www.youtube.com

    He Helmut - von den roten Pillen genascht? Lass Dich doch nicht irritieren von solchen Versuchen, fühlende Wesen zu imitieren. Oder doch eher zu persiflieren? Fakes in Fakes in Deepfakes ...


    Dass wir uns hier kommunikativ mit dem Medium der Schrift auf eine sehr reduzierte Art begegnen, ist unausweichlich - was aber auch schon seit ca. 4.000 Jahren bekannt ist. Andererseits ist damit die räumliche und zeitliche Reichweite der Kommunikation erhöht - theoretisch bis ins Unendliche. Was für eine Chance, Stimmen wie Nāgārjuna oder Dōgen über dieses Medium Schrift gefiltert dennoch vernehmen zu können. Auch wenn das Hintergrundrauschen ganz schön laut ist. Es besteht aus Jahrtausenden irrelevanten Geplappers - und das lässt sich auch von Automaten täuschend ähnlich simulieren.

    Es geht eben bei dieser Praxis NICHT um Befreiung

    Eben. Darum meine Anregung, sich die Frage zu stellen "Warum meditierst Du?". Die Antwort geht mich natürlich nichts an und auch sonst niemanden - aber Du selbst, Rigpa , solltest sie Dir schon beantworten. Wenn die Antwort "zur Entspannung" lautet, ist das völlig in Ordnung.


    Ich will die heilsamen Effekte (die bei MBSR ja auch klinisch nachgewiesen sind) nicht leugnen und ich freue mich insbesondere, dass das Dir, Monikadie4. , geholfen hat. Wir reden hier über therapeutische Effekte, die die Symptome des Grundproblems lindern - aber nicht heilen. Meine Charakterisierung als "spirituelles Entertainment" war in solch generalisierender Form natürlich überzogen und ich entschuldige mich dafür. Ist ein wenig so, wie wenn ich meinen ausgetrockneten Knochen Qigong-Übungen zumute. Tut gut, aber Erleuchtung passiert dabei höchstens zufällig. Okay - das ist bei Zazen auch nicht anders, nur die Trefferquote ist höher ... ;)

    Leonie : Das Zitat von Roland Nyanabodhi/Wildgruber illustriert übrigens passgenau die Kritik Slavoj Žižeks am 'westlichen Buddhismus' in dem kürzlich von mir verlinkten Vortrag. Wobei die ja nicht neu ist und mE schon von Herbert Marcuse (in 'Der eindimensionale Mensch) am radikalsten formuliert wurde. Dann noch zu Andersen -

    übrigens ein sehr empfehlenswertes Buch

    - ja:like:. Hab's auch in guter Erinnerung und auf meinem E-Reader auch schnell wiedergefunden - ich werd's mir jetzt wohl ein zweites Mal antun, sowie ich mit Haarmanns 'Auf den Spuren der Indoeuropäer' fertig bin ...

    Wie gesagt, weiß ich nicht was dieses schlecht Reden / das Ablehnen von geführten M. ( oder nennen wir es geführte Meditations- Übung ) sollte oder soll.

    Das hat nichts mit "schlecht Reden" zu tun, das nennt sich schlicht und einfach Kritik. Also Vergleichen, Unterschiede zu anderen Methoden erkennen, die ebenfalls unterschiedlichen Effekte dieser Unterschiede prognostizieren.


    Vielleicht fällt Dir auf, dass hier nirgendwo von "Bewerten" die Rede ist. Darum geht es nämlich nicht, auch wenn Du das anscheinend so empfindest und Dich deswegen verletzt oder angegriffen fühlst. Es geht darum, was Du willst. Warum meditierst Du? Erst wenn diese Frage geklärt ist kann man bewerten, was diesen Zweck besser oder schlechter erfüllt. Nun - wir sind hier im Anfängerbereich 'Buddhismus'. Geführte Meditation hat nun wiederum mit buddhistischem Geistestraining nicht allzuviel zu tun. Statt die beiden wesentlichen Gegenargumente zu wiederholen, zitiere ich mal:

    Beim Meditieren stört mich das Gedankenmachen müssen.

    [...] Warum sollte ich das Risiko eingehen, dass ich mein Unterbewusstsein von einem Fremden ohne Kontrolle durch nicht bewusst sein, konditioniert wird?

    Der zentrale Punkt bei buddhistischer Geistesschulung ist: den Weg selbst gehen. Sich von nichts außer von der eigenen Erfahrung und der eigenen Absicht leiten lassen. Auf die Gefahr hin, Dich zu verärgern: geführte Meditation ist spirituelles Entertainment. Wobei ich nichts gegen Entertainment habe, aber wenn es um Erwachen geht, ist das schlicht und einfach nicht zielführend. Das ist meine Meinung. Mehr nicht - Du musst sie nicht als hilfreich empfinden, aber Du solltest sie auch nicht als Angriff oder Herabsetzung missverstehen.

    Ich fühle mich bei diesem Thema ("geführte Meditation") etwas unwohl. Das schmeckt für mich nach Suggestion. Ich kam einmal in die Verlegenheit, eine traditionsübergreifende Meditationssitzung anzuleiten; gemeinsam mit einem Dharmabruder als zuverlässigem Fels in der Brandung. Wie zieht man sich da als 'Zenni' aus der Affäre? Okay - Anapanasati geht eigentlich immer und das Sutta ist auch prima zur 'Führung' geeignet. Ich habe da TNH's schöne Übersetzung benutzt; ich liebe sie heute noch. Es war halt nicht alles schlecht, wie man so sagt 8)...


    Noch besser, als sich beim Meditieren zutexten zu lassen ist es meines Erachtens jedoch, sich die (aus gutem Grund) überlieferten Anleitungen genau anzuschauen und zu memorieren, bevor man ihnen folgt. Lehrer*innen sind nicht dazu da, Dir solche Texte vorzulesen, sondern um zu schauen, wie Du mit der Übung zurecht kommst und bei Problemen zu helfen. Bei den Textvorlagen gibt's für jeden Geschmack was (was die spezielle Traditionslinie angeht); die entsprechenden Texte könntest Du hier erfragen - nur mit 'Tibetern' schaut es derzeit etwas mau aus, vergrämt von der kläffenden Meute :eek: ...

    Das Gehirn ist eine Holografie, aber keine digitale.

    Nun - ich finde, zumindest den Unterschied zwischen Sitzmeditation und Gehmeditation ziemlich digital: zazen = 0 / kinhin = 1. Oder Ruhe (jetzt nicht im schlafmützigen sondern physikalischen Sinn) / Bewegung. Weswegen man beim kinhin darauf achtet, dass die Bewegung des Herz/Geist (shinjin 身心) linear horizontal ausgeführt wird. Also kein unnötiges auf und ab (wenn es denn schon sein muss, wenigstens eine saubere Sinuswelle), sondern lediglich das rhythmische Pulsieren des Tempos, der wechselnden Gewichtsbelastung der Beine beim Gehen folgend. Das ist, um Menzan zu paraphrasieren, Würdigung "der Tugend des Ortes" durch Bewegung in ihm.


    Man sollte mE vorsichtig sein mit der Entscheidung, sich formal freierer Übung zu widmen - die verliert dann leicht ihren Übungscharakter. Da empfiehlt sich zumindest regelmäßige Überprüfung / Supervision. Wird die Übung reduziert - etwa auf die digitalen Zustände 'Ruhe' und 'Bewegung' - wird die Form / das Prinzip von Ruhe und Bewegung deutlich. Das wirkt dann auch in den sog. Alltag hinein - wie der kühlende Schatten des Feigenbaums.

    Achtsames Gehen und Gehmeditation sind meiner Meinung nach so ziemlich das Gleiche. Und der Unterschied liegt vielleicht darin inwieweit man im Alltag achtsam geht oder es als formelle Meditation praktiziert wie das Kinhin im Zen.

    Wobei ich bestreite, dass sich kinhin nach dem Schema formal / nicht formal in eine Kategorie 'Achtsames Gehen' bzw. 'Gehmeditation' sinnvoll einordnen lässt. Zweifellos ist kinhin ausgesprochen formal (die Feinheiten der Form erlernt man mit der Zeit durch Übung), aber bekanntlich ist Form Leere und Leere Form. Und das gilt für die Form 'kinhin' wie für die Form 'zazen'.


    Zitat

    Buddha sprach: "Zuerst sitze ich am Übungsplatz, betrachte in Kontemplation den Baum und übe kinhin aus." Dies ist eindeutig der Ursprung von kinhin, als Teil der Sitzmeditation. Dieser Weg von kinhin wurde überliefert von der Zeit Tiantong Rujings [Jap. Tendō Nyojō] zu unserem ersten Vorfahren [Eihei Dōgen], von Angesicht zu Angesicht, vor fast einem halben Jahrtausend.

    So beginnt Menzans kinhinki, ein Leitfaden für die Übung von kinhin. Im kinhinkimonge, Menzans Autokommentar, steht zu dieser Stelle Folgendes:

    Zitat

    Der Buddha sagte: "Zuerst sitze ich auf dem Übungsplatz, kontempliere den Baum und übe kinhin aus." Dies sind zwei Verse aus dem Kapitel "Zweckmäßige Mittel" des Lotus-Sutra [Upāyakauśalya, das 2. Kapitel]. Im Kommentar [dem Miaofa lianhua jing wenju von Zhiyi, T.1718] heißt es, der Hauptgrund für das "Zuerst sitze ich auf dem Übungsplatz" sei, dass es sich um ein informelles Ereignis handle, nicht um eine bestimmte Zeit, und dass es vordringlich der Unterweisung der Menschen diente. "Übungsplatz" wird so übersetzt, weil er beim ersten Mal, als er an diesem Ort übte, den Weg erlangte. Er saß unter diesem Baum und erlangte das Erwachen, deshalb wird er der Baum des Erwachens genannt. Er erkannte den Einfluss des Baumes an und betrachtete ihn daher achtsam. Er war sich der Tugend des Ortes bewusst, und so übte er kinhin aus.


    Es gibt im Grunde keine Trennung zwischen dem Baum und dem Ort, aber man muss ihre Ursprünge respektieren. Wie es in der wunderbaren Lehre heißt: "Die Ursprünge zu respektieren bedeutet, die Menschen zu lehren und den Dharma zu übertragen.'' Die Betrachtung des Geistes ist wie der große Baumstamm der zwölf Bedingungen* des Baumes. Wenn man das bedingte Entstehen tief betrachtet, wird man auf natürliche Weise Erwachen erlangen. Es wird Kontemplation des Baumes genannt, weil er den Wunsch hatte, den Menschen mit der Lehre des Erwachens zu nützen wie der Schatten, den der Baum wirft. Kinhin gehört zu den Praktiken des Großen Fahrzeugs, es ist die Geh-Praxis, und man nimmt diese Art der Praxis ganz natürlich an. Der Ort, an dem man sie ausübt, ist dort, wo man den Buddha-Weg erlangt. Diese Praxis wird aus dem Wunsch heraus geübt, Menschen zu retten.


    *die 12 Faktoren (nidāna) bedingten Entstehens (pratītya-samutpāda).

    Ich hatte meinen Dharmavorfahren Menzan, glaube ich, das letzte Mal vor ziemlich genau vier Jahren zitiert, damals das kinhinki:

    https://www.buddhaland.de/forum/thread/18994-vertiefung

    Der Thread ist zwar nicht gerade Anfängerniveau (wie, so unterstelle ich mir mal, auch dieses Posting) aber mE lesenswert und mit 45 Postings auch nicht zu lang. Wie hoffentlich auch dieses hier. _()_

    Bin ich zu blöd zum Suchen oder gibt es da tatsächlich keinen Ausstellungskatalog? Mir ist Bremen dann doch etwas zu weit, so ... interessant ich die Stadt in Erinnerung habe. Darunter auch Kindheitserinnerungen, vor allem den Besuch des Überseemuseums, weil es (Überraschung!) gerade regnete. Tagesausflug Kindererholung in der Wildeshauser Geest ... Ich war wohl der Einzige von uns Kids, dem der Besuch Interesse entlockte (schwieriges Alter). Bremerhaven fand aber auch ich noch interessanter, da lag gerade die Queen Mary vor Anker. Die wurde uns Steppkes allerdings nur von außen gezeigt.


    Um auf den Punkt zu kommen - hat jemand einen Tip wegen des Katalogs? Buddhistische Ikonographie ist ein kleines Hobby von mir. Als buddhistisches Hobby ist das hoffentlich karmisch okay ...

    Jedenfalls hat er nicht mal Mu gesagt ...

    Dazu fehlten ihm halt noch ein paar Jahre Studium der Wand - nach Shaolin kam er ja erst nach der Audienz bei Wu.


    Okay - die Bodhidharma-Überlieferung ist schon beim ersten (spätestens zweiten) Hinschauen zu inkonsistent, um nicht in großem Umfang frei erfunden zu sein. Und das vermutlich von unterschiedlichen Erzählern. Das ergibt aber trotzdem eine schöne Geschichte für die nicht allzu Kritischen, Leute, denen man auch erzählen kann, der Tee, den man ihnen verkaufen will, sei direkt aus Bodhidharmas abgeschnittenen Augenlidern gewachsen. Wenn ich es recht erinnere (ist schon ein paar Jahre her ...) gab es wohl mindestens zwei verschiedene historische Personen als 'Kerne' der Überlieferung, die sich im Laufe der Jahrhunderte entwickelte - wobei sich die 'Anwachsungen' der Legende historisch recht gut nachverfolgen lassen.


    Allerdings nicht bis auf ihren tatsächlichen geschichtlichen Kern. Irgendwann kommt man da nur noch mit Hypothesen weiter, womit man dann selbst an der Legende weiterstrickt, indem man sie dekonstruiert. Da ist es dann durchaus plausibel - um nicht zu sagen glaubhaft - dass Bodhidharma nicht aus (bzw. über) Zentralasien kam. Nicht aus dem Westen, wie das Gerücht besagt, sondern aus dem Süden. Was ja auch mehr Sinn macht, wenn dieser Bodhidharma sein Debut als erster chinesischer Patriarch des Zen am Hof des Kaisers Wu gab, um anschließend zur nördlichen Konkurrenz zu gehen. Seidenstraße ja - aber die des Meeres. Der Dharma sickerte über beide Handelsrouten ein (wenn auch die nördliche die wichtigere war) - und so gibt es auch einen Bodhidharma, der aus Sri Lanka kam, wo er (natürlich) aus königlicher Familie stammte. Was - wenn die Audienz bei Kaiser Wu historisch ist - wohl eher ihr Grund war, als sein spirituelles Renommée. Ob er sich da tatsächlich so respektlos geäußert hat, ist noch einmal eine andere Frage und auch (falls diese Frage bejaht wird) wieso er damit davonkam. Ob Wu Di einfach dermaßen verblüfft über diese Frechheit war, dass der komische Heilige entwischen konnte, bevor er seine Sprache wiederfand oder ob der hingebungsvolle Buddhist Wu Di vielleicht schon zumindest eine Ahnung hatte, was "offene Weite, nichts von heilig" (um Gundert zu bemühen) sein könnte. Mer waaß es net, mer stickt net drin, wie man hierzulande sagt.


    Der Teil der Legende, der Bodhidharma zum 'Überbringer' des Lankavatarasutra macht, verweist auf jenen speziellen historischen Kern der Legende, der tatsächlich von Interesse ist: die sog. Lankavatara-Schule, auf die sich die spätere Chan- / Zen-Schule als 'Vorläufer' beruft. Zumindest ist das Sutra etwas Aufmerksamkeit wert, wenn auch nicht so viel wie Yuanwus erster Präzedenzfall.


    Jedenfalls - auch wenn zu Wu Dis Ausbildung die Erlernung von Sanskrit (eine wichtige Handelssprache) gehört hätte - die Hofetikette hätte für Bodhidharma, falls der sich auf sein Reiseziel nicht sinnvollerweise mit dem Erlernen der Sprache vorbereitet hatte, allenfalls einen Dolmetscher zugelassen. An denen hat es nie gefehlt.

    Schließlich wird es ja auch nach der Legalisierung nicht möglich sein, Cannabis irgendwo in Deutschland legal zu kaufen (außer auf Rezept wie schon jetzt). Und selbst Cannabis anzubauen oder in einen der mit limitierter Mitgliederzahl Cannabis anbauenden Clubs einzutreten, halte ich schon für eine hohe Hürde.

    Richtig. SPD - Gesundheitspolitik halt ... Der Ansatz ist gut, aber inkonsequent umgesetzt (um nicht zu sagen: verpfuscht). Damit, dass man keinen Verkauf zulässt, stellt man sich bzw. dem sinnvollen Vorhaben, den Schwarzmarkt auszutrocknen, schon auf der Startlinie ein Bein. Das mit den Vereinen ist ja keine verkehrte Idee - bloß sollten die eben ihren Überschuss auch verkaufen dürfen, statt ihn zu kompostieren. So macht man dem Schwarzmarkt Konkurrenz. Was soll man sonst mit dem Überschuss machen? Ihn - man muss sich auch mal was aufzwingen können - mit Gewalt selbst wegknarzen? Kann ja irgendwie auch nicht Sinn der Sache sein ... :?


    Übrigens hörte Ich diese Woche im Autoradio zufällig eine Reportage über ein Modell, bei dem ich mich in vielerlei Hinsicht an unser neues deutsches Modell erinnert fühlte. Man könnte fast glauben, in Herrn Lauterbachs Ministerium habe man sich - horribile dictu - an einem südamerikanischen Modell der Entkriminalisierung von Cannabis orientiert :shock: . Von Uruguay lernen heisst siegen lernen. Sagen die vom BMG natürlich nicht laut ... Jedenfalls - Uruguay macht das schon seit 2013 und hat beachtliche Erfolge bei der Reduzierung des Schwarzmarktes und der Drogenkriminalität erzielt.


    Dem BMG nun Ideenklau vorzuwerfen, wäre jedenfalls nicht ganz gerecht. Man hat dieses Modell schließlich nicht einfach kopiert, man hat es in deutscher Gründlichkeit perfektioniert. Also - man hat die staatlich lizensierten Verkaufsstellen einfach weggelassen, was es wiederum zu einer waschechten SPD-Lösung macht. Allen wohl und niemand weh - SPD. Wieauchimmer - mE eine hörenswerte Reportage:


    Cannabis-Legalisierung: Uruguay macht gute Erfahrungen
    2013 hat Uruguay als erstes Land der Welt Herstellung, Verkauf und Kiffen von Cannabis legalisiert. Das primäre Ziel: Schwarzmarkt und Kriminalität eindämmen.…
    www.swr.de

    Ab 01.04.24 ist es legalisiert.

    Medizinisches Cannabis ist allerdings auch nach dem 01.04. nicht rezeptfrei, also nicht frei verkäuflich - es braucht lediglich kein BTM-Rezept mehr. Vielleicht steigt damit endlich auch die Bereitschaft bei Ärzten und Ärztinnen, Cannabis z.B. zur Schmerztherapie oder bei Schlafstörungen zu verordnen.


    Übrigens: Ibuprofen ist rezeptfrei. Zwischen Weihnachten und Neujahr war meine Frau im Krankenhaus wegen einer Darmentzündung; verursacht durch Ibuprofen. Seither - wenn öffentlich wegen der Gefahren von Cannabis gebarmt wird, finde ich das eher komisch.

    Igor07 : schau Dir mal Algea an. Ist nicht optimal bzw. primär ein Geschäftsmodell. Erstgespräch vor Ort; folgende können per Internet geführt werden. IdR monatlich; die Verordnung (Rezept) ist für einen Monatsbedarf. Digitale Besprechung und Weiterleitung des Rezepts an eine Apotheke Deiner Wahl funktioniert problemlos über das Portal. Lieferung per Post (persönliche Übergabe bei Vorweisen des Personalausweises).


    Läuft alles als private Leistung, d.h. Du bist Selbstzahler. Ob Du von Deiner Kasse eine Rückerstattung bekommst, ist ausschließlich Dein Problem. Die monatliche ärztliche Beratung (bei mir durch eine Psychiaterin, mit der ich mich gut verstehe) kostet ca. noch einmal dasselbe wie das Cannabis.


    Wobei sich mit der Freigabe heute die Geschäftsgrundlage ab 01.04. wohl etwas ändern wird ...

    Eines sei zu Cannabis unabhängig von Freigabe oder nicht schon angemerkt, nämlich, dass es für Menschen unter 25 Jahre zu Psychosen führen kann.

    Etwas differenzierter: Cannabis alleine verursacht keine Psychosen, kann jedoch bei vorliegender latenter Erkrankung eine psychotische Episode auslösen, also die Erkrankung zum Ausbruch bringen. Nach Ausbruch der Erkrankung verstärkt Cannabis insbesondere die psychotischen Positivsymptome (Halluzinationen, Wahnvorstellungen, Ideenflucht, Depersonalisation, Denkstörungen ...) und kann die Wirksamkeit der verordneten Medikamente beeinträchtigen. Die Beeinträchtigungen sind glücklicherweise nicht dauerhaft, sie verschwinden recht schnell nach dem Absetzen von Cannabis. Das Absetzen ist idR problemlos, da Cannabis (anders als etwa die legalen Drogen Tabak oder Alkohol) keine körperliche Abhängigkeit erzeugt und entsprechend keine Entzugsymptome auftreten. Problematisch ist, dass sich hinsichtlich Anfälligkeit keine Prognosen stellen lassen.

    Zum 'zigfachen THC-Gehalt'. Über die Straßenware kann ich nicht viel sagen, medizinisches Cannabis kann schon mal 25% haben. So etwas gehört selbstredend nicht in die Hände von Heranwachsenden. Bei dem Argument 'THC-Gehalt' werden allerdings zwei wesentliche Punkte ausgeblendet.


    Zum Einen haben die Untersuchungen, die einen steigenden THC-Gehalt bei neuen Züchtungen / Strains (das hat bestimmt die CIA herausgefunden ... :roll: ) dokumentiert haben, anscheinend vergessen, das mit der Menge des bei einer Einnahme durchschnittlich konsumierten Rohmaterials abzugleichen. Ist die gleich geblieben oder entsprechend gesunken? Vielleicht gar gestiegen? Man weiß es nicht ... Wie auch immer, von einer seriösen Untersuchung würde ich das erwarten - von Interesse ist doch die durchschnittliche Aufnahme von THC pro Konsumeinheit. "Allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift sei“, um Paracelsus zu zitieren.


    Zum Anderen wissen erfahrene Anwender längst, dass der THC-Gehalt weniger *interessant* ist als das Wirkstoffprofil des konsumierten Strains, also insbesondere der Gehalt an diversen Cannabinoiden und Terpenen als 'Begleitstoffen' des THC. Um meinen persönlichen Fall als Beispiel zu nehmen: ich konsumiere (mittlerweile ärztlich verordnet) Material aus einem Sativa-Strain mit mittlerem THC-Gehalt, 18%. Niedrig dosiert, 100 mg drei mal am Tag. Hilft gegen die Fatigue und 'deckelt' (mittlerweile gemeinsam mit Pregabalin, das dadurch niedriger dosiert werden kann) neuropathische Missempfindungen. Zur Nacht dann ein Indica-Derivat mit 17% THC, ebenfalls 100 mg, das mich - völlig andere Wirkung - binnen zwei Stunden aus den Socken haut und in Morpheus' Arme sinken lässt.

    Danke, RichtungOsten , scheint ein durchaus interessanter Ansatz zu sein - klassische Religionswissenschaft der 40er, also strikt `westlicher' Jargon. Hier der Wiki-Eintrag des Autors. Ich glaube fast, ich mache mir den Spass und lese das mal parallel zur SZTP - Übersetzung (ich liebe es, mich in Fußnoten zu verlieren) ...

    Und du hast da keine Bedenken, wenn das wer übersetzt hat, der nicht selbst lange praktiziert hat?

    In Akademikerkreisen ist man heute (zumindest bei Philosophen / Philologen) zumeist bemüht, sich bzw. seine Arbeiten nicht dem Verdacht religiöser Inspiriertheit auszusetzen. Es hat sich herumgesprochen, dass so etwas das Urteilsvermögen trübt. Aber das ist gar nicht der Punkt - speziell das Shōbōgenzō ist so vielschichtig (früher, als das noch als Kompliment galt, hätte man das "tief" genannt), dass man mE die einzelnen Texte (okay, nicht alle ...) mehrfach lesen muss - im Abstand mehrerer Monate und / oder Jahre. Man wird hoffentlich bemerken (es hilft dabei, wenn man täglich seine Zeit auf dem Zafu herunterreisst), dass sich der Text jedes mal anders, 'neu' liest. Der Effekt ist natürlich um so stärker, wenn man unterschiedliche Übersetzungen konsultiert - jede Übersetzung, die etwas taugt, legt andere Schichten dieses Werks frei; sie haben alle ihre Berechtigung.


    Ich vermute mal, dass zumindest Ryōsuke Ōhashi eine buddhistische Laienpraxis ausübt; das von ihm entwickelte Konzept der Phänomenoetik weist mE darauf hin. Rolf Elberfeld hingegen folgt - passend dazu - einem (von ihm selbst entwickelten) Ansatz transformativer Phänomenologie. Überlegungen ob die transformative phänomenologische Übung (! sic) Elberfelds sich in Philosophieren (und Übersetzen) erschöpft oder ob er sich dazu auch des Sitzens bedient, wären noch spekulativer als bei Ōhashi. Das Ergebnis der Zusammenarbeit der beiden bietet jedenfalls gerade dem *Kenner* der Texte eine Perspektive, die geeignet ist, die eigene zu erweitern bzw. zu vertiefen.


    Trotzdem ist die Übersetzung mE auch für *Shōbōgenzō-Einsteiger* geeignet, auch wenn sie sich weniger flüssig liest als andere. Sie macht die interkulturelle Distanz zwischen einem heutigen, deutschsprachigen Leser und diesem bemerkenswerten japanischen Autor des 13. Jahrhunderts deutlich und überbrückt sie gleichzeitig.