Beiträge von Sudhana

    Du hier redest aus eigener Erfahrung?

    Ja. Ich hatte nicht gerade das, was man eine glückliche Kindheit nennt (Flüchtlingskind) und in der Adoleszenz, als ich einigermaßen kapierte, in was für einer Welt ich mir da einen Platz suchen sollte, eine schwere Depression bis hin zum versuchten Suizid. Saṃsāra at it's best. War ein tiefes Loch und es dauerte ein paar Jahre, da wieder rauszukrabbeln und sich zurecht und abzufinden. Eine Hilfe war dabei, dass ich über Schopenhauer zum Buddhadharma fand.


    Asubha Kammaṭṭhāna habe ich in dieser Zeit nicht praktiziert, aber ich kann mir heute lebhaft vorstellen, wie mir das in dieser Zeit bekommen wäre. Heutzutage beschränke ich mich hinsichtlich nicht zu diesem rūpaskandha gehörender Asubha-Objekte nach Möglichkeit auf die Kacke meines Hundes, die ich ihm jeden Morgen in einem Plastiktütchen (natürlich aus Maisstärke und biologisch leicht abbaubar) hinterhertrage. Eine kleine Prozession zum Sammeleimer (der Hund ministrierend voran, er kennt den Weg) mit einem leuchtend grünen Plastiksäckchen voll Hundescheisse als Monstranz - das tägliche öffentliche Morgenritual. Fehlt nur das Georgel dazu ...

    Man muss nur aufpassen dass man diese Betrachtung mit der richtigen Einstellung macht - "So weit es der Erkenntnis dient". Es geht nicht darum Abscheu im Sinne von Hass (dosa) zu entwickeln, so wie es diese offenbar unerfahrenen Mönche gemacht haben die sich daraufhin umgebracht haben (Vinaya 3 und S.54.9), sondern darum, über den Körper bewusst zu werden wie er nun mal ist.

    Danke speziell für diese Klarstellung. Das trifft genau den kritischen Punkt dieser Übung - sie sollte im Kontakt mit einem erfahren(er)en Wegbegleiter und unter dessen Supervision ausgeübt werden, da sie nicht ohne Risiken ist und Menschen mit entsprechender Disposition den mittleren Weg verlieren lassen kann. Ein 'Abgleiten' in das Extrem des Vernichtungsglaubens. Das muss nicht passieren, aber das kann passieren.


    Deswegen würde ich diese sicherlich potentiell wirkungsvolle Praxis nicht ohne Hinweis auf mögliche Risiken und Nebenwirkungen empfehlen. Und ich würde sie nur Leuten empfehlen, die ich kenne und gut einschätzen kann. So dass ich beurteilen kann, ob es eine für sie potentiell hilfreiche Praxis ist. Dazu müsste ich sie auf ihrem Weg ein Stück begleiten - die oben angesprochene Supervision.


    Es ist ein wenig wie wenn ein Arzt ein Rezept ausstellt. Er muss wissen, was er da verordnet - und natürlich auch wem und warum. Wenn ich das, was mein Arzt mir verschreibt und was ich täglich schlucke (vor zwei Tagen kam zu sechs Medikamenten ein siebtes hinzu) Anderen empfehlen würde, weil es mir damit so gut geht (jedenfalls sehr viel besser als ohne), wäre das ein unzulässiger Schluss vom Einzelnen auf das Allgemeine.

    Mein lieber Igor07 - bitte nimm mir den Einwurf nicht übel. Du verstehst sicher die Angebrachtheit. Deine gute Absicht ziehe ich nicht in Zweifel.


    Zum Thema "Leichenbetrachtung": Ich stehe hier, glaube bzw. hoffe ich ;) , nicht im Ruf eines Theravadin, aber so weit ich mich erinnere (okay, so wirklich dabei war auch ich nicht), soll Buddha höchstpersönlich nach dem Selbstmord mehrerer Sanghamitglieder, die diese Praxis ausübten, (während längerer Abwesenheit Buddhas) ausdrücklich von dieser doch recht *speziellen* Form der Achtsamkeit (sati) abgeraten und andere Objekte der Achtsamkeit empfohlen haben; nach meiner Erinnerung speziell Buddhānussati. Auf dessen 'nördlichem' Gegenstück, dem Buddhānusmṛti, beruht das nenbutsu 念佛 des amidistischen Mahāyāna, einer seiner größten 'Fraktionen', aber auch die Tathāgatha-Meditationen im Shingon / ostasiatischen Vajrayāna - aber ich schweife ab ...

    Wie auch immer - wenn man schon nicht generell von dieser Praxis (stark) abrät, so doch ausdrücklich zumindest Personen, die zu depressiven Verstimmungen (oder Schlimmerem) neigen. Bekanntlich eine Volkskrankheit ...


    Es ist schon eine Weile her, dass ich mich mit dieser Überlieferung befasst habe, daher ist meine Erinnerung etwas vage. Es ging wohl um das Thema Suizid und die Geschichte findet sich im entsprechenden Abschnitt des Vinaya. Bin zu faul zum Suchen (und ist für mich ja auch *Ausland* 8) ) aber vielleicht kann ja jemand, der auf dem Gebiet etwas firmer ist als ich, eine Quellenangabe machen. Danke im Voraus (wemauchimmer, gibt 30 Karmapunkte) und nix für ungut, Igor07 .


    Da ich in Erzähllaune bin, ein kleine Anekdote: als ein bekannter (und, wie ich finde, zu Recht) geachteter westlicher Zenlehrer vor etwa 40 Jahren an einer gut geschützten Stelle in einem Park beim Joggen zufällig einen toten Selbstmörder (erschossen) fand, nutzte er die Gelegenheit, ein paar Tage Leichenbetrachtung zu üben statt Zazen (und den Fund sofort zu melden ...) :eek: . Was ihm natürlich Ärger einbrachte, aber noch mehr, dass er die bei der Leiche liegende Schusswaffe an sich genommen hatte. Mit der er dann auch noch vier Jahre später einen Straßenräuber, der seiner Bitte um Dana mit einem Messer Nachdruck verlieh (und sich mit $20 zufrieden gab), verfolgte. Glücklicherweise wurde der Meister festgenommen (während der Straßenräuber entkam), bevor die Sache aus dem Ruder lief - wie es sich für einen friedliebenden Zenmeister gehört, war die Schusswaffe natürlich ungeladen. Ethisch korrekt, aber nicht gerade clever ...


    Der Meister musste 30 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten - und er bot seinen Rücktritt an (den die Gemeinschaft annahm) um noch ein wenig an sich selbst zu arbeiten - zusätzlich, die Justiz sah das natürlich nicht als 'gemeinnützig' an. Was es dessenungeachtet war ... :)

    Das Kuddelmuddel beobachte ich schon länger.

    Ich auch. Und bei vielen idR recht jungen und häufig auf "importierte" Lehrer angewiesenen Übungsgemeinschaften im 'Westen' (Europa, Amerika, Australien ...) ist das auch kein Wunder; der Einfluss des kulturellen Substrats ist stark. IdR auch auf die 'Importierten', die das ihrerseits allerdings auch brauchen, weil sie mit diesem Substrat inkulturativ arbeiten müssen, um ihm ein paar Früchte zu entlocken.


    Das "Kuddelmuddel" im Kopf ist meist das Problem einer unsystematischen Akkulturation, was zu Widersprüchen führt. Dieses Kuddelmuddel zu entflechten ist ggf. eine Aufgabe für einen Dharmalehrer, der ein Talent für Inkulturation hat. "Ggf." heisst: dann, wenn seine SchülerInnen nicht in der Lage (oder willens) sind, dies selbst zu tun; aufgrund welcher Defizite auch immer. Wobei das "entflechten" seitens des Lehrers nicht mehr sein kann (und darf) als Hilfestellung. Je weniger (notwendig ist), umso besser. Vorraussetzung eines gelungenen Unterrichts sind - wenig überraschend - gut qualifizierte Lehrer und kleine "Klassen" einschließlich Einzelbetreuung, so dass man sich gegenseitig gut kennt, einschließlich der persönlichen Macken (auf beiden Seiten). Massenevents mit charismatischen Dharma-Stars bringen da ausser guter Stimmung wenig bis nichts. Insbesondere wenn die Prüfung des Lehrers und der Lehre (die durchaus auch etwas intellektuelles Eigenstudium ergänzend zur Praxis erfordert) ersetzt wird durch Devotion, sehe ich schwarz. Oft reichen ja ethnische Herkunft, garniert mit pompösen Titeln und Kitteln, als Qualifikation aus. Eine ausreichende Prüfung ist das nicht - da gehört dann schon noch ein Stück Glück dazu, wenn's was werden soll..


    Das oben bzgl. unsystematischer (um nicht zu sagen: missglückter) Akkulturation geschriebene gilt selbstverständlich wenn nicht gar in verstärktem Maß auch für Leute, die sich auf das Selbststudium (etwa des Palikanon) beschränken. Da sind Missverständnisse fast schon vorprogrammiert.


    Wichtige Ergänzung bzw. Rückbezug auf die vertretene These, speziell im Zen sei das "Kuddelmuddel" ein (notwendiges) Ergebnis der Zenschulung: ich zumindest mache diese Beobachtung in allen importierten buddhistischen Traditionen. Wobei sie in keiner dieser Traditionen, so weit ich sie bzw. ihre VertreterInnen kennengelernt habe (und das waren einige ...), der Regelfall ist.


    Ansonsten vermute ich bzw. kündige an, dass ich mich an diesem Thread nicht weiter groß beteiligen werde. Spassigerweise ähneln die Argumentationsmuster denen von SteFo - wobei ich ausdrücklich keinen Doppelaccount unterstellen will. Aber es hat einen Grund, warum ich mich aus dem 'Christen'-Thread heraushalte. Ich habe zwar Hubert Schleichert gelesen (empfehlenswert) - aber dass muss ja nun nicht sein. Zeitverschwendung, jedenfalls für mich - Anderen mag der seitenlange Thread womöglich geholfen haben, einen Blick für "Kuddelmuddel" zu entwickeln. Auch dieser hier mag nach 300, 400 Beiträgen vielleicht sogar bei dem/der Einen oder Andern eine Einsicht auslösen; sie sei ihnen vorbehaltlos gegönnt. Ich setze da nicht drauf.


    Mein Aus- oder Nicht-Einstieg hier hat nicht notwendig etwas mit dem Thema zu tun. Es ausschließlich anhand MN.117 bzw. des Palikanon zu diskutieren halte ich nicht für fruchtbar, wenn die Grundlagen fehlen - insbesondere die im Dangyō 壇經 (Plattform-Sutra) formulierte Doktrin der Einheit von Śīla, Prajñā und Dhyāna, die wiederum Grundlage des 'formlosen dreifachen Studiums' (musō sangaku 無相 三學) ist. Dieses wiederum korrespondiert mit der Doktrin 'plötzlichen Erwachens' (tongyō 頓教), also dem subitistischen Praxisansatz des Zen. Damit wäre das Thema intellektuell einigermaßen ausgeschöpft, zur weiteren Vertiefung bedarf es schlicht und einfach der Ausübung des 'formlosen dreifachen Studiums'. Man kann nicht mit Blinden sinnvoll über Farben reden.

    Sprache ist keine Konvention.

    Ich empfehle, sich etwas mit moderner Sprachtheorie zu beschäftigen - insbesondere Frege, Wittgenstein und Chomsky.


    Ansonsten mache ich darauf aufmerksam, dass wir hier mittlerweile ziemlich offtopic sind und ich erinnere nochmals daran, dass wir hier im Anfängerbereich sind. Ich denke, eine Abtrennung ab Beitrag 179 wäre sinnvoll.

    Sagen wir ein Menschen erzählt dir aufgelöst, dass seine Mutter oder sein Vater sterben wird oder Krebs hat. Wie gibst du ihm fußend auf den Lehren Buddhas Trost?

    Hier ist mir eigentlich aufgefallen, dass der Buddhismus Trostlos oder Hoffnungslos ist oder sein könnte.


    Ich weiß gar nicht was ich dem Menschen sagen soll. Ich höre ihm halt achtsam zu und zeige ihm, dass ich seinen Schmerz wahrnehme.

    Aber würde ich ihm in dem Moment wirklich irgendwas zum Thema anicca, anatta, dukkha sagen, wäre das wohl eher schrecklich für ihn.

    Meiner Frau habe ich heute morgen ein 3-Tage-Fentanyl-Pflaster geklebt, 75µg / Std. Ist effektiver als Trost zuzusprechen. Aber das ist wichtig: "Ich höre ihm halt achtsam zu und zeige ihm, dass ich seinen Schmerz wahrnehme". Das Teilen hilft in solchen Situationen - mehr als jede Belehrung.

    Es wurde hier in diesem Thread schon auf Kisa Gotami verwiesen. Nach dem Tod ihres Kindes tröstete Buddha sie nicht und sprach ihr auch keine Hoffnung zu. Er hielt ihr auch keinen Lehrvortrag sondern gab ihr eine Aufgabe, durch die sie Einsicht in die Natur von duḥkha erhielt.

    In welchem Zusammenhang hat denn Dante gesagt: "Lasst, die ihr eintrete, alle Hoffnung fahren."

    Es steht über dem Eingang zur Hölle. Ähnlich wie das "Arbeit macht frei" über einem anderen Höllentor. Der von mir geschätzte Arno Schmidt hat Dantes 'göttliche Komödie' dann auch ein "Handbuch für KZ-Gestaltung" genannt.


    Das erinnert mich an eine Frage, die ich einmal Roshi Bernie Glassman gestellt habe: warum er eigentlich Sesshin in Auschwitz veranstaltet. "Bearing witness", Zeugnis ablegen. Zazen ist "bearing witness" - gleich an welchem Ort. Und Auschwitz ist hier und jetzt, es ändern sich nur die Namen.. Warum da zum Zazen nach Polen fahren? Seine Antwort hat bei mir jedenfalls keine Erleuchtung getriggert ...


    Die "Hoffnung" bei Dante bezieht sich darauf, der Hölle zu entkommen - und sie ist vergeblich. So wie die Hoffnung, Saṃsāra zu entkommen. Saṃsāra lässt sich zwar auslöschen - doch nur um den Preis, das in Saṃsāra wandernde 'Ich', das untrennbar mit ihm verbunden ist, auszulöschen. Hoffnung und Trost sind dabei nur Ballast.

    Wenn Zen und die Lehrreden zusammenkommen ergibt das meiner Beobachtung nach immer ein Kuddelmuddel.

    Möglicherweise liegt das ja an Dir - und das Kuddelmuddel findet nur in Deinem Kopf statt. Um dort Zen und die Sutten des Palikanon zusammenzubringen, ist ein wenig Zenpraxis hilfreich. Was "den Po wundsitzen" angeht - mit der richtige Sitzunterlage und der richtigen Einstellung wird das schon nicht so wild und zur Dekubitusprophylaxe steht man zwischendurch mal auf und geht ein paar Schritte.


    Um das mit den "Vorstellungen", die man mit Buddhismus verbindet, zu ergänzen: die finden sich im 'Buddhistischen Bekenntnis' der Deutschen Buddhistischen Union. Triratna 三尊 (die 'drei Schätze' Buddha, Dharma und Sangha. Die vier Āryasatya 四諦 oder Shitai (Duḥkha oder Kitai 苦諦, seine Ursachen , seine Beendung und die praktische Verwirklichung der Beendung = Āryāṣṭāṅgamārga oder 八支聖道 Hasshi Shōdō, der edle achtfache Weg). Dann die schon von Anna Panna-Sati genannten 'vier Siegel' bestehend aus den drei Seinsmerkmalen (Trilakṣaṇa oder 三相 San Sō) und dem Auslöschen (Nirvāṇa oder 涅槃 Nehan).


    Es folgen dann noch ein paar Kleinigkeiten, die buddhistische Lebenspraxis betreffend, aber zumindest den auf die obigen Vorstellungen folgenden Satz möchte ich noch zitieren:

    Ich bekenne mich zur Einheit aller Buddhistinnen und Buddhisten, und begegne allen Mitgliedern dieser Gemeinschaft mit Achtung und Offenheit.

    Wäre schön, wenn das auch das Motto dieses Forums bzw. der Foristen wäre.

    Gibt es hier noch jemanden dem klar ist dass ‚der Buddhismus‘ nichts weiter als ein Name mit anhängigen Vorstellungen ist, die je nachdem ausfallen?

    Natürlich. Sicher einige. Das ist für jemanden, der schon länger den Weg gteht, eine schlichte Binsenweisheit. Und die gilt nicht nur für den Buddhismus.

    Für jemanden, der noch am Beginn des Weges steht und Orientierung sucht (Erinnerung: wir sind hier im Anfängerbereich) allerdings kaum hilfreich.


    Was die "anhängigen Vorstellungen" (das Zitat oben ist ja auch eine) angeht, so gibt es auch da für das Erwachen hilfreiche, weniger hilfreiche und kontraproduktive Vorstellungen, "je nachdem". Das macht aus manchen Vorstellungen 'richtige' und aus anderen 'falsche'.

    Trost und Hoffnung sind nichts als Beschwichtigungen. Eine Beschwichtigung ist der Mittlere Weg gewiss nicht - wer hier nach Trost und Hoffnung sucht, wird sie nicht finden. Nur die Herausforderung, die Art und Weise, in der wir existieren, zu ändern. Es ist diese Art und Weise, in der wir existieren, die trost- und hoffnungslos ist; und zwar für den, der Einsicht in sie gewonnen hat.


    Das "ändern" bedeutet daher letzlich, diese Existenzweise restlos und endgültig aufzugeben - sie aufgeben zu können, nachdem man sich mit dem Herzen vollständig davon abgewandt hat. Entsüchtet. Nicht zuletzt auch von der Sucht nach Trost und Hoffnung. Dieses "aufgeben können" zu erreichen, bedarf es der Anstrengung. Und weil die nicht immer ausreicht, bedarf es auch der Unterstützung durch die Gemeinschaft der Übenden. Insbesondere durch jene die schon etwas länger auf dem Weg sind und sich mit seinen Tücken etwas auskennen.


    Unbeirrt gehen diesen Weg nur Leute, die eine initiale Einsicht in duḥkha hatten, Leiden als universales Seinsmerkmal - es ist die Universalität, die Unausweichlichkeit dieses Seinsmerkmals, die die Trost- und Hoffnungslosigkeit bedingt. Und die deswegen nicht in Depression versunken sind, sondern einen Ausweg - zumindest einen Weg, damit umzugehen - suchten und dabei auf die Lehren Buddhas gestoßen sind.

    ... oder kurz und knackig Dhammapada 277:

    Zitat

    "Kein Ding bleibt immer gleich", wer's eingesehen hat,

    Kehrt sich vom Leiden ab. Dies ist der Reinheitspfad.

    Wenn es etwas ausführlicher sein soll, vielleicht einer dieser im Visuddhimagga zitierten Verse:

    Zitat

    Ist aber etwas morbide und damit unpopulär, es geht da halt um marana-sati, Achtsamkeit auf den Tod ;)

    Ich bin gerade auf dem Heimweg vom Ochsen gefallen :rofl:

    Liebe Monikadie4. - mach Dir nichts draus. Das Zähmen des Ochsen ist eine zwar unspektakuläre, aber nicht immer ganz einfache Aufgabe und das (wiederholte) Scheitern daran praktisch Normalfall. Jedenfalls so weit meine Ausrede dafür ... ;) Ist ein Lernprozess. Hauptsache, man fällt weich ins Gras und hat Peitsche und Zügel nicht schon fortgeworfen. Wenn man den Heimweg kennt, ist das Wichtigste ja schon mal geschafft. Nur ein wenig Geduld mit dem störrischen Vieh; irgendwann klappt's schon.


    Chilled to Thrill: Bull Riding Wrecks in Chicago's Frozen Arena Send Shivers Down the Spine
    Top Wrecks at the 2024 PBR Unleash the Beast SeasonTractor Supply Co. PBR Chicago in Chicago, ILWatch PBR at an Arena Near You: http://bit.ly/2Hdw2GU Are you...
    www.youtube.com

    Nur eine Station ist ja alles im Leben und der Tod, jeder Moment eine Station.

    Ja, so ist es. Nur nebenbei (ist hier ja nicht das Zen-Unterforum) angemerkt gibt es von Dōgen einen bemerkenswerten Essay über dieses Thema, der wiederum diesen hier inspiriert hat. Für ersteren empfehle ich die Übersetzung Ohashi / Elberfeld (sorry wegen der Schleichwerbung).


    Ansonsten gibt es im Chan / Zen eine populäre Beschreibung des Zen-Weges mit zehn "Stationen" - natürlich in Form eines Gedichtzyklus und entsprechend metaphorisch, was dann auch Maler zu begleitenden Zyklen von Bildern angeregt hat. Ich spreche natürlich von den sog. Ochsenbildern:

    Ochsenbilder - Zen-Buddhismus (Animation)
    Im Zen-Buddhismus ist der Ochse ein Symbol für die eigene wahre Natur.Wer nach dem Ochsen sucht, begibt sich auf den Weg zu seinem eigenem Selbst.Animation a...
    www.youtube.com

    Nunja - bei solchen mentalen Schubladenschränkchen können die wenigsten der Versuchung widerstehen, sich/ihr selbst der einen oder anderen Schublade zuzuordnen. Wie auch immer - wenn man das nüchtern und ehrlich macht, ist da in aller Regel nach oben noch einiges an Luft ...

    Es geht in unserer Kultur, die sowohl westlich, wie östlich sich durchgesetzt hat allein um Vermarktung. Man muss nur gierig genug sein.

    Traurig, aber wahr.

    Zitat

    Die Herrschaft einer [...] eindimensionalen Realität bedeutet nicht, daß der Materialismus herrscht und es mit geistigen, metaphysischen und künstlerischen Beschäftigungen zu Ende geht. Im Gegenteil, es gibt allerhand im Stil von »Gemeinsamer Gottesdienst diese Woche«, »Warum es nicht einmal mit Gott versuchen«, Zen, Existentialismus und Beatniks usf. Aber solche Arten von Protest und Transzendenz stehen nicht mehr im Widerspruch zum Status quo und sind nicht mehr negativ. Sie sind vielmehr der feierliche Teil des praktischen Behaviorismus, seine harmlose Negation, und werden vom Status quo als Teil seiner gesunden Kost rasch verdaut.

    (Herbert Marcuse)

    Es gibt keine englische Übersetzung der Kristkeitz-Ausgabe. Welche meintest du denn?

    Da ich gerade vorbei schaue - es gibt eine englische Übersetzung des Shobogenzo von Nishijima (in Zusammenarbeit mit Mike Chodo Cross erstellt) und eine deutsche (in Zusammenarbeit mit Gabriele Ritsunen Linnebach erstellt).


    Wobei mittlerweile die Übersetzung des SZTP auf dem Markt ist - herausgegeben von der Sotoshu Shumucho. Damit offizielle englische Standardübersetzung. Viele der einzelnen Kapitel wurden bereits vorab in 'Dharma Eye' veröffentlicht und sind da kostenfrei einsehbar. Die Buchausgabe enthält lediglich zusätzlich den japanischen Originaltext.


    Da die Suche nach einem bestimmten Text etwas mühsam ist hier eine Liste der Texte mit Nummer der Ausgabe:

    sansui kyo 9

    raihai tokuzui 10

    shoaku makusa 11

    taishin tsu 12

    kobutsu shin 13

    kaiin zanmai 14

    arakan 15

    sesshin sesso 16

    katto 17

    zanmai o zanmai 18

    butsudo 19

    hakujushi 20

    hotsu bodai shin 21

    ryugin 22

    jippo 23

    henzan 24

    bussho1 25

    bussho2 26

    mujo seppo 27

    shin fukatoku 28

    kannon 29

    uji 30

    keisei sanshoku 31

    daigo 32

    zazen shin 33, 34

    shunju 35

    butsu kojo ji 36

    jisho zanmai 37

    dai shugyo 38

    hotsu bodai shin 39

    inmo 40

    maka hannya haramitsu 41

    udonge 42

    soku shin ze butsu 43

    shinjin gakudo 44

    gyobutsu iigi 45

    ikka myoju 46

    kuge 47

    komyo 48

    genjo koan 49

    kokyo 50

    gabyo 51

    Für eine 'Biographie' (es ist angemessener, hier von Hagiographie zu sprechen) des Religionstifters findet sich in den Lehrtexten (Sutren / Sutten) und im Vinaya viel an Material; zu einem konsistenten Narrativ ausgebaut wurden diese Bruchstücke - soweit wir wissen - jedoch erst mit Texten wie dem Epos Buddhacarita (Anfang 2. Jhdt ndZ), dem Mahāvastu (2. - 4. Jhdt.) oder dem Lalitavistara (3. Jhdt, eine Kompilation älterer, verloren gegangener Quellen). Alles grob ein halbes Jahrtausend jünger als Buddha und entsprechend strotzend von Anachronismen - wie etwa dem, aus dem Sohn des unbedeutenden Klanchefs eines unbedeutenden Dorfes einen Prinzen zu machen, der luxuriös in einem juwelenstrotzenden Palast lebt.


    Solche Erzählungen als historische Berichte (also als Biographie) misszuverstehen, ob nun gewollt oder nicht, gibt natürlich ausgiebig Gelegenheit zur Kritik an ihnen. Aber ein solches Verständnis geht an der Sache (der kritisierten Überlieferung) vorbei - das wurde oben mit dem Begriff 'Hagiographie' schon angedeutet. Die Intention dieser Texte ist nicht die Tradierung historischer Fakten, sondern eine soterologische: die Inszenierung des Erwachens als Psychodrama. Die biographischen Details geben der Erzählung lediglich den Rahmen, sind also nach- bzw. untergeordnet. Keine Dokumentation, sondern ein (Schau-)Spiel, wie es bspw auch der Titel 'Lalitavistara' andeutet: 'Das vollständige Spiel'.


    Hagiographien bzw. ihr dramatisches Gegenstück, das Mysterienspiel, bedienen einen bestimmten Bedarf; sie sind Modelle erfolgreicher Bewältigung einer existentiellen Krise. Das macht sie zu Werkzeugen der Missionierung - insbesondere von Menschen, die sich eher von Beispielen Anderer inspirieren lassen als von logischen Darlegungen.

    Besonders Kindheit und Jugendzeit erscheinen rückblickend (und im Vergleich mit dem Alter) als wunderbare, sorgenfreie Idylle.

    Ja :D Verklärung der Jugend scheint ein deutliches Symptom des Alterns zu sein. Wo ja oft auch die Fähigkeit zur Kurzzeiterinnerung nachlässt, während Jugenderinnerungen - also das, was wir uns über Ereignisse in dieser Existenzphase 'erzählen' - davor bewahrt scheinen. Doch bei genauerer Untersuchung zeigt sich, dass solche Erzählungen ihren eigenen Gesetzen gehorchen, wenn sie sich entwickeln.


    Erinnerungen und der Umgang damit ist für mich aufgrund meiner Lebenssituation (bzw. der meiner Lebensgefährtin) ein recht zentrales Thema geworden. Empfehlenswerte Lektüre dazu:
    https://www.perlentaucher.de/b…das-narrative-gehirn.html

    Insbesondere die dort aufgeschlüsselten narrativen Strukturen solcher Erzählungen erleichtern das Erkennen und Typisieren von Narrationen; nicht zuletzt auch solchen, die man sich über sich selbst erzählt ;) . Gemeinsam ist allen Narrationen, dass sie primär Bedürfnisse befriedigen - anders gesagt, es sind Belohnungssysteme. 'Gute' Narrationen veranlassen den Körper zur Produktion stimulierender Substanzen. Auch dies natürlich nur eine Narration ... 8)


    Ich wende mich jetzt erst einmal einer anderen stimulierenden Substanz zu: einem Da Hongpao aus dem Wuyishan, traditionell mit Holzkohle geröstet. Externe Stimulantien wie dieser Felsentee (und die Ezählung von ihm) binden als 'Belohnung' das Bewusstsein an den aktuellen Moment und das Bedürfnis, sich Geschichten über Vergangenheit und Zukunft zu erzählen, erlischt für eine Weile. Eine gute Übung für Zazen (das sich an den Tee wohl anschließen wird), wo das Sitzen von Körper und Geist als letze Stimulanz verbleibt, bis Körper und Geist abfallen.

    Nunja ... tibetisches Vajrayana hat ja irgendwie auch recht viel gemeinsam mit Fantasy. Beides eskapistische Projektionsflächen für gelangweilte Westler ...


    Notwendige Nachbemerkung: das war natürlich fies und unzulässig verallgemeinernd; ein Scherz auf Kosten des Vajrayana bzw. westlicher Praktizierender, denen da zugemutet wird, über sich selbst zu lachen. Wenn jemand mit dieser Art Humor nichts anfangen kann, bitte ich um Entschuldigung. Und natürlich - diese Art 'role models' (die es eben auch gibt) gibt es zur Genüge auch anderswo - beispielsweise im Zen. Hauptsache exotisch ... ;)

    Zunächst einmal - wenn mit 'Buddha' der historische Begründer des Saṃgha gemeint ist, also Siddharta Gautama, dann hat der das Diamantsutra so wenig gesprochen wie irgendeine der Sutten des Palikanon. Es handelt sich da um spätere literarische Produkte. Wobei die ggf. unterstellte "Originalität" der Texte eigentlich nur eine Rolle spielt, wenn man den Dharma als eine in Wort und Schrift tradierte Offenbarung einer historischen Person versteht, die Glaube (und korrekte Tradierung) erfordert - wie das bei Offenbarungen so ist. Nicht so mein Ding ...


    Hinsichtlich Diamantsutra meine Zustimmung zu Monikadie4. 's Hinweis, dass es bei dem 'Geist des Erwachens' (bodhicitta) um die Ausrichtung der Intention geht, also um rechte Absicht (samyak saṃkalpa). Wobei - wenn man sich das Bodhisattva-Gelübde des Diamantsutra anschaut (mit dem die Lehrrede beginnt) - dies eine bemerkenswerte Einschränkung aufweist:


    Zitat

    Der Buddha sagte zu Subhūti: "Die Bodhisattvas und Mahāsattvas sollten ihre Gedanken so zügeln: Alle verschiedenen Arten von fühlenden Wesen, ob sie aus Eiern, aus dem Mutterleib, aus der Feuchtigkeit oder spontan geboren werden, ob sie eine Form haben oder nicht, ob sie in Wahrnehmungen oder ohne Wahrnehmungen verweilen oder ohne Wahrnehmungen oder ohne Nicht-Wahrnehmungen, ich rette sie, indem ich sie restlos ins Nirvana eintreten lasse. Und wenn diese unermessliche, zahllose, unendliche Anzahl von fühlenden Wesen befreit worden ist, hat in Wirklichkeit kein fühlendes Wesen Befreiung erlangt. Warum ist das so? Subhūti, wenn ein Bodhisattva in den Zeichen eines ātman, eines sattva, jīva oder pudgala* verweilt, ist sie oder er kein Bodhisattva."

    (T 235.8.749a05)

    * ātman, sattva, jīva und pudgala - diese im Text wiederkehrende Viererformel bezieht sich auf nicht näher differenzierte personale Konzepte, möglicherweise upanischadische (ātman), hinduistische (sattva), jainistische (jīva) und den pudgala der als 'Häretiker' geltenden Vātsīputrīya / Pudgalavadin.

    Ich mag diese Art Lyrik nicht sonderlich (wobei meine speziellen Vorlieben da halt auch spezieller Natur sind), aber ich will nicht leugnen, dass sie in weniger geschmäcklerischen Individuen womöglich Prozesse der Selbstheilung mit anstoßen kann. Nicht jedes upāya taugt für jeden ...


    Trotzdem muss ich einräumen, dass sich das für mich so in etwa auf der Schiene bewegt:


    Laßt uns froh und munter sein
    Und uns recht von Herzen freu'n.
    Lustig, lustig, tralalalala,
    Bald ist die Erleuchtung da


    ... und ich die Bedenken von Rolf82 schon ein Stück nachvollziehen kann. Hört sich doch sehr nach einer Empfehlung an, mit duḥkha umzugehen, indem man es einfach ignoriert. Da hätte ich auch Bedenken.


    Danke pano für den Hinweis auf den Kontext des Liedes. Kontextbedürftig scheint es mir in der Tat zu sein - also wohl doch nur für 'Insider' hitverdächtig. Trotzdem ... solche Liedchen trällern beim Wandern durch das Reine Land ist nicht so meins ... Das "available here and now" des Reinen Landes ist übrigens keine Idee TNHs, diese Synthese ist ein Merkmal der allmählichen Verschmelzung von Chan und Reinem Land seit dem Ende der Song-Zeit. Die vietnamesische LamTe (Rinzai -) Schule ist wie die japanische Obaku-shu ein relativ später, mingzeitlicher 'Import' aus China.

    Ja, da holen wir Wasser und hacken Holz, holen uns Schwielen an Händen und Zungen, ärgern uns, dass unsere Gesprächspartner (wenn wir denn mal welche finden) dermaßen begriffstutzig sind und fragen uns (hoffentlich noch) wofür man sich das eigentlich antut. Während draußen vor der Tür Mord und Totschlag - und Schlimmeres - herrscht und die größten Narren das Sagen haben, weil sie die größten Schreier auf ihrer Seite und damit die lauteste Stimme haben. Das sind grobe Brocken zu hacken und dicke Bretter zu bohren - aber tatsächlich übertönst du mit dem Predigen des Dharma nur die Stimme des Zweifels. Es ist deine eigene Stimme.


    Meine Empfehlung wäre, nicht auf die Stimme zu hören 8) und einfach das zu tun, was in solchen Fällen unsere überraschend unsentimentalen Brüder in Christo empfehlen aber wie alle Missionierer selten selbst tun: den Staub von den Füßen schütteln. Und - hoffnungslose Fälle möglichst schnell zu diagnostizieren, spart Kräfte. Klingt jetzt nicht gerade lokesvara-mäßig, ist aber schlicht Praxis. Alle retten - ja. Aber: 'Alle' auf einmal sind zu viel. Also fang da an, wo es am wahrscheinlichsten etwas bringt. Teile deine begrenzten Kräfte und Ressourcen möglichst effektiv ein. Nennt sich Triage.


    Wobei das jetzt halt auch nur eine Stimme ist. Nicht mal deine eigene. some random idiot on the internet ...