Das Kuddelmuddel beobachte ich schon länger.
Ich auch. Und bei vielen idR recht jungen und häufig auf "importierte" Lehrer angewiesenen Übungsgemeinschaften im 'Westen' (Europa, Amerika, Australien ...) ist das auch kein Wunder; der Einfluss des kulturellen Substrats ist stark. IdR auch auf die 'Importierten', die das ihrerseits allerdings auch brauchen, weil sie mit diesem Substrat inkulturativ arbeiten müssen, um ihm ein paar Früchte zu entlocken.
Das "Kuddelmuddel" im Kopf ist meist das Problem einer unsystematischen Akkulturation, was zu Widersprüchen führt. Dieses Kuddelmuddel zu entflechten ist ggf. eine Aufgabe für einen Dharmalehrer, der ein Talent für Inkulturation hat. "Ggf." heisst: dann, wenn seine SchülerInnen nicht in der Lage (oder willens) sind, dies selbst zu tun; aufgrund welcher Defizite auch immer. Wobei das "entflechten" seitens des Lehrers nicht mehr sein kann (und darf) als Hilfestellung. Je weniger (notwendig ist), umso besser. Vorraussetzung eines gelungenen Unterrichts sind - wenig überraschend - gut qualifizierte Lehrer und kleine "Klassen" einschließlich Einzelbetreuung, so dass man sich gegenseitig gut kennt, einschließlich der persönlichen Macken (auf beiden Seiten). Massenevents mit charismatischen Dharma-Stars bringen da ausser guter Stimmung wenig bis nichts. Insbesondere wenn die Prüfung des Lehrers und der Lehre (die durchaus auch etwas intellektuelles Eigenstudium ergänzend zur Praxis erfordert) ersetzt wird durch Devotion, sehe ich schwarz. Oft reichen ja ethnische Herkunft, garniert mit pompösen Titeln und Kitteln, als Qualifikation aus. Eine ausreichende Prüfung ist das nicht - da gehört dann schon noch ein Stück Glück dazu, wenn's was werden soll..
Das oben bzgl. unsystematischer (um nicht zu sagen: missglückter) Akkulturation geschriebene gilt selbstverständlich wenn nicht gar in verstärktem Maß auch für Leute, die sich auf das Selbststudium (etwa des Palikanon) beschränken. Da sind Missverständnisse fast schon vorprogrammiert.
Wichtige Ergänzung bzw. Rückbezug auf die vertretene These, speziell im Zen sei das "Kuddelmuddel" ein (notwendiges) Ergebnis der Zenschulung: ich zumindest mache diese Beobachtung in allen importierten buddhistischen Traditionen. Wobei sie in keiner dieser Traditionen, so weit ich sie bzw. ihre VertreterInnen kennengelernt habe (und das waren einige ...), der Regelfall ist.
Ansonsten vermute ich bzw. kündige an, dass ich mich an diesem Thread nicht weiter groß beteiligen werde. Spassigerweise ähneln die Argumentationsmuster denen von SteFo - wobei ich ausdrücklich keinen Doppelaccount unterstellen will. Aber es hat einen Grund, warum ich mich aus dem 'Christen'-Thread heraushalte. Ich habe zwar Hubert Schleichert gelesen (empfehlenswert) - aber dass muss ja nun nicht sein. Zeitverschwendung, jedenfalls für mich - Anderen mag der seitenlange Thread womöglich geholfen haben, einen Blick für "Kuddelmuddel" zu entwickeln. Auch dieser hier mag nach 300, 400 Beiträgen vielleicht sogar bei dem/der Einen oder Andern eine Einsicht auslösen; sie sei ihnen vorbehaltlos gegönnt. Ich setze da nicht drauf.
Mein Aus- oder Nicht-Einstieg hier hat nicht notwendig etwas mit dem Thema zu tun. Es ausschließlich anhand MN.117 bzw. des Palikanon zu diskutieren halte ich nicht für fruchtbar, wenn die Grundlagen fehlen - insbesondere die im Dangyō 壇經 (Plattform-Sutra) formulierte Doktrin der Einheit von Śīla, Prajñā und Dhyāna, die wiederum Grundlage des 'formlosen dreifachen Studiums' (musō sangaku 無相 三學) ist. Dieses wiederum korrespondiert mit der Doktrin 'plötzlichen Erwachens' (tongyō 頓教), also dem subitistischen Praxisansatz des Zen. Damit wäre das Thema intellektuell einigermaßen ausgeschöpft, zur weiteren Vertiefung bedarf es schlicht und einfach der Ausübung des 'formlosen dreifachen Studiums'. Man kann nicht mit Blinden sinnvoll über Farben reden.