Beiträge von Sudhana

    Aber dass man ggf. auf dem Marktplatz handfeste Lösungen findet, ist natürlich inbegriffen,

    Es bleibt einem ja gar nichts anderes übrig, als wenigstens danach zu suchen. Sonst könnte man gleich zu Hause bleiben ...

    genaus wie die Entscheidung, Nicht-Eingreifen könne das rechte Handeln sein.

    Danke, dass Du das einräumst - wobei es ja selbst beim Eingreifennoch eine recht breite Skala gibt. Von 'geschickten Mitteln' bis hin zu zunehmend ungeschickteren.

    Mir ist es zu einfach, das als Gewissensfrage zu deklarieren, weil das Gewissen in unserem Kulturkreis etwas anderes ist als das, was den (Zen-)Buddhisten zu Reue veranlassen könnte.

    Ich sehe das nicht als Gewissensfrage sondern als eine der Übung. "Im Reich des unzerstörbaren Dharma nicht die Idee des Zerstörens aufsteigen zu lassen, wird das Gelöbnis des Nicht-Tötens genannt." Soll Bodhidharma mal gesagt haben ...

    Unsinn und Personenkult. Man schaue sich einfach an, wie das bei anderen Gurus laeuft. Das ist Ego, Geltungsbeduerfnis, Selbstueberschaetzung (Hunderte von Massregelungen fuer eine Gemeinschaft aufstellen, nachdem man selbst in Saus und Braus gelebt hatte ...). Er haette z.B. einiges erreicht, wenn er sein Palasterbe angetreten und an Beduerftige verteilt oder wenn er dem Schlachter nicht sein Geschaeft madig gemacht haette. Aber was soll man von einem erwarten, der sich schon nach der Geburt fuer den hoechsten gehalten haben soll?

    Ich glaube es ist wichtig nicht Hagiographien für bare Münze zu nehmen.

    Das ist sicherlich richtig, andererseits sollte man Hagiographien nicht einfach auf dem Müllhaufen der Geistesgeschichte entsorgen. Natürlich handelt es sich nicht, wie nach knapp 21/2 Jahrtausenden einer recht ramponierten Überlieferung kaum verwunderlich, um historisch verlässliche Narrative. Nichtsdestotrotz um Narrative, die Botschaften transportieren und dies auch sollen. Säkularen Buddhisten ins Stammbuch geschrieben: es geht auch den meisten 'klerikalen Buddhisten' nicht darum, solche Geschichten zu glauben, sondern darum, sie zu verstehen.

    Wobei das Interesse an solchen Narrativen, die sich mit der Bodhisattva-Karriere Buddhas (also seiner 'Biografie' vor seinem Erwachen bzw. dem Beginn seiner Lehrtätigkeit) beschäftigen, anscheinend erst einige Jahrhunderte nach Buddhas Parinirvāṇa einsetzte. Wenig überraschend gleichzeitig mit dem entstehenden Mahāyāna mit seinem Fokus auf den Bodhisattva-Mahāsattva als Übungsideal. Die entsprechenden Texte, insbesondere das Mahāvastu (1. Jhdt.), Aśvaghoṣas Buddhacaritam (Beginn 2. Jhdt.) und das Lalitavistara (ca. 1 Jhdt. später) sind vor allem an einer pseudo-doketischen Buddhologie ausgerichtet und in historischer Hinsicht natürlich anachronistisch.




    Naivität hilft nicht, Arroganz ebenso wenig, Pessimismus und Hoffnungslosigkeit schon


    Wobei mich ja eher stört, wie flott hier denen, die nicht ebenso flott Wünschen nach Waffenlieferungen nachkommen wollen, wahlweise Naivität, Arroganz oder aber Pessimismus und Hoffnungslosigkeit unterstellt wird. Um mal auf demselben Level zu antworten: das ist billig, Frau Billig. Immer schön mit den Wölfen heulen ...

    Was hier fehlt ist - wie bei den meisten Zenlehrern heutzutage - Unterscheidungsfähigkeit.

    Du sprichst von "Unterscheidungsfähigkeit"; zweifelsohne ein lohnendes Übungsobjekt. Aber Du meinst "Parteinahme", das ist etwas anderes. Wobei das schon ein Euphemismus ist, nach meiner Beobachtung ist das zumeist kein aktiver Prozess, sondern ein passiver - ein "rekrutiert werden" bzw. "sich rekrutieren lassen". Man geht doch nicht auf dem Markt, um sich dort in die nächstbeste Schlägerei verwickeln zu lassen.

    Wieso sollte so einer ausgerechnet den Impuls verspüren, tatenlos zuzuschauen, wie um ihn herum Menschen gefoltert, vergewaltigt oder getötet werden?

    Eben. Aber der Impuls, sich daran zu beteiligen - nur halt auf der 'richtigen Seite' - ist eine andere Geschichte. Man muss schon ziemlich binär in grobem Raster denken, um in kriegerischen Konflikten wie Ukrainekrieg oder Gazakrieg eine 'richtige Seite' zu finden, für die man zu töten bereit ist. Wobei das eine Täterperspektive ist. Für Opfer gibt es keine 'richtige Seite'.


    Mich amüsiert diese Argumentationsfigur mittlerweile etwas. "Wir müssen der Ukraine Taurus-Raketen liefern; Nichtstun wäre die falsche Politik." Als ob Nichtstun die einzige Alternative zu Mord und Totschlag wäre ... Und wenn es so wäre, wäre das nicht unbedingt die schlechtere Alternative.

    Amdap : da bist Du mit Sicherheit einer Fehlinformation oder einem Missverständnis aufgesessen. Zu dieser Zeit war ich noch in der DBU aktiv und gerade in diese KdöR-Geschichte ziemlich eingebunden. Das Antragsformular auf Mitgliedschaft wurde zwar im Februar '22 aktualisiert, aber da stand auch schon vorher nichts von Kirchensteuer o.ä. drin.

    Da man in Deutschland Kirchensteuer zahlt, wozu es aber eine erwiesene Mindestanzahl von Mitgliedern braucht, hat die DBU, in Stellvertretung für uns Buddhisten, ein starkes Interesse daran, an registrierten Mitgliedern so viele wie möglich zu haben.

    Sorry, aber das sind fake news. Mal davon abgesehen, dass entscheidend dafür die Verleihung des öffentlich-rechtlichen Körperschaftsstatus ist, nicht die Mitgliederzahl, hat die DBU ausdrücklich erklärt, dass eine Erhebung und Eintreibung von Mitgliedsbeiträgen durch den Staat (nichts anderes ist die sog. 'Kirchensteuer') jetzt und auch in Zukunft (etwa nach Verleihung des Körperschaftsstatus) nicht angestrebt wird. Das ließe die Struktur der DBU auch gar nicht zu, ähnlich wie bei den diversen muslimischen Dachverbänden von Moscheevereinen, die ebenfalls den Status einer öffentlich-rechtlichen Körperschaft anstreben, aber keine muslimische "Kirchensteuer". Es gibt andere Vorteile, wegen denen der Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts angestrebt wird - wobei ich mir nicht sicher bin, ob die DBU das überhaupt noch tut.


    Ansonsten: Kirchensteuer zahlt auch in Deutschland nur, wer will (ich z.B. nicht). Die erhebliche staatliche Subventionierung der Kirchen steht allerdings auf einem anderen Blatt, daran dürfen müssen sich auch Nichtmitglieder über ihre Steuern beteiligen.

    Wenn man sich im Krieg ggf für eine Seite entscheiden zu meinen muss, wird die andere normalerweise auch weniger Mitgefühl erfahren.

    Dann hat man bei der Übung von Śīla pāramitā offenbar einen Fehler gemacht. Zumal im Mahāyāna jeder Übung der pāramitā Prajñā paramita 'vorangeht'. Was das konkret bedeutet, wird im Diamantsutra exemplarisch aufgezeigt:

    Vajracchedikā Prajñāpāramitā Sūtra:

    ‘Jeglicher, o Subhuti, der hier den Pfad der Bodhisattvas betreten hat, muss seine Gedanken so gestalten: So viel Wesen es in dieser Welt des Daseins gibt, zusammengefasst unter dem Begriff der Wesen - sie seien aus einem Ei geboren oder aus dem Mutterleib, aus Feuchtigkeit entstanden oder durch Verwandlung - geformt oder ohne Form, denkend oder nicht denkend, oder weder denkend noch nichtdenkend; soweit Welten von Dasein bekannt sind, alle diese müssen von mir in der vollkommenen Welt der Auslöschung erlöst werden. Und dennoch, wenn so unermesslich viele Wesen erlöst wurden, wurde doch kein einziges Wesen erlöst. Und warum? Wenn, o Subhuti, ein Bodhisattva dem Gedanken eines Wesens anhinge, könnte er nicht Bodhisattva genannt werden. Und warum? Weil, o Subhuti, niemand ein Bodhisattva genannt werden sollte, für den der Gedanke eines Wesens, der Gedanke des Lebens oder der Gedanke einer Person existiert.’

    Ich würde mal sagen, der Bodhisattva ist wehruntauglich. Da funktioniert die Freund-/Feinderkennung auf psychophysischer Ebene nicht mehr.

    Für ein entscheidendes Missverständnis

    ... halte ich das darauf Folgende, komplettes Zitat spar ich uns. Natürlich ist das kein Übungsweg zur Befreiung; das Kalamer Sutta ist ja auch keine Lehrrede, die Buddha seinen Bhikṣus hält oder wo er mit Vertretern anderer Gemeinschaften diskutiert, sondern ein Vortrag für Skeptiker, die sich für keines der ihnen gemachten 'spirituellen Angebote' entscheiden mögen bzw. können. Für die hat Buddha *nur* die bereits die erwähnten vier Zusicherungen zu bieten, keine Befreiung. Aber immerhin, für einen kostenlosen Rat ohne weitere Verpflichtungen nicht schlecht, da kann man nicht meckern ...

    'Sawaki' triggert mich jetzt, sorry. Ich mag seinen Stil nicht sonderlich, aber das ist eine andere Sache. Nach allem, was ich gelesen habe (insbesondere den Nestbeschmutzer Victoria) scheint er mir, mit Verlaub, ein ziemliches Ars**lo** gewesen zu sein. Immerhin ist er wohl nach '45 zur Vernunft gekommen, anders als einige Zeitgenossen von ihm.


    Man kann Ethik bzw. Śīla durchaus rein von ihrer Funktion her als soziales Regulativ verstehen. Gerade im Buddhismus gibt es ja die "vierfache Gemeinschaft" aus Laien und Ordinierten jeweils beiderlei Geschlechts (man sehe mir den Exklusionismus nach). Es ist der Gedanke einer supraethnischen und supranationalen Gemeinschaft, die auf dem untersten Level (ihrem Fundament) auf sehr wenigen sozialen 'Verabredungen' beruht - konkret der 'dreifachen Zuflucht' und der Selbstverpflichtung zu fünf ethischen Übungswegen (Śikṣāpada), bekannter als die pañcaśīla. Das zweite Level ist dann der Sangha im engeren Sinn, wo man einer Fülle weiterer sozialer und ethischer Regeln als 'Preis' für einen höheren sozialen Status (wenn auch nicht - zumindest der Theorie nach - Lebensstandard) unterworfen ist.


    Eine solche reduktive Sichtweise ignoriert die Basis buddhistischer Ethik, die eine 'Mitleidsetik' im Sinne Schopenhauers ist, nicht nur ein mit Sanktionierungen mehr oder weniger erfolgreich antrainiertes soziales Regulativ. Sie ist Ausdruck einer 'Durchlässigkeit' der sozialen Rolle des Ichs für Empathie. Es sollte nicht überraschen, dass Buddha den Kalamern als Mittel, die Verständigen von den Unverständigen zu scheiden, eben die Entwicklung ihrer empathischen Fähigkeiten mittels der Übung der apramana (auch als brahmavihara bekannt) empfahl - um so konkret frei von Feindseligkeit und Böswilligkeit, also von agressiven Impulsen, zu werden. Was immerhin "vier Zusicherungen" einbringt, ob 'vierfache Gemeinschaft' oder nicht, 'Verdienst' hin und her. AN III.66, falls die Quelle noch nicht genannt wurde.


    Klar - Buddha hatte den ganzen Zinnober nicht nötig, als er erwachte und das strapaziöse Leben danach schon garnicht - er war wohl schon etwas erleichtert, dass Ananda ihn nach der Lebensmittelvergiftung nicht bat, noch weiter zu machen. Alle Nötige war gesagt, mehr als einmal. Es gibt einen Grund, warum er sich das 45 Jahre lang antat : Mitgefühl.

    Das Bodhisattvacaryāvatāra ('Einführung in den Weg des Bodhisattva') ist auch im chinesischen Tripitaka überliefert (T 1662.32.543–562, im 10. Jhdt. übersetzt), wo es allerdings Nāgârjuna (wie auch im koreanischen Tripitaka) zugeschrieben wird - mit ziemlicher Sicherheit zu Unrecht. Auch wenn der Text eine wichtige Brücke zwischen Bodhisattva-Praxis und prajñāpāramitā- Epistomologie herstellt, ist er in Ostasien trotz des nobl(er)en Pedigree bei weitem nicht so "populär" wie in Tibet.


    Das liegt wohl nicht zuletzt daran, dass in Ostasien neben den hier schon zitierten/paraphrasierten 'vier universellen [Bodhisattva-]Gelübden', die dem Muster der 'Vier edlen Wahrheiten' folgen, hinsichtlich einer formelleren, also mit ritueller Initiation verbundenen Praxis, vor allem die Gelübde nach dem (Mahayana-)Brahmajala-Sutra T.1484.24.997a–1010a die prominenteste Rolle spielen. Dieser möglicherweise erst in China entstandene Text (oder Schlusskapitel [von zehn] eines verloren gegangenen Sanskrit-Sutras) ist dort seit dem 5. Jahrhundert maßgebend für Bodhisattva-Ordination - 10 Haupt- und 48 Nebengelübde. Das war in China bereits eine dreihundert Jahre alte und etablierte Praxis, als Śāntideva (vermutlich in Nālandā) das Bodhisattvacaryāvatāra verfasste.


    Übrigens wurden die Gelübde in China in aller Regel von Bhikṣus und Bhikṣunis genommen, also zusätzlich zu den Gelübden des Vinaya. Die Bodhisattva-Ordination nach dem Brahmajala war vor allem eine Praxis der Tiantai-Schule, die als Tendai-Schule einen japanischen 'Ableger' bekam, in dem aus (religions-)politischen Gründen auf die Vinaya-Ordination verzichtet wurde. Unschlagbares Argument: die Bodhisattva-Gelübde reichen aus. Dieser 'Verzicht' auf Vinaya-Ordination wurde dann von den aus dem Tendai hervorgehenden dissidenten Kamakura-Schulen übernommen; für die Bodhisattva-Ordination wurden hingegen neue, 'schulspezifische' (d.h. vom Tendai unabhängige) Modelle entwickelt - beispielsweise von Dōgen Zenji.

    Im Soto-Zen sitzt man ja überlicherweise mit 'halboffenen' Augen vor einer Wand, wie Bodhidharma. 'Halboffen' heisst, dass die Oberlider leicht gesenkt sind, um nicht zu viel Licht aufzunehmen. Der 'Trick' ist dann, nicht mehr zu fokussieren. Übrigens auch, nicht (zumindest nicht allzu häufig) zu blinzeln. So 40, 45 Minuten geht das mit etwas Gewöhnung schon, ohne dass man Augentropfen braucht. Gerade morgens, wenn man noch nicht ganz wach ist - bei jedem Blinzeln besteht das Risiko, dass die Augen geschlossen bleiben und die wache Aufmerksamkeit verloren geht. Die Wand ist optimalerweise hell, zumindest einfarbig. Wenn man - typischer Anfängerfehler - auf die Wand fokussiert, wird diese leicht zur Projektionsfläche und dann läuft schon der eine oder andere Film ab ...


    Meine heftigste Vision hatte ich persönlich allerdings, als ich der Wand den Rücken zukehrte (ich hatte da irgendeinen Assistentenjob zu besorgen) und meine Augen, wie es in vielen Beschreibungen von Zazen heisst, auf einen Punkt Richtung Boden ca. zwei Meter vor mir richtete. Sitzt man vor der Wand, liegt dieser Punkt hinter der Wand - man sieht ihn nicht und fokussiert daher auch nicht darauf. Umgekehrt ist z.B. ein Korkfußboden auch eine schöne Projektionsfläche ...


    Solche Effekte werden durch die tendenzielle sensorische Deprivation in typischen Zen - Meditationssettings begünstigt. Wohingegen die konkrete Gestalt der erlebten Halluzinationen oder Visionen natürlich durch die Verfasstheit des Halluzinierenden bedingt ist; sie sagt etwas über sie oder ihn aus. Selten etwas sinnvolles. Wenn man eine*n Lehrer*in hat, kann man mit ihr oder ihm darüber sprechen. In der Regel wird man aber wohl nur zu hören bekommen, man solle das ignorieren und sich schon gar nichts auf solchen Unsinn einbilden.


    Wie schon von Gotara erwähnt, werden solche Erlebnisse im Zen makyō 魔境 genannt - das 'ma' 魔 (von dem indischen Todesdämon Māra abgeleitet) steht für für einen bösartigen Dämon, das 'kyō' 境 steht hier für 'Welt, Reich' - zusammen also das 'Reich Maras' - Lu Kuan Yu übersetzt im oben verlinkten Śūraṅgama Sūtra "States of Māra", also 'Māra-Zustände". Das steht natürlich in Verbindung mit der alten Legende von der 'Versuchung' Buddhas durch den Dämon Māra und seine drei Töchter, als letzter Versuch, sein Erwachen zu verhindern.

    Das ist in dieser Intensität ungewöhnlich, aber grundsätzlich ein Anfängerproblem (deswegen hier auch richtig verortet). Wobei man natürlich geteilter Ansicht sein kann, wie lange jemand Anfänger ist. Vor allem bei Leuten, die sich gezielt um einen Anfängergeist bemühen - was in sich natürlich widersprüchlich und deswegen witzig ist. Merkt bloß nicht jeder ...


    Nichtbeachtung ist jedenfalls die beste Herangehensweise, wie Du selbst schon richtig erkannt hast. Zumindest so lange diese 'Visionen' nicht in Deine Alltagswahrnehmung 'einbrechen'. Dann hast Du ein Problem und solltest qualifizierten Rat suchen.*


    Um Deiner direkten Fage

    Wie nennt man diese Erscheinungen?

    nicht auszuweichen: am ausführlichsten werden sie im Śūraṅgama Sūtra klassifiziert und beschrieben, bekannt als die "50 dämonischen Skandha-Zustände". Ob (und wenn wo) das in Muralts deutscher Übersetzung drin ist, weiss ich jetzt nicht.** In der oben verlinkten englischen Übersetzung Lu Kuan Yus ist es das letzte (VIII.) Kapitel. Überhaupt ein interessanter Text, aber nicht wirklich Anfängerlektüre ...


    *Dieser hier beispielsweise (also meiner) geht nicht als 'qualifiziert durch, weil meine Qualifikation für Dich nicht überprüfbar ist. Was somit auch diesen Rat zu einem unqualifizierten macht.


    **In meinem Originalexemplar - in irgendeinem indischen Vihara als hektografierter Druck hergestellt - mag ich nicht mehr nachschauen, das Ding muss dringend zu einem Buchbinder, bevor es auseinanderfällt. Eine Neuauflage gibt's im Angkor-Verlag, was impliziert, dass die Übersetzung nicht öffentlich im Internet zugänglich ist.

    Wie auch immer, viel wichtiger als irgendeine sila ist die aktuelle Erkenntnis, dass man am gesündesten ganz ohne Alkohol lebt (auch ohne das tägliche Glas Wein).

    ... eine Erkenntnis, die auch durch Selbstbeobachtung möglich ist. Ich bin in einer Weinbaugegend und entsprechend mit Wein groß geworden. Und habe dann in meinen Zwanzigern meinen "Lebensmittelpunkt" in eine andere Weinbaugegend verlegt, wo ich auch beruflich mit Weinbau zu tun hatte. Ich hatte in dieser Zeit auch Fälle von funktionalem Alkoholismus beobacht; darunter auch sog. Delta-Trinker (nach Jellinek-Typologie). Insbesondere bei Älteren, im Weinbau Beschäftigten nicht selten. Ich selbst war über viele Jahre ein Beta-Trinker (Gelegenheitssäufer) - besonders exzessiv als Heranwachsender, was zusammen mit einer juvenilen Depression eine recht ungesunde Kombination war.


    In meinen Fünfzigern dann erneut ein Umzug - natürlich in eine (wieder andere) Weinbaugegend; zwei Grosse Lagen in fußläufiger Entfernung. Ich hätte ein glücklicher, alter Säufer werden können, aber es kam die Migräne - wie sich später herausstellte, Teil eines paraneoplastischen Syndroms. Die Reizschwelle beginnt ab ca. einem Viertel, mit zwei Vierteln ist sie durchbrochen und die Sanktion dafür ist äußerst schmerzhaft und folgt pünktlich am nächsten Tag (und den beiden darauf folgenden). Dagegen ist ein schwerer Kater Kindergeburtstag. War auch ganz gut so, der 'glückliche alte Säufer' ist wohl nur ein Mythos. Säufer sind mir schon etliche begegnet, aber keiner davon war alt und glücklich - auch nicht im Suff.


    So trinke ich jetzt vielleicht 4 oder 5 Viertel Wein - im Jahr. Weintrinken in Gesellschaft ist Teil der Kultur hier, einer Kultur, in der ich mich wohlfühle, soweit das in Samsara möglich ist. Die Migräne - die freilich auch noch in anderer Hinsicht reizbar ist - ist mir jedenfalls eine große Hilfe dabei, Trunkenheit zu vermeiden, 'Maß zu halten'. Das konnte ich früher nicht oder nur sehr schwer.


    Diese Begrenzung auf eine Menge, die noch keine äußerlich wahrnehmbaren alkoholtypischen Symptome hervorruft, unterstützt dessenungeachtet die 'distanzierte', achtsame Beobachtung der Wirkung. Also die Wahrnehmung der noch recht subtilen Auswirkung auf die 'Gestimmtheit', die in Richtung Rausch tendiert. Wobei der "gehobenen Stimmung" (erst recht natürlich dem Rausch) unweigerlich die Senke folgt, wie bei einer Sinuskurve. Diese 'Selbstbeobachtung' steckt wohl auch hinter dem Konzept des 'mindful drinking', wie es etwa bei Shambhala praktiziert wird.

    Jesus: Wer unter euch ohne Verletzung der Sila ist, der werfe den ersten Stein.

    ... worauf ein Stein geflogen kam. Darauf Jesus: Mama, ich habe Dir doch gesagt, du sollst zu Hause bleiben!


    Sorry, aber bei so einer Steilvorlage :) konnte ich nicht widerstehen. Aber zum Thema: Du hast natürlich recht und aus diesem Grund gibt es die Übung des sange mon - des sog. "Reueverses" (ein kurzes Zitat aus dem Avatamsaka/Kegon - Sutra). Auch im Zen, zumindest als Teil (Vorspiel) der Bodhisattva-Ordination. Die Übung hat zwei Aspekte: zunächst das Bekennen zu dem, was man von Gier, Hass und Wahn angetrieben geworden ist und das Bekennen zu dem, was man selbst aktiv durch Handlungen mit Körper, Sprache und Geist dazu beigetragen hat - und sodann die Reue und damit der Entschluss, von diesen Handlungen ABSTAND zu nehmen.


    【3rdワンマン】懺悔文 SANGE-MON~【THE 南無ズ】
    【THE 南無ズ】”笑い×仏教×音楽”をテーマに明るく楽しく、たまに学べる南無いソングを奏でてます「仏教エンターテインメント集団」です。坊主バンドのスピンオフバンド。メンバーは『彼岸田盆』『涅槃崎悟』『虚無弦僧四』『おがみおが』の4名。ライブハウスや、路上に出没中!チャンネル登録を南無っと!→https://ww...
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    Zen ist ist in moralischer Hinsicht keine in irgendeiner Weise besondere Schule, sondern schlicht Mahāyāna. D.h. das Handeln ist nicht wie bei den 'Fahrzeugen' der Śrāvaka und Pratyekabuddhas an einer deontologischen Ethik ausgerichtet, sondern an einer utilitaristischen. Das 'hedonistische Kalkül' dient dabei natürlich nicht einer möglichst komfortablen Einrichtung von Saṃsāra sondern dem Ausstieg daraus. Es ist orientiert an "dem Gedanken höchsten, unübertroffenen Erwachens", mithin der Buddhaschaft / dem Eingang ins Nirvāṇa aller Wesen. Dieser bodhicitta ist die einzige Maxime des Handelns für einen Bodhisattva; ihr folgt die Anwendung "geschickter Mittel", upāyakauśalya, unter Hintanstellung jedes Vorteils für den Anwender, einschließlich karmischen "Verdienstes". Dieser ist stets zu "widmen", d.h. zu entäußern.


    Das Problem dieses utilitaristischen Konzepts besteht darin, dass es das Handeln nicht an Normen (wie etwa denen des Vinaya), mithin an kommunizierbaren Ideen, ausrichtet sondern an einer nicht vermittelbaren Erfahrung. Es setzt diese Erfahrung jedoch voraus. Praktisch bedeutet das, dass man provisorisch (so lange es an eben dieser Erfahrung mangelt) auf dem Bodhisattvaweg doch auf ein normatives Konzept zugreift, die Bodhisattvagelöbnisse. In schätzungsweises 99,999 % aller Situationen, die ein Handeln ermöglichen oder gar erfordern, ist man damit auf der sicheren Seite. :)

    diese meinung und fakten darf man hier natürlich nicht äussern da das forum mittlerweile linksversiffter ist als der örr.

    Was zu beweisen war - wurde bloß nix draus. Da war der Zensor wohl gerade pinkeln.


    Und jetzt? Erwachen die Massen zur Wahrheit? Ist endlich Revolution?? Weckt mich, wenn es so weit ist.

    Dass was nuk als Zwischenträgerei bezeichnet ist wohl das, was im Kontext der zehn unheilsamen Handlungen als Zwietracht-säen bezeichnet wird.

    Ja. Ich denke, Buddha meinte damit das, was wir böswilligen Klatsch&Tratsch oder 'lästern' (im säkularen, nicht theologischen Sinn) nennen. Das Lästern ist mein persönliches Hauptproblem, sonst wäre ich schon so was von erleuchtet ...


    Zitat

    O Gericht, vergälle nicht

    Uns mit schweren Strafen uns're

    Große Lust am Witzereißen

    Na, weil

    Keiner tut gern tun, was er tun darf

    Was verboten ist, das macht uns grade scharf!

    Mit Nachtragerei und Zutragerei kann ich noch etwas herleiten. Mit Zwischentragerei ist das schon schwieriger.

    ... und mit der Herumtragerei erst! :eek: Aber "Nachtragerei" existiert nun mal im deutschen Wortschatz (jedenfalls wenn man nach Grimm und Duden geht) nicht und es ist ja mittlerweile geklärt, dass es sich da lediglich um einen Lapsus gehandelt hat. Jedenfalls - so entstehen religiöse Dogmen. Einer vertut sich beim Schreiben, zehn versuchen, daraus schlau zu werden und irgendwann - nach ein paar Jahrhunderten - heisst es, Buddha habe die Nachtragerei untersagt und professionelle Erleuchtungstrainer bringen den Leuten bei, stattdessen am Tag zu ragen.

    verrückter-narr : Danke für die wieder sehr instruktiven Hinweise. Katz' Übersetzung bei Motilal wurde gestern geordert, bin mal gespannt darauf (wenn ich mir auch keine große Überraschung davon verspreche).


    Igor07 : Schmithausen ist mir (wie sicherlich Vielen hier) natürlich ein Begriff. Ich empfehle, die verlinkten Arbeiten mit Verstand zu lesen. Gerade Schmithausen stellt die pazifistische Natur des Buddhadharma heraus. Als Gegenbelege nennt Schmithausen prominent das Mahāparinirvāṇa Sūtra - wobei man allerdings wissen sollte, das diese eigenartige Icchantika-Theorie (Wesen, die von der Buddhanatur irreparabel 'abgeschnitten' sind und deren Tötung somit ohne karmische Folgen wäre) auf einer unvollständigen Übersetzung des Sutra beruhte. Schon Daosheng (355–434) widersprach dieser Auslegung und wurde deswegen als 'Häretiker' verbannt, bis ihn eine vollständigere Übersetzung (Dharmakśemas sog. 'Nördliches Nirvanasutra') rehabilitierte. Er gilt als Begründer der nach dem Sutra benannten Nirvana-Schule, die im 6. Jahrhundert im synkretistischen Tiantai und dem gerade entstehenden Chan aufging. Das Sūtra ist aus unterschiedlichen Quellen kompiliert, was entsprechend unterschiedliche Interpretationen begünstigt. Was speziell die dualistische Auffassung der Seinsmerkmale angeht - Nirvāṇa ist in diesem Sūtra gekennzeichnet durch deren Gegensatz, also durch sukha (Glück), nitya (ewige Dauer) und atman - liegt es nahe, dies als Versuch eines hinduistisch-buddhistischen Synkretismus zu interpretieren. Was das ebenfalls (natürlich) genannte Kālacakratantra angeht, so sind wir da historisch noch etwas später dran. Und auch näher an hinduistischen Vorstellungen.


    Das von Dir noch genannte Milindapañha hat vor allem den Schönheitsfehler, dass es nicht einmal bei den Theravadin als kanonischer Text gilt. Ist ja auch kein buddhavacana ('Worte Buddhas'), sondern ein (Sarvāstivāda)-Mönch namens Nāgasena, der dem graeco-indischen König Menandros einen Lehrvortrag über Buddhismus hält. Wohl nicht ganz ohne Wunsch um Protektion durch den im übrigen sehr kriegerischen und eroberungsfreudigen König, was auf Kosten der Sātavāhana und vor allem der Śuṅga ging; Nachfolgestaaten des Maurya-Imperiums, gegen die er völkerrechtswidrige Angriffskriege führte. Ob vor oder nach dem Vortrag Nagasenas* weiss man nicht - aber anscheinend macht es ja keinen Unterschied.


    *Die Paliversion stammt allerdings nicht aus dem 2. Jahrhundert vor, sondern dem 5. Jahrhundert nach der Zeitenwende. F. Otto Schrader, der die erste deutsche (Teil-) Übersetzung fertigte, ging von 5 verschiedenen Autoren aus.


    P.S..: Die Rahmenerzählung dieser speziellen Episode des Milindapanha, also die Antwort auf die Frage, warum Buddha seinen Unruhe stiftenden Verwandten Devadatta überhaupt erst in den Sangha aufnahm, ist für meinen Geschmack ausgesprochen hanebüchen ...


    Daher handelt der Bodhisattva aus Mitgefühl, selbst wenn er tötet, denn er kann nicht anders.

    Diesen Unsinn haben schon vor einem Jahrhundert in Japan "buddhistische" Kriegsgewinnler in die Welt gesetzt. Was meinst Du, warum die Zennies schwarze Roben tragen? Weil man auf denen die braunen Flecken nicht so sieht - die, die sich nicht mehr daran stören, kriegen eine komplett braune Robe ... (war ein Insiderwitz, sorry). Der Witz bei Deiner Geschichte: der Bodhisattva zeichnet sich eben dadurch aus, dass er anders kann. Niemand hat gesagt, dass es einfach ist ...


    in seinem Träumen erscheint dem Kapitän ein Devawesen, dass ihn über das Vorhaben informiert und ihm "empfiehlt" den Räuber vorher selber umzubringen, um die anderen 499 Reisenden und ihm selber vor dem Tot zu schützen. Zuerst hat der Kapitän Gewissensbisse aber nachdem ihm das Devawesen in den folgenden Tagen mehrfach erschienen ist, bringt er letztendlich den Räuber um, um die anderen Reisenden zu schützen.

    Danke, ich hatte das in meiner (etwas unaufgeräumten) Erinnerung als Jātaka abgelegt. Das Mahāratnakūṭa-sūtra - eine Sammlung von 49 Versammlungsprotokollen, wo sich Buddha zu unterschiedlichen Themen äußert - ist sicher (jedenfalls im Mahāyāna) eine respektierte Quelle. Ich habe da schon früher nach einer Übersetzung gesucht, aber außer dem Gangottara-Abschnitt (einem Dialog zwischen Buddha und der Laiin Gangottara) bin ich da nie fündig geworden. Auch bei den 'Tibetern' (deren Version ist mW eine Übersetzung aus dem Chinesischen) scheint sich da nichts zu tun. Auch nicht bei der nur teilweise erhaltenen Sanskrit-(Ur-)Version. Der reine Umfang war wohl schon abschreckend.


    Wie auch immer, auch wenn mir der Text (noch) nicht in einer mir verständlichen Übersetzung vorliegt (mein Chinesisch ist sehr rudimentär) - in dieser auch hier wieder leider nur kolportierten Version (das soll kein Vorwurf sein) kannte ich die Geschichte schon. Aber wenn es es einem so ergeht wie in dem Zitat, würde ich dringend zu einem Arztbesuch raten und dazu, bis auf weiteres nicht auf die Stimmen zu hören. Ich mein - solche Sachen kommen in real life vor. Leute hören Stimmen und dann - wenn die richtigen Bedingungen zusammentreffen - laufen sie Amok. Paranoide Schizophrenie, wäre da meine vorläufige und selbstredend absolut laienhafte Diagnose.

    Herzlichen Dank, Anna, dass Du diese traumatische Erfahrung mit uns teilst - dass Du es tust, zeigt wohl, dass Du sie überwunden hast. Und ja, Du hattest großes Glück, dass der Kerl sich einschüchtern ließ. Es war wohl hauptsächlich das Überraschungsmoment. Vermutlich passte eine selbstbewusste Frau (geschweige denn ein Mädchen) überhaupt nicht in sein Frauenbild - so, wie es sich in Kindheit und Adoleszenz an der Wahrnehmung der Mutter ausgebildet hatte, verstärkt durch seinen männerbündlerischen Job, wo er in der Hackordnung vermutlich ziemlich weit unten rangierte. Ich bin alt genug, solche Typen zu kennen - das hat sich ja glücklicherweise doch deutlich gebessert, dank Frauenbewegung und Koedukation der Kinder. Dadurch sind die seltener geworden. Die wirklich gefährlichen Typen leider nicht.

    Wenn es mir um das Generieren von Zustimmung für die Parteinahme in einem Krieg gegangen wäre, dann hätte ich gefragt, ob es aus buddhistischer Sicht in Ordnung geht, dass Deutschland Waffen an die Ukraine liefert.

    Okay, es ging Dir also nur um die abstrakt-theoretische Frage, ob Töten als Nothilfe "aus buddhistischer Sicht in Ordnung geht". Dazu hatte ich ja schon angemerkt, dass ich solche abstrakt-theoretischen Fragen für "Quatsch" halte. Das ist nur sales talk, sonst nichts. Und mir gefällt nicht, was da verkauft werden soll.


    Aber da Du nachfragst - bevor ich ein "Töten als Nothilfe" auch nur in Erwägung ziehen würde, würde ich prüfen, ob nicht unschädlichere Mittel anwendbar wären - und wenn nicht, ob das Töten als Nothilfe a) angemessen (in welchem Sinne?) wäre und b) den Gesamtschaden nicht vergrößern würde. Usw. usf. - über Leben und Tod entscheidet man nicht so fix. Ehrliche Antwort? Es hängt davon ab ... Noch ehrlicher: ich weiss es nicht.


    An dieser Stelle ist dann doch ein (diesmal etwas seriöserer) Hinweis auf das Trolley-Problem angebracht, denn genau darum handelt es sich natürlich. Aus meiner Sicht sind solche Überlegungen mentale Masturbation (mindfuck for one) - sie haben nichts mit dem Handeln in einer konkreten Situation zu tun. Zweifellos ist es sinnvoll, das eigene Handeln, soweit es automatisch, "instinktiv" erfolgt, zu konditionieren. Für noch sinnvoller halte ich es dann, den pañcaśīla als Regeln der Selbstkonditionierung zu folgen als solch komplizierten theoretischen Modellen. Ich bezweifle stark, dass das funktioniert.


    nuk : ich hätte vielleicht schreiben sollen "auf die Schnelle mit großem Mitgefühl und achtsam eine reinsemmle oder ein Bein stelle". Das funktioniert schon eher, mit etwas Übung (in Mitgefühl und Achtsamkeit versteht sich, nicht im Reinsemmeln). Im Ernst - ich kann nur hoffen, eine solche Reaktion wäre dann tatsächlich frei von aggressiver Absicht. Aber eine Gegenfrage: wäre es angemessener, in solch einer Situation der angegriffenen Person keine Hilfe zu leisten? Ich finde nein. Aber ich falle nicht auf den Taschenspielertrick herein, mit dem Handeln auf transpersonaler Ebene ein politisches Handeln auf transnationaler Ebene zu rechtfertigen, das Töten oder Beihilfe zum Töten impliziert.

    Beim "eine reinsemmeln" stellt sich mir die Frage nach der Verhältnismäßigkeit. Warum fällt es für dich unter Nothilfe?

    Weil es hilft, die Oma aus ihrer Notlage zu befreien - und zwar vermutlich schneller, als wenn man sich an dem Tauziehen um die Tasche beteiligt.


    Die Oma wie auch auch der Angreifer (oder die Angreiferin) kämen beide mit dem Schrecken und hoffentlich einer Lehre davon. Ich hätte darüber hinaus keinen staatsbürgerlichen Ehrgeiz, den Hilfssherriff zu spielen - also den Angreifer festzuhalten und "den Behörden" auszuliefern. Da kümmert man sich stattdessen besser erst mal um die Oma.


    Ich weiss, das taugt so nicht als Metapher für den Ukrainekrieg (oder irgend einen anderen), sorry. Soll es auch nicht, es soll nur beschreiben, wie ich hoffe, in solch einer Nothilfesituation zu reagieren. "Instinktiv", ohne groß darüber nachzudenken. So lange es nur um die Brieftasche einer alten Frau geht und der maximale Einsatz ein blaues Auge ist, halte ich das auch für in Ordnung. Wenn es um territoriale Souveränität geht, die Einsätze jetzt schon bei zehntausenden Toten stehen und das Spiel off limit geht, sind instinktive Reaktionen, "ohne groß darüber nachzudenken", eher nicht ratsam.


    Hmm ... ich denke, wenn man die brahmavihara übt, sind instinktive Reaktionen in Nothilfesituationen (zumeist geht es da doch eher um Unfälle statt Überfälle) zu erwarten. Eine Zustimmung zu Waffenlieferungen eher nicht.