Beiträge von Anandasa

    Hallo Fragender,


    diese Frage hat mich auch eine Zeitlang ziemlich beschäftigt. Welchen Lehren aus Theravada/Mahayana/Vajrayana sind ist zudem unübersichtlich und eine Heidenarbeit das fehlerfrei rauszubekommen. Die Idee eines Geist-Kontinuums gehört in welche Richtung? Oh je ... Deswegen halte ich mich zunächst v.a. an die Lehren Buddhas. Da kann man erstmal nichts wirklich falsch machen. Dann halte ich mich eher an den Theravada, da hier noch keine großen Zusätze zu den Lehren Buddhas hinzukommen und ich so noch die Übersicht behalten kann. Die anderen Richtungen erkunde ich in kleinen Schritten und ich finde da viele Dinge, die ich als gelungen ansehe wie Betonung von Metta im tibetischen Buddhismus. Dagegen glaube ich aber nicht, dass ich jetzt z.B. in die Praxis der Weißen Tara einsteigen muss. Ich finde man macht im Westen einen Fehler, wenn man sich die Sachen aus Fernost aufstülpt. Ich bin für einen an den Westen angepassten Buddhismus. Aber das ist ein sehr kontroverses Thema. Leider.


    Wir haben ja hier im Westen das Glück, dass wir eine buddhistische Richtung wählen können und sie nicht durch unseren Kulturkreis de facto vorgegeben ist wie in vielen asiatischen Ländern. Jack Kornfield schlägt in seinem Buch "Das weise Herz" eine Mischung aus den "gelungenen Elementen" der einzelnen Richtungen vor, was er Buddhayana nennt. Er schreibt, dass sein zweiter Lehrmeister Ajahn Buddhadasa (der zum Theravada gehört) ihn darin bestärkt hat. Sowas finde ich eine sinnvolle Idee.


    Ich für mich selbst bin eher ein Freund davon die Dinge langsam anzugehen. Ich war mal in einem Tai Chi Kurs. Vor uns war der Kurs für die Fortgeschrittenen, die dann aus dem Kurssaal herauskamen. Jeder wollte nach China um dort auch einen Tai Chi Kurs zu machen. Der eine war sogar schon im Shaolin Kloster. Dieses Muster der Übertreibung findet sich überall wieder egal was die Leute sich aussuchen um ihre Leiden los zu werden - ob das jetzt Tai Chi, Segelfliegen oder Buddhismus ist. Und das obwohl ein Ziel im Buddhismus darin liegt Anhaftung abzubauen. Deswegen sage ich mir erst mal langsam, dafür kann ich auch alles nachvollziehen.


    Gruß, Anandasa

    Hallo Leyla,


    um auf deine Frage zurückzukehren. Ich würde das so erklären: Nach der Lehre Buddhas entsteht Leiden aus Gier, Anhaftung, Hass/Wut und Verblendung. Ein Weg diese Geistesgifte abzubauen besteht darin ihnen ihr Gegenteil entgegen zu setzen wie Freundlichkeit, Großzügigkeit, Mitfreude, Mitgefühl, Gelassenheit u.a. Wenn man diese Dinge aufbringt und dabei nicht auch diese Dinge sich selbst zukommen lässt, merkt man das der "Brunnen versiegt". Man laugt aus. Wenn man nur für andere da ist, kann man in schweren Situationen nicht bestehen. Das schafft man nur, wenn man auch zu sich selbst freundlich ist.


    Buddha sagte ja, dass man seine Lehren nicht einfach übernehmen solle, sondern sie prüfen und ausprobieren solle. Wenn du das in diesem Falle auch tust, wirst du merken, dass es dir nur gut geht (und du dann auch anderen Menschen helfen kannst), wenn du auch zu dir selbst freundlich und mitfühlend bist.


    Grüße, Anandasa

    accinca:

    Was du schreibst das ist wahr und auch richtig aber z.B. wie viele
    Raucher kennst du oder hast von ihnen gehört, oder gibt es wohl
    auf der Welt, die das Anhaften am rauchen durch anatta überwunden haben?


    Meine Kaffee- und Eis-Sucht ist auch weiterhin unverändert ;-). Problem ist, dass so eine Ahnung von Anatta für ein paar Sekunden anhält und dann ist man von Wut/Ärger/Gier wieder eingeholt worden und man ist so wieder rausgeflogen ... Ich denke es ist einfacher zu versuchen ein gutes Karma zu erzeugen als so eine Art Anatta-Erfahrung ein bisschen dauerhafter halten zu können.

    Ein Weg Anhaftungen abzubauen ist der Anhaftung dessen Gegenteil entgegen zu stellen und das ist Anatta. Erkennt man, dass es kein Selbst gibt, gehen die Anhaftungen von selbst zurück, da man ihnen nicht mehr gegenüber anfällig ist.


    Aber wie praktiziert man Anatta? Ich habe das jetzt so angefangen, dass ich einfach um einen Einstieg zu bekommen vom Extrem ausgehe, dass ich aus nichts bestehe als aus einem Geist und nur das eine Ziel habe mit Hilfe meines Herzens gutes Karma zu erzeugen (also Metta). Das stelle ich mir beim Meditieren so vor und versuche es nach dem Meditieren so weiter zu machen. Ich habe auf diese Weise schon lichte Momente gehabt und viele Dinge sind mir schon viel leichter von der Hand gegangen als früher, weil Anhaftungen, Wut und Ärger zurückgehen. Anatta und Metta scheinen sich gegenseitig zu bedingen. Ohne Anatta gibt es kein Metta. Die Ich-Sucht setzt sofort wieder ein und zerstört das Metta.

    Zitat

    Setzt du da nicht ein imaginäres Soll mit dem Ist gleich?
    Altruismus ist dumm - weil er relativ ist.


    Altruismus hört sich vielleicht theatralisch an, hat aber nichts mit großem Helfer-Syndrom zu tun. Nehmen wir an ein Mann ist unermesslich reich. Ihm ist aber bewusst, dass er trotz seines Reichtums nichts zu essen hätte, wenn nicht Bauern ihr Feld bestellen würden. Dies allein führt dazu, das er geistig gesund bleiben wird und einen Blick für andere Menschen behalten wird. Ich habe mal in einer Bank gearbeitet (nicht im Bankgeschäft selbst). Einige der Bänker hatten in ihrem Wertesystem nur das Geld. Es war ziemlich erschreckend das zu sehen. Sie waren eigentlich lange vor der Pensionierung im Kopf schon tot. Das kleine bisschen Altruismus, dass man andere Menschen braucht auch wenn man schwer reich ist, macht schon einen riesen Unterschied.

    Ein Weg um Anhaftung zu beenden ist mehr Altruismus. Weil man dann mehr an andere denkt, lässt man die eigenen Anhaftungen los. Das Problem ist zu glauben durch ein Mehr an Altruismus würde man verlieren. Deswegen will man an den Anhaftungen festhalten. Nur verliert man in Wirklichkeit nicht, weil das bisschen Altruismus kaum was kostet und die Reduzierung der Anhaftungen aber sehr viel bringt.

    Zitat

    also: genuss is super und genusssucht doof


    Ich habe es so verstanden, dass es keinen Genuss gibt, sondern z.B. beim Essen nur die Wahrnehmung von Geschmack. Dann kommt es nicht zum genuss und kann auch nicht zur Genusssucht kommen.

    Hallo Cravin,


    hier ist ein Text, der in Teilen an den Amitabha-Buddhismus angelehnt ist: e4thai.com/e4e/images/pdf/theteachingofbuddha.pdf Es geht speziell um den ersten Abschnitt mit dem Titel "Buddha" (also von Chapter One: Shakyamuni Buddha bis Chapter One: Shakyamuni Buddha). Wenn man sich das durchliest, erinnert das schon an Jesus. Soweit ich weiß ist der Amitabha-Buddhismus unabhängig vom Christentum entstanden und hat doch gewisse Ähnlichkeiten. Das ist schon interessant. Auf den ersten Blick scheint es mir im Menschen ähnliche Sehnsüchte zu geben, woraus ähnliche Ideale konstruiert werden.


    Gruß, Anandasa

    Ich habe gerade diesen interessanten Vortrag (*) von Ajahn Brahmali angehört. An etwa der Stelle 35:05 redet er davon, dass als Folge von Begierde der Wunsch entsteht die Dinge kontrollieren zu wollen, so dass das Ziel der Begierde erreicht werden kann. Wenn man sieht, dass dies nicht gelingt, beginnt Wut aufzusteigen. Es bildet sich Ärger in verschiedenen Formen. Wenn man einsieht, dass man die Dinge nicht kontrollieren kann und der Wunsch dies tun zu wollen nur Wut erzeugt, sieht man ein, dass die Dinge kontrollieren nur leiden erzeugt.


    Der Votrag von Ajahn Brahmali ist aber eigentlich über das Nicht-Selbst. Wenn man das Nicht-Selbst verstanden hat, erkennt man, dass die Dinge ihren Lauf nehmen und man nur sehr wenig beeinflussen kann. Wenn man das Nicht-Selbst versteht, hört man auf die Dinge beinflussen zu wollen, da die Dinge und man selbst ohnehin substanzlos sind.


    * https://www.youtube.com/watch?v=QVQpdbAWSS8

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    Von Buddha hiess es ja, dass der als ein Prinz inmitten von Sorglosigkeit und Luxus aufwuchs. Also in einem eher paradiesischen Zustand wo man ihm Spass, Selbstzufrieddenheit und ein Genießen der Macht (und jede Menge sexy Frauen) nahegelegte. Aus diesem positiven Zustand entfernte er sich dann aber, und wurde zu jemand der vor allem das Negative in der Welt (dukkha) sah. Vom selbszufriedenen Prizen ( Himmel) wurde er zum nach Erlösung dürstenden Obdachlosen (Hölle).


    Das ist ein witziger Punkt: Wäre Buddha im königlichen Palast geblieben, hätter er ein sorgloses und leidloses Leben geführt. Als er einmal aus dem Palast herauskam war er geschockt vom Leid der Menschen, von dem er in seiner behüteten Athmosphäre nichts gewusst hatte. Ich denke es war Mitgefühl, das ihn dazu bewogen hat eine Lösung für das Problem des Leidens zu finden. Zudem war er wohl mit der Konfrontation des Leidens plötzlich selbst davon getroffen. Letztendlich kann dem Leid wohl niemand entrinnen.


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    Im Christentum wird die Hölle überwiegend als Drohung benutzt, um sich die Menschen gefügig zu machen.


    Das ist natürlich ein Missbrauch durch den Klerus. Aber grundsätzlich steckt in Himmel und Hölle die Gefahr, dass die Leute vor Angst vor der Hölle verrückt werden wie im Mittelalter. Was mir beim Buddhismus von Anfang an gefallen hat war, dass es Himmel und Hölle nicht gibt. Es gibt heilsame Dinge und unheilsame Dinge. Realisiert man, dass man etwas unheilsamen tut, hört man damit auf. Sich selbst lange Schuldzuweisungen zu machen hilft nicht weiter und drückt einen nieder.


    Mit der Wiedergeburt im Buddhismus habe ich immer noch meine Probleme. Für ein schlecht geführtes Leben, bei denen man vielen Menschen geschadet hat, im nächsten Leben dafür mit schlechten Voraussetzungen zu kämpfen zu haben finde ich wesentlich sinnvoller als für immer in der Hölle zu braten.


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    Ich glaube an ein Leben nach dem Tod. Viele Indizien wie die Nahtodforschung weisen darauf hin.


    Das sei dir natürlich unbenommen. Ich kann für mich aus der Nahtodforschung nicht viel verwertbares ziehen. Dem Tod nah bekommt das Gehirn zu wenig Sauerstoff. Dann funktioniert es nicht mehr "richtig". Was sich dann genau abspielt, kann niemand sagen. Die Wissenschaft weiß nur sehr wenig darüber wie das Gehirn funktioniert. Was passiert, wenn der Sauerstoff nicht ausreichend ist, kann sie überhaupt nicht sagen. Vielleicht wertet dann das Gehirn die Seh-Reize nicht mehr richtig aus, und die Leute sehen nur noch weiß (diese Licht, von dem Leute mit Nahtoderfahrung berichten). Die Wissenschaft kann nicht einmal sagen wie Träume entstehen und was dabei im Gehirn passiert. Wobei es beim Träumen keinen Sauerstoffmangel gibt. Also wie soll man dann die Nahtoderfahrungen beurteilen können?


    Ich arbeite in einem technischen Beruf, bei dem man sehr darauf aufpassen muss keine Fehler zu machen. Auf der Suche warum irgendwas nicht richtig funktioniert findet man aber Fehler ohne Ende. Es wurde dabei sehr wohl sorgfältig gearbeitet. Die Leute waren auch nicht dumm oder unmotiviert. Das Gehirn kann einfach nicht über mehr als 1-2 Stunden relativ fehlerfrei arbeiten. Ich würde dem Gehirn nicht trauen. Das Ding ist die größte Suggestiv-Maschine, die je gebaut wurde.


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    Viele Erleuchtete berichten von ihrer Fähigkeit ins Jenseits zu reisen.


    Hast du einige Namen parat ;) ?

    Hallo ShinChan,


    woher kommt dein Eindruck, dass alles so fremdbestimmt ist? Hast du da schon eine Ahnung davon oder in dich hineinhören können? Ich hatte auch mal eine Phase, während der ich mir fremdbestimmt vorkam und deswegen wütend war. Achtung, jetzt kommt die Geschichte 781, die so heißt, weil ich sie schon 781 mal erzählt habe (aber zum Glück nicht hier)...


    In meinem Beruf kann man auch gut zu Hause seinen eigenen kleinen privaten Projekten nachgehen und damit über das Internet mit der großen weiten Welt kommunizieren. Ist richtig toll. Ich bin so mit der Zeit in ein Denken hereingeschlüpft, dass ich diese Freiheit wie zu Hause auch im Beruf haben möchte. Dort ist aber eine ganz andere Welt. Dann wurde dieser Gegensatz noch durch schlechte Chefs verstärkt und ich war abends nach der Arbeit oft richtig sauer. Irgendwann begriff ich, dass durch die kleinen privaten Projekte sich eine Gier herangebildet hat und diese sich mit der Zeit ausgewachsen hat. Entweder ich beherrsche meine Gier oder sie beherrscht mich. Letzteres ist echt besch... Also war die Motivation die Gier zu beherrschen und im Schach zu halten da und jetzt geht es mir viel besser. Die Erfahrung, dass die Gier mich beherrscht, wenn ich nicht sie beherrsche, war mehr wert als 100 Buddhimus-Bücher. Die haben mir jedoch geholfen zu verstehen was los ist.


    Ich kenne auch Leute, die es überhaupt nicht leiden können, wenn nicht alles genau mit ihnen im Voraus abgestimmt wird. Meines Wissens haben sie diese Probleme, weil ihnen als kleine Kinder von den Eltern alles diktiert wurde. Die Entstehungsgründe sind so natürlich indivuell verschieden.


    Aber so wie ich dich verstehe geht es dir ganz um eine Sicht, dass der Mensch allgemein sehr fremdbestimmt ist. Für mich klingt das etwas einseitig und damit unheilsam. Das sage ich nicht, weil ich immer alles kritisieren muss. Aber ich kenne das von mir selbst, dass einseitiges Denken zu Anhaftung an negative Gedanken führt. Es gibt auch viele positive Punkte, die einen aus der Fremdbestimmung heraustragen: Mitgefühl, Mitfreude, Freundschaft, Großzügigkeit, Gelassenheit, Wohlwollen. Auch gibt es Momente beim Meditieren, während der man sich wohlig fühlt, weil der Gedankenbalast abgefallen ist.


    Jo, ich weiß nicht, ob ich deinen Post verstanden habe. Aber der Wille war da ;-).


    Gruß, Anandasa

    Sonne:

    Ich habe vor ein paar Tagen mit der Meditation begonnen und schon oft gelesen das man Gedanken kommen und gehen lassen soll, so wie sie von alleine kommen. Bei mir ist es nur so, dass keine kommen. Ich habe ehr das Gefühl das ich einen kleinen Druck in meiner Stirn spüre, so als wollte sich mein Gehirn ausdehnen. Mein ganzer Kopf fühlt sich an wie Watte.


    Könnte sein, dass dies Folge von Muskelentspannung am Kopf sind. Die Entspannung tritt ein, wenn man durch das Meditieren zur Ruhe kommt. Weil man das noch nicht gekannt hat, kommt es einem komisch vor. Du kannst das ja mal beobachten.


    Zitat

    Zudem fange ich an beim Sitzen leicht nach hinten zu kippen.


    Sowas habe ich manchmal, wenn ich sehr müde bin. Morgens nach dem Aufwachen meditieren ist eine gute Zeit. Dann ist man ausgeruht und frisch im Kopf.


    Gruß, Anandasa

    Hallo,


    mein Traum ist mal sowas wie ein 10-Tage-Vipassana-Retreat in einem Kloster in Süd-Ost-Asien zu machen. Ich meditiere selbst immer auf einem kleinen Meditationshocker. Ich habe so auch einen festen Sitz und muss mir nicht die Beine verrenken. Weiß jemand, ob so ein Meditationshocker in einem Kloster in Süd-Ost-Asien akzeptiert werden würde oder müsste ich mich auf den Boden sitzen und die Beine überkreuzen? Wenn ja, müsste ich dann schon langsam anfangen das zu üben sonst würden mir nur nach einem Tag fürchterlich die Beine schmerzen.


    Danke, Anandasa

    Hallo,


    hier zwei Verse aus dem Dhammapada, die ich zu dem Thema kenne:


    Zitat

    Wie der Elefant in der Schlacht
    Geduldig die heranschwirrenden Pfeile erträgt,
    So will auch ich die Beschimpfungen ertragen,
    Denn viele Menschen verhalten sich böse.


    V.320



    Beide Verse gehören zu meinen Lieblingsversen aus dem Dhammapada, die ich oft durchlese, wenn manchmal Leute echt schwierig sind.


    Grüße, Anandasa

    Zitat

    Ich frage deshalb, weil meine Eltern kaum Vorsorge für das Alter betrieben haben und im Endeffekt nur noch verfielen. Sie hatten sich in eine Situation hineinmanövriert, in der ich ihre Angelegenheiten auch mit dem größten Hauruck nicht mehr ins Lot bringen konnte. Schließlich ging es nur noch darum, die beste unter allesamt nicht besonders guten Optionen für sie zu suchen.
    Die mangelnde Selbstsorge hat mir sehr zu denken gegeben. Im Grunde hat sie mich bislang sogar sehr gezeichnet, denn für mich ist das eigene Alter eine richtige Horrorvorstellung geworden.


    Dies sieht danach aus als ob der Anblick der Altersarmut bei den eigenen Eltern das Hochkochen der Rentenproblematik verstärkt hat. Die eigenen Eltern stehen einem natürlich sehr nahe und so erlebt man die ganze Sache viel intensiver und so kann sich dieses Trauma sogar "verselbständigen" und beginnen ein Eigenleben zu entwickeln.


    Eine Idee wäre es sich gewahr zu werden, dass viele Menschen im Alter ein Armustproblem haben. In Deutschland ist das so und in sehr vielen Ländern der Welt ist es sehr viel schlimmer. In vielen Ländern haben Menschen in jungem und mittlerem Alter einen ständigen Kampf zu führen um nur etwas zu essen zu bekommen. Wenn man das erkennt und für all diese Menschen Mitgefühl entwickelt, hebt sich der Blick vom Einzelfall und man sieht nicht nur das Leiden einer ganz engen Gruppe. Auf diese Weise kann man aus der "Anziehungsfalle" eines bestimmten Einzellfalls herauskommen.


    Ein wichtiges Prinzip um aus Anhaftungen rauszukommen ist auch Großzügigkeit zu entwickeln. Wenn der Drang verspürt wird jetzt wieder was für die Rentenvorsorge tun zu müssen, weil man wieder das Bild der Leiden der Eltern vor Augen hat, kann man z.B. zuerst etwas spenden für die dritte Welt und etwas Zeit verstreichen lassen. Das Geben entspannt einen selbst und legt den Augenmerk darauf, dass es anderen noch viel schlechter geht und das Leiden teil dieser Welt ist. Mit der Zeit entwickelt sich ein Gleichgewicht zwischen der Leiden der ganzen Welt und der eigenen, so dass sich wieder ein gesundes Verhältnis zwischen diesen beiden einpendelt.


    Vielleicht ist das alles Unsinn, was ich geschrieben habe. Vielleicht ist es wenigstens ein Denkanstoß, der weiterhelfen könnte ;-).


    Grüße, Anandasa

    Altersvorssorge ist ein ernstes Thema. Bei unserem Geburtenrückgang und der momentan bis auf lange Zeit sehr geringen Verzinsung wird es auch für Normalverdiener nicht gut ausgehen, wenn nicht privat etwas dazugespart wird. Du schreibst ja selbst, was passieren kann, wenn man sich nicht ausreichend darum gekümmert hat. Ich würde mir diese Sache einmal ernsthaft vornehmen und die notwendigen Maßnahmen einleiten. Ist das getan, das Ganze wieder ruhen lassen und weg damit, damit man sein Leben nicht in Ängstlichkeit und Heuschermentalität verbringt. Hat man seine Rentenvorsorge vor 20 Jahren zurechtgelegt als eine Verzinsung von 4-5% realistisch war, muss man heute die Sache halt nochmal rausholen und anpassen. Aber dann wieder zur Seite damit und die Sache erledigt sein lassen.


    Zitat

    Im Grunde hat sie mich bislang sogar sehr gezeichnet, denn für mich ist das eigene Alter eine richtige Horrorvorstellung geworden. Sämtliche Handlungen, die ich vollziehe, sind darauf gerichtet, mich für das Alter absichern zu wollen.


    Es gibt ein ganz wichtiges Prinzip im Buddhismus. Ich habe darüber schon oft gelesen, aber es erst kürzlich angefangen zu begreifen: Gelassenheit. Ich sah im Fernsehen eine Dokumentation über Myanmar. An einer Stelle wurde die Gelassenheit der Leute erwähnt, die aus dem Buddhismus stammen würde. Ich war früher mal beruflich in Süd-Ost-Asien unterwegs und ich begriff daher was gemeint war. Mit Gelassenheit ist was viel weitergehenderes gemeint als was man bei uns mit Gleichmut oder Gelassenheit versteht. Ich empfehle dir beim Thema Gelassenheit auf Entdeckungsreise zu gehen :-).


    Grüße, Anandasa

    Zitat

    Das ist ja auch was mir mein Lehrer einmal gesagt hat, erklären sie mir wo ist Gott, wenn er zulässt, dass eben gute jung sterben und schlechte alt werden. Ich dachte eigentlich trotz allem dass der Buddhismus Antworten auf diese Frage hat, aber scheint auch nur bedingt so zu sein, bzw. eben eine Glaubenssache. Fakt ist leider, dass viele Dinge wirklich nicht erklärbar sind und damit müssen wir leben, auch ich.


    Meine Mutter ist recht jung gestorben. Ich war nicht mal mit der Schule fertig. Ich habe mich oft gefragt, warum ein so lieber Menschen nicht etwas länger hätte leben können. Viele Jahre später hatte ich die einfache Einsicht, dass einfach alle Kombinationen passieren, die möglich sind: Gute Menschen sterben früh, schlechte leben lange, gute leben lange und schlechte leben kurz. Es ist einfach nur das. Und vielen anderen Menschen passiert es genau gleich, nicht nur einem selbst. Der frühe Tod von lieben Menschen ist natürlich sehr traurig, aber es ist einfach der Lauf der Dinge. Für jeden ist jederzeit alles offen und unbestimmt. Wer damit hadert, dem wird das Leid unablässig ins Gesicht schlagen. Ein Ausspruch vom Dalai Lama lautet: "Nichts ist entspannender als anzunehmen was kommt". Buddha lehrt anzunehmen, dass immer alles offen und unbestimmt ist.


    Heute ist gerade mal wieder Middelhoff in den Nachrichten. Middelhoff mag einer der ganz wenigen Manager sein, die aufgrund von ungerechtfertigter Bereicherung auch tatsächlich mal ins Gefängnis mussten. Viele andere kommen nicht ins Gefängnis. Aber wie man an Middelhoff sieht hat die Gier sie senil werden lassen und sie sind nicht mehr klar im Kopf. Sie haben nichts mehr von ihrem Leben, ob sie ungeschoren das geklaute Geld verprassen können oder ins Gefängnis müssen. Dem Karma kann man nicht entrinnen. Meine Mutter hat viel gutes Karma in ihrem Leben geschaffen. Sie hat drei Kindern sehr viel Gutes mitgegeben. Deine Mutter hat das auch für dich getan. Es waren erfolgreiche gute Leben, ob sie lange oder kurz gewesen sind. Versuche es ihnen gleich zu tun und es wird dir besser gehen.


    Zitat

    Nur nochmals ich frage mich wo denn der Sinn des Lebens liegt, wenn es eh egal ist wie wir leben? Heißt ob wir nun versuchen gut zu sein oder nicht, wenn das alles keine Rolle spielt, dann frage auch ich mich nach der Rolle von Gott bzw. wie Buddha das denn gesehen hat.


    Leben ist leiden und sterben ist leiden. Ziel ist es gut zu leben und gut zu sterben. Was der Sinn des Lebens ist wissen wir nicht, aber wir können es annehmen, dass wir es nicht wissen. Die Lehren Buddhas helfen dabei. Ich habe immer noch meine Schwierigkeiten mit der Wiedergeburt im Buddhismus. Ich glaube nicht daran, dass meine mentale Energie nach meinem Tod auf ein anderes Lebewesen übergeht oder sowas. Aber ich habe mir das soweit als figuratives Lebensmotto gegeben für ein gutes Karma zu sorgen, so dass mein "Lebensnachfolger" ein gutes Leben hat (jedenfalls fällt es mir gelegentlich wieder ein, wenn es mir mal wieder nicht gut geht ...). Das gibt Kraft jenseits von "ich versuche gut zu leben", insbesondere dann, wenn man manchmal bösen Menschen ausgesetzt ist und man "zusätzlichen Schub" braucht, weil die normalen Kräfte zu Ende gehen.


    Viele Grüße, Anandasa

    Hier was ich mal in diesem (längst vergessenen) Thread (*) gesagt habe:


    Zitat

    Ich habe jetzt vor einigen Tagen angefangen mal zu versuchen mit offenen Augen zu meditieren. Das Resultat war sehr interessant. Ich habe ein Problem mit Schmerzen am Kopf, die durch Entspannung schwächer werden - so auch durch Meditieren. Wenn ich mit offenen Augen meditiere, ist die Entspannung sehr viel stärker. Der Unterschied ist wirklich groß. Ich kriege die Schmerzen an guten Tagen, wenn sie eh nicht so stark sind, fast weg. Ich bin ganz baff.


    Mit offenen Augen scheint das konzentrative Meditieren besser zu gehen. Beim analytischen Meditieren scheint es mir mit geschlossenen Augen besser zu gehen. Muss das aber über längere Zeit beobachten. Momentan ist das nur ein flüchtiger erster Eindruck.


    Vielleicht ist es in diesem Zusammenhang nützlich ;-).


    * http://www.buddhaland.de/viewtopic.php?f=25&t=11267#p286158

    Zitat

    Da das Ziel ja das auflösen des Ichs ist


    Das Ziel ist es Leiden zu verringern oder gar zum Verschwinden zu bringen. Buddha lehrte, dass Leiden durch Gier, Hass/Wut, Anhaftung und Verblendung entsteht. Wenn du willst, kannst du als Experiment für einige Wochen dich selbst beobachten und schauen, ob du diese Dinge in dir hast. Sich von diesen Dingen zu befreien, erlöst nicht nur vom Leiden, sondern es hält den Verstand gesund und klar. Die Lehren sind daher auch eine Art Geistesschulung. Als nächstes Experiment könnte man schauen, wie andere Menschen an Gier, Hass/Wut, Anhaftung kleben. Ich habe das einfach mal so bei mir und anderen beobachtet und festgestellt, das es teilweise katastrophal ist (mich eingeschlossen). Ich bin daher sehr froh Buddhas Lehren gefunden zu haben.


    Ich vermute, dass man den Wert in den Lehren Buddhas erst richtig begreift, wenn man mal richtig in Nöten steckt und Hilfe braucht. Im Laufe eines Lebens kommt dieser Moment auch bei den tollsten Typen und dann bietet der Buddhismus aus meiner Sicht viel. Wenn man den Geisteszustand älterer Leute ansieht, sind die Unterschiede oft enorm. Der Eine hat seinen Geist gesund halten können, der Andere nicht (oder hat das langsame Erkranken nie bemerkt). In buddhistischen Text wird oft behauptet, dass bedeutende buddhistische lehrer bis in den Tod geistig völlig klar und gesund waren. Ob das immer so ist sei mal dahingestellt, ich denke aber schon, dass es hilft den Vertand klar zu halten.


    Zitat

    Was ich auch nicht verstehen kann, ist wie man ohne Ich ohne Ego als Individuum weiterhin existieren kann.


    Es gibt ein natürliches Ich, weil es ja auch einen Christos gab, der diesen Thread eröffnet hat. Alles weitere ist aber vom eigenen Geist konstruiert worden um ein Ich zu bilden. Der Geist tut dies, weil man z.B. als Individuum in einer Gemeinschaft als wertvoll angesehen werden will. Der Mensch ist ein Herdentier, das immer die Gemeinschaft sucht, die es braucht um zu überleben. Darum tut er dies automatisch. Tatsächlich ist aber das Ich ein konstruiertes Ich und kein tatsächlich vorhandenes. Im Buch "Die Essenz der Lehre Buddhas" vom Dalai Lama wird dies sehr gut und anfängergerecht erklärt. Da die Bildung eines Ichs über Jahre und Jahrzehnte ständig eintrainiert worden ist und als selbstverständlich angesehen worden ist (weil ich natürlich ein toller Typ bin, meine Eltern stolz auf mich sein wollen, ich in der Schule bestehen muss, etc.), ist dies sehr schwer zu erkennen. Eine Definition von Erwachen ist es keiner Täuschung zu unterliegen und damit auch nicht der Täuschung, dass das Ich in Wahrheit ständig vom Geist konstruiert wird.


    Es ist kein Selbst vorhanden, aber ein Citta. Das Citta besteht aus Geist und Herz. Man ist also nicht nur Geist, sondern hat auch ein Herz (weil der Mensch wie gesagt ein Herdentier ist und deswegen eine soziale Ader braucht, aber das ist nur meine eigene Theorie). Damit ist man kein kaltes Wesen, sondern kann für andere Mitgefühl, Mitfreude, Großzügigkeit, etc. haben und es weiterentwickeln. Dies zu tun ist das Hauptmittel in der Lehre Buddhas um gegen Gier, Wut/Hass, Anhaftung anzukommen (neben der Meditation). Insofern ist Buddhismus nicht nur eine Lehre um den Geist gesund zu halten, sondern auch eine Art "Herzensangelegenheit" anderen Menschen gegenüber und daher auch auf gewisser Weise auch mit religiösem Inhalt.


    Grüße, Anandasa