Beiträge von Yeshe

    Chrisly:
    Yeshe:


    Bitte lasse Deine Erkenntnis von einem echten Dzogchen-Meister in Persona überprüfen (da gibt es gar nicht so viele: z.B. Gangteng Tulku Rinpoche, Tsoknyi Rinpoche, Chögyal Namkhai Norbu, Jetsün Khandro Rinpoche oder Chökyi Nima Rinpoche). Das was Du beschreibst klingt so gar nicht nach dem, was die Tantras als Rigpa bezeichnen und deckt sich auf weder mit den mündlichen Lehren, die ich erhalten habe, noch mit meinen Erfahrungen.


    Ich beschreibe hier ausdrücklich meine persönliche Sicht und Erfahrungen.
    Da ich diese auch immer wieder meinem Lehrer erzähle (wir stehen in regelmäßigem Kontakt zueinander) und er sich bislang auch noch nie negativ oder korrigierend hierzu geäussert hat, sehe ich bislang keine Veranlassung mir eine "Zweitmeinung" zuzulegen.


    Aber vielleicht "erleuchtest" du mich und uns alle hier und erzählst uns, wie du die Sicht in Dzogchen beschreibst/umschreibst? :)


    Wer ist denn Dein Lehrer?

    kilaya:

    Ich finde die Beschreibung von Chrisly gar nicht falsch, in Bezug auf die Bedeutung, auch wenn er vieles, wie ich es selbst gerne tue, in eigenen Worten formuliert.


    Ich habe mal etwas gelernt in einem anderen Kontext als dem Buddhismus: mache eigene Erfahrung mit dem, was gelehrt wird und drücke dann diese Erfahrungen in Deinen eigenen Worten aus, statt nachzuplappern, wie es der Lehrer formuliert. So verstehen andere eher, was Du eigentlich meinst.


    Wenn es darum geht, eine Übertragung zu sichern und klar zu halten, ist dieser Rat aber nicht so gut geeignet. Es war tatsächlich auch damit verbunden, dass man dann nicht den gleichen Ausdruck für die Lehre verwenden sollte. D.h. wenn man dem Rat folgen würde, müsste man den Begriff "Dzogchen" weglassen, da dieser mit der Übertragung auch bestimmte Begriffe und Strukturen verbindet.


    Wenn Chrisly schreibt: "Gekennzeichnet ist die Sicht auch mit tiefem Frieden oder einer profunden und freudvollen Stille." klingt das zwar nach einer eigenen Erfahrung und eigenen Worten (was ich auch für richtig halte) aber eigentlich nach einer Vorstufe. Mehr mag ich anonym und öffentlich nicht schreiben.


    Ansonsten hast Du Vor- und Nachteile von eigenen Worten klasse erklärt- kann ich nur beipflichten!

    kilaya:

    Dann hätten wir beide recht: ich sage in dem Zitat, dass das Ganze als eigener Weg "Dzogchen" heisst, aber man nicht nur die "Frucht" allein als "Dzogchen" bezeichnen kann - das ergab sich ja aus der Formulierung von raterz, die Auflösungsphase tantrischer Sadhanas wäre "Dzogchen".


    Wer Recht hat, mag ich nicht beurteilen :)


    Allerdings hat RaterZ auch Recht, denn viele Nyingma-Saddhanas sind so aufgebaut: Dzogchen, Kyerim, Dzogrim, Dzogchen. Der "Trick" ist entsprechend, auch Kyerim und Dzogrim bereits mit Dzogchen-Wissen zu praktizieren.


    Yeshe


    P.S.:
    "Auflösungsphase" ist so ein Wort, das glaube ich nur gewisse Kagyüs verwenden ;)
    Dzogrim meint auf deutsch eher Vollendungsphase. Dzogchen ist dann die Große Vollendung. Das hat denke ich auch mit der Sicht zu tun. Denn wenn ich in voller Bewusstheit bin, dass im Grunde beim Kyerim nichts aufzubauen ist, brauche ich auch hinterher nichts aufzulösen.


    Bitte lasse Deine Erkenntnis von einem echten Dzogchen-Meister in Persona überprüfen (da gibt es gar nicht so viele: z.B. Gangteng Tulku Rinpoche, Tsoknyi Rinpoche, Chögyal Namkhai Norbu, Jetsün Khandro Rinpoche oder Chökyi Nima Rinpoche). Das was Du beschreibst klingt so gar nicht nach dem, was die Tantras als Rigpa bezeichnen und deckt sich auf weder mit den mündlichen Lehren, die ich erhalten habe, noch mit meinen Erfahrungen.

    Lucy:

    Dzogchen beschreibt nicht nur die Sicht, sondern auch Pfad und Frucht.


    kilaya:

    "Frucht" wäre ja der zu erreichende Zustand. Kann das jemand bestätigen, dass man die Frucht auch so benennt? Habe ich bisher nicht so gesehen oder gehört... (Abgesehen davon dass zumindest im Bön-Dzgochen der Begriff der "Frucht" offenbar abgelehnt wird, ich kenne den Begriff eher aus dem Essenz-Mahamudra. Und zwar deswegen, weil Pfad und Frucht ja ausdrücken, dass es einen Weg zu beschreiten gibt…)


    Lucy hat Recht. Dzogchen ist ein eigenständiger, kompletter Weg. Man spricht dann im Upadesha auch von Sicht (tawa), Anwendung (gompa), frucht (chöpa). Das zusammen ist Dzogchen und entspricht auch den drei Aussagen von Garab Dorje.


    Zumindest in der Nyingma-Tradition gibt es die von Dir beschriebenen Trennungen zwischen Tantra und Dzogchen in der Regel nicht. Auch im Maha-Yoga ist die vierte Einweihung immer Dzogchen.

    Chrisly:


    Ah ok,
    Also ich bezweifle, dass das zwangsläufig immer so ist, aber ich kann ja mal meinen Lehrer dazu befragen.
    Ausserdem stellt sich mir da noch die Frage ob das was du unter Mandala verstehst - ich geh mal von den wunderhübschen tibetischen Mandalas aus, auch dem entspricht, was ich darunter verstehen würde.


    Ich meine der Berg Meru ist für jemanden wie mich, dessen Steckenpferd Astro- und Elementarteilchenphysik ist, jetzt nicht grad so hmm... allgemeingültig.


    Vielleicht könnte man ja die sog. "Planck-Welt" https://www.youtube.com/watch?v=YFihH0Nm8N4 als Ur Mandala betrachten. Was meinst Du?


    Ich stelle mir keine tibetischen Mandalas vor. Sehen ist hier auch ungleich vorstellen. Der Vajrayana kommt übrigens aus dem heutigen Nepal, Pakistan und Indien.


    Von Naturwissenschaft habe ich keine Ahnung.

    raterz:

    Die Auflösungsphase führt zu Dzogchen/Mahamudra/Nondualität. Was ist die Auflösungsphase? Sie ist ein simmulierter Tod - also das Erleben des Sterbens und Wiedergeboren werdens danach. Dabei gibt es laut Padmasambhava immer einen Moment, wo das Rigpa aufleuchtet. Diesen Moment nutzt man dann um in Rigpa zu verweilen in der Auflösungsphase, für so lange man kann.
    Man kann also sagen, dass die Erzeugunsphase nicht nur dazu dient die Sicht zu reinigen, sondern gerade auch zusätzlich beim Auflösen und den simulierten Tod leichter Rigpa zugänglich macht.


    Eigtl. kommt nach der Auflösungsphase wieder die Erzeugunsphase. Aber das hängt davon ob, wie viel man an Transformierender Kraft man aushält, ob man den Yidam fast ununterbrochen erzeugt.


    Und nicht-Meditation wird es, wenn man erkennt, dass Erzeugunsphase und Vollendungsphase nicht zu trennen sind voneinander. Das passiert vor allem sehr deutlich für mich in Retreats, wo beide Phasen sich zu einer einzigen Verbinden und dadurch auch die Visalisation permanent und mühelos wird.


    :like:


    Also mein wichtigster Dzogchen-Meister sagt, dass Zen-Praktizierende eben genau diese Fähigkeit der Intergration des Sambhogakaya nicht haben und dass das einer der elementaren Unterschiede zwischen Dzogchen und Zen ist.
    Ich persönlich habe nie Zen praktiziert, kann mich dazu also nicht persönlich äußern.


    Alles Gut!


    Meine Bedenken rühren daher: Wenn Du wirklich ab und zu im natürlichen Zustand verweilen würdest, müsstest Du eigentlich auch hin und wieder spontan die reine Sicht haben, also Mandalas usw. sehen können.

    kilaya:
    [mod]

    @Unicorn Finde nur ich das jetzt ein bischen albern? Vielleicht können wir den Diskurs der zwei Dzogchen-Sichtweisen auf eine etwas gehaltvollere Ebene zurückbringen?

    [/mod]


    Das ist das letzte Einhorn! Besonderer geht es nicht!


    (Und ein bisschen Humor schadet doch auch nicht.)

    Chrisly:
    Yeshe:


    Na, diese Vorstellungen, dass der eigene Pfad, Geist, Lehrer usw. so furchtbar besonders ist und so...


    Also dann hast du wirklich nix von dem Verstanden, was ich hier schreibe - aber auch gut.
    Es gibt nix besonderes - nirgends, nie. Alles ist einfach, profan und banal. Zeig mir dochmal was besonderes - ich bin wirklich schon sehr gespannt.


    Chrisly:
    Yeshe:

    Typo: Ich meinte Triumphialismus (das kommt davon, wenn man so viel englisch schreiben und reden muss).


    OK, aber ich hab immer noch keinen Schimmer was der Begriff bedeuten soll. :roll:


    Na, diese Vorstellungen, dass der eigene Pfad, Geist, Lehrer usw. so furchtbar besonders ist und so...

    kilaya:


    Hier haben wir ein unterschiedliches Verständnis. Aus meiner Sicht gibt es nur eine Buddhanatur, nicht "eine Buddhanatur pro Wesen". Diese entspricht dem "natürlichen Grundzustand" der ebenfalls ein einziger im Universum ist und nicht "einer pro Wesen". Man kann sich das so vorstellen, dass diese Buddhanatur durch verschiedene Augen schaut und so die Illusionen von "ich" und "du" enstehen.


    Das klingt jetzt teilweise aber eher nach "Hinduismus" als nach Buddhadharma.

    Chrisly:

    Ich brauche kein einziges Sutra, kein Mantra, keine Yidams, Zufluchtsbäume oder sonstiges. Ich vertraue einzig dem Wort meines geliebten Lehrers und nehme Zuflucht zu meinem eigenen Geist.


    "Eine Praxis zurückzuweisen, indem man sagt: "Das ist konzeptionell!" ist der Pfad der Dummen. Eine Tendenz der Unerfahrenen und etwas, das Vermieden werden sollte."
    Longchenpa


    Es gibt Gründe, warum alle (!) Dzogchen-Meister seit Garab Dorje (ihn engeschlossen) auch Sutra und Tantra gelehrt und praktiziert haben. Vielleicht magst Du Dich ein bisschen öffnen, statt derart an Deinen Konzepten von Aberglaube und Wahrheit zu kleben.

    Chrisly:

    Ja das kann gut sein dass ich was Tantra betrifft voll daneben liege. :)
    Ist halt nicht mein Ding - deswegen kenne ich mich natürlich auch nicht besonders gut damit aus.
    Ich bezog mich da auch mehr auf die Bemerkung von Yeshe mit der einbrüstigen Dame. Für mich persönlich ist das einfach nur Aberglauben, nichts weiter.


    Das wundert mich jetzt nicht. Vielleicht schaffst Du es ja zum deutschen Stephen Batchelor und entwickelst ein "radikales, säkulares Dzogchen", oder so.

    kilaya:

    Manchmal wird betont, dass keine andere Richtung Trekchöd oder Thögal habe. Eine solche Exklusivität gibt es ja in Bezug auf viele Methoden, die nur bestimmte Schulen anbieten. Schwierig wird es dann, wenn gesagt wird, dass diese Methoden über allen anderen stünden.


    Ich bin fast ganz bei Dir. Außer: Es gibt zumindest im Kalachakra-Tantra eine Methode, die sich im Grunde nicht von Thögyal unterscheidet. Ich meine, ich praktiziere ja selber Dzogchen (in formaler Kombination mit Tantra und ohne), aber dieser Triumphalismus geht mir auf die Nerven. Vielleicht umso mehr, weil ich früher selber so drauf war :grinsen:

    Chrisly:

    Für mich ist der Begriff "radikales Dzogchen" einfach ein Terminus der z.B. die berühmte drei Verse Garab Dorjes ohne weitere hinzugefügte Lehren aus den verschiedenen Schulen, Methoden und Lehrmeinungen beschreibt. Ich könnte auch sagen "einmal "Tsik Sum Né Dek" ohne alles bitte!" - wäre das selbe. (:


    Das mit dem radikalen Dzogchen bezog sich auch mehr auf @kilaya :)
    Aus meiner Sicht braucht wahres Dzogchen kein Adjektiv davor.

    Chrisly:

    Und ob meine Praxis nun von manchen als "radikales Dzogchen", "Dzogchen ohne alles" oder als "Olympisches Häkeln" betrachtet werden ist mir offen gestanden ebenfalls - "neutral". :grinsen:
    Ich bezeichen meine Praxis im Allgemeinen einfach als "Dzogchen". Wer sich damit schwertut, nunja...


    Wer tut sich denn mit Deiner Bezeichnung schwer?

    Chrisly:

    Auch erhebe ich keinen Anspruch auf "Exklusivität" dessen was ich hier wiedergebe, das wäre IMHO ausgemachter Blödsinn. Keine Ahnung wie du darauf kommst. :?


    Ob Dzogchen nun eine Schule ist oder nicht und ob Dzogchen Belehrungen ins Internet gehören oder nicht, kann und will ich nicht beurteilen.


    Ich zitiere Dich aus deinem Eingangspost:


    "Die Übungen im Dzogchen unterscheiden sich grundlegend von denen der anderen Buddhistischen Schulen.
    Dies ist für Laien jedoch nicht so ohne weiteres zu erkennen, denn in allen Schulen wird meditiert und so auch im Dzogchen."


    Wenn man behauptet, dass sich Übungen einer Richtung grundlegend von denen aller anderen unterscheiden, behauptet man, diese Richtung sei exklusiv. (exklusiv lt. Duden: "anderen Dingen nicht zukommend"). D.h. Du findest jetzt selbst, Du hast "ausgemachten Blödsinn" gepostet.


    Und wenn Du sagst, dass eine bestimmte Sache in allen anderen Schulen anders oder genauso gemacht würde, schließt diese Aussage automatisch mit ein, dass das, was Du mit den anderen Schulen vergleichst, selbst eine Schule ist, denn sonst wäre der Vergleich logisch gesehen unsinnig. Und Dzogchen ist keine Schule.


    Ob Dzogchen Belehrungen ins Internet gehören oder nicht, empfehle ich Dir dringend mit einer gewissen Damen mit einem Auge und einer Brust auszumachen. Die ist nämlich dafür zuständig.


    Yeshe


    Du denkst also, Tantra gipelt (!) in der Absicht bzw. der Verschmelzung mit dem Yidam. Sorry, das ist stimmt so nicht. Auch ist das, was Du eingangs als Dzogchen beschreibst beinahe 1-zu-1 das, was die Kagyüs als Essenz-Mahamudra lehren. Das ist also keinesfalls exklusiv. Exklusive Dzogchen-Lehren gehören auch nicht ins Internet. Auch ist Dzogchen keine Schule.


    Das mit dem sog. radikalen Dzogchen von Longchenpa ist so auch extrem verkürzt (wer hat das eigentlich in die Welt gesetzt?). Longchenpa hat zum Beispiel auch einen umfassenden Kommentar zum Guhyagharbha-Tantra geschrieben, das ein grundlegendes Maha-Yoga-Tantra ist. Schon Garab Dorje hat auch Tantra gelehrt, usw. usf.


    Yeshe


    Also ich für meinen Teil kann den ersten und den vierten Punkt auch nicht nachvollziehen. Derart unterkomplex formuliert (Übersetzungsfehler?) kann ich die beiden Punkte auch nicht mit meinem Verständnis von Mahayana zusammen bringen. Sind denn dieses vier Grundsätze mit Quellangaben aus Sutras belegt?

    Sudhana:
    kilaya:

    Da gibt er ja nur Zuflucht, was soll man da gross prüfen?

    Ist (bzw. war) mir schon klar. Wir haben da unterschiedliche Auffassungen, wie mir schon Dein "nur Zuflucht" deutlich macht. Als ich seinerzeit um die dreifache Zuflucht gebeten habe, hat es über ein Jahr Vorbereitung gedauert, bis ich sie dann auch empfangen habe. Eine Zeit intensiver, gemeinsamer Prüfung der Bedeutung der Zufluchtsojekte und der Art und Weise, wie ich gedachte, diese Zuflucht zu ihnen in einen Weg umzusetzen. Da erscheint mir das "nur Zuflucht" in dem Filmchen schon ein wenig frivol. Okay - es ist dann halt auch "nur" der Abschluss eines Vortrags, ohne sonderliche Bedeutung. Möglicherweise so schnell vergessen wie empfangen.


    ()


    Das was im Video gezeigt wird, ist tatsächlich keine Art und Weise, Zuflucht zu geben. Ich denke, dass der Film falsch benannt ist. Ich kenne eine Schülerin von Lama Ole Nydahl persönlich ganz gut und er gibt die Zuflucht ziemlich traditionell. In dem Video gibt er einen Segen, keine Zuflucht.