Beiträge von Yeshe

    verrückter-narr:

    über Ngakpa bzw. Ngagpa gibt es auch einen Wikipediaeintrag
    https://en.wikipedia.org/wiki/Ngagpa
    Im Sanskrit lautet die Bezeichnung Mantrika, Sanskrit मन्त्रिक mantrika: Spruchhersager, Zauberer.
    Es gibt sie allerdings auch in der Sarma Bön Tradition und vereinzelt auch in den anderen tibetisch-buddhistischen Traditionen, z.B. im Gelug Labrang Kloster. Die Übertragungslinie geht im Buddhismus auf Padmasambhava zurück, im Bön aber nicht. Meist liegt die Hauptpraxis bei Ihnen bei einer der Methoden des Dzogchen (Maha-Sandhi) aber einige beschäftigen sich auch nur mit dem Tantra und Mahamudra (Chagchen) und sind als Heiler, Dämonenaustreiber und Regenmacher (Wetterbeeinflussung) bekannt.


    Also entweder ist man hauptsächlich ein Mantrika, oder die Hauptpraxis liegt im Ati-Yoga. Oder man kombiniert beides zu gleichen Teilen. Es sei denn, Anu-Yoga wird als Methode des Dzogchen gesehen. Was ich damit sagen will: Wikipedia ist bei Geheimlehren nicht unbedingt die beste Quelle.

    kilaya:


    Der etwas andere Blickwinkel ergibt sich daraus, dass das Leben i.d.R. näher am Alltag geführt wird, oft mit Haushalt, Partner, auch Kinder usw. ( Yeshe kann man das so sagen?)


    Ja. Das kann man so sagen. Jemand, der als Yogi in den Bergen lebt, wird (zumindest bei den Kagyüpas) eher "Repa" genannt. Es gibt aber auch Ngakpas, die (zu einem bestimmten Zeitpunkt des Lebens) viele Jahre im Retreat sind. Manche sind lange Jahre im Retreat und werden danach Ngakpas, andere Ngakpas gehen zum Ende ihres Lebens in die Berge (oft um Dzogchen zu üben) usw.


    Yeshe


    P.S.: Wer gut englisch kann, hier ein Artikel von Dr. Nida zum Thema: https://perfumedskull.com/2017…-of-the-ngakpa-tradition/

    Doris Rasevic-Benz:

    Werter Yeshe,


    ich habe mir erlaubt einen in das Universum hineingeworfenen Zen-Lehrsatz mit einem Koan westlicher Prägung zu beantworten (und bitte, Shaun, das Schaf ist meine absolute Lieblingsfigur, mein Held). Du verstehst das nicht und unterstellst mir Trollerei. Das garnierst Du mit einer Rüge "Rechten Rede".
    Merkst Du jetzt, worauf ich in diesem Thread mit meiner Bitte hinauswollte?


    _()_


    Sorry, aber das ist kein Koan, sondern ein Kinder-Sketch (der auch nichts mit Leerheit zu tun hat). Man muss nicht jedes Thema krampfhaft auf lustig bügeln, nur weil man glaubt "ein fröhlicher Mensch" zu sein.


    Yeshe


    Der ersten Hälfte kann ich zustimmen. Die zweite finde ich zu enge gedacht: Nur weil ich mich für eine Richtung entschidenen habe, muss ich nicht gleich den Geist so eng machen und denken, alles andere wäre nicht-authenisch. Es geht im Buddhadharma aus meiner Sicht auch darum, diejenige Herangehensweise zu finden, die am besten passt. Nicht jeder hat die gleiche Schuhgröße und Fußform.

    jianwang:

    Und genau da liegt der "Streit" ...
    Der "alte" Wiederspruch zwischen Schrift-Buddhismus und Versenkungs-Buddhismus.
    Beide folgen ihrem Weg.


    Wobei auch die sog. frühbuddhistischen Schriften erst nach Buddhas Tod (bzw. Eingang ins Para-Nirvana) entstanden sind. Im Grunde ist der Buddhadharma eine mündliche Tradition.

    Das, was hier unter "frühbuddhistische Schriften" subsumiert wird, sind aus Sicht des Vajrayana vor allem provisorische Lehren. Man darf nicht vergessen, dass aus Vajrayana-Sicht Buddha Shakyamuni nur einer von hunderten Buddhas ist, die ein jeweils neues Dharma-Zeitalter in diesem Kalpa starten. Gemäß des Vimalakirti Nirdesa Sutra lehren andere Buddhas zum Beipsiel mit Geruch statt mit Worten. Auch die Zen-Tradition ist in ihrer Essenz jenseits von Worten, bzw. unsagbar. D.h. die Authenz-Prüfung kann nur, so wie lucy bereits geschrieben hat, darin bestehen, dass authentischer Buddhismus funktioniert. Funktionieren meint in diesem Fall, dass er aus Samsara befreit und zur Buddhaschaft führt.


    Yeshe


    Du vermischst da relative und absolute Ebene. Deswegen auch der Knoten! Klar gibt es kein "Ich", keine "Seele" keine "unendliche Einheit mit Allem" usw.- absolut gesehen. Das sind Illusionen. Relativ stellt sich das für die allermeisten jedoch anders dar. Die allermeisten erfahren nur Samsara- das macht es nicht absolut, ändert aber auch nichts an der Tatsache, dass es erfahren wird! Deswegen werden die Lehren Buddhas, zumindest in meiner Tradition, häufig in provisorische und definitive Lehren getrennt.

    kal:

    Was wird also wiedergeboren?


    Der Bewusstseins-Strom (sanskrit: "alaya-vijñana", pali: "paṭisandhi citta").


    Wie lehrte doch der Buddha:


    "Es wurde ferner gesagt, daß man die Triebe zu erkennen hat, sowie ihre bedingte Entstehung, ihre Verschiedenartigkeit, ihr Ergebnis, ihre Aufhebung und den zu ihrer Aufhebung führenden Weg. Warum aber wurde dies gesagt? Drei Triebe gibt es, ihr Mönche:


    den Sinnlichkeits-Trieb,
    den Daseins-Trieb und
    den Unwissenheits-Trieb.


    Was aber ist die bedingte Entstehung der Triebe? Durch Unwissenheit, ihr Mönche, ist die Entstehung der Triebe bedingt.


    Was aber ist die Verschiedenartigkeit der Triebe?


    Es gibt Triebe, die zur Hölle führen;
    es gibt Triebe, die zum Tierschoß führen;
    es gibt Triebe, die zum Gespensterreich führen;
    es gibt Triebe, die zur Menschenwelt führen;
    es gibt Triebe, die zur Götterwelt führen.


    Das, ihr Mönche, nennt man die Verschiedenartigkeit der Triebe.


    Was aber ist das Ergebnis der Triebe? Diese oder jene Daseinsform, die man als ein Unwissender zum Entstehen bringt, sei es eine verdienstvolle, sei es eine schuldvolle. Das, ihr Mönche, nennt man das Ergebnis der Triebe.


    (...)


    Es wurde ferner gesagt, daß man das Wirken (kamma) zu erkennen hat, sowie seine bedingte Entstehung, seine Verschiedenartigkeit, sein Ergebnis, seine Aufhebung und den zu seiner Aufhebung führenden Weg. Warum aber wurde dies gesagt? Den Willen, ihr Mönche, bezeichne ich als das Wirken, denn, nachdem man es gewollt hat, vollbringt man das Wirken in Werken, Worten und Gedanken. -


    Was aber ist die bedingte Entstehung des Wirkens? Durch den Sinneneindruck, ihr Mönche, ist die Entstehung des Wirkens bedingt. -


    Was aber ist die Verschiedenartigkeit des Wirkens?


    Es gibt ein Wirken, das in der Hölle reift;
    es gibt ein Wirken, das im Tierschoße reift;
    es gibt ein Wirken, das im Gespensterreiche reift;
    es gibt ein Wirken, das in der Menschenwelt reift;
    es gibt ein Wirken, das in der Götterwelt reift.


    Das, ihr Mönche, nennt man die Verschiedenartigkeit des Wirkens.


    Was aber ist das Ergebnis des Wirkens? Dreierlei, sage ich, ihr Mönche, ist das Ergebnis des Wirkens:


    es hat ein Ergebnis entweder in diesem Leben
    oder im nächsten
    oder in einem späteren.


    Das, ihr Mönche, nennt man das Ergebnis des Wirkens."


    A.VI.63 Die durchdringende Darlegung - 9. Nibbedhika Sutta

    Ich bin als Kind in den 1980er Jahren mal bei Frankfurt in den Main gefallen- ich hatte hinterher tagelang juckende Kopfhaut und Hautausschlag. Heute kann man ein paar Kilometer weiter flussaufwärts sogar wieder im Main baden.
    Als ich ein Kind war, hatten wir im Rhein-Main-Gebiet bei bestimmten Wetterlagen immer Smog. D.h. man konnte vor lauter Abgasen nichts sehen. Das Ozonloch wurde immer größer usw.
    Was ich damit sagen will: Samsara ist und bleibt Samsara. Es ist grundsätzlich leidvoll und verändert sich. Der Umweltschutz wird besser, der Umgang mit Technik schlechter. Gleichzeitig ist der Alkoholkonsum pro Kopf in Deutschland seit Jahren rückgängig, während die Unterschiede zwischen Armen und (Super-)Reichen immer krasser werden. Ich habe zu all dem eine Position, denke aber, es ist als Buddhist wichtig, da auch mal einen Schritt zurück zu treten und das ganze, je nach eigener Praxis, als leer und illusionär zu sehen.

    Sudhana:

    Aber dazu scheint niemand Lust zu haben (...) Für mich ein Zeichen, dass so gut wie niemand solchen Unsinn tatsächlich glaubt.


    Kannst Du Dir vorstellen, dass es auch mit Deiner Einstellung zu tun haben könnte, dass niemand Lust zu haben scheint, mit Dir über dieses Thema zu diskutieren?


    Ja, was soll man da sagen. Erstmal gehört sowas aus meiner Sicht nicht auf youtube und dann ist das, was Lama Ole hier darstellt sehr verkürzt und wird eigentlich nur von Praktizierenden erlebt, die bestimmte* Praktiken zum Sterben gemacht haben und eine gewisse Realisation davon erlangt haben. Auf keinen Fall wird das allgemein von den Menschen so erlebt, wie er das beschreibt, das stimmt einfach nicht. Ich würde das auch gerne breiter darlegen, allerdings fällt das in den Bereich der geheimen Lehren, und da bin ich sehr traditionell.


    (*Es gibt auch im Vajrayana ganz andere Praktiken zum Sterbeprozess, die dann andere Erfahrungen bringen.)

    Morpho:


    Ich hatte nur einen (meinen) Gedanken weiter geführt. Meine "Ansprechhaltung" war keine kritische oder belehrende; sorry, wenn das so angekommen ist. Es stimmt schon, was du sagst,
    ich meine nur, wir wissen doch nicht, was in jemandem vorgeht oder vorging - es sei denn derjenige versucht das selbst in Worte zu fassen.
    Sein Leben als Mönch, in/mit den entspr. Institutionen, war recht kurz. Was ihn bewogen hat, "abzubrechen", vielleicht erzählt er iwo was dazu; weiß ich nicht. Naja, und wenn du mich fragst, finde ich, dass seiner Person oder auch anderen "öffentlichen" Personen..;
    nein, genauer meine ich: so "in die Öffentlichkeit drängende Personen"(!) viel zu viel Aufmerksamkeit geschenkt wird, ob nun "positiv" oder "kritisch";
    das ist ja dann oft der Grund, warum sich manche Dinge "über Gebühr" ausbreiten können - andere dagegen ins "Unscheinbare" gerückt werden ( also so "der kleine Bikkhu" im Hinterhof, der wo "nur" Dharma unterrichtet und "mit seinen Leuten" meditiert, zum Beispiel ). Und wollen die das nicht vielleicht grad auch ?- die Aufmerksamkeit vom weltweit oder auch hier "gelebten Dharma" weglenken?


    Alles in Ordnung. Ich wollte lediglich auf einen allgemeinen Mangel der ausschließlich schriftlichen Kommunikation hinweisen. Ansonsten bin ich persönlich voll pro Hinterhof! Allerdings hat das andere (sprich das Großevent) auch seine Stärke. Letztlich spricht das ganz andere Leute an oder die große Bühne ist ein erster Einstieg. Viele Leute, die ich aus dem Hinterhof kenne, waren zuerst bei den Großevents.

    Morpho:

    Yeshe:
    Damit will ich sagen, mir scheint, dass seine Ausarbeitung eine persönliche Angelegenheit ist,
    und insofern ist es wenig sinnvoll und "beiderseits" eher nicht förderlich sich mit der Person a priori "aufzuhalten", so wenig wie man sich mit "dem Unbudhisten" "aufhalten" braucht. Da "geht was vor sich" ( ein Prozess) Das ist alles.


    Klar. Manchmal hilft es jedoch zu schauen, was da vor sich ging, damit es heute so vor sich geht, wie es geht. Das ist kein Aufhalten, das ist Schauen. (Es ist schade, dass wir uns hier nur schriftlich austauschen können- da fehlt einfach die Ansprechhaltung).

    Axel:

    Hallo Yeshe,

    Yeshe:

    Das ist meine Intepretation. Diese speist sich vor allem aus dem Lebensweg von Batchelor.


    Magst Du das etwas näher erläutern?


    Zuerst war Stephen Batchelor ja sehr orthodox unterwegs- als Mönch in der Gelug-Linie. Als ihm das zu bunt war, hat er koreanisches Zen praktiziert und anschließend seine Roben zurück gegeben. Und schließlich sogar den Buddhadharma selbst aufgegeben. Ich sehe da eine schrittweise Entfernung von allem, was am Buddhadharma "religiös" und "magisch" ist. Quasi eine Flucht.


    Zitat

    Ein interessanter Vortrag, danke für den link, aber natürlich steckt da nicht 'genug drin'. Von Lama Ole z.b. habe ich drei Bücher gelesen, einige Vorträge gehört und mit Leuten geredet, die seiner Organisation angehören: Ich äußere mich nicht über ihn, weil ich das für zu wenig halte.


    Danke für die Blumen. Mit "da steckt alles drin" meinte ich, dass Batchelor ab ca. einer Stunde ganz klar sagt, dass er Buddhas Lehren über Wiedergeburt ablehnt. Als Grund hierführ führt er letztlich an, dass ihm diese Lehre nicht materialistisch genug ist. Da ist dann für mich der Grund des Buddhadharma verlassen.


    Zitat

    Die von mir genannten Autoren haben mit dem Dharma deshalb zu tun, weil auch Chan etwas mit Lao Tzu und der tibetische Buddhismus etwas mit Bön zu tun hat. Die Inkulturation des Buddhismus hat immer etwas zu tun mit der Kultur, die sie vorfindet: In unserem Falle mit griechischer Philosophie, Christentum, Aufklärung.


    Es wäre für Dich bestimmt interessant, ein wenig mehr zu studieren, wie sich das Vajrayana geändert hat, als es von Indien nach Tibet gekommen ist. Ansonsten hast Du recht, was die Inkulturarion betrifft; nur haben die Karma-Lehre und die Lehre über Wiederkehr (immer im Kontext von An-Atman!) nicht kulturelles an sich! Ich praktiziere auch keinen tibetischen Buddhismus im kulturellen Sinn, versuche aber, das Kind nicht mit dem Wasser auszuschütten.


    Alles Liebe
    Yeshe

    Axel:

    Hallo Yeshe,


    danke für Deine Antwort, und entschuldige bitte, wenn mein Post übertrieben harsch klang (ich empfinde das inzwischen so, wenn ich es nochmal lese... :eek: ).


    Die Entschuldigung nehme ich gerne an!


    Zitat


    Ich lese diesen Vorwurf 'Alles Rauswerfen, was einem nicht in den Kram passt' oft, aber ich habe noch nie gesehen, dass dieser Vorwurf durch ein entsprechendes Textzitat belegt wird. Ist schon klar: Niemand würde wörtlich schreiben 'Ich werfe alles raus, was mir nicht in den Kram passt', aber ich sehe das auch nicht, wenn ich mir die 'Ergebnisse' von Batchelor anschaue.


    Das ist meine Intepretation. Diese speist sich vor allem aus dem Lebensweg von Batchelor.


    Zitat


    Wenn der Buddhismus in eine neue Kultur Einzug hielt, hat er immer die dortigen Gegebenheiten eingearbeitet. Was wäre das bei einer weltweiten säkularen Gesellschaft (es geht ja diesmal nicht um ein bestimmtes Land, sondern um eine weltweite Denkweise, die der amerikanische Philosoph Benjamin Barber 'McWorld' nennt)?


    Diese "weltweite säkulare Gesellschaft" ist ein "westliches" Konzept. Weltweit sind Religionen auf dem Vormarsch. http://www.deutschlandfunk.de/…ml?dram:article_id=306022


    Zitat


    Vielleicht reagiere ich deswegen inzwischen manchmal so harsch, weil ich den Eindruck habe, dass viele, die Batchelor kritisieren, kein einziges Buch von ihm gelesen haben und auch keine Ahnung haben, auf welche Quellen und Anregungen - sowohl im zeitgenössischen Buddhismus als auch in der Ideengeschichte allgemein - er sich bezieht: Die gleichen Leute, die manchmal sehr schnell damit sind, recht abgelegene buddhistische Texte aus dem 13. Jahrhundert zu zitieren, haben von Bonhoeffer, Cupitt, Rorty, MacIntyre, Heidegger usw. (Leute, auf die sich Batchelor bezieht) nie einen Satz gelesen.


    Ich habe auch kein Buch von Batchelor gelesen, mir aber folgende Debatte angeschaut:


    https://www.youtube.com/watch?v=MuHi9Zpx7zo&t=2s


    Ich finde, da steckt genug drin. Ansonsten habe ich von den von Dir genannten Autoren nur Bonhoeffer und Heidegger gelesen. Ich weiß aber auch nicht, was die mit Buddhadharma zu tun haben. Für mich sind buddhistische Texte aus dem 13. Jahrhundert vor allem aus meiner Tradition viel näher als die akutelle Ideengeschichte. Dass das einem auch anders gehen kann, ist klar :)


    Liebe Grüße
    Yeshe