Beiträge von Myoho

    untoldhistory.info, eine Webseite welche hinter die Kulissen und tief in die Geschichte der Nichiren-Shoshu blickt.


    Natürlich auch damit verbunden die Ereignisse und Details rund um die Soka Gakkai, bildet diese Seite ein argumentatives Gegengewicht zu den gerne unsachlich aufgestellten Behauptungen, die Soka Gakkai wäre zu Recht seitens der Nichiren-Shoshu exkommuniziert worden.


    Für mich war diese Website, neben dem Buch "The untold History of the Fuji School" ein guter Ausgangspunkt um viele Fragen zu klären und noch mehr Dinge zu hinterfragen, auch was die anderen Nichiren Schulen und Ableger betrifft.


    Wünsche euch viel Spaß beim Lesen und durchstöbern.


    Viele Grüße

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    Myoho

    Es geht meiner Meinung nicht um geeignete Bedingungen oder Umstände für die Praxis. Auch denke ich nicht, dass heute bessere Vorraussetzungen herrschen als damals oder das heutiges praktizieren aussichtslos ist. Es geht hier mehr um die Strukturen und Systeme in denen die Lehre überliefert wird.


    Beispiel: Der Mönch Saicho (Dengyo Daishi) reiste nach China um dort wieder den Kern der buddhistischen Lehren zu finden, da in Japan die vorherrschenden Schulen erstarrt und sich in Dogmen und philosophischen Anschauungen verloren haben. So brachte Saicho die Lehren von Tiantai nach Japan und es entstand die japanische Tendai-shu. Nach Saichos Tod und im Laufe der folgenden Jahre veränderte sich diese Schule immer mehr zu einem verkrusteten, hierarchisch organisierten Komplex wo es immer wichtiger wurde den Mächtigen zu gefallen und den eigenen Vorteil im Blick zu haben. So war es eine Hauptaufgabe der Mönche für Regen und das Fortbestehen der Regierung zu beten, was ja mit der eigentlichen Lehre Buddha Shakyamunis nichts mehr zu tun hat. Und die einfachen Leute wurden völlig vergessen, sie sollten nur Spenden. Aus diesem System herraus, gab es dann immer wieder einige Mönche, die diese Struktur als Zeichen der "Spätzeit des Gesetzes" ansahen und sich aufmachten, wieder den Kern von Buddhas Lehre in den Vordergrund zu stellen und die Lehre für alle Menschen zugänglich zu machen (Dogen -> Soto Zen / Hoben -> Jodo-Shu / Nichiren -> Hokke-shu). Und natürlich nutzten sie dabei die drei Perioden als Argumente um gegen die vorherrschenden Dogmen und Lehren vorzugehen bzw. sich davon abzuheben.


    Ich hoffe das Beispiel macht es etwas verständlicher. Für mich besteht die positive Grundaussage dieser Reformer, auch wenn sie sich offensichtlich auf ein Zeitalter des Niedergangs beziehen, darin uns mitzuteilen das Buddhas Lehre nach wie vor vorhanden und umsetzbar ist. Nur liegt eben alles an uns selbst!


    Alles Gute

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    Myoho

    Hallo Sungi,


    ich sehe die Aussage mit den drei Zeitaltern eher positiv. Vielleicht hatte Buddha Shakyamuni zu seiner Zeit bereits geahnt, das unsere Welt immer komplexer wird und dass seine Lehren und diejenigen, welche seine Lehre ausüben dem Wandel und der Veränderung unterworfen sind.


    Seitens der Einteilung und Dauer der verschiedenen Perioden gibt es unterschiedliche und voneinander abweichende Aussagen. Mal sind es 500 Jahre, Mal 1.000 Jahre. Die sogenannte "Spätzeit des Gesetzes", also die Zeit in der wir uns befinden, soll sogar 10.000 Jahre und mehr andauern, also bin ich mir sicher wir haben noch ein bisschen Zeit ;).


    Wenn man sich etwas in die Geschichte der buddhistischen Schulen reinliest, welche sich auf diese letzte Periode der "Spätzeit des Gesetzes" immer wieder beziehen, so wird man feststellen, dass es den Gründern dieser Schulen stets um eine Art von Reformation bzw. Rückbesinnung auf den eigentlichen Kern von Buddha Shakyamunis Lehre ging. Und darüber hinaus, die Lehre wieder allen Menschen zugänglich und anwendbar zu machen, anstatt sie in den Händen einiger weniger elitären und verkopften Gelehrten zu lassen. Und das ist doch etwas Gutes! :)


    Viele Grüße

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    Myoho

    Hallo Minestrone,


    falls du den Spuren von Trungpa Rinpoche folgen und es im Spektrum des tibetischen Buddhismus halten möchtest, kann ich dir Gampopas "Juwelenschmuck der Befreiung" empfehlen.


    Die für mich beste und klarste Beschreibung der Daseinsbereiche ist das von dem chinesischen Mönch und Gelehrten Tiantai Zhiyi (538-597) hervorgebrachte Konzept der "Zehn Welten". Dazu gibt es viele Infos im Internet, einfach Mal googeln :).


    Hoffe das hilft dir weiter.


    Viele Grüße

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    Myoho

    Hallo zusammen,


    The Richard Causton Channel ist ein Kanal auf YouTube mit einigen Audio-Vorträgen von Richard Causton zu den Lehren von Nichiren Daishonin, welche er in seiner langjährigen Tätigkeit für die SGI-UK gegeben hatte.


    Da mich diese Vorträge von ihm sehr berührt, motiviert und in meinem Verständnis des Nichiren Buddhismus sehr weiter gebracht haben, war es mir ein Bedürfnis diesen Link hier zu teilen in der Hoffnung, dass es auch andere Leser inspiriert.


    Viele Grüße

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    Myoho

    Wow....noch mehr interessante Beiträge zu diesem Thema. Ich hatte eigentlich mit einer bis zwei Antworten von einigen der wenigen Nichiren-Buddhisten die sich hier manchmal tummeln gerechnet, aber so ist es natürlich tausendmal besser :erleichtert:.


    @hedin02 danke für deinen Beitrag, wenn ich auch denke, dass es sich hier um deine eigene Definition einer verallgemeinerten Schlussfolgerung über das Wesen von Religionen handelt? :? Aber in Bezug auf Ursache und Wirkung gebe ich dir natürlich Recht wenn man das Thema "Vertrauen" anspricht. Und wie es @Sherab Yönten so schön in ihrem Beitrag dargestellt hat kann man sehen, wie eines zum anderen führt.


    @Sherab Yönten vielen Dank für die Mühe deine erhellenden Notizen zum Thema "Vertrauen im Buddhismus" hier niederzuschreiben und mit uns zu teilen.

    auch wenn es nicht konkret um den Nichiren-Buddhismus geht

    Du darfst mir glauben, soweit sind wir gar nicht auseinander, was die Grundlagen und die Essenz betrifft :grinsen:. Schließlich hat sich Nichiren (Dai)Shonin mit allen buddhistischen Traditionen und Lehren befasst, welche zu seiner Zeit in Japan vorhanden waren und hat ja nicht seinen "eigenen Buddhismus" erfunden. Und umso mehr freut es mich, dass auch Forums-Mitglieder aus anderen Traditionen sich bei diesem Thema beteiligen:like:.


    Sunu danke auch für deine Ergänzung zur Wortbedeutung. Ich muss gestehen, dass ich den Vergleich mit credere von cor dare "das Herz geben/schenken" für mich als Anhänger des Lotos-Sutra einfach sehr passend fand.



    Viele Grüße

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    Myoho

    fluid

    Danke für deinen Beitrag! :)

    Vielleicht muss man hier etwas unterscheiden zwischen dem "Glauben" in Bezug auf nachvollziehbare historische Tatsachen und eben Legenden. Somit müsste und könnte man auch sämtliche Sutren in Zweifel ziehen, angefangen mit den ältesten Aufzeichnungen von Buddhas Lehrreden (wenn ich mich recht erinnere wurden diese erst ca. 400 Jahre nach dem Dahinscheiden von Buddha Shakyamuni schriftlich festgehalten) bis hin zum Lotos-Sutra, wo die erste Fassung in Sanskrit nachweislich erst 600 Jahre nach dem historischen Buddha aufgetaucht ist.


    Zum anderen in Bezug auf die eigene Praxis in der, wie meine Vorredner (Danke auch an SPK für die Begriffserklärung :like:) schon angedeutet haben, dass es hier mehr um eine Art (An)Vertrauen in Bezug auf die Praxis, die Lehre und den eigenen Geist geht. Eine "Sache", die über den normalen Verstand hinaus geht, aber dennoch erfahrbar ist (hoffe das klingt jetzt nicht zu sehr nach New-Age-Esoterik:?).


    Dōgen Zenji vetritt die Ansicht, das Zazen bereits Erleuchtung sei. Nichiren (Dai)Shonin meint, dass das Daimoku bereits die vollkommene Ausübung des Lotos-Sutra ist. In einem Kommentar zum Guru-Yoga des tibetischen Buddhismus heißt es, wenn du den Meister als Buddha sehen kannst, wirst du den Segen eines Buddha erhalten. Und ein Theravada-Mönch gab einmal in einem Interview zur Aussage, dass Buddhas Erleuchtung der Augenblick eines Wimpernschlags sei und dieser Augenblick kann nicht mit Worten erklärt werden.


    Es scheint also wie in meinem ersten Beitrag bereits zitiert

    But he does say that it takes more than understanding to reach the wisdom he attained.

    oder wie Benkei es so treffend formuliert hat

    Solange wir noch nicht "erfahren" / "erlebt" haben, müssen wir glauben oder vertrauen. Aber es ist keine blinde, dogmatische Form davon. Denn, wie bereits meine Vorschreiber andeuteten, der Buddha hat ja gesagt: "Komm und sieh' selbst!"

    das "Glaube"/"Vetrauen"/"Anvertrauen" ein entscheidender Punkt in allen buddh. Traditionen zu sein scheint um letzendlich Buddhas Lehre in ihrer Gesamtheit erfassen zu können.



    Viele Grüße

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    Myoho

    Herzlichen Dank für alle eure interessanten und aufschlussreichen Antworten!


    Vielleicht wäre dieses Thema in der allgemeinen Sparte wirklich besser aufgehoben gewesen, aber dadurch ist zumindest wieder etwas Leben in die Nichiren-Abteilung gekommen :grinsen:.


    Bei Wikipedia findet man übrigens zu dem Stichwort "Glaube" unter anderem folgende Wortbedeutung:


    Zitat

    Das lateinische Wort credere (vgl. Credo und Kreditor) – von cor dare: „das Herz geben/schenken“ – ist direkt verwandt mit der altindischen Wurzel sraddha- („glauben“) und ist eine sehr alte (indogermanische) Verbalkomposition. Die Bestandteile bedeuten: „Herz“ und „setzen, stellen, legen“, zusammen also etwa „sein Herz (auf etwas) setzen“. Das unbestimmte „ich weiß nicht“ entspricht hingegen dem lateinischen Wort putare („glauben, dass“).


    In dieser ursprünglichen Bedeutung scheint das Wort "Glaube" doch irgendwie zutreffend in Bezug auf manche der oben getroffenen Aussagen. :erleichtert:


    Viele Grüße

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    Myoho

    Hallo zusammen,


    im Buddhismus kommt, trotz der viel gepriesenen Rationalität irgendwann das Wort "Glaube" (engl. "faith") dazu. Mich persönlich hat dies immer sehr gestört, da ich "Glaube" stets mit etwas in Verbindung gebrachte habe was man ohne faktische Grundlage vorgesetzt bekommt und es annehmen muss, ohne es zu hinterfragen oder zu prüfen. Besonders, da Buddha Shakyamuni selbst ja betont hat, dass man seine Lehren wie Gold prüfen solle und auch Nichiren (Dai)Shonin wies stets auf die Wichtigkeit des Studiums der buddhistischen Lehre und deren Überprüfung hin.


    Der Amida-Buddhismus und der Nichiren-Buddhismus gelten allgemein als "Glaubens-Buddhismus" par excellence. Sehr oft ist zu lesen von dem Glauben bzw. das Vertrauen auf die Formel "Nam(u) Myoho Renge Kyo" oder "Namu Amida Butsu" sowie der Glaube an das Lotos-Sutra oder die 48 Gelöbnisse von Amida Buddha.


    Dennoch würde ich mich selbst nicht als "Gläubigen" bezeichnen, jedenfalls nicht im Sinne einer naiven Vorstellung von etwas was man nicht sehen/erklären kann. Und ich denke die meisten Nichiren- oder Amida-Buddhisten würden dies ebenfalls nicht so tun.

    Vor einigen Tagen erhielt ich ein Dharma-Zitat von der Lexington Nichiren Buddhist Community welches für mich perfekt zum Ausdruck bringt, was es mit dem Wort "Glauben" im Buddhismus auf sich hat:


    Zitat

    Thereupon the Buddha said to the great multitude including Bodhisattvas and others, “Good men! Understand my sincere and infallible words by faith!”


    With these words, the Buddha prepares those gathered to hear him teach in Chapter Sixteen of the Lotus Sūtra. “Understanding by faith” can be a difficult idea for those of us who believe faith is opposed to understanding; that it means believing something even though we do not understand it. The Buddha does not ask us to set aside our curiosity or our comprehension to practice his highest teaching. But he does say that it takes more than understanding to reach the wisdom he attained. As we apprehend more of what the Buddha teaches us, our confidence in him grows. As we set aside our doubts about the benefits of the Buddha Dharma, we increase our ability to see the world for what it is.


    Lexington Nichiren Buddhist Community


    Wie steht ihr zu der Thematik des Glaubens im Buddhismus?


    Viele Grüße

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    Myoho

    Diesmal geht es mir konkret um die "Bedingte Entstehung". Weiß jemand, ob Nichiren was dazu geschrieben hat? Wenn ja, in welcher Gosho? Oder sucht man das besser bei anderen buddhistischen Denkschulen?


    Hallo NeuChanten,


    ich bin kein wirklicher Fachmann auf diesem Gebiet, aber ich versuche mal einen einigermaßen informativen Bogen zu spannen :grinsen:


    das Bedingte Entstehen scheint bereits, laut diesem Wikipedia-Artikel durch Buddha Shakyamuni selbst dargelegt und im Pali-Kannon niedergeschrieben worden zu sein (ich bin kein Kenner des Pali-Kannon! :nosee:).


    Der indische Gelehrte und Mönch Nāgārjuna hat später dann die, für den Mahayana-Buddhismus elementare Sichtweise des "Madhyamaka" ("Mittlere Weg") begründet. Hier geht es vor allem um die richtige Sichtweise und das richtige Verständnis des Begriffs "Leerheit". Verbunden mit dem Bedingten Entstehen ist auch der Begriff der "zwölfgliedrigen Kette des Bedingten Entstehens". Eine gute Einarbeitung in diese Themen bildet meiner Meinung nach die Buchreihe "Gateway to Knowledge I-IV", die Übersetzung eines grundlegenden Textes des tibetischen Gelehrten Jamgon Mipham Rinpoche (1846-1912), da hier die Grundlagen des Abhidharma, Prajnaparamita und Madhyamka behandelt werden, als auch auf die unterschiedlichen Ansätze zwischen Hinayana und Mahayana eingegangen wird. Aber natürlich gibt es auch Übersetzungen der wichtigsten Schriften von Nāgārjuna selbst.


    In China formulierte und interpretierte der Mönch Tiantai Zhiyi die Madhyamaka-Philosophie etwas um und drückte es als die "Dreifache Wahrheit" aus, was sich auch wieder in seinem Konzept von Ichinen-Sanzen ("Dreitausend Bereiche in einem Einzigen Lebensmoment") wiederspiegelt. Eines seiner wichtigsten Werke aus denen Nichiren immer wieder zitiert ist Das Große Innehalten und Betrachten worin er auch die aufgeführten Ansichten darlegt.


    Über Tiantai Zhiyi aus China kam dann diese Philosophie nach Japan. Zuerst (oder hauptsächlich?:?) durch den japanischen Mönch Saicho (Dengyo Daishi) der den Tendai-Buddhismus gründete und später dann zu Nichiren (Dai)Shonin, der selbst ja innerhalb der Tendai-Linie zum Mönch geweiht und ausgebildet wurde.


    Nichiren (Dai)Shonins Intention war es meiner Meinung nach, die Lehren des Lotos-Sutra einer breiten Zuhörerschaft darzulegen und daher verzichtete er wohl auf umfangreiche philosophische Werke. Dennoch sind viele seiner Aussagen für mein Empfinden sehr tiefgründig und zeugen von einem tiefen Verständnis der buddhistischen Lehre. Mit Sicherheit gibt es viele Gosho von ihm, in denen er auf irgendeine Art und Weise Bezug auf das Bedingte Entstehen nimmt, nur kenne ich nicht alle auswendig :(. Soweit ich aber weiß, ist die erste von ihm verfasste Gosho "Über die Verwirklichung der Buddhaschaft in diesem Leben" (Issho jobutsu sho) eine der elementarsten Schriften in Bezug auf das Bedingte Entstehen und die buddhistische Lehre im allgemeinen.


    Ich hoffe diese Infos und Links zu Literaturempfehlungen helfen dir weiter und noch mehr hoffe ich, dass mich jemand korrigiert, sollte ich irgendwo etwas grundlegend falsches geschrieben haben.



    Viele Grüße und weiterhin viel Inspiration

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    Myoho



    Hallo Benkei ,


    danke für deine Mühen die oben aufgeführten Texte zu übersetzen. In den Gosho von Nichiren (Dai)Shonin gibt es inhaltlich ähnliche Aussagen (die du sicher bereits kennst! :)) und ich gebe sie hier mal wieder, da diese mich stets berühren und ermahnen:




    "[...] Suchen Sie diesen Gohonzon niemals außerhalb Ihrer selbst. Der Gohonzon ist nur im sterblichen Fleisch von uns gewöhnlichens Menschen zu finden, die das Lotos-Sutra bewahren und Nam-Myoho-Renge-Kyo rezitieren. Der Körper ist der Palast des neunten Bewusstseins, der unveränderlichen Wirklichkeit, die über alle Wirkweisen des Lebens herrscht. Mit allen Zehn Welten ausgestattet zu sein bedeutet, dass alle Zehn Welten ohne eine einzige Ausnahme in einer Welt existieren. Aus diesem Grund wird der Gohonzon Mandala genannt. Mandala ist ein Wort aus dem Sanskrit, das mit "vollkommen augestattet" oder "Anhäufung von Wohltaten" übersetzt wird."


    aus Die Schriften des Nichiren Daishonin

    101 - Die tatsächliche Darstellung des Gohonzon, Seiten 1028-1029

    (c) Soka Gakkai




    "Zur Bedeutung von Myoho-Renge-Kyo: Die Buddhanatur, die uns gewöhnlichen Menschen innewohnt, die Buddhanatur Brahmas, Shakras und der anderen Gottheiten, die Buddhanatur Shariputras, Maudgalyayanas und der anderen Hörer, die Buddhanatur Manjushris, Maitreyas und der anderen Bodhisattvas und das Mystische Gesetz, das die Erleuchtung der Buddhas der Drei Existenzen ist, sind ein und dasselbe. Dieses Prinzip wird Myoho-Renge-Kyo genannt. Wenn wir deshalb ein Mal Myoho-Renge-Kyo rezitieren, dann werden wir mit diesem einen Klang die Buddhanatur aller Buddhas herbeirufen und sichtbar machen, die Buddhanatur aller Existenzen, aller Bodhisattvas, aller Hörer, aller Gottheiten wie Brahma, Shakra und König Yama, der Sonne, des Mondes und der Myriaden Sterne, der himmlischen Götter und irdischen Gottheiten, bis hin zu der aller Höllenbewohner, Hungergeister, Tiere, Asuras, Menschen und Himmelswesen und aller anderen Lebewesen. [...]

    Wenn wir Myoho-Renge-Kyo, das unserem Leben innewohnt, als Objekt der Widmung hochhalten, werden wir die Buddhanatur in uns hervorrufen und manifestieren, indem wir Nam-Myoho-Renge-Kyo rezitieren."


    aus Die Schriften des Nichiren Daishonin

    110 - Wie jene, die anfangen nach dem Weg zu streben, Seite 1097

    (c) Soka Gakkai




    Und hier noch ein, für mich wichtiges Zitat im Bezug auf Praxis und Glauben:


    "Heute gibt es Menschen, die an das Lotos-Sutra glauben. Bei einigen verhält sich der Glaube wie Feuer, bei anderen wie Wasser. Wenn die Ersteren die Lehren hören, dann lodert ihre Begeisterung auf wie ein Feuer. Doch je mehr Zeit verstreicht, desto stärker neigen sie dazu, ihren Glauben aufzugeben. Einen Glauben wie Wasser zu haben, das bedeutet, beständig und ohne Rückschritt daran zu glauben."


    aus Die Schriften des Nichiren Daishonin

    113 - Die zwei Arten des Glaubens, Seite 1113

    (c) Soka Gakkai




    Viel Freude beim Lesen, Kontemplieren und Ausüben wünsch ich allen Praktizierenden

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    Myoho

    Hallo FloathingLight,


    danke für deine Offenheit deine Erfahrungen hier mit uns zu teilen. Es ist immer schwer, solche Erlebnisse in Worte zu fassen und noch schwerer sie zu interpretieren. Ein Moment der Klarheit? Eine Einsicht in das wahre Wesen des Geistes hinter der Fassade des normalerweise vorherrschenden und rational arbeitenden Verstandes? Ein Augenblick des Zusammenbrechens der Konzepte mit der wir unsere Welt normalerweise erklären? Ich werde mir hier nicht anmaßen, deine Worte und Erfahrungen zu interpretieren. Einerseits hat (fast) jeder Meditierende solche oder ähnliche Erfahrungen. Bei mir das erste Mal als ich eine Parabel von Buddha hörte im zarten Alter von 16 :grinsen: .


    Andererseits haben solche Erfahrungen einen Knackpunkt....manchmal überrumpeln uns diese Erfahrungen derart und scheinen so anders als unsere "normalen" Lebenserfahrungen zu sein, dass wir davon einfach fasziniert sind und versuchen diese Erfahrungen immer wieder zu machen.


    Der Vipassana-Lehrer Jack Kornfield beschreibt in einem seiner Bücher, wie er nach einem Meditationsretreat seinen Lehrer Ajahn Chah besucht und ihm voller Stolz von seinen tollen Meditationserfahrungen erzählt, von Visionen voller Licht, außerkörperlichen Erfahrungen und ähnliches. Ajan Chah lachte daraufhin und entgegnete ihm "Sehr gut! Dann hast du jetzt wieder ein paar Dinge mehr die du loslassen kannst".


    Je mehr du versuchtst, diese Erfahrung erneut zu machen, umso mehr wirst du dich davon entfernen. Klingt paradox, aber ist im Buddhismus nunmal Fakt. Daher ist Meditation ohne große Erwartungen der beste Ratschlag, auch wenn dies uns leistungsorientierten Westlern manchmal schwer fällt. Ein Zen-Meister (ich glaube es war Suzuki Roshi, kann mich aber auch irren :?) meinte einmal, das Erleuchtung wie ein Unfall ist. Es passiert einfach. Meditation hilft lediglich, uns "anfälliger" für solche Unfälle zu machen.


    Anbei noch ein Zitat des tibetischen Mahamudra-Meisters Gendün Rinpoche (1918-1997), welches mich seit einer dreijährigen Klausur bis heute in Bezug auf solche Themen begleitet:


    "Glück findet sich nicht mit dem Willen oder durch große Anstrengung.

    Es ist immer schon da, vollkommen und vollendet,

    im Entspannen und Loslassen.


    Nichts tun,

    nichts erzwingen,

    nichts wollen -

    und alles geschieht von selbst."



    Viele Grüße

    Myoho

    Auch wenn der Beitrag hier im Forum schon etwas alt ist, vielleicht hilft es Remito und anderen Interessierten, die Kontakt zu Nichiren-shu Organisationen suchen:


    Enkyoji Buddhist Network gehört zur Shinshibōen-Linie der Nichiren-Shu, ist vom Haupttempel Minobusan Kuonji authorisiert und bestätigt. Angeschlossen an das Netzwerk sind auch Tempel in Irland, England und den Niederlanden. Auch zum Renkoji-Tempel in Italien gibt es gute Beziehungen.


    Viele Grüße

    Myoho

    Hallo NeuChanten!


    Obwohl ich die Forumsbeiträge hier regelmäßig verfolgt habe, sah ich bisher keine Notwendigkeit mich an Diskussionen zu beteiligen. Doch deine Aussage (bitte nicht persönlich nehmen!) du seist Mitglied der SGI seit 14 Jahren und weißt eigentlich kaum etwas über die Inhalte oder Unterschiede hat mich dann doch etwas schockiert :?.


    Benkai hat ja bereits einige deiner Fragen beantwortet, und somit will ich mich auf deine dritte Frage beschränken:


    a) die Gosho von Nichiren sind seine eigenen Schriften, welche er zur Ausübung des Lotus-Sutra und zur Darlegung seiner Ansichten verfasst hat. Darunter sind folgende 5 Abhandlungen elementar:


    Rissho ankoku ron "Über das Etablieren der richtigen Lehre für Frieden im Land"

    Kaimoku sho "Das Öffnen der Augen"

    Nyorai metsugo gogohyakusai ni hajimu kanjin no honzon sho "Das Objekt der Widmung zum Betrachten des eigenen Lebens, errichtet in der fünften Fünfhundertjahr-Periode nach dem Dahinscheiden des So Gekommenen"

    Senji sho "Die Wahl der Zeit"

    Ho´on sho "Über das Begleichen der Dankesschuld"


    Darüber hinaus enthalten die Gosho auch Briefe an seine Schüler und Unterstützer in denen Nichiren (Dai)shonin ihnen Anleitungen, Belehrungen und Inspiration vermittelt.


    Von den Gosho gibt es, seitens der Soka Gakkai, eine vollständige, zweibändige Übersetzung ("The Writings of Nichiren Daishonin Vol. I+II"), sowie eine deutsche Übersetzung des ersten Bandes. Seitens der Nichiren Shu gibt es sowohl Übersetzungen der wichtigsten Schriften, als auch eine, bisher aus sieben Bänden bestehende neue Übersetzung in "moderner" englischer Sprache, welche ich für sehr gelungen und empfehlenswert halte --> Nichiren Shu Books.


    b) Das Lotus-Sutra gibt es in bereits in mehreren Übersetzungen, wobei ich persönlich die deutsche Übersetzung von Borsig nicht gut finde, da sie mir zu viele christlich geprägte Wortschöpfungen und Paralellen benutzt. Ich selber bevorzuge die englische Übersetzung von Burton Watson, da bei dieser Übersetzung bewusst auf christianisierte Worte und Vergleiche verzichtet wurde und diese Übersetzung auch die beiden sogenannten "Opening and Closing Sutras" beinhaltet. Aber auch bei dem Shop der Nichiren Shu gibt es eine englische Übersetzung.


    c) auch das von Benkai zitierte Buch "Nichiren - der Ausübende des Lotus Sutra" kann ich nur wärmstens empfehlen!


    d) auch gibt es gute Bücher zur Bedeutung des Gohonzon seitens der SGI-UK zum Nichikan Gohonzon der in der SGI vergeben wird oder zum Shutei Gohonzon der in der Nichiren Shu Verwendung findet. Anscheinend gibt es leider immer noch zuviele Praktizierende, die keine Ahnung von der Symbolik und Bedeutung der einzelnen Elemente eines Gohonzon haben und nach wie vor überzeugt davon sind, es sei irgendein "Harry-Potter-Zauberdingsbums" was Wünsche erfüllt. Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein als eine solche naive Ansicht!


    Ansonsten kann ich dir wirklich nur empfehlen dich zu informieren, zu lesen und zu studieren. Dies hat auch Nichiren (Dai)shonin selbst seinen Schülern empfohlen und ans Herz gelegt. Auch macht es großen Sinn, sich neben den Texten von Nichiren mit den Texten von Chih-i Tien-t´ai und Dengyo Daishi (Saicho) zu befassen. Gerade aus Chi-i Tien-t´ais "Das Große Innehalten und Betrachten" und "The Profound Meaning of the Lotus-Sutra" zitiert Nichiren immer wieder und baut seine Lehre auf Grundlage dieser Texte auf. Von beiden Werken gibt es englische Übersetzungen.


    Was deine Sache mit dem Herzblut angeht, es stellt sich immer die Frage mit was für einer Erwartungshaltung und Motivation jemand praktiziert. Wenn schon das grundlegende Verständnis der buddhistischen Lehren und der Lehren von Nichiren (Dai)shonin fehlt, ist es natürlich schwer langfristig einen Sinn in der Praxis zu sehen. Im Nichiren Buddhismus geht es meiner Ansicht nach um das Erkennen von Ichinen zansen und der damit einhergehenden Realisierung der Buddhaschaft. Dabei dient (auch meiner Ansicht nach) das Daimoku und der Gohonzon einerseits als Weg oder Tor/Durchgang zu dieser Erkenntnis und andererseits ist es gleichzeitig bereits der vollständige Ausdruck der Buddhaschaft. Ähnlich wie es Dogen über das shikantaza sinngemäß ausdrückt, dass das sitzen bereits Buddhaschaft ist.


    Die Kontinuität spielt bei nahezu allen buddhistischen Ausübungen eine große Rolle. Der tibetische Meditationsmeister Chögyam Trungpa Rinpoche, schrieb in einem seiner Bücher über das Thema "Langeweile" bei der Praxis sogar als Notwendigkeit, den erst wenn sich unsere kleinen und begrenzten Erwartungen, Konzepte und Vorstellungen in der Praxis erschöpf haben, ist Raum da um etwas Neues und tieferes zum Vorschein kommen zu lassen. Der Zen-Meister Dogen hat es, glaube ich, mit dem Abfallen von Körper und Geist beschrieben (hoffe ein Zen-Praktizierender verbessert mich hier, sofern ich falsche liege :grinsen:).


    Persönlich besteht meine Motivation zur Praxis aus der Einsicht meiner persönlichen Vergänglichkeit und derer meiner Mitmenschen die mir nahestehen. Diese Einsicht hat mich seit meiner Kindheit begleitet und war ausschlaggebend für meine Beschäftigung mit dem Buddhismus. Auch arbeite ich in einem Umfeld, bei dem ich mit Obdachlosen und Drogensüchtigen in Kontakt komme und damit auch mit deren seelischen und körperlichen Leiden konfrontiert werde. Darüber hinaus muss man nur mit offenen Augen in die Welt schauen um zu erkennen wie wichtig ein Umdenken und eine innere Transformation geworden sind. Politsche Unruhen, soziale Ungerechtigkeit, sinnentleerte Lebensweisen, Kriege und die systematische Zerstörung unserer Umwelt....das alles sind Faktoren die mich persönlich zum Nachdenken anregen und mich fragen lassen was kann ich persönlich dazu beitragen, was kann ich persönlich in meinem Umfeld ändern um weiteres Leid zu vermeiden? Ich glaube die Lösung für all unsere "Probleme/Krisen" tragen wir in uns und für mich bildet der Nichiren Buddhismus eine gute Grundlage dieses Potential mehr und mehr hervorzubringen und damit auch in der Welt (zumindst auch nur im Kleinen) etwas zu ändern.


    In diesem Sinne wünsche ich dir weiterhin viel Inspiration


    Viele Grüße

    Myoho