Beiträge von Rudolf

    In der Quantenmechanik scheinen mir die Physiker vom philosophischen Standpunkt aus betrachtet ebenfalls nur oberflächelich zu denken:

    In dem Video wird gesagt, dass die einzelnen Photonen alle an verschiedenen Orten auf dem Schirm auftreffen, obwohl die Apparatur, die die Photonen abschießt, unverändert bleibe.


    Das ist ein Selbstwiderspruch der Physiker.

    Welcher Physiker vertritt nicht die Theorie, dass im Bereich der Größenordnung der Photonen die Elektronen (deren Veränderung ihrer potentiellen Energie die Photonen erzeugen) der Atomhüllen in ständiger Bewegung sind, möglicherweise wellenförmig hin und her schwingen und Spins haben?

    Daher ist es geradezu Unsinn oder wenigstens große Vergesslichkeit, zu behaupten, die Apparatur verändere sich nicht.


    Philosophisch gesehen, sind da die Physiker heutzutage wie kleine Erstklässler?

    Einstein war da von einem anderen Kaliber.

    Was den Schrei betrifft existiert der auch wenn ihn niemand hört:

    Der Schrei wird mechanisch von den Stimmlippen erzeugt und breitet sich als Schallwelle fort. Das ist ein rein physikalischer Vorgang. (klassische Physik: Akustik)


    Ein Schrei existiert nur, wenn ihn jemand hört.

    Denn ein Schrei ist das Wort und die Idee dafür, das da etwas gehört wird.


    In dem Video wird gesagt, dass "ein Schrei physikalisch Schallwellen sind".

    Das ist nicht richtig. Die Schallwellen (die Bewegungen der Luftmoleküle) sind die Ursache dafür, dass mittels der Ohren und des Gehirns eines Lebewesens in seinem Bewusstsein als Wirkung ein Geräusch entsteht.

    Ohne diese Bedingungen, insbesondere ohne Bewusstsein, gibt es keine Geräusche, somit auch kein Schrei. Da können so viel Luftbewegungen da sein wie du dir denken magst.

    Das ist doch so einfach zu verstehen.

    Genau so, das Leben findet nur im Jetzt statt, das sei ohne Anfang und ohne Ende, und immer unter userer eigenen Nase. Warum wir sehen es nicht, sondern verliren uns in den Konstrukten, Theorien, Befriffen....


    Das ist klar, das kann ja nicht anders sein.


    Daher findet das Denken an Morgen und das Vorsorgen für die Gesundheit und das Sparen für die Rente und die geistige Vorbereitung auf den Tod auch im Hier und jetzt statt.

    Das wäre ein mittlerer Weg.

    So um den Dreh wird der Tod vermutlich sein: Er ist plötzlich da und unabwendbar. Es tut so weh, dass ich einfach nur froh bin, wenn es vorbei ist.


    Noch ein Gedanke dazu:

    ob man seinen Tod akzeptiert und sogar gerne stirbt oder ob man ungerne stirbt: das hängt davon ab wie man gelebt hat.

    Mit welcher Ethik und welchen Motivationen und mit welcher Sichtweise auf Samsara man gelebt hat.

    Gerne sterben, weil es Zeit ist zu sterben, ist schon eine Portion Entsagung, zumindest vom Festhalten an diesem einen Leben.

    Was auch danach kommen mag, wichtig ist, dass man kein schlechtes Gewissen hat beim Sterben.


    Mein Schwager ist letztes Jahr an Bauchspeicheldrüsenkrebs gestorben, mit 68 Jahren. Er ist ruhig gestorben, er hat dies akzeptiert. Er hat so gelebt, dass er ruhig sterben konnte.

    Buddha hatte den eigenen Weg, Jesus-eigenen, ich, als Igor07 ----meinen eigenen. Mein Leben und meine innere Welt gehören mir, keinem Buddha.


    Buddha und Jesus waren etwas verschieden, aber beide haben gemeinsam, dass sie dem Weltlichen, dem Materiellen, der Familie usw. entsagt haben.

    Und sie haben den Gedanken an mein und mir entsagt.

    Solange das nicht praktiziert wird, wird es nichts mit Erleuchtung.

    Entsagung ist die Grundlage.


    Für uns bleibt also nur ein bisschen Wellness-Buddhismus übrig zum Praktizieren.


    Deswegen ist es ungeschickt sich so abzumühen mit Selbstzweifeln und mit Stimmungen unter dem Keller.

    Mit einer realistischen Einschätzung von sich selbst bleibt man normal und zufrieden.


    Die diversen Probleme, die in unserem Leben auf uns zukommen, sollten mit der Einsicht in das Abhängige Entstehen akzeptiert werden können. Wenigstens das können wir praktizieren.

    "Wenn du ein Übel beseitigen kannst, warum bist du betrübt?

    Wenn du ein Übel nicht beseitigen kannst, warum bist du betrübt?" (Shantideva)


    Ein altes indisches Sprichwort sagt auch: "Wer den Schmerz als natürlich weiß, wird unbetrübt bleiben."

    Vielleicht wäre das ja schon der Einstieg in Entsagung.

    Ich praktiziere, und zwar sehr viele Jahre.... in den Büchern ich bekomme nur die Bestätigung, oder die entsprechedende Erklärungen, für was, wie kann ich meine lebendige Erfahrungen interpretieren, einordnen, erfaassen, oder so wie "schubladiesieren".

    .......................

    Und, apropo, mich würde sehr interessieren, in welcher Verhältnis stehen mit-für-einader Die Leere und das bedingte Entsstehen, ich kann doch kein Buch darüber fragen, aber dich doch, oder?

    Und warum es mich interessiert? Auch wegen meiner Erfahrungen , als ich praktiziere.


    Wenn du das Verhältnis zwischen Leere und bedingtem Entstehen nur praktizieren willst, kann ich dir nichts erklären dazu. Das übersteigt meine Fähigkeiten.

    Ich meine nämlich, das kann man zunächst gar nicht praktizieren, weil unsere angeborene Unwissenheit das nicht zulässt.

    Später kann man über dieses Verhältnis meditieren, würde ich sagen.


    Zunächst muss man aber dieses Verhältnis gründlich theoretisch studieren (in einer Gemeinschaft mit Lehrer), oder Nagarjuna mit Kommentaren lesen. Oder die Prajnaparamita-Sutren.


    Mein Lehrer legte Wert auf unser Vertrauen darin: "Erst wenn man ein korrektes intellektuelles Verständnis der Leerheit hat, wenn man sich überzeugt entschieden hat: so und so ist das, erst dann kann man sinnvoll über Leerheit und bedingtes Entstehen meditieren."


    Dieses Studium dauert längere Zeit.

    Ich dachte du hättest schon damit angefangen, weil du ja in einem Beitrag die "Leere" erwähntest.

    Wenn du aber meinst, du könntest zuerst nur durch "praktizieren" die Leerheit erfahren, dann kann ich dir nicht dabei helfen. Das ist nicht mein Ding. Darin habe ich keinerlei Erfahrung.


    Ansonsten ein Buchtipp:

    Ornament of Reason (eBook, ePUB) von Mabja Jangchub Tsondru - Portofrei bei bücher.de

    Real oder spirituell, du bist für dich sellbst das Licht, wenn ich Buddha-Worte riichtig erinnere. Nichts buchstäblich, aber der Kern.


    "Jeder ist sich selbst sein eigener Beschützer" heißt es oft in buddhistischen Unterweisungen.

    Meiner Erfahrung nach bezieht sich dies hauptsächlich auf die Ethik: bewußt unheilsame Handlungen vermeiden schützt uns (andere übrigens auch) vor Leiden in Gegenwart und Zukunft.


    Aber in Sachen Meditationstechnik und Erkennen und Beseitigung der angeborenen Unwissenheit:

    wie soll man da nur sein eigenes Licht oder sein eigener Beschützer sein?

    Willst du von anderen nichts lernen?


    Du liest aber doch gute Bücher von anderen Meistern.

    Wärst du auf alles selber gekommen, was man von buddhistischen Lehrern lernen kann?

    Aravind



    In der Mathematik z.B. kann man das gut verstehen: wer keinerlei mathematische Intuition hat, kann keine mathematischen Beweise entdecken.

    Sondern nur quasi mechanisch nachvollziehen, wie ein anderer den Beweis geführt hat.


    In der Religion mag es das auch geben: wer z.B. der festen Überzeugung ist, dass alles mystische, alles was nicht in den eigenen intellektuellen Verstand reinpasst, Spinnerei ist oder ähnliches .... der hat wohl keine spirituelle oder religiöse Intuition, so nenne ich das mal.


    Im täglichen Leben sehe ich auch große Unterschiede darin, wie verschiedene Menschen mit einem plötzlich aufkommenden Problem, einem unerwarteten Hindernis umgehen.


    Ich bin der Meinung, wenn in der buddhistischen Praxis oder im Nachdenken oder Meditieren über Inhalte der Lehrreden Buddhas oder anderer Schriften mal eine plötzliche Erkenntnis (Intuition) sich einstellt, dass dieses Ereignis auf langer Beschäftigung mit diesem Thema beruht, also quasi auf Erfahrung sammeln bei diesem Thema.

    Lieber harasem,


    du schriebst: "Unmögliches kann einfach nicht gedacht werden."


    Der Budhha dagegen listet einiges auf, was gedacht werden kann in Bezug auf einen bestimmten Mönch (sonst könnte er es ja nicht auflisten) und sagt dann , dass sei unmöglich.


    Nur so als Info.

    Zitat

    It is Truth, based upon our own personal investigation into life, and our own intuitive understanding.


    Und worauf basiert unser eigenes intuitives Verstehen?

    Auf der Erforschung mit der buddhistischen Praxis.

    "Erforschung mit der buddhistischen Praxis" würde ich eher als langjährige Erfahrung bezeichnen. Intuition wird meistens mit unmittelbar und sofort in Verbindung gebracht.

    Und dann schreibt dieser Lehrer etwas von "investigation into life", was auch unabhängig von buddhistischer Praxis gemeint sein kann.

    Einfach schauen und prüfen wie das Leben so ist, neutral und unbeeinflusst von buddhistischer Praxis.

    Dies ist dann "truth".

    Wenn auch ein authentisch spiritueller Lehrer sich nicht ostentativ über seine Schüler "erhebt", so ist es doch erlaubt von Seiten des Schülers dem Lehrer angemessene Verehrung zu zeigen und ihn als Vorbild (wo man erst noch hinkommen möchte) zu betrachten.

    Wenn man keinen qualitativen Unterschied sieht zwischen sich und seinem spirituellen Lehrer, sondern sich von Anfang an "auf Augenhöhe" mit dem Lehrer betrachtet ..... dann wird es wohl nichts werden mit dem eigenen Fortschritt.

    Dann ist die Arroganz auf der Seite des Schülers.

    Ich bin mir nicht sicher wann ich auf den Gedanken kam aber aus irgend einem Grund bin ich mir sicher, das alles was denkbar oder vorstellbar ist auch möglich ist.

    Unmögliches kann einfach nicht gedacht werden.



    Zitat

    A.VI.68 Eines aus dem Anderen II - 4. Saṅgaṇikārāma Sutta

    • Daß da, ihr Mönche, ein Mönch, der an Geselligkeit Freude und Gefallen hat, sich der Freude an Geselligkeit hingibt; an Gefolgschaft Freude und Gefallen hat, sich der Freude an Gefolgschaft hingibt - daß ein solcher sich an einsamer Abgeschiedenheit erfreuen wird, das ist nicht möglich.
    • Und ohne an einsamer Abgeschiedenheit Freude zu haben, ist es nicht möglich, daß er das geistige Objekt [der Meditation] festhalten kann.
    • Und ohne das geistige Objekt festhalten zu können, daß er die rechte Erkenntnis zur Vollendung bringen wird, auch das ist nicht möglich.
    • Und ohne die rechte Erkenntnis zur Vollendung gebracht zu haben, daß er die rechte Sammlung zur Vollendung bringen wird, das ist nicht möglich.
    • Und ohne die rechte Sammlung zur Vollendung gebracht zu haben, daß er die Fesseln überwinden wird, das ist nicht möglich.
    • Und ohne die Fesseln überwunden zu haben, daß er da das Nibbāna verwirklichen wird, das ist nicht möglich.

    Anguttara Nikaya VI.65-87 (palikanon.com)

    Ein guter Lehrer zu sein, bedeutet zuvorderst, den Dharma zu leben, die Lehre korrekt zu vermitteln, gelassen, geduldig, mitfühlend und dennoch Lehrer, (im Sinne von korrektem Lehrer-Schüler-Verhältnis), zu sein.


    Und mit dieser Beschreibung eines Lehrers siehst du keinen Unterschied ("höher und tiefer") zwischen ihm und anderen Menschen? ?

    höher und tiefer sind von einander abhängige Kategorien


    ja, und genau deswegen gibt es höher und tiefer. Unabhängig können sie gar nicht existieren. Das ergäbe keinen Sinn.


    Und deswegen git es auch Buddhas und Nicht-Buddhas.

    Und deswegen gibt es auch entwickelt und noch weiter entwickelt, weil beides in gegenseitiger Abhängigkeit existiert.

    Zu unserer Erfahrung gehört aber auch, dass wir sehen wie es in der Welt zugeht, dass wir sehen und hören, oft auch fühlen was die Menschen so anstellen. Oder wie wir selbst früher gelebt haben und jetzt noch leben und denken ......


    Und da habe ich meine Zweifel, ob dieses Erlebnis im Inneren bei allen automatisch zum Heilsamen führt:


    Das Erlebnis passiert im deinen Innerem, es sei so wie "intim".

    Das Schöne ist, dass man diese "mystischen" Teile der Lehre aus beiseite lassen kann, und dennoch von der Lehre profitiert. Gelehrt hat er aber sehr wohl auch Dinge, die man vor allem am Anfang nicht prüfen kann. Deshalb ist auch Vertrauen ein wichtiger Grundpfeiler der Lehre.


    Wobei das Vertrauen in den nicht-prüfbaren Teil allerdings auf dem Verstand beruhen kann.

    Denn dieses Vertrauen kommt dadurch zustande, dass man eben genug findet in Buddhas Reden, was man als richtig, manches sogar als erstaunlich richtig feststellt, worauf man nicht selbst gekommen wäre. Und dann glaubt man dem Buddha auch den Rest.

    Der Buddhismus zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass er den Verstand mit anspricht und auffordert alles, selbst den Buddha zu prüfen.


    Das stimmt nicht, imho.

    Nur was mit dem Verstand zu prüfen ist, sollten und können wir mit dem Verstand prüfen. Nicht "alles".

    Der Buddha hat selbst erklärt, dass er einiges mit seinem "himmlischen Auge" sieht, dies ist auch Teil seiner Lehre.

    Die Aufklärung, wie Kant sie im Sinn hatte, hat meiner Meinung nach niemals stattgefunden. Das ist heute noch genauso wie damals. Nur wenige haben den Mut und das Zutrauen, ihren eigenen Verstand zu gebrauchen, ohne dass ihnen irgendjemand sagt, wie sie ihn zu gebrauchen haben. Die Menschen sind noch genauso einfach manipulier- und steuerbar wie damals zu Zeiten der Kleriker und Lehnsherren.


    Nur hier in diesem Forum gilt das nicht.

    Da brauchen alle ihren eigenen Verstand. :)

    Das oben dargelegte betrifft jetzt meiner Meinung nach nicht nur den Vajrayana sondern alle budd. Schulen gleichermassen. Alle buddh. Religionen - diese Schulen zu nennen betrachte ich nach meiner gewonnen Erkenntnis nun als anmassend- haben sich in dieser Hinsicht weg von der Lehre hin zu einer Religion entwickelt.


    Ja, aber die Lehre ist doch nicht untergegangen dabei!

    Die wirklich Praktzierenden in den jeweiligen budd. Schulen sind doch alle der Überzeugung (aus Vertrauen und Praxis, nicht aus "Beweisen"), dass die dort überlieferte Lehre des Buddha zur Befreiung führt.

    Euch allen ist klar, dass eure eigene Tradition lediglich eine konservierte Momentaufnahme einer bestimmten historischen Weiterentwicklung des ursprünglichen Dharma darstellt?


    Nein, ist mir nicht klar.

    Das ist auch unlogisch.

    Wir kennen doch den ursprünglichen Dharma nicht, wie du ja selbst sagst.

    Woher willst du oder ich denn wissen, welche historische Tradition den ursprünglichen Dharma weitergibt und welche eine Weiterentwicklung ist?