Beiträge von Rudolf

    Das ist eine rein philosophische Frage, ohne jede praktische Bedeutung.


    Schade, dass du nicht zur Zeit des Buddha in Indien gelebt hast. Dann hättest du ihn darauf hinweisen können, dass seine häufigen Erklärungen zum Nich-Ich (die uns im Palikanon überliefert sind) für unser Praktizieren nichts taugen.

    Hat der Buddha doch häufig (z.B. mit dem Gleichnis des Kriegers, der von einem Pfeil getroffen wurde) gesagt, dass seine Lehre für die Praxis ist, um Leiden zu beenden. Daran hättest du ihn dann erinnern können.


    Es gibt da aber auch eindeutig andere Ansichten. Tsongkhapa z.B. erklärt in seinem großen LamRim dass auch die philosophischen Texte Anweisungen für die Praxis sind.

    Und Shantideva hat in Bodhicaryavatara am Anfang des philosophischen Kapitels gesagt: "All dies (Freigebigkeit, Ethik, Geduld, Tatkraft und Meditation) hat der Buddha um der Wiesheit willen gelehrt.


    Letztlich kann jeder selbst testen , ob häufiges Nachdenken und Meditieren über Ich und Nicht-Ich eine Auswirkung auf die eigene Praxis haben.

    2. Wer entscheidet sozusagen was eine gute Tat ist und was nicht? Manchmal gibt es ja auch unterschiedliche Ansichten, was eine Tat betrifft. Wie wirkt sich dass auf das Karma aus?


    Niemand entscheidet das. Karma ist einfach die Wirkung deiner Taten. Die Wirkung entsteht entsprechend der Motivation und der Ausführung der Tat, so wie in der Physik oder Chemie die Wirkungen entsprechend den Ursachen ausfallen. Ob jemand die Taten mit "gut" oder "nicht gut" bewertet spielt dabei keine Rolle.

    Der Buddha hat mit seinen Zehn Unheilsamen Handlungen eine grobe Einteilung der Taten gegeben, die wohl fast überall in dieser Welt nach menschlichen Ermessen als nicht "gut gelten". Allerdings macht das dem Karmagesetz überhaupt nichts aus. Das wirkt so oder so.


    Zitat

    6. Was passiert, wenn unser Sonnensystem eines Tages nicht mehr existiert (Wiedergeburt)?


    In manchen Mahayana-Sutren werden 3000 hoch 3000 Welten erwähnt. (d.h. 3000 x 3000 x 3000 x 3000 ....... dreitausandmal), wo auch lebewesen existieren.

    Das ist inzwischen kein Spinnerei mehr, wenn man eine Welt mit einer Galaxie gleichsetzt. Da das Bewusstsein formlos (immateriell) ist, braucht es auch keine Entfernungen zu überwinden, um "wo anders aufzutauchen", wie auch immer das funktioniert.



    Die anderen Fragen sind m.E. nicht so kurz zu beantworten, da braucht es einige Zeit bis man sich durch fortgesetztes Hören, Nachdenken und Meditieren selbst eine Antwort geben kann.

    Bis dahin ist es tatsächlich eine gute Idee, hin und wieder eine "gute" Tasse Tee zu trinken. :)

    Es gibt nirgendwo ein Entstehen oder eine Wirkung, die nur von einer anderen Sachre abhängt.

    Daher ist die Lehre in Abhängigkeit von Wissen und Nichtwissen entstanden, und von noch mehr .......

    Aus "wulumantau" kann man aber ein Wort machen. In meiner Familie können wir uns darauf verständigen, dass es "sehr durcheinander, völlig unaufgeräumt" bedeutet. wenn ein Zimmer z.B. chaotisch aussieht.

    Und so haben wir einer Lautfolge eine Bedeutung gegeben, die diese Lautfolge vorher oder von sich aus nicht hatte, und auch jetzt von sich aus nicht hat, sondern diese Bedeutung hat sie nur durch uns bekommen. Das ist die Bedeutung von "Leerheit" eines Worts.

    "Abhängige Benennung ist es was wir als Leerheit bezeichnen" sagt Nagarjuna (Kap. 24, Vers 18).

    So sind übrigens die Bedeutungen von allen Wörtern entstanden.

    Es ist nicht so, dass Wörter keine Bedeutung haben, aber sie haben sie nicht von sich aus.


    Und so ist nicht nur mit Wörtern, sondern mit allen Dingen.

    z.b. hab ich bei Wulumantau...an Pan Tau mit nem Wollpulli gedacht

    diesen Vorgang nennt man in Sanskrit prapañca, in Tibetisch spros pa (sprich: trös pa), in Englisch proliferation, in Deutsch Ausbreitung, Wucherung, Ausuferung, Ausschweifung .....

    Die Mahayana Philosophie verstehe ich so, dass die ganze Welt zustande kommt durch prapañca. "Konzeptuelles Denken" ist eher eine harmlose Übersetzung dafür. (Es lohnt sich man in einem online Sanskrit Wörterbuch nachzuschauen.)


    Im thread "Wiedergeburt zitiert accinca den Buddha:


    Zitat


    Ohne anzuhangen wird er nicht erschüttert, unerschütterlich gelangt er eben zur Erlöschung:


    'Versiegt ist die (wieder-) Geburt, vollendet das Asketentum,

    gewirkt das Werk, nicht mehr ist diese Welt' versteht er da.

    Insofern, ist ein Mönch, kurz gesagt, durch Versiegung des Durstes erlöst,

    durchaus gefeit, durchaus gesichert, durchaus geheiligt, durchaus vollendet,

    Höchster der Götter und Menschen."


    Mit Erlöschung ist wohl gemeint, dass die Welt des Leidens, dass Samsara erlöscht, nicht die Person.

    Der Buddha ist ja auch nicht erlöscht. Sondern ist ein Buddha.


    Nun kann wieder jemand zitieren, dass der Buddha im Parinirvana weder existiert noch nicht existiert, noch beides, noch weder noch nicht.

    Gut so.

    Jedenfalls ist der Buddha dann nicht nicht existent.

    Nirvana ist halt eine Art und Weise von Existenz, die wir gewöhnliche Wesen uns nicht vorstellen können. Da müssen abwarten bis wir selbst Nirvana erfahren.

    Zitat


    Alle Triebe - Sabbāsava Sutta

    1. So habe ich gehört. Einmal hielt sich der Erhabene bei Sāvatthī im Jeta Hain, dem Park des Anāthapiṇḍika auf. Dort richtete er sich folgendermaßen an die Bhikkhus: "Ihr Bhikkhus." - "Ehrwürdiger Herr", erwiderten sie. Der Erhabene sagte dieses:

    2. "Ihr Bhikkhus, ich werde euch einen Vortrag über die Zügelung der Triebe halten 1]. Hört zu und verfolgt aufmerksam, was ich sagen werde." - "Ja, ehrwürdiger Herr", erwiderten die Bhikkhus. Der Erhabene sagte dieses: .....


    Majjhima Nikāya 2


    Die Sutren fangen an mit "So habe ich gehört" und wenn der Buddha sagt "ich werde euch einen Vortrag über die Zügelung der Triebe halten" und "Hört zu und verfolgt aufmerksam, was ich sagen werde." und viele Stellen mehr ----- dann ist das okay, da hat noch niemand gesagt, dass der Buddha eine falsche Ansicht habe, sich irre, wenn er "ich" sagt.


    Wenn ich aber hier schreibe "ich existiere" bekomme ich von manchen hier gesagt, dass ich ich existiert nicht, das stimmt nicht mit der Wirklichkeit überein usw.

    Das ist witzig.

    Wie kann der Buddha einen Vortrag halten, etwas sagen, wenn er nicht existiert?


    Der Buddha sagt ja nicht, er existiere beständig oder als ein Selbst (atman) oder mit einer Seele usw. ... er sagt einfach nur: ich rede, ich handle so und so ..

    Er sagt einfach nur ich, bloß ich - mehr nicht.

    Das von unserer angeborenen Unwissenheit falsch vorgestellte Ich wird verneint, nicht das bloße ich.

    Die unabhängige Existenz, die eigenständige Existenz von Dingen wird verneint, nicht die bloße Existenz von Dingen, welches sind die Erscheinungen oder Illusionen. Als Illusionen existieren die Dinge und Lebewesen. Das sagt auch Nagarjuna, der mir hier empfohlen wurde. Und die Mitte zwischen den beiden Extremen "Sein" und "Nichtsein" ist nicht Nicht-Existieren, sondern abhängiges Entstehen, abhängiges Existieren. Das sagt auch das Kaccayanagotta-Sutta, das hier zitiert wurde.

    Sie entspricht halt nicht der Wirklichkeit und ist mit Dukkha vebunden.


    "Ich existiere" entspricht nicht der Wirkichkeit? Uih, im Mahayana wird intensiv und oft gelehrt, dass Nihilismus schlimmere Folgen hat als Eternalismus, Beständigkeitsdenken. "Ich existiere" entspricht natürlich der Wirklichkeit, solange ich nicht mehr in das Ich hineinlege als die unbeständigen Aggregate.

    Die Person sind die Aggregate, sagt der Buddha an mindestens einer Stelle im Palikanon. (Ich bin allerdings nicht so fit im Heraussuchen und zitieren.)


    "ich existiere" gilt selbst, wenn man das Herzsutra heranzieht, wo fast alles negiert wird: es gibt keine Augen, keine Ohren, keine Nase ....

    Allerdings wird nicht negiert, dass Leerheit Form ist, nichts anderes als Form ist. Also gibt es Form, d.h. Augen, Ohren etc.

    "Es gibt keine Augen" ist eine gültige Aussage nur dann, wenn Avalokiteshvara sich in tiefer Meditation befindet und seinen Geist auf die Leerheit (d.h. die Abwesenheit einer selbstexistenten Essenz, die von nichts anderem abhängig ist) der Augen gerichtet hat.

    Was ein so entstandenes Wesen ist, erklärt der Erhabene immer wieder: Es sind fünf Daseinsfaktoren, die aber kein Ich sind, sondern aufgrund von Unwissenheit und Begehren entsteht die Vorstellung: Ich bin dieses Wesen.


    Okay. Ich bin dann die fünf Daseinsfaktoren. Dann bin ich also. Dann existiere ich. - Was ist an dieser Vorstellung verkehrt?


    Die Daseinsfaktoren sind ja auch zusammengesetzt.

    Der Körper z.B. ist unbeständig und zusammengesetzt aus Armen, Beinen etc. , alles Teile, die nicht "der Körper" sind.

    Und Nahrung, ein Apfel z.B. ist zusammengesetzt aus vielen vielen Molekülen und diese aus Elementarteilchen, die alle kein Apfel sind.


    Also wenn diese Wesen kein Ich wären, dann wäre der Körper auch kein Körper und der Apfel kein Apfel, und Nahrung keine Nahrung.

    Und ich meinte das selbe um eine Stufe nach oben versetzt.


    Ich denke, Niemand meint: die einzelnen Leben im Daseinskreislauf eines Lebewesens führen zu "Tod" und "Wiedergeburt", aber das Lebewesen insgesamt (während des ganzen Daseinskreislaufs) bleibt am Leben, es stirbt nie.

    Der Erhabene spricht ja oft von "Wesen" (   satta), als konventioneller Ausdruck.


    Der Link führt nicht zu den Worten des Erhaben, das ist nur ein Kommentar. "konventionell" kommt in den Reden (den Übersetzungen) des Buddha nicht vor, so viel ich mich erinnere.

    Meine Frage war: was hat der Buddha auf die Frage geantwortet: wer sind die Wesen, die nach Wiedergeburt suchen?

    Zitat

    ..........für die Wesen, die (schon) geboren sind, zur Erhaltung, und für die Wesen, die nach Wiedergeburt suchen, zur Förderung."


    "Wer ist's denn nun, Herr, der nach Wiedergeburt sucht?"

    Warum denkst du nicht einfach ans Einschlafen und neuem Aufwachen morgens nach einem tiefen Schlaf?


    Dein Körper und dein Geist und damit auch deine Person sind nach dem Aufwachen nicht mehr dieselben. Aber du bist auch keine ganz andere Person geworden und du nimmst dein Karma, deinen Charakter, deine Erfahrungen mit in den nächsten Tag.


    Du bist in diesem Leben auch nicht mehr derselbe wie vor so und so viel Jahren. Du bist aber noch dasselbe Kontinuum.


    So ist das auch mit den vielen Leben die aufeinanderfolgen. Jedes Leben und jeder Tod ist wie ein Aufwachen und wieder Einschlafen.

    Mit jedem Leben fängt man wieder jung und frisch an. So wie nach einem erholsamen Schlaf man morgens wieder frisch ist.


    Dabei braucht man die Vorstellung einer unbeständigen Person (die Ansammlung der Aggregate) gar nicht aufgeben: Wiedergeburt funktioniert mit oder ohne diese Vorstellung.

    Der Buddha allerdings hat von sich selbst und anderen als Personen gesprochen, auch wenn man kein "atman" findet, keinen "Besitzer" der fünf Aggregate; und jedes einzelne Aggregat ist auch kein "atman" oder "Ich". - Und doch gibt es Lebewesen, du und ich. Zweifellos.

    Im Mahayana-Buddhismus ist die Ansicht weit verbreitet: "alles ist miteinander verbunden". Nichts existiert getrennt von der ganzen übrigen Welt.

    Dann kann man noch die Philosophie der "Nur-Geist-Schule" (Cittamatra, sems tsam, mind-only) dazunehmen: alles ist nur Bewusstsein: es gibt gar keine äußere materielle Welt.

    Damit kann man m.E. ganz gut die "Kraft der Gedanken" erklären, jedenfalls was deine Begegnungen mit diesen Menschen betrifft.

    Allerdings ist es da andersherum: nicht deine Gedanken haben diese Begegnungen herbeigezaubert, sondern euer Karma (eure Lebensläufe) war es, dass euch wieder zusammengebracht hat. Und das hast du einige Zeit vorher gespürt, aufgrund "alles ist miteinander verbunden".

    Pali und Sanskrit gehören beide zur indogermanischen Sprachfamilie.

    Wenn du gerne Sprachen lernst, nimm dir doch mal eine Sprache aus einer anderen Sprachfamilie vor, z. B. der sinotibetischen Sprachfamilie.

    Mit Tibetisch hast du die Beziehung zum Buddhismus, insbesondere Kagyü.

    Ich kann das klassische Schrift-Tibetisch empfehlen. da gibt es genügend Lehrbücher und Wörterbücher (in Englisch vorwiegend).

    Außerdem hast du dann die größte Auswahl von buddhistischen Texten in Form von Büchern zu kaufen, in Bibliotheken und im Internet. Die Quellen lernt man nach und nach kennen.

    Am besten hilft natürlich die Verbindung zu einer tibetisch-buddhistischen Gemeinschaft.


    Zur Frage:

    "glaubst Du wirklich, das Du mit Sprachkentnissen das Dhamma besser erkennen kannst ?"

    würde ich definitiv mit ja antworten.


    Es geht ja beim Dhamma nicht um Wörter, sondern um die Vorstellungen, um den Inhalt, den Wörter uns vermitteln sollen. Je mehr Wörter (auch aus fremden Sprachen) man kennenlernt für die Bezeichnung einer Sache oder Idee, desto besser, genauer kann man diese Idee fassen.

    Die Tibeter z.B. haben ganz spezielle Übersetzungen u.a. für Nirvana und Buddha, die nicht wörtliche Übersetzungen sind, sondern ihrer Idee davon entsprechen.


    Außerdem lernt man je mit jeder neuen Sprache neu denken. :)

    Für das Verständnis der Wiedergeburt (im Buddhismus-Kontext) sind m.E. die zwölf Glieder des Bedingten Entstehens sehr wichtig.

    Das elfte Glied ist „Geburt“. Da das abhängige Entstehen des jeweils nächsten Glieds immer weiter geht, nie aufhört solange Motivationen aus Unwissenheit entstehen, dreht sich das „Rad des Lebens“ weiter und so kommt das Glied „Geburt“ immer wieder vor.

    Besser ausgedrückt ist es vielleicht mit einem Verb: es findet „immer wieder geboren werden“ statt.

    (Überhaupt finde ich, man sollte eher Verben benutzen bei der Beschreibung der Realität.)


    Und somit wird tatsächlich nichts wiedergeboren, sondern das „immer wieder geboren werden“ ist ein Prozess innerhalb eines stets sich ändernden Kontinuums angetrieben durch den Willen, den Tatendrang, das HabenWollen, oder den „Durst“, quasi als Motor des Lebens.


    Deshalb gehören auch Karma und Wiedergeburt untrennbar zusammen.

    Unwissenheit, Karma, Bewusstsein, Wiedergeburt und Leiden: eine Kurzbeschreibung für Samsara.


    Wenn jetzt trotzdem noch die Frage übrig bleibt: was ist dieses Kontinuum, das immer weiter, immer weiter fließt?

    Dann würde ich nicht zuerst oder alleine unser (geistiges) Bewusstsein nennen, sondern: Karma.

    Tatabsichten, Taten und die Folgen daraus: das ist unser samsarisches Wesen. Da findet wird immer wieder geboren werden statt. Solange die Unwissenheit, die falsche Auffassung der Realität, nicht beseitigt wird.